Abschließend möchte ich meiner Frau Coleen LeDrew Elgin für ihr Feedback zum Manuskript danken – und auch dafür, dass sie mir eine so liebevolle und unterstützende Partnerin ist, während wir gemeinsam lernen, im lebendigen Universum zu leben.
Duane Elgin
Einleitung
Das große Erwachen
Das Universum ist eine Gemeinschaft und eine Gemeinde.
Wir sind diese Gemeinschaft, die sich ihrer selbst bewusst wird.
Thomas Berry1
Ist das Universum in seiner Grundsubstanz leblose Materie? Wenn diese tot und ohne Bewusstsein ist, dann ist es sich unserer Existenz nicht bewusst – und ihr gegenüber gleichgültig. Was glauben Sie? Sind wir Fremde in einem fremden Land? Sind wir unwillkommene Außenseiter?
Doch was ist, wenn das Universum stattdessen in seinem tiefsten Kern lebt? Wenn es einen Bereich der Lebendigkeit und eine Ökologie des Bewusstseins gibt, die alles im Universum durchdringen – was bedeutet das dann für unser Leben und unsere Lebensaufgabe?
In Anbetracht des Klimawandels, der Energieengpässe, der Kriege über Ressourcen, der bitteren Armut und anderer Herausforderungen fragen Sie sich vielleicht, warum Sie sich Gedanken um das Universum und unsere Verbundenheit zu diesem Universum machen sollen. Meine Antwort darauf lautet: Wir Menschen müssen einen Schritt zurückgehen und wieder zur Vernunft kommen.
Der Traum von materiellem Wohlstand wird immer mehr zu einem kollektiven Albtraum, während wir die Erde mit Menschenmassen überfluten und mit unserer Konsumgier überwältigen. Wir werden mit ständig wachsender Dringlichkeit gezwungen, uns neue Wege vorzustellen, wie wir auf diesem Planeten in Harmonie und Umweltverträglichkeit zusammenleben können. Und dennoch fehlt uns ein klares Gefühl der Richtung. Es ist, als würden wir in die Geschichte wandern – entfremdet von der Erde, voneinander und vom Universum. Wir haben uns verlaufen. Wo finden wir einen Weg in die Zukunft, der der menschlichen Familie eine gemeinsame Reise aufweist?
Ich glaube, es reicht nicht, Lösungen für die Energiekrise oder Klimakrise zu entwickeln, auch wenn das wichtig ist. Wir müssen darüber hinausschauen. Die grundlegendste Herausforderung für die Menschheit ist möglicherweise, über die Not hinauszusehen und Zukunftsperspektiven mit großartigen Chancen zu visualisieren. In einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung setzen wir das um, für was wir uns halten. Die Archetypen und Geschichten, die wir uns selbst vorhalten, verhalten sich wie Lichtstrahlen, die uns in die Zukunft lenken. Um mögliche richtungsweisende Bilder zu untersuchen, sollten wir einen Schritt zurücktreten, die tiefsten Weisheiten der Menschheit anwenden und uns drei fundamentale Fragen stellen:
1. Wo stehen wir? Wir neigen dazu, bei uns selbst anzufangen, dennoch ist es wichtig, mit der Frage zu beginnen, wo wir stehen, statt wer wir sind. Wenn wir bei uns ansetzen, neigen wir zu glauben, unser physischer Körper würde definieren, wer wir sind. Daraus ergibt sich eine Fülle von Konsequenzen – sie bescheren uns die Welt, die wir jetzt haben. Fangen wir stattdessen damit an, wo wir uns befinden, und wenn wir uns ohne Vorbehalte für das Universum öffnen und fragen, was für ein Ort es ist, werden wir vielleicht zu einem größeren Verständnis gelangen: Dann können wir erkennen, dass wir mehr als nur biologische Wesen sind – dass wir auch einen kosmischen Bezug haben.
Lassen Sie uns das Universum, in dem wir leben, betrachten und diese Kernfrage stellen: Leben wir in einem lebendigen oder einem leblosen Universum? Einstein sagte, wenn er Gott eine einzige Frage stellen könnte, dann würde sie lauten: »Ist das Universum uns freundlich gesonnen oder nicht?« Dieses Buch wirft eine noch tiefere Frage auf: Ist das Universum lebendig oder nicht? Die Art und Weise, wie wir diese einfache Frage beantworten, birgt tiefgründige Hinweise darauf, ob wir das Leben mit einem Gefühl der Befremdung oder des Dazugehörens erleben, ob wir es als sinnlos oder als sinnvoll ansehen, und ob wir es voller Gleichgültigkeit oder voller Bewunderung betrachten.
