Der Hüter der Sphären. Chris Vandoni. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Chris Vandoni
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783939043737
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sich ihnen immer schneller. Ihr Vorsprung verringerte sich zusehends.

      Christopher rannte unerbittlich weiter, spürte aber mehr und mehr ein Brennen in seinen Lungen. Es war hoffnungslos. Bald würde ihnen allen die Kraft fehlen weiterzurennen.

      Noch ein Blick zurück. Und wieder hatte sich ihr Vorsprung verringert.

      Er mobilisierte seine letzten Kraftreserven und versuchte zu beschleunigen. Ein Seitenblick zeigte ihm, dass seine Freunde langsamer wurden. Wie gerne hätte er ihnen geholfen, aber er wusste, dass dies nicht möglich war.

      Plötzlich begann der Boden zu vibrieren. Erschrocken blickte er zurück und stellte fest, dass die grauen Partikel unmittelbar hinter seinen Freunden waren. Er selbst hatte sich mittlerweile einen kleinen Vorsprung erarbeitet, kam jedoch zur bitteren Erkenntnis, dass ihm dies nicht viel helfen würde.

      Als erste erwischte es Keyna, die leicht zurückhängend neben Ernest lief. Gleich darauf traf es ihn.

      Verzweifelt musste Christopher mitansehen, wie die beiden von den grauen Partikeln erfasst wurden und sich langsam auflösten. Er sah das Entsetzen in Michelles und Nehas Gesichtern, als die beiden realisierten, dass es ihnen gleich auch so ergehen würde.

      Christopher verlangsamte seinen Lauf und ließ Michelle und Neha herankommen. Instinktiv wollte er beide zum letzten Mal in die Arme nehmen.

      Doch dazu kam es nicht mehr. Kaum zwei Meter von ihm entfernt wurden sie von den Partikeln eingeholt. Langsam kroch das hässliche Grau an ihren Beinen empor aufwärts. Die beiden Frauen blieben stehen, konnten sich nicht mehr bewegen. Die Partikel krochen weiter nach oben, erreichten Schultern und Hals und begannen, sich auf den Gesichtern zu verteilen.

      Christopher blickte ihnen abwechselnd in die Augen und erkannte darin blankes Entsetzen. Er machte einen Schritt auf sie zu, doch Michelle hob langsam ihren Arm, oder das, was noch davon übrig war, als wollte sie ihm mitzuteilen, er solle sich auf Distanz halten.

      Er stand unmittelbar vor ihnen, als sich ihre Blicke zum letzten Mal trafen. Als er kurz darauf in die dunklen, leeren Augenhöhlen seiner Freundinnen sah, stieß er einen markerschütternden Schrei aus, sank auf die Knie und wurde von Weinkrämpfen erschüttert. Durch den Schleier seiner tränenerfüllten Augen sah er den hässlichen grauen Teppich, der an seinen Beinen emporkroch.

      Bruder Steven saß auf dem Dach seines Bodengleiters und rauchte einen Joint. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten, entfaltete sich kurz nachdem er ihn angezündet und die ersten Züge inhaliert hatte, und vermittelte ihm ein Gefühl der Unbeschwertheit. Auch die anfänglichen Schmerzen in den Beinen, die er für gewöhnlich verspürte, wenn er im Schneidersitz saß, wurden in den Hintergrund verdrängt. Er fühlte sich leicht, als wenn er gleich abheben würde.

      Die Scheinwerfer der verschiedenen Gleiter, die zur späten Abendstunde auf der nahegelegenen Avenue vorbeibrausten, verwandelten sich mehr und mehr in bunte, leicht verschwommene Linien. Wie er diesen Moment genoss!

      »Meditierst du?« Die Stimme schien von weither zu kommen.

      Langsam drehte er den Kopf und erkannte die Silhouette von Master Antonius in der Tür. Steven hob kurz die Hand und richtete seinen Blick erneut auf den Highway. Er mochte es nicht, bei seinem abendlichen Ritual gestört zu werden.

      Als Leiter der Bruderschaft stand Master Antonius weit über ihm. Eigentlich hieß er Anthony. Aber seit er der Bruderschaft beigetreten war, wollte er ausschließlich Antonius genannt werden.

      Beim Gedanken, wie er selbst heißen würde, wenn er seinen Namen auf dieselbe Weise änderte, musste er laut lachen. Stevius. Wie bescheuert klang das denn! Die Wirkung des Joints bescherte ihm einen länger anhaltenden Lachanfall.

      Stevens Blick richtete sich in die Ferne. Dadurch wirkten die farbigen Linien, die durch die vorbeigleitenden Fahrzeuge verursacht wurden, noch verschwommener. Er hatte das Gefühl, die Sterne am Himmel würden sich stetig vermehren. In der mondlosen Nacht waren sie besonders deutlich zu sehen.

