Rience
Außer ein paar Floskeln höfischer Begrüßung kommen »Reix« Rience nur wenig Worte über die Lippen. Der Einzelgänger steht gerne abseits der anderen und beobachtet deren Treiben. Keiner traut sich, ihm in die Augen zu schauen. Flüchtig nehmen die Gäste seinen durchtrainierten Körper, sein gepflegtes Äußeres und seine verhärmten Gesichtszügen wahr. Niemand kennt seine Vergangenheit oder seine Herkunft.
Bran
Der weit gereiste »Reix« Bran von Gordes und Estangore9 unterhält die Gäste mit blumigen Erzählungen aus dem römischen Ostreich. Der vom Leben gekennzeichnete Kämpfer ist übersät mit Narben und hat ein markantes Gesicht. Unter hochgezogenen Brauen beobachten listige dunkle Augen ständig das Umfeld. Eine lange Nase endet über dem kurz geschorenen Vollbart. Sein muskulöser Hals sitzt auf einem sehnigen Torso, der in tadelloser höfischer Kleidung steckt. Bran hat fortwährend einen miserablen Haarschnitt. Die Angst vor Rasiermesser und Scheren in den Händen fremder Leute zwingen ihn, sich seine Haare selbst zu schneiden.
Marina
Der Edelmann glänzt durch seine Frau Marina, einer Tochter des oströmischen Kaisers Flavius Arcadius, Bruder des Honorius, Vater des Theodosius. Marina hat das zweite Lebensjahr nicht vollendet, da ist Ihre Mutter, Aelia Eudoxia, bei einer Fehlgeburt gestorben. Ihre älteren Geschwister haben stets den Ton angegeben und ihre Art zu Leben vorgegeben. 427 nach Christus hat Bran aus verzweifelter Liebe mit ihrer Einwilligung den Tod Marinas vorgetäuscht, die von ihrer Schwester Aelia Pulcheria genötigt worden ist, ein Leben in eheloser Jungfräulichkeit zu führen. Auf ihrer Flucht sind die beiden nach »Condate« gelangt. Dort ist Bran Vortigern begegnet und hat ihm seine Dienste angeboten. Von dem neuen Dienstherren ständig schikaniert und mit dem Tode bedroht, ist Bran zu »Reix« Uther Ben Trajon übergelaufen.
Conserge
Bei der Befreiung der Halbinsel hat der düstere Conserge10 von Gorron an der Schlacht von Arsderé11 teilgenommen. Seither ruht sich der Kriegsheld auf seinem Ruhm aus. Seine Beförderung zum »Dux« bleibt aus, weshalb ihn sein Gram zerfrisst. Uther schätzt ihn als Freund und Berater und sieht bei ihm über fehlende Titel hinweg.
Esclabor
Esclabor der Sarazene ist ein alter Wegbegleiter Uthers. Bei der übereilten Abreise aus »Vienne« ist sein Vater, Safar der Mescogneu, der Kutscher gewesen und der Junge hat im Laufe der Reise mit Uther gespielt. Der Wagenführer ist bei einem Überfall von Räubern ums Leben gekommen und sein Sohn ist von der Familie aufgenommen worden. Der Verlust des Vaters hat ihm den Appetit genommen. So ist der »Saraceni« selbst als erwachsener Mann klein und dürr geblieben. Flagrant sind sein dünner Hals, seine kurzen, dichten schwarzen Haare, seine extrem langen Arme und der Umstand, niemals zu schwitzen. Seine ägyptischen Füße stecken in den orientalischen Schuhen seines Vaters, die sonst nur zu festlichen Anlässen getragen worden sind. Seine sehnigen Beine geben ihm eine auffällig laxe Gangart. Das Gesamtbild rundet sein römischer Mantel ab, der leger über einen Kaftan hängt, der ebenfalls aus dem Nachlass stammt. Den stechenden Augen entgeht nichts, wohingegen seiner Nase der Geruchssinn abhandengekommen ist.
Wenn sich sein schmaler Mund, mit den ständig zuckenden Mundwinkeln, öffnet, um mit ungewöhnlich weicher Stimme eine der selbsterdachten nahöstlichen Lebensweisheiten von sich zu geben, blitzen weiße Zähne zwischen dem kurz geschorenen Bart hervor.