2. Wer sind wir? Nachdem wir uns das Universum, in dem wir leben, näher angesehen haben, können wir nun fragen: Sind wir Wesen, die auf ihre physische Biologie beschränkt sind, oder nehmen wir auf irgendeine Weise aktiv an dem größeren Universum teil? Unser kollektives Selbstbild als eine Spezies muss noch Gestalt annehmen, doch es wird in den nächsten paar Jahrzehnten geschehen, wenn die Kommunikationsrevolution mit dem drohenden Unwetter einer unnachgiebigen Krise von Gesamtsystemen auf der Erde zusammentrifft. Diese Krise, die sich anbahnt, wird uns zwingen, uns kritisch im Spiegel unserer kollektiven Medien zu betrachten und zu fragen: »Wer sind wir als eine Spezies?« Sind wir nicht mehr als biophysische Wesen im Kampf ums materielle Überleben – oder haben wir eine kosmische Verbundenheit und eine Aufgabe, die uns aufruft, in ein weitaus größeres Potenzial hinein aufzuwachen?
3. Wohin gehen wir? Gibt es im Leben und in der Evolution eine erkennbare Richtung? Ohne eine dramatische Richtungsänderung steuert die Menschheit auf eine Katastrophe zu. Die Veränderungen, die erforderlich sind, damit die Menschen auf Erden leben und Leben erhalten können, sind so breit, so tief und so weitreichend, dass es für die Vermeidung eines globalen Desasters unabdingbar ist, die »großen Geschichten« zu entdecken, die unserer Reise in die Zukunft die nötige Anpassung und Orientierung geben können. Gibt es eine Geschichte unseres Erwachens als Spezies, die einen so viel versprechenden Inhalt hat, dass sie unsere Ängste und historische Untätigkeit überwindet?
Eine persönliche Perspektive
Um diesen Fragen eine persönlichere Perspektive zu verleihen, möchte ich ein paar Erfahrungen mit Ihnen teilen, die sich wie goldene Fäden durch den Wandteppich ziehen, aus dem mein Leben gewebt ist. Seit ich in den 1940er und 1950er Jahren auf einer Farm in Idaho aufwuchs, interessiere ich mich leidenschaftlich für den Bezug zum Wunder des Lebens. Ich war eine Frühgeburt. Meine Mutter war Krankenschwester, mein Vater Farmer. Wir lebten mit meinem Bruder, zwei Hunden, einem halben Dutzend Katzen und verschiedenen Farmtieren auf dem Land – genauer gesagt, ein paar Meilen außerhalb eines kleinen Dorfs mit ungefähr fünfhundert Einwohnern. Ich wuchs in Idaho, dem Land mit dem großen Himmel, auf und empfand mich als ein kleines Wesen in einer riesigen Landschaft. Da ich auf dem Hof arbeitete, bis ich Anfang Zwanzig war, bin ich mit dem Land fest verwurzelt und empfinde meine Identität als Farmer genauso stark wie die als Akademiker, Dozent oder Aktivist.
Zu meinen frühesten Erinnerungen zählen die Momente, in denen ich auf dem Boden des Wohnzimmers lag und zusah, wie das Sonnenlicht durchs Fenster schien und über den Teppich wanderte, während die goldenen Strahlen den Raum mit einer lebenden Präsenz und wohltuenden Lebendigkeit erfüllten. Als junger Mann bescherte mir das Farmleben das Geschenk tiefer Stille in einer Umgebung voller subtiler Pracht, die sich regelmäßig zeigte: der Duft frischen Heus, der Geruch trockener Erde nach einem kurzen Sommerregen, der Sonnenuntergang hinter den Bergen in der Ferne. Wenn ich allein war, legte ich mich manchmal in eine Bodenfurche, um die Erde und das Meer aus blühenden Erntefrüchten zu erleben. Ich erinnere mich daran, wie ich mich in ein Salatfeld gelegt habe und von seinen üppigen Blättern fast völlig zugedeckt wurde, und wie ich die summende Lebendigkeit der Erde, der Wiesen und des Himmels über mir aufsog. Felder zu bewässern, Apfelbäume zu beschneiden, Farmtiere zu versorgen – all das waren regelmäßige Einladungen, das Naturwunder strahlender Lebendigkeit zu feiern. Wie Wasser, das in einen trockenen Schwamm einzieht, wurde ich über viele Jahreszeiten hinweg von einer namenlosen und doch greifbaren Präsenz durchdrungen.
Mit Anfang Zwanzig zog ich in die Großstadt, wo ich ein starkes Trennungsgefühl von der vertrauten Lebendigkeit meiner Jahre auf der Farm spürte. 1971 arbeitete ich als leitendes Mitglied des Stabs einer Präsidentschafts- und Kongresskommission, die sich mit der Zukunft Amerikas beschäftigte. Gedanken über die Lebendigkeit der Natur wurden nebensächlich, als wir uns auf die nächsten dreißig Jahre und Probleme wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Mangel an lebensnotwendigen Ressourcen wie zum Beispiel Wasser konzentrierten. Auch wenn ich in meinem Inneren immer noch ein lebendiges Universum spürte, schienen diese Intuitionen in der intensiven Welt der Politik eine weichliche Sensibilität zu sein, die