Ich wurde älter, doch hellsichtige Eingebungen blieben ein Teil meines Lebens. Kurz vor der Geburt meines Sohnes Takaori ging ich zu einer regelmäßigen Kontrolluntersuchung in eine Klinik, zu der meine Familie Beziehungen besaß. Dennoch hatte ich kein gutes Gefühl bei dieser Klinik und las deshalb heimlich in meiner Patientenkartei. Zu meiner Überraschung war dort eine falsche Blutgruppe angeführt. Ich beschloss, in ein anderes Krankenhaus zu gehen, ohne irgendjemand um Rat zu fragen. Als dann die Wehen einsetzten, fragte ich eine der Krankenschwestern, ob man in diesem Krankenhaus in der Lage wäre, einen Kaiserschnitt durchzuführen. Die Schwester bejahte die Frage.
Meine Wehen dauerten lange und waren sehr schmerzvoll. Ich sagte zu einer der Schwestern, ich wolle aufgeben; sie aber antwortete nur, dass ich nicht aufhören könne, bis ich mein Baby auf die Welt gebracht hätte. Als die Wehen dann achtundvierzig Stunden andauerten, wurde der Herzschlag meines ungeborenen Kindes schwächer; die Ärzte trafen schließlich die Entscheidung, einen Kaiserschnitt vorzunehmen. Irgendwann konnte ich dann endlich meinen Sohn in den Armen halten. Ich hatte Glück gehabt, als ich mich für ein anderes Krankenhaus entschied, denn die Ärzte an dem anderen Krankenhaus konnten keinen Kaiserschnitt durchführen, und selbst wenn sie es gekonnt hätten, hätten sie mir möglicherweise Blutkonserven einer anderen Blutgruppe verabreicht.
Als die Geburt meines Sohnes vorüber war, sagte eine der Schwestern zu mir: "Sie haben mich doch vor der Geburt nach dem Kaiserschnitt gefragt. Sie müssen sicher so etwas wie eine Vorahnung gehabt haben." Ich bin mir absolut sicher, dass ich und mein Sohn von unseren Engeln beschützt wurden, damit alles ein gutes Ende nehmen konnte.
Ich war achtunddreißig, als meine Mutter einen Schlaganfall erlitt und in der Folge teilweise gelähmt war. Ich massierte sie des öfteren, um ihre Schmerzen zu lindern, doch während ich das tat, kam etwas aus den Tiefen meiner Seele an die Oberfläche – ich wusste, dass hier etwas Wunderbares geschah. Ich fuhr fort, die Arme und Beine meiner Mutter zu reiben, während ich für ihre Gesundung betete. Ich schickte ihr meine Hado-Energie, ohne es überhaupt zu merken. Und es schien seltsam, doch sprach meine Mutter davon, dass sich ihr Körper jedes Mal leichter anfühlen und wärmer werden würde, nachdem ich sie massiert hatte. Einige Zeit später waren die Lähmungserscheinungen völlig verschwunden: ich hatte ihr meine heilenden Energien – meine Hado-Kraft – geschickt und ihre Lähmungen geheilt, ohne dass ich dazu in irgendeiner Weise angeleitet worden war. Der behandelnde Arzt sagte zu mir, es sei ein wahres Wunder, dass meine Mutter bei diesen Lähmungen wieder vollständig gesund geworden sei. Auch bei späteren Untersuchungen konnten die Ärzte nie mehr einen Nachweis für eine Lähmung finden.
Nachdem meine Mutter also wie durch ein Wunder genesen war, machte ich mich daran, diese neugewonnene Heilfähigkeit zu verstehen und zu üben. Ich machte viele Fehler, während ich diese Kraft entwickelte, aber es waren Fehler, von denen ich sehr viel lernen konnte. Die Mitglieder meiner Familie waren in dieser Beziehung sehr großzügig und erlaubten mir, die Heilung mit Hado an ihren Körpern zu üben, und ich bin ihnen allen sehr, sehr dankbar. Einmal schickte ich einer Verwandten Hado-Energie in ihren entzündeten Arm. Ich musste ihr wohl zu viel Energie übermittelt haben, denn hinterher beschwerte sie sich, ihr Arm sei schwer und fühle sich unangenehm an. Da ich nicht wusste, wie ich diesen Zustand ändern sollte, entschloss sie sich, ein Bad zu nehmen. Plötzlich hörte ich sie aus dem Bad schreien: "Da kam gerade was aus meinem Ellbogen heraus!" Sie hatte etwas vor ihren Augen gesehen, dass einem Tischtennisball ähnelte und sich in ihrem Arm auf und ab bewegte. Dann schien es den Körper verlassen zu haben. Ich untersuchte ihren Arm; alles schien normal zu sein, aber sie sagte, ihr Arm sei nicht mehr so schwer. Vielleicht, so dachte ich, hatte die Hado-Energie ihren Körper durch das Gelenk verlassen.