Gorlois
»Dux« Gorlois der Dunkle, »Comes von Cornouaille«, und seine Frau, die Riesin Igerne aus dem Haus des »Reix« Amelout12 von Domnomea, die aus dem nahe gelegenen »Kernev« angereist sind, fallen durch ihre schlichte Zurückhaltung auf. Gorlois’ alteingesessene Familie hat »Cornouaille« lange vor der Eroberung durch Gaius Iulius Caesar beherrscht. Sein Großvater Solor hat das Land zum größten und wirtschaftlich stärksten in »Letavia« ausgebaut. Sein Vater Gerren hat eine der Töchter des San Grá ELs geheiratet. Seine Hautfarbe ist nicht so hell, wie in der Gegend üblich, weshalb der Klan den
Beinamen »Dunkle« trägt. Seine roten Haare wallen bis über die Schultern. Bei der Augenfarbe hat sich das Glasblau seines Vaters durchgesetzt. Gorlois gilt als freundlich und großzügig, wenngleich ein wenig selbstgerecht. Nach Gerrens Tod ist der »Comes« von Rom zum »Dux« der Region »Cornouaille« legitimiert worden. Seine Frau Igerne hat lange blonde Haare, die bis weit über das Gesäß reichen. Die »Duchesse« trägt ein tadellos geschnittenes Kleid mit unprätentiös und dezent angebrachten Pflanzenornamenten. Ein kunstvoll gefertigter Gürtel, verziert mit einem rund geschliffenen Edelstein, und Ohrringe sind der einzige sichtbare Schmuck, der ihren hohen Stand verdeutlicht. Ihr Blick wirkt verführerisch und zugleich nachdenklich. Ihre kurzen Schritte gleicht Igerne mit ihren zierlichen Händen aus, wodurch die zartgliedrige Gestalt über den Boden zu schweben scheint.
Uther
Uther ist wie vom Blitz getroffen. Nie hat der Lebemann eine derart lieblich aussehende Frau gesehen. Ständig wandern seine Blicke zu ihr hin. Das entgeht weder ihr noch ihrem Ehemann. Uther trinkt hastig und übermäßig.
„Siehst du die bemerkenswerte Frau dort?“, hört ihn seinen »Dapifer«13, Ulfin von Rigonou, lallen. „Meinst du die Gattin unseres Verbündeten, der deine Überfahrt von der Insel und eure Landung auf dem Festland erst ermöglicht hat? Und dessen Soldaten für uns die Sachsen ausgespäht haben?“ „Der Überläufer hat beste Dienste geleistet!“
Igerne
„Sieh dich nach einer anderen Frau um! Eine, die ungebunden ist. Gewinne Gorlois als Freund, der dir Igerne hin und wieder überlässt.“ „Du wagst deinem »Reix« Ratschläge zu erteilen? Diese Frau gehört allein an meine Seite.“
„Durch dein Vorhaben ist deine Regierungszeit nicht von langer Dauer!“
„Du hast mir viele Male das Leben gerettet. Deshalb verzeihe ich dir dein ungezügeltes Benehmen. Bringe diese auserlesene Schale aus purem Gold meiner Angebeteten! Sage ihr, ich warte voller Sehnsucht und brenne nach ihr!“
„Gorlois erschlägt mich! Unschuldig und ehrlos gehe ich von dieser Welt!“
„Sage ihr, wie ich ihren Anblick liebe! Bei solch einer Anmut fließe ich dahin wie ein rauschender Fluss, der die Klippen hinunterstürzt. Bring ihr das Kleinod!“
Ulfin kommt an die Stelle, an der das Paar und Igerne gestanden haben. Beide sind verschwunden. Der »Comes« hat das Ansinnen des Heerführers durchschaut und sich mitsamt seiner Frau, ohne Erlaubnis des Hausherren, von dem Fest entfernt. Uther ist außer sich vor Zorn. Ein Lehnsmann hat sich gegen den »Magister Militum« aufgelehnt. Das ist Meuterei!
„Lasse Milde walten!“, fordert Ulfin. „Gib dem Vasallen die Gelegenheit, sich bei dir zu entschuldigen!“
„Das kommt nicht in Frage! Ich erwürge diesen Verräter eigenhändig.“
„Schlafe