Kampf mit den Tloxi. Matthias Falke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Falke
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783957770561
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Waffen im Kleinen Drohnendeck waren nicht sehr weitreichend. Bordkanonen von schnellen Jägern und andere Geschütze. Allerdings gab es ein Problem. Die vorderen Segmente verfügten nur über Steuer- und Korrekturdüsen, nicht über eigene Antriebe.

      »Ihr könnt ein paar Lambdas an die Segmentkupplung flanschen und als Booster verwenden«, sagte ich. »Schlimmstenfalls müsst ihr die Endeavour ausbooten und als Hilfstriebwerk einsetzen – wie schon einmal.«

      »Erinnere mich nicht daran«, lächelte er flau.

      Er gab seinem Stab ein paar Anweisungen.

      »Und John?«

      »Frank?«

      »Die Cluster!«

      »Gehen in dieser Minute raus.«

      »Danke.« Ich war froh, nicht in seiner Haut zu stecken. »Wenn alles über die Bühne ist, erwarte ich deine Meldung.«

      Der Kanal erlosch. Wir standen da und sahen uns an. Die Aktion, die eine Demonstration unserer Überlegenheit werden sollte, drohte in einem völligen Desaster zu enden.

      »Da wird das Herz noch gewogen«, lachte General Rogers.

      »Schöne Scheiße«, brummte ich.

      »Du kriegst dein Schiff schon wieder.« Jennifer strich mir mit der flachen Hand über die Wange.

      General Tariq kam von seinem improvisierten Befehlsstand angestiefelt.

      »Was ist nun mit der Luftunterstützung?«, fragte er. »Meine Leute brauchen dringend Entlastung.«

      »Es ist eine kleine Verzögerung eingetreten«, sagte ich.

      Wir brachten ihn auf den neuesten Stand.

      »Wenn ich gewusst hätte, dass dieser Einsatz von solchen strategischen Genies geplant wird, hätte ich mich krankgemeldet.«

      »Sie können sich krankmelden, wenn das hier ausgefochten ist«, knurrte Rogers gutmütig.

      »Mir ist nicht nach Scherzen zumute«, sagte der hochgewachsene Berufssoldat.

      »Das war kein Scherz.«

      »Die Lage ist auch hier unten alles andere als bereinigt. Wir konnten zwar den Vormarsch der Laya zum Stehen bringen und den Verteidigungsring um die Plaza stabilisieren, aber der Feind hat Scharfschützen auf einige Gebäude am Süd- und Westrand des Platzes gebracht.« Tariq sah uns finster an. »Das heißt: Er kontrolliert den Platz!«

      »Im Turm sind wir sicher.« Rogers hob die Schultern.

      »Solange er nicht über uns zusammenbricht.«

      »Was sagen Ihre Ingenieure.«

      »Sie können etwas improvisieren.«

      »Das ist ihr Job.«

      »Aber sie brauchen Energie.«

      »Was haben sie vor?«

      »Sie können die Elevatorschächte nutzen, um dem Turm ein zweites Skelett aus Feldkräften einzuziehen. Wir versteifen die Schächte durch Säulen aus künstlicher Gravitation.«

      »Klingt gut«, schaltete ich mich ein.

      »Ja«, gab er in ätzendem Sarkasmus zurück. »Die Idee ist gut. Aber zu ihrer Realisierung brauchen wir ein ganzes Kraftwerk. Die Generatoren würden so viel Saft fressen, wie ein kompletter Meiler ausspuckt.«

      »Wie viel?«, fragte Jennifer.

      »Viel.«

      »Damit kann ich nichts anfangen.«

      »Sagen Sie Ihren Leuten, Sie sollen eine Berechnung anstellen«, versetzte sie. »Dann können wir sehen, was wir für Sie tun können.«

      »Was hast du vor?«, fragte ich

      »Wir haben ja noch immer die Enthymesis«, erklärte sie. »Ihr Hauptreaktor liefert genug Energie, um eine Stadt zu versorgen. Man sollte auch ein paar Feldgeneratoren damit betreiben können.«

      »Könnte klappen«, sagte ich. »Aber wir büßen an Bewegungsfreiheit ein. Die Enthymesis ist unser einziger Trumpf, falls hier unten doch noch etwas anbrennt.«

      »Wenn wir die Basen bombardieren und uneingeschränkte Lufthoheit haben, wird hier nichts mehr anbrennen«, warf General Rogers ein.

