King Artus und das Geheimnis von Avalon. Pierre Dietz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pierre Dietz
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783868412451
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bin dein dir treu ergebener Untertan, Uther!“

      „Die Reiterei hält sich abmarschbereit. Bei Tagesanbruch brechen wir nach »Cornouaille« auf. Und wage nie wieder, mir zu widersprechen!“

      Wochen später, das Heer marschiert endlich ab, trifft Uther in »Vorganium«14 auf Merlin, der am Ortseingang auf ihn wartet.

      „Der Moment ist ungünstig!“, reagiert Uther abweisend. „Ich habe meine Ehre verloren und gedenke diese wiederherzustellen!“

      „Ich weiß!“, bleibt der Druide gelassen. „Ich habe mich in »Cornouaille« für dich umgeschaut. Gorlois hat sich auf »Terra Beg Meil« verschanzt und erwartet dort deinen Angriff. Igerne findest du auf der anderen Seite der Bucht, auf der befestigten Halbinsel »Tintargol«. Der »Comes« wägt seine Frau dort in Sicherheit.“

      „Ich bin über deine Kenntnisse erstaunt und dir zu Dank verpflichtet!“ „Höre dir meine Warnung an! Seiner unzugänglichen Lage wegen ist das »Castris« nicht zu erobern. Über den schmalen Landstreifen dringst du nicht unbeschadet bis zu den Palisaden vor. Bogenschützen haben ein leichtes Spiel, jeden Angreifer von Weitem zu treffen. Weiterhin verfügt die Wehranlage über Ballisten, Katapulte und Flammenwerfer.“

      Uther hat Herzschmerzen. Ihn treibt der Zorn. Alle strategischen Regeln außer Acht lassend, teilt der Heerführer seine Leute auf und lässt beide Lager attackieren. »Terra Beg Meil« ist uneinnehmbar. Der Gegner unternimmt ständig Ausfälle. Uther schickt Ulfin los, um Merlin zu suchen. Die Tage vergehen. Endlich finden sich die beiden bei Uther ein.

      „Du siehst Igerne wieder und eroberst beide Heerlager“, verspricht der Seher. „Halte dich exakt an meine Vorgaben, denn die Sache ist heikel! Ich stelle dir eine Bedingung. Schwöre bei deinem Leben, mir jeden Wunsch zu erfüllen!“

      Gorlois, in Vorfreude die reizvolle Frau, willigt widerspruchslos ein. In der Nacht verschwindet der Druide und kehrt mit nachempfundenen Kleidungsstücken, Schminke und Duftstoffen zurück.

      „Ich kenne einem geheimen Weg,“ erklärt Merlin, „über den wir bei niedrigem Wasser unentdeckt nach »Tintargol« hineinkommen. Zunächst verwandele ich uns in Gestalten, die in der Wehranlage jeder kennt.“

      Der Riese schminkt seine beiden Begleiter.

      „Redet möglichst nicht! Eure Stimmen verraten euch.“

      Bei einbrechender Dunkelheit schleichen die drei durch den Belagerungshalbring zu den Klippen. Im Mondschein gibt das Niedrigwasser unterhalb der Felsen einen Weg frei. Auf der Rückseite der Halbinsel führt eine in den Stein geschlagene Treppe in das feste Haus des »Castris«. Eine Zofe entdeckt die Männer. Die Tarnung gelingt und die Zugehefrau meldet die Ankunft des Gatten. Uther verzieht sich in ihre Gemächer.

      Kurze Zeit später Soldaten dringen über den Geheimgang ins Haus. Uther ist nach wie vor in der Kammer! Der Illusionist fängt die Krieger in der Verkleidung des Regrendarius15 ab.

      „Wir haben einen Ausfall gewagt“, berichtet einer der Boten. „Die Gegner sind darauf vorbereitet gewesen und haben sich heftig gewehrt. Wir sind zurückgedrängt worden. Jemand hat gerufen, der »Comes« sei tot! Die Verwirrung hat der Feind genutzt, um unsere Verteidigung zu überrennen. Wer Widerstand geleistet hat, ist erschlagen worden. Wir sind geflohen!“

       „Ich überbringe ihm die üble Nachricht lieber selbst“, bietet der Meister an und pocht an die Tür.

      Die Gefahr vor Augen verlangt Uther von Igerne das Zimmer nicht zu verlassen. Die »Comtessa« ist beunruhigt.

      „Schicke die Soldaten zurück nach »Terra Beg Meil«!“, flüstert der Riese. „Gib ihnen den Auftrag, Uther von deinen Friedensabsichten in Kenntnis zu setzen!“

      Verwirrt, aber erleichtert, ihren »Comes« lebend zu sehen, folgen die Untergebenen den Anweisungen ihres vermeintlichen Anführers. Merlin wartet, bis die Männer außer Hör- und Sichtweite sind, sodann steigen die drei und Igerne ebenfalls die Treppe hinab. Unten angekommen, beendet der Druide die Maskerade, um nicht von den eigenen Leuten unter Beschuss zu geraten. Die einsetzende Flut drängt zur Eile.