      Das Gemeinschaftsgebäude der Bruderschaft, die sich vor kurzem der Sekte Verkünder der Apokalypse angeschlossen hatte, lag an der zweiundsechzigsten Avenue Nordost in St. Petersburg an der Westküste Floridas, nahe der Tampa Bay. Diese Halbinsel war in den vergangenen Jahrhunderten mehrere Male von verheerenden Hurrikans heimgesucht und völlig zerstört, oft sogar vollständig überflutet, aber jedes Mal wieder aufgebaut worden.

      Das Gebäude der Bruderschaft war u-förmig angeordnet, besaß mehrere Etagen und einen parkähnlichen, gepflegten Innenhof. Die Umgebung um das Anwesen war mit Bäumen, Sträuchern, Hecken und Blumenbeeten bestückt, sodass genügend Distanz zur unmittelbaren Nachbarschaft gewahrt wurde, die sich herzlich wenig aus der Bruderschaft machte.

      Langsam ließ sich Steven auf den Rücken nieder, spürte die kühle Oberfläche des Gleiterdachs und starrte zum Himmel empor. Über ihm breitete sich funkelnd die Milchstraße aus. Mitten im Sternenzelt erkannte er einen Lichtpunkt, der sich zusehends vergrößerte. Bestimmt einer der vielen Satelliten, die um die Erde kreisten. Die Tatsache, dass sich dieser Lichtpunkt auf die Erde zubewegte, bereitete ihm dank der Wirkung des Joints keine Sorgen. Doch als dieser die Ausmaße des Mondes erreichte und sich plötzlich nicht weiter vergrößerte, wurde er stutzig.

      »Der Mond fällt doch nicht auf die Erde«, murmelte er vor sich hin und kicherte. Dann inhalierte er den nächsten Zug. Er fixierte die helle Kugel, bis seine Augen zu brennen begannen, blinzelte ein paar Mal und starrte weiter nach oben. Die Kugel war ungefähr gleich hell wie der Mond, besaß jedoch eine ganz andere Oberfläche. Die bekannten Schattierungen des Erdtrabanten fehlten gänzlich. Und wenn er es sich genau überlegte, strahlte diese Kugel doch heller als der Mond.

      Ein göttliches Raumschiff! Es war einer seiner ironischen Gedanken, die zumeist während seines Rausches auftauchten.

      Noch ein letzter Zug am Joint, dann richtete er sich auf und rutschte vom Gleiter hinunter. Leicht benommen schlenderte er zum Gebäude zurück, durchschritt den Eingang und den Empfangsraum und betrat den Hauptsaal, in dem sich die Brüder und Schwestern, weitere Mitglieder der Bruderschaft, aufhielten und miteinander Weisheiten austauschten.

      »Die Götter steigen zu uns herunter!«, rief er in den Saal hinein, worauf alle ihre Köpfe drehten und ihn verwirrt anstarrten.

      »Was für Götter?«, fragte einer seiner Brüder.

      Statt zu antworten richtete er seinen Zeigefinger senkrecht in die Höhe und nickte dabei zweimal kurz nach oben.

      »Du bist high, wie immer um diese Tageszeit.«

      »Na und? Morgen bin ich wieder nüchtern. Und die Götter werden trotzdem kommen.«

      Seine Gefährten wandten sich wieder ab und setzten ihre Gespräche fort.

      »So ein Spinner«, hörte Steven aus einer Ecke.

      Er trottete in eine andere Ecke, ließ sich auf ein Sofa fallen und streckte seine Beine aus.

      Er war der Bruderschaft nur beigetreten, weil sie von einem mächtigen Gönner finanziert wurde und er somit gut versorgt war, ohne einer regelmäßigen Arbeit nachgehen zu müssen. Er liebte es, einfach so in den Tag hineinzuleben. Konkrete Ziele hatte er keine. Mit dem religiösen Quatsch, über den seine Kameraden tagein und tagaus redeten, konnte er nichts anfangen. Aber das übrige Geschehen in der Welt interessierte ihn ebenso wenig.

      Master Antonius war der Vorsitzende der Bruderschaft, die mittlerweile eine der vielen Niederlassungen der Sekte Verkünder der Apokalypse bildete, die sich über die ganze Welt verteilten. Der Oberste Prior, genannt Church Master, saß irgendwo auf einer italienischen Insel, nachdem die Sekte aus anderen europäischen Ländern verbannt worden war. Wahrscheinlich hatten sie zu viel Unsinn verzapft, zu viel Weltuntergang verkündet. Steven hielt ohnehin nichts von diesen Voraussagen, und eigentlich war es ihm egal, ob die Welt demnächst unterging oder nicht. Hauptsache, er kam bis zu diesem Zeitpunkt über die Runden.

      »Hey Leute, das müsst ihr euch ansehen«, hörte er eine Stimme rufen.

      Er