Die Venusische Trilogie / Engel weinen nicht. Omnec Onec. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Omnec Onec
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Эзотерика
Год издания: 0
isbn: 9783952381564
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zeigte schließlich auf ein Foto.

      „Oh, sie ist süß“, sagte ich, „aber kann ich nicht Marilyn Monroe sein, die hier?“

      „Nein, das geht nicht, du siehst nicht aus wie sie. Du bist Doris Day.“

      „Okay“, sagte ich.

      „Tony Curtis ist mein Freund“, erklärte Janice, „und ich denke, du kannst Dean Martin haben.“

      Ich sagte noch einmal okay. Dann begannen wir zu spielen. „Wie machst du das?“ fragte ich.

      „Zuerst mußt du dich zurechtmachen. Hier, zieh eins von den Kleidern meiner Mutter an.“

      Janice muß sich gewundert haben, warum ich so unbedarft war. Ich schätze, sie schob es auf meinen Aufenthalt auf dem Lande in Falling Water.

      Ich fühlte mich lächerlich in dem langen, fließenden Kleid und den hochhackigen Schuhen. Janice legte mir Lippenstift auf, trat einen Schritt zurück und blickte zufrieden drein. „Nun siehst du hübsch aus.“

      „Vielen Dank“, sagte ich. „Du siehst auch hübsch aus.“

      Dann spielten wir Filmstars. Ich lernte, daß man singt, große Autos hat, in Restaurants ausgeht und eine Menge Geld ausgibt.

      Janices Augen leuchteten auf. „Ich sag’ dir was!“ rief sie aus. „Ich werde schauen, ob du mit uns heute Abend in die Vorstellung gehen kannst. Wir wollen ins Kino gehen.“

      „Was werden wir sehen?“ fragte ich aufgeregt. Das klang interessant. Filmstars zu spielen war ein dummes Spiel.

      „The Blob“, sagte Janice. „Der Film soll sehr gruselig sein. Laß mal sehen, ob du mit uns gehen kannst.“

      Janice und ich rannten ins Wohnzimmer. „Peggy, kann Sheila heute Abend mit in die Vorstellung gehen?“ fragte sie. Peggy war Janices ältere Schwester.

      „Hm, ich weiß nicht.“ Sie sah Daddy an.

      David sagte: „Gut, du kannst mitgehen. Es ist in Ordnung. Hier Janice, hier hast du ein paar Dollar. Du kannst Sheila mit ins Kino nehmen.“

      „Das Geld brauche ich nicht“, sagte Janice. „Wir kommen umsonst rein!“

      „Wie machst du das denn?“ fragte Daddy.

      „Jimmie steht draußen, und wir ducken uns unter seinem Arm, während er für sich bezahlt.“ Jimmie war Janices vierzehnjähriger Bruder.

      „Nein, das ist nicht ehrlich. Ihr Mädchen bezahlt bitte“, sagte Daddy. „Hier ist das Geld. Kauf’ Sheila ein paar Cashew-Nüsse, die wird sie mögen.“

      „Die habe ich noch nie probiert“, sagte ich.

      „Ja, ich weiß, weil deine Großmutter dich nicht in die Vorstellung läßt, nicht wahr?“ fragte er.

      „Ich weiß nicht.“

      „Weißt du, sie hält nichts von Filmen, frag’ sie besser nie, ob du ins Kino gehen darfst“, sagte er.

      Das verstand ich nicht. „Warum mag sie sie nicht?“

      „Weil sie eine Christin ist, Liebling, und Christen gehen nicht in Filmvorstellungen.“

      Das ergab für mich immer noch keinen Sinn, aber ich sagte trotzdem okay. Okay war mein Lieblingswort, weil es mich aus allen Schwierigkeiten raushielt. Ich war ein sehr gehorsames kleines Mädchen.

      Diese Vorstellung von Religionen, die den Leuten sagt, was sie tun dürfen und was nicht, erschien mir absurd, und ich erinnere mich, daß meine Tante einmal über dieses Thema gesprochen hatte.

      Als wir uns zum Aufbruch fertigmachten, hielt mich Janice zurück. „Warte eine Minute. So wie du aussiehst kannst du nicht in die Vorstellung gehen.“

      „Wie seh’ ich denn aus?“ fragte ich. Ich fühlte mich gut.

      „Du mußt zuerst den Lippenstift abwischen und das Kleid und die hochhackigen Schuhe ausziehen“, sagte sie.

