RÜCKENSCHMERZEN
Wir haben sie hauptsächlich unserem zivilisierten Lebensstil zu verdanken und für die meisten Menschen gehören sie ab einem gewissen, nicht sonderlich hohen (!) Alter einfach zum Leben: die – fast hätte ich gesagt „guten alten“ – Rückenschmerzen. Als Volkskrankheit Nummer eins, zumindest in unseren Breiten, haben sie viele mögliche Ursachen und ich will Ihnen in dieser Sache nur eines ans Herz legen: Gehen Sie diesen Gründen nach – und zwar ehestmöglich! Rückenleiden werden nämlich lange Zeit nicht gerne registriert, Arzt- oder Therapeutenbesuche auf die lange Bank geschoben, bis im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr geht, sprich bis man sich nicht mehr vom Fleck rühren kann. Von der Hausmittelfront kann ich Ihnen zu einem ausgezeichneten pflanzlichen Schmerzmittel raten, aber wie Schmerzmittel so sind, bekämpfen sie nur die Symptome – doch gut, dass wir sie haben! Wie gesagt, betreiben Sie Ursachenforschung …
WEIDENRINDENTINKTUR
Füllen Sie ein Schraubglas zu zwei Dritteln mit zerkleinerten Rindenstücken und gießen Sie mindestens 40-prozentigen Alkohol, z. B. Wodka oder Doppelkorn, darüber – fast bis zum Rand des Glases. Die Ruhezeit der künftigen Tinktur sollte vier Wochen dauern, aber täglich durch einen kräftigen Rüttler unterbrochen werden. Dann heißt es abseihen und in dunkle Flaschen füllen. Bei Rückenschmerzen können Sie zwei- bis dreimal täglich zur Flasche greifen und zehn bis 40 Tropfen Weidenrindentinktur in einem Glas Wasser einnehmen. Lassen Sie das aber nicht zur Dauereinrichtung werden.
Mehr Informationen zur Tinkturherstellung finden Sie auf den nächsten Seiten.
„Betreiben Sie immer Ursachenforschung, nicht nur bei Rückenleiden. Im schlimmsten Fall müssen Sie ohnehin nur Ihren kompletten Lebensstil ändern.“
Die Weidenrinde
Aspirin und seine Wirkweise kennt jeder, aber dass dieser Medikamentensuperstar seinen Weltruhm einer Pflanze verdankt, ist eher unbekannt. Es ist die Weide, in deren Rinde sich ein gar feiner Stoff verbirgt – das Salicin. Diese Vorstufe der Salicylsäure ist wiederum eine Vorstufe der Acetylsalicylsäure und damit wären wir auch schon bei jenem Stoff angelangt, der im Aspirin seine Wirkung tut.
Die Weidenrinde gilt eines der stärksten pflanzlichen Schmerzmittel und nebenbei als Entzündungshemmer und Adstringens („Zusammenzieher“). Die meisten heilenden Inhaltsstoffe stecken in der Rinde der zwei- bis dreijährigen Zweige von Purpurweiden.
Achtung: Sollten Sie überempfindlich auf Salicylate sein, verzichten Sie bitte auf die Anwendung von Weidenrinde.
EXKURS TINKTUREN
Kurz gesagt sind Tinkturen flüssige Medikamente, die die Wirkstoffe von Pflanzen in sich tragen. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren sie in fast jedem Haushalt zu finden.
Ihre Herstellung ist keine Zauberei: Man mischt ein Lösungsmittel, meist Alkohol, und zerkleinerte Pflanzenteile zusammen und lässt sie aufeinander wirken – wobei der Alkohol die Oberhand hat und die Pflanze ziemlich aussaugt: Er holt sich sowohl die wasserlöslichen als auch die fettlöslichen Wirkstoffe. Genannt wird dieser Prozess Mazeration, was vom lateinischen „macerare“ für „zermürben, mürbe machen, quälen“ abgeleitet ist und irgendwie nicht besonders angenehm für die Pflanzen klingt. Nach zwei bis sechs Wochen ist aber Schluss damit und die Tinktur – nach dem Abseihen – reif für den Einsatz.
Der Gehalt an Wirkstoffen ist bei Frischpflanzentinkturen übrigens deutlich schwächer als bei Auszügen aus getrockneten Pflanzenteilen. Mir macht es aber trotzdem mehr Spaß, frisch gesammelte Pflanzen und Kräuter zu verwenden!
