Moritz und das geheimnisvolle Topasia. Frank Anders. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Anders
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Детская фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783957442178
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tut mir leid«, sagte Floggi.

      »Er ist ein Mensch«, sagte Flavo gleichgültig, »wenn auch nicht so groß wie auf den Bildern unserer Vorfahren. Doch eines Tages wird er es sein, dann ist er wie alle anderen auch.«

      »Glaubst du wirklich?«

      »Die Geschichten, die uns die Alten erzählt haben, lassen keinen anderen Zweifel.«

      »Ich weiß nicht«, zuckte Floggi die Schultern.

      »Du scheinst zu vergessen, dass diese Menschen sie in unseren Wald gebracht haben.« Dann öffnete Flavo die Tür und ließ Floggi und sich hindurch. Der erschauderte, als er an sie dachte.

      Die beiden betraten den Raum, in dem das Fest stattfinden sollte und begannen mit ihrer Arbeit. Floggi unterbrach sich immer wieder und sah besorgt zum Eingang.

      Flavo konnte darüber nur mit dem Kopf schütteln.

      »Es ist eine gute Idee von Oktavo, diesen Menschen dazu zu benutzen, sie loszuwerden«, bemühte sich Flavo bei Floggi Einsicht zu gewinnen. »Das sind uns die Menschen einfach schuldig.«

      »Moritz hat mit denen da draußen nichts zu tun«, wandte Floggi ein.

      Flavo sah Floggi an und merkte, dass seine Besorgnis ernst gemeint war. Er zog die Stirn kraus und hielt ihn weiter zur Arbeit an. Kurz darauf waren sie damit fertig. Sie hatten einen Teppich aus Blättern gefertigt, der von einer u-förmigen Tischtafel umgeben war. Auf ihr hatten die Frauen des Stammes Schalen mit Kürbiskernbrot oder Kürbiskuchen aufgetischt. Zudem standen jede Menge hölzerne Becher auf dem Tisch verteilt, die mit Saft, Wein und Bier gefüllt waren, die man auch aus der Frucht gewann.

      Somit konnte das Fest beginnen.

      Ein dumpfes Signal, das ein Schildigel erzeugte, als er durch einen hohlen Ast pustete, läutete das Fest ein. Von überall kamen jetzt die kleinen Wesen geströmt und hielten auf den großen Raum zu. Auch Moritz betrat nun den Festsaal, der einer gut ausgebauten Höhle glich. Dreißig oder vierzig Schritt mochte er lang und breit sein, schätzte Moritz und sicher an die fünf, sechs Schritt hoch. In gleichmäßigen Abständen stützten dicke Säulen aus Erde und Holz den Saal vor dem Einsturz. Waberndes Licht, das die Schatten der Wesen zucken ließ, war auch hier aufgestellt.

      Moritz, der noch immer von Oktavo sowie den beiden Wachen begleitet wurde, fiel gleich der Kürbisgeruch auf, der mit einer Mischung aus Alkohol in der Luft lag. Sofort arbeite es in ihm. Ich werde dieses Zeug nicht trinken, stellte er für sich klar.

      Oktavo leitete Moritz zur mittleren Tischtafel, an der er als Gast in der Mitte Platz nehmen sollte. Unsicher sah er sich um und setzte sich dann im Schneidersitz hin. Weit mehr Augenpaare starrten ihn an wie noch im Wald, wo sie ihn aus dem Loch gezogen hatten. Ein wenig unbehaglich war ihm zumute und er brachte lediglich ein gezwungenes Lächeln und Nicken hervor.

      Dann, als die Kinder mit den Fangespielen aufhörten, sich an die Ränder der Tafel setzten, erhob Oktavo einen Becher mit Kürbiswein.

      »Lasst uns nun gemeinsam anstoßen, auf unseren Gast, als Zeichen einer guten Fügung, dass sein Erscheinen dem Volk der Schildigel im Kürbiswald viel Nutzen bringen möge.«

      Den Worten folgte eine beinahe einhellige Zustimmung. Nur Floggi, der mit Flavo an der linken Seite saß, nahm sich zurück. Viel mehr sah er Moritz mit einem mitleidigen Blick an.

      Moritz bekam davon nichts mit. Immer wieder riefen ihn die Wesen, prosteten ihm zu und tranken einen Becher nach dem anderen, nur er selber mochte keinen Schluck anrühren.

      »Du solltest mit ihnen anstoßen«, riet ihm Oktavo. »Sie könnten es sonst als Beleidigung auffassen.«

      Moritz blickte auf den vor ihm stehenden Becher.

      »Es ist nur Saft«, beschwichtigte Oktavo.

      Innerlich schloss Moritz seine Nasenlöscher, griff nach dem Becher und führte ihn zum Mund. Er gab sich einen Ruck und trank den Saft mit einem Zug aus. Als er den Becher absetzte, hatte er einen angenehm süßlichen Geschmack im Mund. Er war überrascht. Der Saft, wie er erst vermutete, schmeckte überhaupt nicht widerlich.

