Kampf mit den Tloxi. Matthias Falke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Falke
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783957770561
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Sie unsere aktuellen Koordinaten?«

      »Hier Mutterschiff«, antwortete Reynolds mit der üblichen Verzögerung. »Wir haben euch auf dem Schirm.«

      »Belegt den Bereich großflächig mit Clustern. Die Laya halten hier eine starke Präsenz.«

      »Negativ«, kam es zurück. »Wir haben noch nicht wieder volle Manövrier- und Handlungsfreiheit.«

      »Was ist denn bei euch da oben los, Herrgott noch mal?! Immer noch dabei, Gefangene zu hätscheln?«

      »Der ganze Orbit ist übersät mit Trümmern! In zwei, drei Tagen werden neunzig Prozent davon abgesunken und in die Atmosphäre gestürzt sein.«

      »Wir haben aber keine drei Tage«, brüllte ich. »John, verdammt! Diese Schlacht muss sich in den nächsten zwei, drei Stunden entscheiden oder wir können einpacken.«

      »Ich will mal sehen, was ich für euch tun kann.«

      »Was ist mit den Tiefenscans?«

      »Gib mir eine Stunde. Das hier ist ein Minenfeld. Ich weiß nicht, ob wir in der nötigen Auflösung und Präzision arbeiten können.«

      »Pass auf, wir haben die Lage einer Basis aus den alten Karten rekonstruiert. Das erledigen wir selber. Danach wäre ein klein wenig Unterstützung wirklich toll.«

      »Was habt ihr vor?«

      »Wir haben vor dem Krieg hier eine große unterseeische Station entdeckt.«

      Wie immer brauchte er einen Moment, um sich zu besinnen.

      »Du willst mir hoffentlich nicht erzählen«, sagte er dann, »dass ihr sie bombardieren wollt!«

      »Genau das haben wir vor!«

      »Frank, wir hatten noch keine Gelegenheit, diese Labors ausführlich zu erkunden. Es wäre übereilt, sie einfach so zu Klump zu schießen!«

      »Bei aller Freundschaft, John. Aber diese Basen werden benutzt, um Luftangriffe auf unsere Bodentruppen zu fliegen, die eingekesselt und im Rückzug begriffen sind. Wenn wir hier unten nicht völlig aufgerieben werden wollen, müssen wir etwas unternehmen.«

      »Wir haben nicht die geringsten Ahnung, welche Technologie in diesen Labors entwickelt wurde. Sina war drauf und dran, einen funktionierenden Zeitreisegenerator zu entwickeln.«

      »Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen.«

      »Es wäre ein Fehler.«

      »Bekomme ich die Scans und die Cluster?«

      »Eine Stunde.«

      »So lange kann ich nicht warten.«

      Die Piloten signalisierten, dass Alarm gegeben worden war. Die Instrumente schlugen aus, die Ortung spielte verrückt.

      »Was zum Teufel …«

      Aber dann sahen wir es schon mit unseren eigenen Augen. Drei Jagdbomber befanden sich plötlich vor uns, als wären sie wenige hundert Meter vor uns materialisiert; sie kamen frontal auf uns zu. Im Raum wäre etwas Derartiges mit einem Warpmanöver zu bewerkstelligen gewesen, aber es hätte Piloten vom Rang und der Verwegenheit einer Jennifer Ash gefordert, einen Korridor bis auf solche Nähe an den Gegner heranzuführen. Unter atmosphärischen Bedingungen gab es nur eine Erklärung: Der Ozean hatte sie ausgespuckt. Und das belegte unseren Verdacht, denn sie konnten nur aus jener Basis gekommen sein, die wir schon im Visier hatten. Die sinnlose Debatte mit Reynolds hatte ihnen die Zeit gegeben, ein letztes Aufgebot loszuschicken, ehe wir sie in den Meeresgrund rammten.

      Einige Salven Störfeuer auf uns abgebend, rasten die drei Maschinen in aufreizender Nähe an uns vorbei, zwei auf der Backbordseite. Sie wussten also, dass unsere Geschützturm dort zerstört war. Und einer schrammte beinahe unseren ungeschützten Bauch. In unserem Rücken fächerten sie auf und bildeten Angriffsformation. Es war kein Zweifel möglich, was sie im Schilde führten.

      »Rogers, Tariq, aufpassen!«, schrie ich in den Gefechtskanal. »Drei Feindmaschinen im Anflug!«

      Mein Pilot warf die Enthymesis in der Luft herum und jagte ihnen nach. Im Tiefflug donnerten wir über die brennende, in Trümmern liegende Stadt.

      Die Sonne ging auf.

