Lombok. Matthias Falke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Falke
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783957771032
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es nicht.«

      »Versteh ich nicht.« Jetzt sah er kurz zu ihr hinüber und zwinkerte ihr zu.

      »Du bist ein Arschloch, Frank Norton. Allmählich verstehe ich, warum mich alle vor dir gewarnt haben.«

      »Alle?«

      »Alle, die dich kennen.«

      »Was haben sie gesagt?«

      »Das!« Sie musterte ihn von der Seite. »Dass du ein Arschloch bist, und dass ich nicht auf dich reinfallen soll!«

      »Trotzdem bist du da.«

      »Bilde dir darauf bloß nichts ein.«

      Er fuhr eine Weile schweigend und konzentriert. Dann schaute er zu ihr nach drüben. »Wir werden mehrere Tage unterwegs sein. Wenn du willst, können wir uns beim Fahren abwechseln.«

      Ladana starrte ihn ungläubig an. Dann lachte sie.

      Die Orientierung in den Sandebenen war schwieriger als erwartet. Es gab kein Netz, keine Peilung. Zwar hatten sie die PANNIER im Orbit, die die INSTRUCTOR für die Warp-Passage huckepack genommen hatte, aber der riesige Träger hatte bis jetzt keine Satelliten ausgebracht, und ob er es tun würde, hing vom weiteren Verlauf ihrer Mission ab. Fürs erste waren sie auf sich gestellt. Sie bewegten sich auf einer Welt, die nicht kartiert war und auf der es keine Infrastruktur gab. Die ockerfarbene Wüste sah in allen Richtungen gleich aus. Auch die kupfergrünen Schlote, Relikte uralter Eruptionsgänge, die nach und nach aus dem pulverisierten Gestein herausgewittert waren, boten weniger Orientierung, als sie ursprünglich gedacht hatten. Es blieb ihnen nichts übrig, als stur nach Plan vorzugehen, so wie man ihnen das während der mehrmonatigen Vorbereitung eingetrichtert hatte, auch wenn es einigermaßen langweilig und stupide war.

      Sie setzten ihre Router ab, wo immer es ihnen sinnvoll erschien, und nahmen neue Peilungen und Triangulationen vor. So schufen sie selbst das Koordinatensystem, an dem sie sich langsam weiterhangelten. Der Kontakt zu den anderen Teams lief anfangs noch über die Lokale Kommunikation, die aber nur eine Reichweite von wenigen Kilometern hatte. Sowie sie sich weiter voneinander entfernten, mussten sie ihre Netzanbindung zu den Kameraden und zum Explorer selbst kreieren. Es war komplizierter, als sie es sich vorgestellt hatten. Die Übungen in der Mojawe-Wüste und im Hinterland von Luna III erwiesen sich plötzlich als unzureichend, so wie einem ein paar Stunden Schwimmunterricht in einem Pool auf einmal nicht mehr wirklich weiterhalfen, wenn man sich auf dem offenen Ozean bei einer meterhohen Dünung wiederfand.

      Sie arbeiteten weiter. Ihre Konzentration nahm den Geschmack von Verbissenheit an. Erste Erschöpfungssymptome waren nicht zu leugnen. Die Handgriffe wurden fahriger, die Kommandos, die hin und her gingen, wurden lakonischer, der Ton, in dem sie gehalten waren, wurde aggressiver.

      »Ich kann nicht mehr«, sagte Ladana endlich. »Ich brauche eine Pause.«

      »Ich bin auch kaputt«, gab Frank unumwunden zu. »Aber wir können jetzt nicht einfach so aufhören. Der Quadrant ist noch nicht geschlossen.«

      »Wie lange noch?«

      »Wir setzen noch einen Router und nehmen eine seismische Sprengung vor. Dann haben wir einen guten Abschluss. Ich denke, für den ersten Tag ist das ordentlich.«

      »Okay.«

      Allerdings dauerte es noch über eine Stunde, bis sie eine geeignete Position gefunden hatten. Das anstehende Gestein war überall von haushohen Verwehungen bedeckt. Der Sand bildete Dünen, parallele Riffel und harmlose Schlieren, aber auch grundlose Trichter und Treibsandlöcher. Endlich stießen sie auf eine Felsplatte, die nur mit einer dünnen Staubschicht aufwartete. Das machte ihren Instrumenten nichts aus.

      Sie stiegen aus, trotten um den Stallion herum, holten die Ausrüstung vom Anhänger, wie sie es nun schon mehr als ein Dutzend Mal gemacht hatten. Während sie mit müder Routine das Ausbringen des Routers vorbereiteten, wurden sie von der Zentrale auf der INSTRUCTOR gerufen.