WAS TINKTUREN SO PRAKTISCH MACHT
–Sie halten sehr lange – in den meisten Fällen etwa ein Jahr oder länger.
–Sie sind rasch zur Hand und bei Schluckbeschwerden besser als feste Arzneiformen.
–Sie können innerlich wie äußerlich angewandt gute Dienste leisten. Eingenommen werden sie häufig mit Wasser, die äußerliche Anwendung erfolgt mittels Wickel, Kompresse oder Spülung bzw. als Bestandteil einer Salbe.
VIELE REZEPTE – EINE FAUSTREGEL
Es gibt unzählige Rezepte für Tinkturen – sie unterscheiden sich u. a. hinsichtlich der „Hochprozentigkeit“ und der Art des verwendeten Alkohols. Generell kann man sagen: Je höher der Alkoholgehalt, desto mehr Fettlösliches wird aus der Pflanze herausgeholt. Bei Bitterstoffen oder Saponinen reichen niedrigere Alkoholkonzentrationen, während ätherische Öle oder Harze höhere Konzentrationen benötigen. Hochprozentiger Alkohol ist aber relativ teuer, wenn Sie also nicht so viel Geld ausgeben wollen, greifen Sie einfach zur leichteren Variante, die holt sich schließlich auch viel.
ESSIG ODER ÖL ALS ANTIALKOHOLISCHE ALTERNATIVE
Was sich wohl von selbst versteht: Kinder sowie schwangere und stillende Frauen sollten Tinkturen wegen ihres Alkoholgehaltes – auch verdünnt – nicht einnehmen!
Ebenso sind Tinkturen natürlich nichts für Alkoholkranke oder Personen mit Leberproblemen.
Wie gut, dass es da alkoholfreie Alternativen gibt! Essig oder Pflanzenöl beispielsweise sind ebenfalls gute Mittel, um Wirkstoffe aus Pflanzen zu lösen. Die Zubereitung erfolgt wie bei alkoholischen Tinkturen, nur dass man statt zu Wodka, Doppelkorn etc. zu einem wirklich guten (Apfel-)Essig oder Pflanzenöl greift.
Auch hier gilt meist: Ein warmes Plätzchen ist ein guter Ort fürs Reifen. Viele stellen das Öl in die Sonne, was ich auch lange Zeit gemacht habe. Mehrere nicht so gelungene Versuche haben mich aber eines Besseren belehrt.
Bei Kindern hat sich auch Glyzerin als Trägersubstanz bewährt, ein süßlich schmeckender Pflanzensirup, den man in Lebensmittelqualität in Apotheken bekommt.
IMMER SCHÖN SAUBER BLEIBEN
Nicht vergessen: Sauberkeit ist oberstes Gebot beim Zubereiten von Hausmitteln! Verwenden Sie nur sterilisierte Gläser und Flaschen, wenn Sie Tinkturen herstellen!
Achten Sie bei frischen Pflanzen darauf, dass diese nicht feucht vom Regen oder Tau sind.
UND SO GEHT’S!
Man nehme:
–Ein Einmachglas oder eine Flasche mit weitem Hals, jedenfalls so weit, dass die – zerkleinerten – Pflanzenteile gut hinein- und wieder herauskommen
–Einen passenden Trichter (nicht aus Metall!)
–Getrocknete oder frische Pflanzen(teile)
–Mindestens 38- bis 40-prozentigen Alkohol (Wodka oder Doppelkorn), höchstens 90-prozentigen. Wenn Sie getrocknete Pflanzen verwenden, brauchen Sie in etwa die fünf- bis zehnfache Menge Alkohol, bei frischen Pflanzen die fünffache.
1.Zerkleinern Sie die Pflänzchen nach dem Motto „je kleiner, desto besser“ und geben Sie sie in das vorbereitete Glas. Blüten sind äußerst zarte Geschöpfe und können normalerweise „unberührt“ bleiben.
2.Gießen Sie den Alkohol darüber, sodass die Pflanzen gut bedeckt sind. Verschließen Sie das Einmachglas und schütteln Sie es kräftig. Lassen Sie die Mischung dann eine Woche bis einen Monat an einem dunklen Ort (Achtung: Das Johanniskraut liebt die Sonne!)