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in Spandow zu sprechen. »Dass das Haus Askanien ringsum nicht gerade von Freunden umgeben ist, dürfte euch allen bekannt sein«, begann er. »Über die Rolle von Kaiser Friedrich I. rätseln wir noch. Als Markgraf der Nordmark hat mich Barbarossa noch nicht in Frage gestellt, aber wer weiß …«

      »Könnt Ihr nicht Erzbischof Wichmann von Magdeburg für uns gewinnen?«, fragte einer der Ritter.

      »Ich werde es versuchen, er hängt aber eng mit Barbarossa zusammen.« Albrecht stieß einen tiefen Seufzer aus. »Sorgen bereiten mir auch die Piasten. Ob sie nicht diesen Jaxa von Cöpenick in Marsch setzen, die Brandenburg zurückzuerobern? Ich habe keinerlei Kunde von ihren Absichten.«

      Ulric hob den Arm. »Ich beherrsche die slawischen Sprachen und erkläre hiermit meine Bereitschaft, mich, getarnt als Obotrit, in die Burg Cöpenick zu begeben, um etwas von Jaxas Plänen zu erfahren.«

      »Sich als Kundschafter in Jaxas Lager zu schleichen hat bis jetzt jeden das Leben gekostet!«, rief Wiprecht von Wandsleben. Ihm war unschwer anzusehen, dass er sich dieses Schicksal auch für Ulric von Huysburg erhoffte.

      Ulric lachte. »Ich fürchte mich nicht.«

      »So etwas höre ich gerne«, erklärte Albrecht der Bär. »Und wenn du für mich nach Cöpenick reitest, wäre ich dir ewig zu großem Dank verpflichtet.«

      Zwei

      Auf der Halbinsel Cöpenick hatte es schon in der Bronzezeit eine Burg gegeben, und in der Mitte des 12. Jahrhunderts befand sich hier die Hauptburg und größte Ansiedlung des slawischen Stammes der Sprewanen unter ihrem Fürsten Jaxa von Cöpenick. Die Sprewanen hatten im Zuge der Völkerwanderung um 720 den Berliner Raum erreicht und sich im dünnbesiedelten Gebiet an der Spree niedergelassen. Die wenigen verbliebenen Germanen waren mehr oder minder in der slawischen Bevölkerung aufgegangen. Ulric von Huysburg wollte sich in Cöpenick als Stammesmitglied der Obotriten ausgeben, die im westlichen Mecklenburg siedelten und 955 den Krieg gegen Otto I. verloren hatten, aber knapp dreißig Jahre später die deutsche Herrschaft wieder hatten abschütteln können. Seitdem hatten im Obotritenland mal christliche, mal heidnische Fürsten geherrscht, und seit 1131 war Niklot König der Obotriten. Aber Heinrich der Löwe, der Sachsenherzog, war im Begriff, in einem neuen Wendenkreuzzug das Land der Obotriten zu erobern.

      Dies alles und noch mehr hatte sich Ulric eingeprägt, und er hatte auch die Sprache der Obotriten so weit erlernt, dass er sich als ein Sohn des Königs Niklot ausgeben konnte, als Wertislaw. Wollte er als Obotrit gelten, gebot es die Logik, dass er sich Cöpenick in weitem Bogen von Norden her näherte. Er war allein unterwegs, denn Bogdan-Otto hatte ein unbekanntes Fieber außer Gefecht gesetzt – abgesehen davon, dass sein Begleiter seine Mission wohl eher gefährdet denn gefördert hätte.

      Auf dem Plateau des Barnims war Ulric auf ein Flüsschen gestoßen, dessen Wasser nach Süden hin flossen und von dem er vermutete, dass es irgendwo in der Nähe Cöpenicks in die Spree mündete. Dass es den Namen Wuhle trug, wusste er nicht. Den Dörfern, die am Wege lagen, wich er ein jedes Mal aus, wenngleich er den Frauen, die er aus der Ferne sah, gern etwas näher gekommen wäre, denn schon zu lange hatte er keine mehr besessen. So sang er denn auch voller Sehnsucht ein Minnelied, das er bei den Askaniern gehört hatte:

       Dû bist mîn, ich bin dîn:

       des solt dû gewis sîn.

       dû bist beslozzen

       in mînem herzen:

       verlorn ist daz slüzzelîn:

       dû muost ouch immer drinne sîn.

      Endlich konnte er die Cöpenicker Burg am Horizont entdecken. Sie lag auf einer Insel in der Dahme, und zwar kurz vor deren Einmündung in die Spree. Eine schmale hölzerne Brücke stellte die Verbindung mit der Siedlung Cöpenick dar, die auf einer weiteren Insel angelegt war, während es am Ostufer der Dahme eine alte slawische Fischersiedlung gab, vicus Kytz, in der auch viele Bedienstete der Burg untergebracht waren.