      »Möchtest du noch einen?«

      Moritz nickte Oktavo zu und dieser gab einer der Frauen, die die Tische bewirteten, ein Zeichen mit der Hand. Eilig brachte sie aus einem Nebenraum einen neuen, gefüllten Becher. Den stellte sie vor Moritz auf den Tisch, der nicht bemerkte, wie sie und Oktavo sich hinter seinem Rücken zuzwinkerten.

      Nur Floggi hatte davon Wind bekommen und war nahe dran, Moritz am Trinken zu hindern. Dennoch blieb er sitzen und musste zusehen, wie er den zweiten Becher mit einem Zug leerte. Kaum einen Moment später wurde Moritz der Kopf schwer. Benommen rieb er seine Augen: Was war denn das für ein Saft?

      Sein Zustand verschlechterte sich rapide. Er konnte Oktavo nur noch unscharf erkennen.

      »Geht es dir nicht gut?«, fragte Oktavo und in seinem Gesicht zeigte sich ein hämisches Grinsen.

      Moritz schüttelte in Zeitlupe den Kopf. Dann sackte sein Oberkörper samt Kopf auf den Tisch. Das war das Zeichen, auf das alle gewartet zu haben schienen. Stumm erhoben sich die Wesen von ihren Plätzen und teilten sich in zwei Gruppen auf. Die eine Hälfte verließ eilig den Raum und die andere zog Moritz über den Tisch. Sie legten ihn auf den Blätterteppich und wickelten ihn damit ein.

      Während Flavo eifrig mit anpackte, blieb Floggi erstarrt sitzen. Unruhig spielte er in einer seiner Hosentaschen, wo er etwas befühlte, was ihn auf eine Idee brachte. Er sprang auf und tat als wolle er beim Einwickeln mithelfen. Flavo lächelte ihn an, ohne zu wissen, was er vorhatte. Floggi kümmerte sich gleich um Moritz Kopf und achtete darauf, dass er frei blieb. Dabei holte er von den anderen unbeobachtet aus der Hosentasche eine Kapsel heraus. Er schob sie Moritz zwischen Wange und Zähne, schlug auf die Stelle. Die Kapsel zerbrach und löste sich allmählich auf. Anschließend zog er sich wieder auf seinen Platz zurück und überließ alles Weitere den anderen. Die zurrten die Hülle noch mit einigen Wurzelsträngen fest, dann war sie fertig. Bis auf den Kopf und die Beine hatten die Schildigel den Jungen eingewickelt und schleppten ihn nun ins Freie. Stückweise kam Moritz zu sich.

      »Stellt ihn hin«, sagte Oktavo. »Mal sehen, ob er schon laufen kann.« Moritz wankte wie ein Grashalm im Wind.

      »Was ist … passiert? Ich … ich … kann meine Arme nicht bewegen«, sagte Moritz mit einer Zunge schwer wie ein Stein.

      Aufmerksam wurde er von dem Haufen Schildigel gemustert.

      Da trat Oktavo vor und sah ihn an. »Hör mir ganz genau zu, Mensch! Wir haben dich aus dem Sumpf gezogen und nun bist du an der Reihe, uns zu helfen.«

      »Was wollt ihr denn von mir?«, fragte Moritz.

      »Die Sache ist die«, begann Oktavo nüchtern, »wir sind in diesem Wald nicht die einzigen. Es gibt da jemanden, sie, und du sollst uns dabei behilflich sein, sie ein für allemal aus dem Weg zu räumen. Wenn du Glück hast, kannst du danach zur Drachenzahnburg weiterziehen.«

      »Wer ist denn sie überhaupt?«

      »Das wirst du rechtzeitig erfahren. Such einfach ihr Licht oder lass dich von ihr finden. Locke sie dann zu dem Graben, in dem du dich gewaschen hast. Wenn alles gut für dich läuft, erledigen wir den Rest.«

      Moritz blickte ungläubig in die Gesichter der Schildigel, die es offenbar ernst meinten. Nur in dem Blick von Floggi war diese Entschlossenheit nicht zu sehen. Bevor sich Moritz an ihn wenden konnte, nahm Flavo ihn zur Seite.

      »Lass diesen Menschen in Ruhe, Floggi! Du kannst ihm nicht helfen. Oktavo hat es beschlossen und wir befolgen seine Befehle. Hast du verstanden?«

      Floggi sah ihn nur mit zweifelndem Blick an.

      Da traf die enggezurrte Blätterhülle die Moritz umgab, ein Schwall des Kürbissaftes. Angewidert nahm er den Kopf zur Seite und spukte etwas Saft aus, der ihn im Gesicht getroffen hatte.

      »Jetzt geh los und bringe sie zu dem Graben«, sagte Oktavo und verschwand mit