Im Jahr 1965 veröffentlichte James R. Hamer die Ergebnisse von ähnlichen Experimenten, die er für die Northrop Space Laboratories durchgeführt hatte. Der Titel seines Artikels war „Biologische Anpassung des menschlichen Gehirns durch niederfrequente Strahlung“. Wie König zeigte er, dass Frequenzen über 8 Hz die Reaktionszeiten beschleunigten, während niedrigere Frequenzen den gegenteiligen Effekt hatten. Aber er ging noch weiter. Er bewies, dass das menschliche Gehirn zwischen Frequenzen differenzieren konnte, die sich nur geringfügig voneinander unterschieden – aber nur dann, wenn das Signal schwach genug war. Als er die Signalstärke auf 0,0038 Volt pro Meter reduzierte, was nahezu dem Wert der erdeigenen Felder entspricht, hatten 7½ Hz einen erheblich anderen Effekt als 8½ Hz. Das Gleiche galt für 9½ Hz und 10½ Hz.
Aber damit ist das Repertoire des Blitzes noch nicht erschöpft. Zusätzlich zu dem statischen Feld, in dem wir uns bewegen, und den niedrigen Frequenzen, die unser Gehirn ansprechen, liefert uns der Blitz auch eine stetige Symphonie höherer Frequenzen, die als atmosphärische Störungen oder einfach als „Sferics“ bezeichnet werden. Sie erreichen Tausende von Zyklen pro Sekunde. Über einen Längstwellen-Empfänger („very low frequency radio“) hört sich ihr Knistern und Knacken wie das Brechen von Zweigen an. Normalerweise werden sie durch Gewitter verursacht, die jedoch Tausende von Kilometern entfernt sein können. Andere Geräusche, sogenannte Whistler, die den absteigenden Tönen einer Kolbenpfeife ähneln, entstehen häufig durch Gewitter am anderen Ende der Erde. Ihre fallenden Töne werden auf der langen Reise erzeugt, die die Wellen entlang der Magnetfeldlinien in den Weltraum und auf der gegenüberliegenden Hemisphäre zurück zur Erde führt. Diese Wellen können sogar viele Male von einem Ende der Erde zum anderen hin und her springen, wodurch gespenstisch schleppende Pfeiftöne erzeugt werden. Als diese in den 1920er-Jahren zum ersten Mal entdeckt wurden, schienen sie so wenig mit unserer Welt verwandt zu sein, dass sie die Presse zu Überschriften wie „Stimmen aus dem Weltraum“ inspirierten, die durchaus nicht unangemessenen waren.5
Zu den anderen Geräuschen, die man besonders in den höheren Breiten hören kann und die irgendwo in der elektrischen Umgebung unseres Planeten entstehen, gehören ein stetiges Zischen und ein „Morgenchor“, der wegen seiner Ähnlichkeit mit zwitschernden Vögeln so genannt wird. Beide Geräusche steigen und fallen sanft, ungefähr alle 10 Sekunden, mit den langsamen Pulsationen des Erdmagnetfelds.
Unser Nervensystem schwelgt in dieser VLF-Symphonie. Ihre Frequenzen, die ungefähr zwischen 200 und 30.000 Hz liegen, erstrecken sich über den Bereich unseres auditorischen Systems und umfassen, wie König beobachtete, auch die Frequenzen der Impulse, die unser Gehirn an unsere Muskeln sendet. Die Auswirkung unseres VLF-Umfelds auf unser Wohlbefinden wurde 1954 von Reinhold Reiter mit großem Erfolg dargestellt, als er die Ergebnisse mehrerer Bevölkerungsstudien auflistete, die er und seine Kollegen in Deutschland mit rund einer Million Menschen durchgeführt hatten. Geburten, Todesfälle, Selbstmorde, Vergewaltigungen, Arbeits- und Verkehrsunfälle, menschliche Reaktionszeiten, Schmerzen von Amputierten und Beschwerden von Menschen mit Hirnverletzungen nahmen an Tagen mit starken VLF-Sferics signifikant zu.6
Unser VLF-Umfeld reguliert den biologischen Rhythmus sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Goldhamster, die seit den 1930er-Jahren beliebte Haustiere sind, leben in freier Wildbahn in der Nähe von Aleppo in Syrien, wo sie jeden Winter für etwa drei Monate in regelmäßigem Turnus in den Winterschlaf gehen und wieder aus ihm erwachen. Wissenschaftler, die versuchten, Hamster für Winterschlafstudien im Labor zu verwenden, standen vor einem Rätsel: Es gelang ihnen nicht, bei diesen Tieren einen Winterschlaf auszulösen – weder durch eine Verlängerung der Kälteperiode noch durch eine Verkürzung des Tageslichts oder einer Änderung anderer bekannter Umweltfaktoren.7