Auf diese Weise begriff ich, dass ich "Ausgänge" für diese Energie schaffen musste. Ich tat das, indem ich Druck auf die zu behandelnden Stellen ausübte und die Hado-Energie direkt in den Körper schickte. Doch die Energie verlässt den Körper bei jedem Menschen auf eine andere Weise, abhängig von seinem Körperbau. Beispielsweise erleben manche ein Zittern in Armen und Beinen, oder haben Krämpfe im Nacken, in den Schultern oder Beinen und haben danach vielleicht Probleme zu gehen.
Die Nachricht von der Wunderheilung meiner Mutter verbreitete sich jedenfalls von Mund zu Mund, und es kamen einige Leute zu mir. Als mich dann jedoch immer mehr Verwandte und Freunde um Hilfe baten, begann ich, Hado auf intensivere Weise zu praktizieren, eigentlich so wie bei einer Ausbildung. Je häufiger ich die Hado-Energie anwendete, umso mehr Informationen erhielt ich dann auch über Klienten, die ich gar nicht kannte. Meine hellsichtigen Fähigkeiten begannen sich zu zeigen. Solche Fähigkeiten entstehen nicht in jedem Fall, wenn sich Ihre Hado-Energie entwickelt, aber bei manchen Menschen ist das so.
Bevor ich mich versah, klopften auch noch Menschen an meine Tür, die Rat bei Beziehungsproblemen suchten. So konnte ich meine hellsichtigen Fähigkeiten auf die gleiche Weise ausbilden wie meine Hado-Energie. Nach einiger Zeit entwickelte ich weitere neue Anwendungen der Hado-Energie, z. B. die Grundstruktur physischer Objekte zu verändern oder mit Verstorbenen Kontakt aufzunehmen.
Ich glaube, ich habe meine Hado-Kräfte von meinen Eltern geerbt. Sie können Ihre Fähigkeiten aber auch durch Übung entwickeln und manchmal übersteigen sie diejenigen, die ihre Kraft von den Eltern bekommen haben. Meine Familiengeschichte gibt mir allerdings Grund zu der Annahme, dass ich meine Hado-Kräfte geerbt habe. Die Familie meiner Mutter besaß eine Baumwollspinnerei in Osaka. Meine Mutter war noch jung, als sie eines Nachts ein ungutes Gefühl wegen einer Lagerhalle beschlich. Sie konnte nicht einschlafen und ging daher kurz entschlossen mitten in der Nacht zu der Fabrik, um einen Feuerlöscher vor die Tür des Lagerhauses zu legen. Am nächsten Tag brach dort tatsächlich ein Feuer aus, und dank des Feuerlöschers gab es nur geringe Schäden. Ein anderes Mal hatte sie ein ungutes Gefühl und schaute durch ein Loch in der Mauer in das Innere der Fabrik. Dabei beobachtete sie einen der Leiter der Fabrik, wie er einige Textilien in seine Taschen stopfte. Sie berichtete dies ihrem Vater, doch er schimpfte sie aus und sagte, sie solle niemanden als Dieb bezeichnen. Sie aber rannte zurück zu dem Mann, hielt ihn an den Toren der Fabrik auf und bat einen der Angestellten, seine Taschen zu durchsuchen. So konnte entdeckt werden, dass der Manager eine große Zahl Textilien gestohlen hatte.
Takaori, mein kürzlich verstorbener Sohn, besaß mehr Hado-Energie als ich. Ich lernte sehr vieles von ihm und wäre ohne ihn nicht in der Lage gewesen, die Hado-Kraft und die Gesetze der Natur in dieser grundlegenden Weise zu verstehen. Als Takaori noch klein war, liebte er es, seinen Großvater beim Pachinko-Spielen (Pachinko ist ein japanisches Glücksspiel, ähnlich dem Flippern) zu begleiten. Bevor sie gingen, sagte mein Sohn mir oft, sie bräuchten kein Abendessen, denn sie würden außerhalb essen gehen. In der Spielhalle zeigte Takaori dann auf einen bestimmten Automaten und flüsterte: "Großvater, ich glaube, hier kannst du den Jackpot gewinnen. Mein Vater folgte stets seinem Rat, denn mein Sohn hatte immer Recht. Nachdem sie dann etwas Geld gewonnen hatten, gingen sie in Takaoris Lieblingsrestaurant, ein Steakhaus, dass sich in der Nähe unseres Zuhauses befand. Solche hellsichtigen Fähigkeiten lassen sich normalerweise nicht für Glücksspiele einsetzen; ich vermute, dass es bei Takaori funktionierte, weil er noch so jung und unschuldig war und einfach nur seine Lieblingsspeise mit seinem Großvater essen wollte.
Takaori liebte Autos und träumte davon, eines Tages ein professioneller Rennfahrer zu sein, und so beschloss er eines Tages, eine Berufsschule zu besuchen und Automechaniker zu werden. Er entschied sich für die angesehenste und strengste Schule in Japan. Schüler, die eine Prüfung während