Im März färbte sich der Frühling braun. Manfred Eisner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manfred Eisner
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783961455188
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Schatz. Lieb, dass du kommst!« An die beiden Kommissarinnen gewandt sagt Arnold Schindler: »Darf ich vorstellen: meine Frau Brigitte …«, sein Blick schweift zurück zu der Blonden, »die beiden Damen vom LKA in Kiel.« Er wendet sich wieder dem Thema zu: »Also, wenn der damalige Leiter der polizeilichen Untersuchung kurz darauf aus gesundheitlichen Gründen ausfiel, dann wundert mich das nicht …« Er hält inne. »Na ja, langer Rede kurzer Sinn: Ich überlasse das Feld meiner Frau, die Ihnen sicherlich weiterhelfen kann. Auf Wiedersehen, meine Damen, und hoffentlich dieses Mal viel Erfolg!« Nachdem Nili und Margrit Förster sich vorgestellt und sich ausgewiesen haben, wiederholt Nili die Fragen.

      Brigitte Schindler nimmt Platz und erzählt: »Heide war eine äußerst begabte, agile und wendige Säbelfechterin. Wir hatten sie hier im Verein seit ihrem neunten Lebensjahr. Sie war sehr eifrig und erzielte von Anfang an gute Erfolge in Wettkämpfen. Auch menschlich war sie eine sehr ausgeglichene und sympathische Kameradin, allseits beliebt und geschätzt. Ich kann nicht erinnern, dass sie überhaupt einmal unangenehm auffiel. Soziale Veranstaltungen außerhalb der sportlichen Wettbewerbe? Ja, da gibt es bei uns einige. Unser Klubbasar, die Weihnachtsfeier und zwei- oder dreimal im Jahr die Vereinsdisco für unsere Mitglieder – nein, eine Band können wir uns nicht leisten, da sorgen Diskjockeys für die Tanzmusik.«

      Nili fragt nach befreundeten Klubkameradinnen.

      »Am besten, Sie kommen morgen Abend wieder«, sagt Brigitte Schindler, »da trainiert ihre Gruppe. Sie können die Mädels ja selbst fragen.« Auf Nilis Nachfragen hin sagt sie: »Nee, ich kann nicht bestätigen, dass der Herr Kommissar sie hierzu befragt hat. Wenn überhaupt, dann sicherlich nicht hier im Hause, daran würde ich mich erinnern.«

      Bevor sich Nili und Margrit Förster für die Auskünfte bedanken und von Brigitte Schindler verabschieden, sagt diese ihnen zu, ihnen die erbetene Liste der Vereinsmitglieder an das LKA zu faxen. Nili folgt einem instinktiven Geistesblitz: »Bitte auch die Namen und Anschriften der Diskjockeys und Cateringfirmen, die Sie für Ihre Veranstaltungen engagiert haben.«

       *

      Auf der Rückfahrt nach Kiel ziehen die beiden Frauen einige Schlussfolgerungen aus den soeben erhaltenen Informationen.

      »Nicht zu glauben, dass von der Befragung, die Thumann angeblich durchgeführt haben soll, kein Sterbenswörtchen in der Akte zu finden ist!«, lamentiert Margrit.

      »Das stimmt«, gibt Nili ihr recht. »Mich hat das auch gewundert. Könnte aber sein, dass Thumanns Herzinfarkt dazwischenkam. Fragt sich nur, wo das kleine schwarze Büchlein abgeblieben ist, von dem Herr Schindler sprach. Ich werde Kriminaloberrat Stöver danach fragen, vielleicht befindet es sich noch im Archiv der Großen Paaschburg. Am besten, ich bitte ihn, mich morgen Abend bei der Befragung der Mädels zu begleiten. Ich will dem nicht vorgreifen, aber mir schwant, dass wir auf Frau Schindlers Liste sehr wahrscheinlich jemanden finden werden, der mehr als wir über das Verbleiben Heides weiß!«

       *

      Am Abend treffen sich Nili und – wie man heute so sagt – der Mann an ihrer Seite in ihrem Stammlokal Taverna Syrtaki bei Georgios und Marita ganz in der Nähe ihrer Wohnung – quasi ›um die Ecke‹. Nili und ihr direkter Vorgesetzter, der Erste Kriminalhauptkommissar Dr. Walter Mohr, seines Zeichens stellvertretender Leiter des Dezernats 21 beim Kieler LKA, zuständig für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, sind seit einigen Monaten ein Paar.

      »Ich kann euch heute unsere leckere Moussaka nach dem Spezialrezept von Maritas Großmutter empfehlen«, rät ihnen der Wirt.

      Waldi sieht Nili fragend an.

      Nili nickt begeistert. »Schmeckt wirklich einmalig gut, sollten wir bestellen!«

      »Endaksi, lieber Georgios«, sagt Waldi zum Wirt, »das geht in Ordnung. Und bring uns bitte gleich auch noch eine Karaffe deines köstlichen roten Kamares und dazu eine große Flasche San Pellegrino, ich habe nämlich einen Riesendurst.«

      Georgios lächelt und geht davon.