Mitte der 1960er-Jahre verfolgten die Klimatologen Wolfgang Ludwig und Reinhard Mecke einen anderen Ansatz. Sie hielten einen Hamster im Winter in einem Faradayschen Käfig, geschützt vor allen natürlichen elektromagnetischen Wellen und ohne die Temperatur oder Stunden des Tageslichts zu regulieren. Zu Beginn der vierten Woche führten sie mittels einer Antenne die natürlichen atmosphärischen Frequenzen aus dem Freien zu, woraufhin der Hamster sofort einschlief. Während der folgenden zwei Monate konnten die Forscher durch das Zuführen oder Entfernen von natürlichen Frequenzen aus dem Freien oder von künstlichen VLF-Feldern, die das natürliche Wintermuster imitierten, das Tier in den Winterschlaf versetzen und auch wieder aufwecken. Zu Beginn der 13. Versuchswoche wurden dann die Frequenzen im Käfig geändert, um das natürliche Sommermuster nachzuahmen. Und innerhalb einer halben Stunde, als ob es durch den plötzlichen Wechsel der Jahreszeit in Panik geraten wäre, wachte das Tier auf. In einem „Bewegungsrausch“ rannte das Tier eine ganze Woche lang Tag und Nacht, bis das Experiment beendet wurde. Bei Wiederholungen dieses Experiments mit anderen Hamstern, stellten die Forscher fest, dass dieses hohe Aktivitätsniveau nur nach dem Erwecken aus dem Winterschlaf herbeigeführt werden konnte. Die künstlichen Felder, die sie verwendeten, waren extrem schwach – manche nur 10 Millivolt pro Meter für das elektrische Feld und 26,5 Mikroampere pro Meter für das Magnetfeld.
Eine Möglichkeit, herauszufinden, ob die natürlichen Felder der Erde für Menschen genauso wichtig sind wie für Hamster, besteht darin, menschliche Subjekte für ein paar Wochen in einem vollkommen abgeschirmten Zimmer unterzubringen und zu beobachten, was dann passiert. Genau das tat der Verhaltensphysiologe Rütger Wever am Max-Planck-Institut in Deutschland. Im Jahr 1967 ließ er ein unterirdisches Gebäude mit zwei Isolationskammern errichten. Beide wurden sorgfältig gegen Licht und Schall von außen geschützt, und eine der Kammern wurde auch gegen elektromagnetische Felder abgeschirmt. Während der nächsten zwei Jahrzehnte ließen Hunderte von Menschen ihre Schlafzyklen, Körpertemperatur und andere innere Rhythmen überwachen, während sie in dem einen oder anderen dieser Räume lebten, normalerweise jeweils einen Monat lang. Wever stellt dabei fest, dass der Schlafzyklus und der innere Rhythmus des Körpers – ohne Veränderung von Licht und Dunkelheit und ohne Uhren oder Zeitangaben – nahezu bei 24 Stunden blieben, solange die natürlichen elektromagnetischen Felder der Erde vorhanden waren. Wenn diese Felder jedoch ausgeschlossen wurden, wurden die Rhythmen des Körpers normalerweise länger, unregelmäßig und desynchronisiert. Der durchschnittliche „freie“ Schlafzyklus betrug 25 Stunden. In Einzelfällen konnte er jedoch zwischen lediglich 12 Stunden und maximal 65 Stunden liegen. Variationen der Körpertemperatur, der Kaliumausscheidung, der Geschwindigkeit der mentalen Prozesse und anderer Rhythmen traten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ohne Bezug zueinander auf und fielen überhaupt nicht mehr mit dem Schlaf-Wach-Zyklus zusammen. Sobald jedoch ein künstliches 10-Hz-Signal – was ungefähr der Stärke der ersten Schumann-Resonanz entspricht – in den abgeschirmten Raum eingeführt wurde, synchronisierten sich die Rhythmen des Körpers sofort von Neuem auf einen Zeitraum von 24 Stunden.
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Das Leben spielt sich zwischen Himmel und Erde ab und nimmt so an beiden Polaritäten teil. Wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, wurde die Verteilung der elektrischen Ladung in Lebewesen gemessen und extern abgebildet. Für Pflanzen wurde dies von Harold Saxton Burr, Professor für Anatomie an der Yale University, und für Tiere von Robert O. Becker, Orthopäde an der State University von New York im Upstate Medical Centre in Syracuse, durchgeführt. Bei Tieren sind die Bereiche mit der größten positiven Spannung die Kopfmitte, das Herz und der Unterbauch. Bei Bäumen ist es die Krone. Bei Bäumen sind die Bereiche mit der größten negativen Spannung die Wurzeln und bei Tieren die vier Pfoten und das Ende des Schwanzes. Dies sind die Stellen, an denen der globale Stromkreis auf seinem Weg zwischen Himmel und Erde in den Körper eintritt und ihn wieder verlässt. Die Kanäle,