Lombok. Matthias Falke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Falke
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783957771032
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bitten, Ihren Ton zu mäßigen, Rekrutin Zol.«

      Ladana stöhnte.

      »Im übrigen«, fuhr der Wachhabende auf der mittlerweile fünfzig Kilometer entfernten INSTRUCTOR fort, »hat Norton durchaus recht. Es ist eine Trainingsmission. Was aber nicht heißt, dass beispielsweise Lagerstätten, falls Sie welche finden sollten, nicht erfasst und der späteren Ausbeutung vorbehalten werden.«

      »Danke für die Belehrung«, sagte Ladana.

      »Gern geschehen!«

      »Noch was?«

      »Nein, das wars schon!«

      Mit einem Knacksen erlosch die Übertragung. Die Statusanzeige ging wieder auf passiv.

      Norton zuckte mit den Schultern. »Sieh es doch mal so. Es kann nichts passieren. Keine Aliens, keine Sprengfallen oder Hinterhalte. Das Gefährlichste auf Tawri sind vermutlich die Fumarolen, und die haben wir drei Kilometer im voraus in der Infrarotabtastung. Wir qualifizieren uns an schickem, modernen Equipment. Und hinterher haben wir zwei Wochen Sonderurlaub.«

      »Das ist aber noch eine Weile hin«, seufzte sie.

      »So ist das eben. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«

      Ihr Blick glitzerte listig, als sie die Hand wie unabsichtlich zwischen ihre Schenkel legte und mit den Lippen unhörbar die Worte formte: »Ich bin schon ganz schön scharf!«

      »Interessant, Rekrutin«, sagte Norton laut. Ein scheinbar banaler und belangloser Wortwechsel würde in der Zentrale weniger auffallen als plötzliches Verstummen und verschwörerisches Flüstern. »Dann schlage ich vor, dass wir morgen einige neue Ausrüstungsgegenstände aus dem Fundus dieser Expedition ausprobieren.«

      Sie senkte einen Blick in ihn. Er drückte die Schultern nach hinten in die gepolsterte Lehne und blies den Bauch auf, wie er es immer nach dem Essen machte.

      »Fertig?« Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ er Einmalgeschirr und Speisereste im Recycler verschwinden und rief die Sesselprogrammierung für die Nacht ab.

      Am nächsten Tag erreichten sie die Randberge des riesigen Mare Inconcussum. Es war eine uralte Landschaft. Die Höhenzüge waren stark verwittert. Sie lagen wie Inseln in diesem Ozean aus Sand. Ein Weg zwischen ihnen hindurch war daher rasch gefunden. Aber dann stellten sie fest, dass die Verbindung zur Zentrale zusammenzubrechen drohte, wenn sie im Funkschatten des Massivs weiterfuhren. Nicht, dass sie etwas dagegen gehabt hätten, auf sich gestellt zu sein. Aber von der INSTRUCTOR aus schaltete sich sofort General Rogers in die Diskussion mit dem Wachhabenden ein und forderte sie auf, einige leistungsstarke Relais zu setzen. Seufzend stiegen sie aus, erklommen einen der wenige hundert Meter hohen Berge aus knirschend braunem Regolith und brachten einen Router an, der den Kontakt via Lokale Kommunikation aufrecht hielt. Eine Stunde später passierten sie einen weiteren Höhenrücken, auf dem sie das Spiel wiederholten.

      Ladana vollführte eine Pantomime, als wolle sie das Gerät mit einem schweren Feldwerfer unter Feuer nehmen. Die allgegenwärtige Kontrolle durch die Zentrale ging ihnen inzwischen gewaltig auf die Nerven. Aber da war nichts zu machen. Sie mussten sogar sauber und präzise arbeiten, um sich nicht den Vorwurf vorsätzlichen Unterlaufens einer Dienstanweisung auszusetzen. Diese würde als Sabotage geahndet und hätte das Ende ihrer Ausbildung bedeutet.

      Dann lag das ringförmige Gebirge, dessen Durchmesser über einhundert Kilometer betrug, hinter ihnen, und sie rollten in eine schweigende, schwefelgelbe Ebene hinaus. Ghesa Zochs Atmosphäre lenkte weiterhin genügend Licht der verdeckten Sonne auf den Mond und bereicherte den Himmel mit seinem schwermütigen Farbenspiel. Sie testeten noch eine Reihe von Geräten und suchten sich dann einen Platz für das Nachtlager.

      Da sie sich beim Fahren in regelmäßigen Abständen abwechselten, war es diesmal Ladana, die den Stallion zum Stehen brachte und das Aggregat herunterfuhr.

      »Feierabend.« Ihr Blick wanderte unwillkürlich zum Synthetisator, der gleich wieder das gleiche langweilige Zeug ausspucken würde.