      »Team zwölf«, kam die Stimme des Wachhabenden. »Eure Netzanbindung ist volatil. Bitte sorgt für eine bessere Einbettung in die Lokale Kommunikation.«

      »Wir sind ja schon dabei«, schnauzte Frank.

      »Wollte es nur gesagt haben.«

      »Du kannst ja herkommen«, rief Ladana, »und hier in diesem Sch... Sand herumwühlen.«

      »Bitte mäßigen Sie sich, Rekrutin«, gab der Offizier auf dem fernen Explorer zurück. »Ein Wort wie das, das Sie sich gerade noch verkniffen haben, und ich bringe Sie für eine Disziplinarmaßnahme ins Gespräch.«

      »Ach, leck mich!«

      »Rekrutin Zol!«

      »Lassen Sie gut sein«, ging Frank dazwischen. »War ein harter Tag hier draußen. Wir setzen jetzt noch einen Router und dann melden wir uns für heute ab.«

      »Negativ«, kam es über die Lokale. »Die Anweisungen für diesen Einsatz sehen vor, dass alle Außenteams permanent online zu sein haben.«

      »War nur so eine Redensart.«

      »Nein«, sagte der Offizier, »das war ein Befehl!«

      »Ist ja gut, Mann.«

      »Du musst dem Trottel doch nicht so in den Arsch kriechen«, zischte Ladana.

      »Ich kann Sie hören, Rekrutin Zol.« Die Stimme des Wachhabenden nahm einen warnenden Ausdruck an.

      Frank machte seiner Partnerin ein Zeichen, sich zu beherrschen. Sie reagierte, indem sie den Daumen unter der Kehle durchzog. Darüber musste er lachen.

      »Was ist so lustig?«, erkundigte der Offizier auf der INSTRUCTOR sich gereizt.

      »Alles gut«, versetzte Frank. »Wir versuchen hier nur unseren Job zu machen.«

      »Dann machen Sie ihn auch. Und vergessen Sie nicht, ich bin hier, um auf Sie aufzupassen. Kann sein, ich rette Ihnen noch das Leben!«

      Ladana baute sich Frank gegenüber auf. Mit den Lippen formte sie unaussprechliche Worte. Er konnte sein Kichern immer weniger unterdrücken.

      »Das wissen wir zu schätzen«, sagte er laut. »Wir wissen uns bei Ihnen in guten Händen.«

      Ladana prustete und zeigte ihm an ihrem Helm den Vogel.

      »Im übrigen kommen wir zurecht, Zol und Norton over and out.«

      »Da muss ich Sie leider enttäuschen«, erwiderte der Offizier humorlos. »Ich bleibe bei Ihnen, die ganze Nacht.«

      »Na dann viel Spaß. Kann sein, dass ich schnarche.«

      »Das macht mir nichts aus. Die Überwachung registriert so oder so jeden Herzschlag von Ihnen, jeden Atemzug und jeden Furz.«

      »Schade, dass Sie den nicht riechen können, auf der warmen, klimatisierten Brücke der INSTRUCTOR.«

      »Mir scheint, Norton, dass Sie diesen Einsatz nicht ganz ernst nehmen.«

      »Ich nehme ihn ernst. Ernster als Sie. Wissen Sie, ich bin hier draußen!«

      »Dann machen Sie Ihren Job!«

      Norton verdrehte die Augen, während Ladana so tat, als würde sie sich den Finger in den Hals stecken. Dann gingen sie wieder an die Arbeit. Sie hatten sogar bessere Laune als vor dem kleinen Intermezzo.

      Sie verschraubten den Router an dem mattroten, leicht geschieferten Felsen. Dann rangierten sie mit dem Stallion, klappten das Bohrgestänge aus, trieben ein Bohrloch bis in einige Meter Tiefe und brachten die Sprengladung an. Nach Rücksprache mit der planetarischen Abteilung der INSTRUCTOR feuerten sie die Ladung ab. Eine dünne Staubfontäne schoss zwanzig Meter in die Luft und sank dann mit einer majestätischen Langsamkeit wieder herab. Auf der Felsplatte hatte der Sand gebebt und chladnysche Muster gebildet. Selbst ihr Fahrzeug auf den dicken Luftreifen hatte einen kleinen Satz gemacht. Aus den Echos und Interferenzen der Detonation würden die Experten auf dem Explorer nun ein geologisches Profil des Gebiets errechnen.

      Sie warteten ab, bis