      Die Laya klinkten Raketen aus, die auf den Turm der Nationalbank zurasten. Das Gebäude ragte wie ein riesiger erhobener Zeigefinger über den Platz an seiner Nord- und Westseite auf. Immer noch stieg Rauch aus seinem Stahlgitter, auch kleinere Brände lohten hier und da aus den gesprengten Fenstern. Aber die Einheiten, die den dreihundert Etagen hohen Koloss freigekämpft und gesichert hatten, hatten ihre Zeit zu nutzen gewusst. Auf dem Dach und auf den Absätzen der sich stufenweise verjüngenden Konstruktionen standen schwere, auf Lafetten montierte Feldwerfer. Sie bereiteten den Angreifern einen angemessenen Empfang. Zwei der Raketen wurden vor dem Einschlag zerstört. Die dritte bohrte sich auf Höhe des 150. Stockwerks in die Skelettkonstruktion und explodierte mit mörderischer Wucht. Tonnenschwere Betonelemente wurden herausgerissen und in die Tiefe geschleudert. Der Turm wankte bedrohlich. Aber er blieb stehen.

      Die Mannschaften an den Batterien übertrugen das Feuer an ihre KIs. Es waren automatisch antizipierende Nachführungen, die für Gefechte im Raum entwickelt worden waren. Sie konnten über Entfernungen und bei Geschwindigkeiten vorausberechnen, wo sich die gegnerischen Maschinen in einigen Sekunden befinden würden, die für menschliche Richtkanoniere nicht zu erreichen war. Die Feldwerfer verwandelten den Luftraum rund um den Turm in eine Todeszone. Der erste Laya war getroffen und zerschellte in einem grellweißen Feuerball. Den zweiten nahmen sich meine beiden Männer im Geschützturm der Enthymesis vor. Er versuchte, den Turm zwischen sich und uns zu bringen. Aber in Manövern von beeindruckend geringen Radien bei enormen Beschleunigungswerten, brachten die Piloten es fertig, ihn zu stellen. Dann war er zum Abschuss freigegeben.

      »Gute Arbeit«, sagte ich zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten. »Wir dürfen den Turm auf keinen Fall verlieren. Es ist unsere letzte Rückzugsmöglichkeit in der Stadt.«

      Jennifer und der WO, die auf ihren rückwärtigen Plätzen ihre Displays bearbeiteten, warfen mir skeptische Blicke zu.

      »Was ist?«, fragte ich.

      »Noch einen solche Treffer können wir uns nicht erlauben«, sagte Jennifer. Sie war online auf die Gebäudesysteme der Nationalbank gegangen. Während wir in immer engeren Spiralen um den riesigen Monolithen aus Stahl herumkurvten, neigte er sich ganz leicht. Die oberen hundert Stockwerke bekamen eine Schlagseite von zwei oder drei Grad.

      »Wie sieht es aus?«, war Colonel Tariqs Stimme auf dem Gefechtskanal zu hören. »Müssen wir evakuieren?«

      »Noch nicht«, sagte ich rasch. Der Ring, den die Laya um die Innenstadt zogen, wurde von Minute zu Minute enger. Auf der Plaza wären unsere Leute einfach zusammengeschossen worden. »Der Turm ist stabil. Allerdings können wir uns einen weiteren Impakt auf keinen Fall mehr leisten.«

      »Dann sehen Sie zu, dass Sie ihn verhindern.«

      »Wir arbeiten dran.« Dann fiel mir noch etwas ein. »Ich hoffe, Ihre Leute in den oberen Etagen haben Fallschirme.«

      »Sie haben Wing Suits«, sagte Tariq. »Damit können sie im Notfall abspringen. Aber ich darf Ihnen in Erinnerung rufen, dass wir mehrere hundert Leute in der Lobby und im Basement haben, die meisten davon Verwundete.«

      »Beinahe wäre es mir entfallen.« Ich ließ den Kanal zuschnappen und wandte mich wieder an die zwei Piloten. »Wo ist eigentlich der dritte Angreifer?«

      »Hat nach Westen abgedreht«, sagte der Erste. »Ich glaube, er führt irgendwas im Schilde!«

      Wir ließen die Enthymesis auf der Westseite des Turmes heruntergehen. Die klobigen Stelzfüße noch zehn Meter über dem Boden, schwebte das Schiff als fliegender Wellenbrecher vor dem mächtigen Portal, von deren glänzendem Marmor nicht mehr viel übrig war.

      »Feindmaschine im Anflug«, sagte der zweite Pilot.

      »Er macht einen Torpedo scharf«, sekundierte Jennifer aus meinem Rücken.