      Ich lachte. „Oh ja, richtig.“

      Jimmie brachte uns ins Kino und dort bekam ich die zweite Limonade in meinem Leben und auch Popcorn. Popcorn! Das mochte ich sehr und besonders die Cashew-Nüsse.

      „The Blob“ handelte von einer fliegenden Untertasse, die den Menschen auf der Erde alle Arten von Verwüstung und Terror bescherte. Sie landete eines Nachts in einem abgelegenen Wald. Zwei verliebte Teenager waren die ersten, die die Untertasse sahen, doch als die beiden die Landungszone erreichten, war nichts zu sehen als eine unheimliche, glühende Masse.

      Neugierig, was passieren würde, stieß der Junge mit einem Stock hinein. Plötzlich bedeckte die glühende Masse seine Hand und kroch an seinem Arm hoch. Die Freundin des Jungen schrie und rannte weg, während er verzweifelt versuchte, das Zeug wegzuschleudern.

      Im Krankenhaus waren die Ärzte erstaunt. Was auch immer das Ding war, sie waren sich darüber einig, daß es so schnell wie möglich aufgehalten werden mußte. Als sie im Nebenraum über den Jungen diskutierten, sahen sie plötzlich vor sich einen gigantischen, glühenden und pulsierenden Energieball. Er hatte den Jungen verschlungen und bewegte sich nun zu seinem nächsten Opfer.

      Bis zum Ende des Films absorbierte der Ball Menschen, Häuser und Autos, und er war noch gigantischer geworden. Die Leute gerieten in Panik und flohen aus ihren Häusern.

      Zufällig entdeckten die Helden des Films, daß die Kreatur mit niedrigen Temperaturen getötet werden konnte, als sie nämlich versuchte, sich in einem Gefrierschrank zu verstecken. Die Erde war gerettet.

      Mein Problem war, daß ich während der ganzen Vorstellung nicht aufhören konnte zu lachen. Alles war für mich so lustig. Und der “Blop” war das Lustigste von allem.

      „Wieso lachst du?“ fragte Janice. Sie hatte Schwierigkeiten, mich zu verstehen. „Es ist doch wirklich gruselig!“

      „Ich weiß nicht“, sagte ich. „Für mich ist es lustig.“

      Die ganze Zeit dachte ich, das ist doch wirklich seltsam. Warum haben die Menschen die Vorstellung, daß aus dem Weltall solch unheimliche Kreaturen kommen? Woher stammt dieses Bewußtsein? Oft prägten sich ihre Vorstellungen danach aus, was sie im Kino gesehen hatten.

      Ich wurde mir der Weisheit meiner venusischen Freunde bewußt, die mich davor gewarnt hatten zu sagen, daß ich von einem anderen Planeten komme. Diejenigen, die meine Geschichte glaubten, würden sich wahrscheinlich an die schrecklichen Kreaturen der Science-Fiction-Filme erinnern. Auf diese Weise hatten die negativen Kräfte sichergestellt, daß unser Volk sich nicht so bald würde offenbaren können.

      Es war ein seltsamer Zufall, daß dieser erste Film, den ich auf der Erde sah, von Kreaturen aus dem Weltall handelte. Janice war noch verschreckt, als wir das Theater verließen. „Warte, bis du ‘Dracula’ siehst!“ sagte sie. „Das wirst du mögen.“

      „Ja, wahrscheinlich“, sagte ich. Aber als sie anfing, mir von Dracula zu erzählen, wer er war und was er tat, fing ich an, mich zu fürchten. Ich hatte Grund zu glauben, daß solche Kreaturen wirklich auf der Erde existieren.

      Daddy wartete, um mich heimzubringen, als wir in Janices Haus zurückkehrten. „Morgen müssen wir dich für ein paar Wochen in der Schule anmelden, bis du bei deiner Großmutter leben kannst.“

      „Muß ich zu ihr zurückgehen?“ fragte ich. „Kann ich nicht bei dir leben?“

      Mein Vater zog mich eng an sich heran. „Liebling, du kannst nicht bei mir leben, weil deine Großmutter dein Vormund wird. Das bedeutet, daß das Gesetz dich ihr zuspricht und du nicht bei mir bleiben kannst.“

      „Ich verstehe aber nicht, warum“, sagte ich.

      Er versuchte, mir gegenüber standhaft zu bleiben. „Weil es nun mal so passiert ist. Wenn du zuerst zu mir gekommen wärst, dann wäre ich dein Vormund geworden. Aber es wäre schwer für mich. Ich habe meine eigene Familie, meine eigenen Kinder großzuziehen,