      Norton fing ihre Hand ab, die nach dem Menü tasten wollte.

      »Zentrale«, sagte er.

      »Ich höre Sie, Team 12«, kam die ernüchternd klare und verzögerungsfreie Antwort des Wachhabenden auf der INSTRUCTOR.

      »Erbitte Erlaubnis, das Zelt aufzubauen.«

      »Erlaubnis erteilt.«

      »Das Gelände scheint mir hier besonders gut geeignet. Ich würde gerne einige Einstellungen testen. Wir haben noch eine Stunde bis zur Nachtdefinition.«

      »Erlaubnis erteilt«, wiederholte der Offizier mit einem Schmunzeln in der Stimme. »Ihnen ist hoffentlich klar, Team 12, dass auch das Zelt permanent und in Echtzeit online auf der Lokalen zu sein hat. Wenn es Ihnen also nur um ein wenig Privatsphäre geht ...«

      »Ist klar«, fiel Norton dem Mann ins Wort. »Das Zelt ist die einzige größere Einheit, die wir noch nicht ausprobiert haben. In einer Stunde sind wir wieder im Stallion. Im übrigen, wenn wir Privatsphäre haben wollen, warten wir einfach, bis Sie eingeschlafen sind!«

      Ladana war in der Bewegung eingefroren. Nur ihre schön geschnittenen Augen zuckten zwischen Norton und dem Empfangsgerät hin und her.

      »Ich schlafe nie«, gab der Wachhabende empört zurück. »Zumindest nicht im Dienst. In zwei Stunden werde ich abgelöst, dann ...« Er brach ab, als ihm klar wurde, dass Norton einen Scherz gemacht hatte. Unterdrücktes Glucksen auf der offenen Frequenz der Lokalen Kommunikation verriet, dass die anderen Teams zugehört hatten. »Wie auch immer.« Der Offizier räusperte sich. Obwohl nur die Audioleitung aktiv war, sahen sie vor sich, wie er rot wurde. »Testen Sie das Zelt. Ich verlange umgehend Meldung, wenn es steht.«

      Norton nickte Ladana grinsend zu. Sie strahlte ihn an und stemmte sich aus dem Sitz.

      Sie stiegen aus und gingen um den Stallion herum. Das Zelt war auf dem Anhänger untergebracht. Ein unscheinbar wirkendes dunkelblaues Bündel, das dem Packmaß und dem Gewicht nach einem Standardrucksack entsprach. Auf Normalwelten, deren Schwerkraft nicht höher als 1,2 G war, musste ein Infanterist es tragen können.

      Sie sondierten die Umgebung und fanden eine wenig ausgeprägte Kuhle, zehn Meter neben dem Fahrzeug und in dessen Windschatten. Sie schoben den Sand mit den Stiefeln so lange zusammen, bis er eine ebene Fläche bildete, und schalteten das Zelt ein. Es war ein selbstaufbauendes Modell, das sich mit einer lasziven Gemächlichkeit entfaltete. Auch die Verankerung im Boden nahm es selbst vor. Dann stand es vor ihnen. Norton öffnete den Eingang, ließ Ladana den Vortritt und folgte ihr.

      Das Innere war kuppelförmig und von einer blauen flüsternden Finsternis erfüllt. Die Grundfläche betrug neun Quadratmeter. In der Mitte war die Kuppel hoch genug, um aufrecht darin zu stehen. An den Seiten bildeten sich verschiedene holografische Displays aus, die die komplexe Steuerung der Unterkunft bereitstellten. Aus dem Boden wuchs ein zwanzig Zentimeter hoher, in zwei Teile segmentierter Futon hervor.

      »Zentrale«, rief Norton in den Raum hinein, der von widerstandsfähigen, intelligenten Planen aufgespannt wurde. »Können Sie uns hören? Wir sind jetzt drin.«

      »Laut und deutlich«, antwortete der Wachhabende sofort. »Ist es gemütlich?«

      »Sehr.« Norton sah Ladana an, die mit den Augen rollte.

      »Ich starte jetzt die Selbsttests«, sagte Norton noch. »Sagen Sie bescheid, wenn Ihnen an den Protokollen etwas auffällt.«

      »Aye!«

      Ladana setzte sich auf den Futon und spielte an den Einstellungen herum, während Norton die vom internen System bereitgestellte Routine startete.

      Schweigend sahen sie einander an. Ladana nahm den Helm ab und schüttelte ihr dichtes schwarzes Haar auf.

      Norton hielt ihrem verführerischen Lächeln stand. Er sah in die Luft. Plötzlich sprang er vor, trat mit dem Stiefel gegen die Steuerung und rüttelte an den Planen.

      »Zentrale?«, rief er, wobei er sich die Hand vor den Mund