      »Auf Ihre Prognosen gebe ich ja nun nichts mehr«, knurrte Tariq. Dann wandte er sich an Jennifer: »Fünf Minuten!«

      Ich nickte ihm zu. Er marschierte wieder zu seinem Stab zurück. Ich rief die Brücke der Enthymesis und ließ sie die Übertragung vorbereiten. In der Lobby stehend, nahmen wir das riesige Schiff gar nicht wahr, da wir unter seinem Bauch und zwischen seinen Stelzen hindurch auf den Platz sahen. Ich hatte die Statusangaben auf meinem Display. Der Reaktor war warm. Ich hatte die Crew angewiesen, die Systeme nicht herunterzufahren, sondern volle Einsatzbereitschaft zu wahren. Wenn es wieder Alarm gab, mussten wir in Sekunden in der Luft sein.

      Jetzt sahen wir zu, wie ein dickes Hochspannungskabel an der Bauchseite zum Vorschein kam. Als bilde die Enthymesis eine Nabelschnur aus. Das Kabel berührte den Boden. Ein paar Soldaten liefen durch den Energievorhang nach draußen, um es einzubringen. Dann zerrten sie es quer durch die Halle zu den Nischen der Elevatoren. Dort war der Pioniertrupp aus Ingenieuren, Technikern und Bots damit beschäftigt, die Feldgeneratoren auszurichten. Einige Minuten später ragten fünf Meter dicke blau schimmernde Stränge aus purer Energie in die dreihundert Stockwerke hohen Schächte hinauf. Das Gebäude hatte eine zweite Trägerkonstruktion aus Antigravitation bekommen.

      Keine Sekunde zu früh. Rollende Erschütterungen kündeten davon, dass die Marquis de Laplace endlich damit begonnen hatte, die übrigen Unterseebasen der Laya zu bombardieren. Aus dem Orbit belegte das in zwei Hälften zerbrochene Schiff die submarinen Hangars mit schweren Antimaterieclustern. Die Impakte waren gewaltig. Jeder Einschlag hatte die Wucht einer Atombombe. Zum Glück befanden sich nur wenige in unmittelbarer Nähe die Stadt. Die meisten waren weiter draußen, tausende von Kilometern entfernt. Sie zogen sich, dem Äquator folgend, einmal um den Planeten herum. Das dichte Netz hochsensibler Satelliten, das Reynolds in den letzten Stunden ausgebracht hatte, vermaß die Schwingungen und Wellen, die nach jeder Detonation den Schalenbau der Welt Sin Pur durchliefen. Das lieferte neue Daten. Die Kartografie des Planeteninneren wurde nachgeführt und verfeinert. Weitere Anomalien tauchten auf. Künstliche Strukturen, die teilweise mehrere hundert Meter tief in den Meeresboden eingebunkert waren. Die Marquis de Laplace bombardierte auch sie in einer zweiten, noch schwereren Welle. Dann konnten wir sicher sein, diese Gefahrenquelle ausgeschaltet zu haben. Das System submariner Basen und Rückzugsräume, das noch auf die Sineser zurückging, existierte nicht mehr.

      Der Chronist

      Die Geschichte ist eine Geschichte der Menschen. Der Satz ist möglicherweise nicht ganz so trivial, wie er zunächst klingt. Die Natur hat ebenso wenig eine Geschichte wie ein Robotvolk, das in eisiger Konsequenz seine clandestinen Projekte verfolgt. Geschichte gibt es nur dort, wo es ein Bewusstsein von Geschichte gibt, und ein solches hat, soweit wir wissen, nur der Mensch. Menschen aber sind keine konstanten Wesenheiten. Sie leben in der Zeit und verändern sich in der Zeit. Sie ändern ihre Ansichten und ihre Motivationen. Sie altern, werden krank und sterben. Sie machen Fehler und scheitern. Sie haben Erben, denen sie etwas hinterlassen wollen – oder auch nicht. Sie werden müde und resignieren oder sie verrennen sich in etwas, das einem Außenstehenden kaum nachvollziehbar ist. Manchmal büßen sie ihre Zurechnungsfähigkeit ein, verlieren den Verstand, werden wahnsinnig.

      Die Geschichte des römischen Imperiums ist nicht denkbar ohne den Caesarenwahnsinn. Ein Nero, ein Caligula scheinen typisch für das Kaiserreich. Schon der Alexander der babylonischen Episode ist davon nicht frei. Und war Napoleon zurechnungsfähig, als er seine Grande Armee gen Russland hetzte?

      Menschen haben Schwächen und fixe Ideen, Idiosynkrasien und irrationale Antriebe, die ihnen selbst nicht durchsichtig sind. Sie werden Opfer von Verfolgungswahn und Paranoia. Nicht selten fallen sie auf ihre eigenen Ideologien