      Ulric von Huysburg wurde auf seinem Weg zur Burg nur wenig bestaunt. Offenbar hielt man ihn für einen polnischen Ritter, und die waren in dieser Gegend nicht gerade selten. Er hielt auf die Burgwache zu und zügelte sein Pferd, um mit den Posten zu verhandeln, deren über Kreuz gehaltene Lanzen den Schlagbaum ersetzten. Beide waren auffällige Burschen. Der eine hatte eine Hasenscharte, der andere eine schiefe Nase.

      »Wer bist du? Was willst du?«, scholl es Ulric wenig freundlich entgegen.

      Er gab sich hochmütig, denn Hochmut schien ihm die beste Strategie zu sein. »Was fragt ihr, seht ihr nicht, wer ich bin? Wertislaw, der Sohn von Niklot, dem König der Obotriten! Mein Vater schickt mich, mit Jaxa wegen eines Bündnisses zu verhandeln.«

      Die beiden Posten berieten sich erst einmal. »Können wir das glauben, Bohuměr?«, fragte der mit der schiefen Nase.

      »Ich weiß nicht so recht«, antwortete der mit der Hasenscharte.

      Die beiden Posten musterten ihn mit dem größtmöglichen Misstrauen. Ulric von Huysburg erschrak. Hatte sein bestes Slawisch in ihren Ohren nur geklungen wie eine Ansammlung von Phantasielauten? Sollte er vergeblich tagelang mit Bogdan-Otto geübt haben?

      Nein, die beiden Sprewanen hatten ihn wohl verstanden. Aber dass ein Königssohn ohne Tross durch die Lande zog, das erschien ihnen verwunderlich.

      Ulric stöhnte auf, als er ihre Bedenken vernommen hatte. »Meine Begleiter sind alle ums Leben gekommen, als wir beim Übergang über den Rhin von einer Gruppe der Zamzizi angegriffen wurden. Ich bin der Einzige, der entkommen konnte.«

      Das war mit derartig großer Schauspielkunst vorgetragen worden, dass ihm die beiden Posten Glauben schenkten und ihn in die Burg führten, wo sie einen Knecht anwiesen, sein Pferd zu versorgen und ihn zu Jaxa zu führen.

      Er möge warten, hieß es vor dessen »Palast«. Ulric von Huysburg nutzte die Zeit, sich unauffällig umzusehen. Auf dem Rand des Brunnens lag eine Münze. Sie zeigte Jaxa mit Palmenzweig und Doppelkreuz, also mit christlichen Symbolen. Ulric machte sich noch einmal klar, dass Jaxa erstens Christ war und zweitens polnischer Fürst, ein Vasall der Piasten. Deren Königreich befand sich zwar in der Krise, man war aber noch immer darauf aus, nach Westen zu expandieren.

      Ulric setzte sich auf den Brunnenrand, schloss die Augen und genoss die Frühlingssonne. Als er Stimmen hörte, öffnete er sie wieder. Zwei Frauen kamen aus einem der Nebengebäude, hölzerne Eimer in der Hand. Offenbar wollten sie Wasser holen, schreckten aber zurück, als sie ihn, einen Fremden, sahen.

      Er sprang auf, schnellte ein paar Meter zurück und machte eine einladende Handbewegung. »Bitte sehr, die Damen, tretet doch näher, vor mir braucht niemand Angst zu haben.«

      Die beiden Frauen berieten sich kurz.

      »Miluša, geh du voran«, hörte er die Ältere flüstern.

      Ulric von Huysburg war im Nu entflammt. Es erschien ihm, als würde das Blut heiß durch seinen Körper strömen, und wäre sein Gemächt nicht so eng eingeschnürt gewesen, hätte er seine Erektion nicht verbergen können. Miluša. Eine Schönheit wie sie in einem Sprewanennest zu finden, hätte er nicht für möglich gehalten. Sie tat zwar schüchtern, doch als sich ihre Blicke trafen, zögerte sie eine Sekunde zu lange, den ihren zu senken. Ulric wusste, das konnte was werden, aber hier in der engen Burg gab es mit Sicherheit kein Plätzchen, wo man ungestört der Minne frönen konnte. Wenn er sie nun auf sein Pferd hob und mit ihr davonsprengte? Sein Pflichtbewusstsein verbot es ihm. Aber vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit?

      »Du bist die Tochter des Fürsten?«, fragte er.

      Sie lächelte. »Weiß man’s?«

      Die Ältere verbot ihr, so zu reden. »Das lass nicht deinen guten Vater hören.« Sie fixierte Ulric von Huysburg. »Wer seid Ihr eigentlich, wo kommt Ihr her?«

      Ulric verbeugte sich. »Ich bin