      „Warum hast du mich mitgenommen?“, fragt Ulfin.

      „Gorlois ist tot gewesen, da ist Uther zu Igerne gegangen. Das bezeugst du eines Tages, wenn ich dich darum bitte! Deshalb ist mir deine Anwesenheit so wichtig!“

      Die Sonne sendet erste Strahlen über den Horizont. Bei der Rückkehr ins Lager sind die Soldaten in Aufruhr und suchen fieberhaft nach Uther. Groß ist der Jubel, als dieser wie aus dem Nichts kommend zwischen ihnen steht.

       Cador

      Uthers Truppen ziehen ab. Die Familie des »Comes von Cornouaille« und deren Anhänger beerdigen ihren geschätzten Anführer auf »Terra Beg Meil«. Sein Bruder Cador übernimmt am Grab die Nachfolge. Der neue »Dux« gelobt ewige Rache. Seine kleine Tochter, Jenny16, erfasst die Tragweite nicht. Das Kind hat neben ihrem Onkel ihre geliebte Tante verloren, die das Mädchen wie ein eigenes Kind behandelt hat. Uther zieht triumphierend in »Ker Léon« ein und präsentiert Igerne der Bevölkerung als seine Beute. Die beiden betreten sein Haus, da bricht ein heftiges Gewitter los. Dicke Tropfen donnern auf das mit Holzschindeln gedeckte Dach. Blitze erhellen das Innere des Hauses. Durch die mit Holzstäben gesicherten Fenster pfeift der Wind. Ein Sklave hängt Tierfelle vor die Öffnungen.

      „Die Götter sind über deine Abkehr von ihnen erbost!“, deutet Merlin die Gewalten der Natur. „Finde einen Weg zu ihnen! Opfere einen Stier!“

      „Kein Mensch glaubt heute mehr an BELENOS oder TEUTATES! Ich habe nie einen Gott zu Gesicht bekommen. Für das Volk bin ich ein Gott, denn ich gebe ihr Schicksal vor.“

      „Du bist nicht beliebt, sagen die Leute!“

      Das auf zwei Hügeln erbaute »Ker Léon« schützt ein verhältnismäßig hoher Erdwall. Zu oberst steht Uthers Haus, das von den kleineren der Handwerker und dem des Druiden umgeben ist. Am Fuß der rund sechzig Meter erreichenden Anhöhe sind die mit Stroh gedeckten Holzhütten der Soldaten und der Bauern angesiedelt. Auf der Erhebung dahinter haben sich die Sklaven Erdlöcher gegraben. Rund um die Eingänge der beengten Höhlen stapeln sich die Abfälle der Bewohner und Gegenstände, die für den Weitergebrauch von Wert zu sein scheinen. Der Wind weht den Gestank bis zur Küste hinunter. Aufschüttungen vor den Zugängen verhindert das Eindringen von Regenwasser. Bei lang anhaltenden Niederschlägen dringt die Nässe dennoch ein. Erkältungen, verdorbene Lebensmittel und Erdrutsche sind die Folgen. Die Leibeigenen der Reichen nehmen Speisereste mit nach Hause. Alle anderen sammeln Muscheln, Meeresschnecken, Austern, Seetang und Garnelen. Gelegentlich finden Mäuse, Würmer und Frösche den Weg in ihre Mägen. Die Kleidung für den Winter besteht aus dürftig zusammengenähten Stoffresten. Die Diener der Wohlsituierten erhalten Zuteilungen an Leinenstoffen und sind in Anbauten der Herrenhäuser untergebracht. Ihre Toten versenken die Besitzlosen im Meer. Niemand spendet ihnen Trost. Ihre Hoffnung ist der schnelle Tod. Die Kinder haben selten eine Chance, über das fünfte Lebensjahr hinauszukommen. Die Druiden weigern sich, die Armen zu heilen. Die Männer warten sehnsüchtig auf den Aufruf zum Krieg. So mancher hat seinen Reichtum durch Beute zuwege gebracht. Zwar bleibt ihnen der Zugang zur Welt der Adligen verwehrt, aber deren Familien versorgen die Heilkundigen.

      Einen Mondumlauf später findet die Hochzeit nach alten keltischen Sitten statt. Alle »Reges« der Region sind zum Festmahl geladen. Gleich drei weiße Stiere opfert Uther, um sich selbst zu ehren, und lässt die besten Stücke des gegrillten Opferfleischs verteilen. Mit dieser Geste stimmt Uther das Römer hassende Volk ihm wohlgesonnen und präsentiert sich als einer der ihren.