      »Na, mein Schatz, wie war dein Tag?«, fragt Waldi seine Liebste.

      »Ach, Waldi, da hast du uns aber eine Berglawine alter Kamellen beschert! Aber stell dir vor, unsere neue Kollegin hat aus diesem Wust bereits einen hochinteressanten Fall herausgepickt und wir sind schon voll darauf abgefahren!« Ausführlich berichtet sie von ihren heutigen Aktivitäten.

      »Da habt ihr euch tatsächlich eine harte Nuss herausgepickt.« Waldi zieht eine Augenbraue hoch und überlegt. »Ich kann mich dunkel an diesen Fall erinnern, er hat damals eine Menge Schlagzeilen gemacht. Und wenn überhaupt jemand etwas zur Aufklärung des Falles herausfindet, dann sicherlich du und dein Team, mein Schatz! Und nun lass uns darauf diesen guten Schluck trinken – evkaristo Georgios! Jamas, liebe Nili!« Mit einem fröhlichen Blick bedankt sich Waldi beim Wirt, der gerade Wein, Mineralwasser und Knoblauchbrot sowie ein Schüsselchen Tzatziki an den Tisch gebracht hat, und prostet Nili zu.

      Während sie die leckere Moussaka verspeisen, erfährt Waldi weitere Details von den heutigen Recherchen. »Was mutmaßt du, Nili, was könnte der Deern passiert sein?«

      »Also, zunächst sind Kollegin Förster und ich uns einig, dass sehr wahrscheinlich eine heimliche Liebschaft dahintersteckt. Das mit der Servierstelle auf Sylt war nur ein Vorwand, um mit ihrem Galan wo auch immer zwei ungestörte Liebeswochen verbringen zu können. Auch die angebliche Freundin namens Marianne existiert mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ebenso wenig wie das Strandlokal auf Sylt. Aber da fällt mir gerade etwas ein.« Nili macht eine Pause, legt Messer und Gabel an den Tellerrand und sieht ihrem Geliebten in die Augen. »Was wäre, wenn …?«

      »Was meinst du, Nili? Sag’s doch einfach!«

      »Na ja, ich denke gerade daran, ob nicht vielleicht auch ihr Mister Unbekannt ebenso wie sie seit damals vermisst wird.«

      »Du meinst, beide könnten …?« Waldi überlegt kurz und sagt dann: »Ja, das könnte passen! Wirklich ein brillanter Gedanke, Nili! Kompliment!«

       *

      Als der ›NDR Info‹-Sprecher um sechs Uhr in der Früh die ersten Nachrichten des Tages vorliest, liegen Waldi und Nili eng umschlungen im Bett. Verärgert dreht Nili den Wortschwall ab und kuschelt sich wieder an Waldis Brust.

      »War mal wieder traumhaft, mein Liebster! Warum geht so eine Liebesnacht immer so rasch vorbei?«

      »Nützt nichts, Nili, ich muss auch raus. Und du hast heute Morgen deinen Termin am Schießstand, nicht wahr?« Er richtet sich auf und schwingt die Beine aus dem Bett. »Lass uns aber zuerst Maritas üppige Moussaka beim Joggen wieder etwas abspecken!«

       *

      Eine Stunde später stehen die beiden unter der wiederbelebenden heißen Dusche. Mit einem schrillen Juchzen quittiert Nili den plötzlichen eiskalten Wasserguss, der aus der Brause auf sie herniederströmt, denn Waldi hat beherzt den Hebel der Mischbatterie herumgedreht.

      »Du bist ja brutal!«, beschwert sie sich lachend und flieht eilig aus der Duschkabine, um sich abzutrocknen.

      »Ist aber nötig, von wegen Erkältungsvorbeugung!«, erwidert Waldi fröstelnd, während er mannhaft den kalten Erguss über sich ergehen lässt.

      Nachdem sie ein schnelles Frühstück zu sich genommen haben, gehen sie gemeinsam in die Tiefgarage. Wortlos geben sie sich einen langen Abschiedskuss. Waldi steigt sodann in seinen Dienstpassat, Nili in ihren grünen Cross Polo.

       *

      Das Sonderermittlungstrio trifft sich heute am Schießstand. Es ist das erste Mal, dass sie diese vorgeschriebene Prozedur gemeinsam absolvieren. Sie erweisen sich als treffsichere Schützen.

      »Hoffen wir nur, dass wir niemals in die Verlegenheit kommen, mit unseren Waffen auf Menschen schießen zu müssen«, kommentiert Margrit die lobenden Worte des Schießwartes.

      »Mussten Sie jemals Ihre Dienstwaffe benutzen, Nili?«, fragt Robert.

      »Leider