Im Juli 1918 wurde dem System, das die Marine in Sayville übernommen hatte, ein weiterer 200-Kilowatt-Lichtbogensender hinzugefügt. Im September 1918 ging ein 500-Kilowatt-Lichtbogensender auf einer neuen Marinestation in Annapolis, Maryland, auf Sendung. In der Zwischenzeit hatte die Marine für New Brunswick einen zweiten, stärkeren Wechselstromgenerator mit einer Leistung von 200 Kilowatt bestellt. Er wurde im Juni installiert und ging auch im September ununterbrochen auf Sendung. New Brunswick wurde sofort zum leistungsstärksten Sender der Welt und übertraf damit Deutschlands Vorzeigesender in Nauen. Er war der erste, der sowohl Sprach- als auch Telegrafienachrichten klar, kontinuierlich und zuverlässig über den Atlantik sandte. Man konnte sein Signal auf einem großen Teil der Erde hören.
Die Krankheit, die als Spanische Grippe bezeichnet wurde, wurde in diesen Monaten geboren. Sie stammte nicht aus Spanien. Aber sie tötete zig Millionen Menschen auf der ganzen Welt und wurde im September 1918 auf einen Schlag noch tödlicher. Einigen Schätzungen zufolge hat die Pandemie mehr als eine halbe Milliarde Menschen oder ein Drittel der Weltbevölkerung getroffen. Selbst der Schwarze Tod des 14. Jahrhunderts hat nicht so viele Menschen in so kurzer Zeit getötet. Kein Wunder, dass jeder Angst vor ihrer Rückkehr hat.
Vor einigen Jahren gruben Forscher in Alaska vier Leichen aus, die seit 1918 gefroren im Permafrost lagen. Sie waren in der Lage, RNS aus einem Influenzavirus im Lungengewebe einer der Leichen zu identifizieren. Dies war der Monsterkeim, der angeblich so viele Menschen in der Blütezeit ihres Lebens gefällt hat; die Mikrobe, die einem Schweinevirus ähnelt, gegen deren Rückkehr wir ewige Wachsamkeit walten lassen müssen, damit sie die Welt nicht wieder dezimiert.
Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass die Krankheit von 1918 tatsächlich ansteckend war.
Die Spanische Grippe hatte ihren Ursprung offenbar Anfang 1918 in den Vereinigten Staaten, schien sich auf Marineschiffen auf der ganzen Welt auszubreiten und trat zuerst an Bord dieser Schiffe sowie in Seehäfen und Marinestützpunkten auf. Der größte frühe Ausbruch, bei dem etwa 400 Menschen hart getroffen wurden, ereignete sich im Februar in der Funkschule der Marine in Cambridge, Massachusetts.8 Im März breitete sich die Influenza in den Heerlagern aus, in denen die Nachrichtentruppe in der Verwendung von Funkgeräten geschult wurde: 1.127 Soldaten erkrankten an der Influenza im Camp Funston in Kansas und 2.900 in den Lagern von Oglethorpe in Georgia. Ende März und April breitete sich die Krankheit auf die Zivilbevölkerung und die ganze Welt aus.
Zunächst war die Epidemie milde, schlug dann aber explosionsartig und tödlich im September überall gleichzeitig auf der Welt zu. Todeswellen überschwemmten immer wieder mit erstaunlicher Geschwindigkeit die Menschheit diesseits und jenseits der Ozeane, bis die Kraft drei Jahre später nachließ.
Die Opfer waren oft monatelang wiederholt krank. Unter anderem waren es die Blutungen, die die Ärzte am meisten verwirrten. Zehn bis 15 Prozent der Grippepatienten, die in einer Privatpraxis versorgt wurden,9 und bis zu 40 Prozent der Grippepatienten in der Marine10 litten an Nasenbluten. Nach ärztlichen Beschreibungen „sprudelte“ das Blut manchmal regelrecht aus der Nase.11 Bei anderen Blutungen waren Zahnfleisch, Ohren, Haut, Magen, Darm, Gebärmutter oder Nieren betroffen. Der häufigste und schnellste Weg zum Tod war eine Blutung in der Lunge: Grippeopfer mit dieser Diagnose ertranken in ihrem eigenen Blut. Autopsien ergaben, dass bei bis zu einem Drittel der tödlichen Fälle auch Blutungen im Gehirn vorgelegen hatten.12 Gelegentlich schien sich ein Patient zwar von den Atemwegsbeschwerden erholt zu haben, starb dann aber letztendlich an einer Gehirnblutung.
„Die Regelmäßigkeit, mit der diese verschiedenen Blutungen auftraten, deutete auf die Möglichkeit einer Veränderung des Blutes hin“, so die Ärzte Arthur Erskine und B. L. Knight von Cedar Rapids in Iowa gegen Ende des Jahres 1918. Deshalb testeten sie das Blut vieler Patienten mit Influenza und Lungenentzündung. „Bei allen getesteten Patienten“, schrieben sie, „war ausnahmslos die Gerinnbarkeit des Blutes verringert, während sich die Zeit, die zur Gerinnung erforderlich war, verlängerte. Diese variierte von zweieinhalb bis acht Minuten länger als normal. Dabei war es belanglos, ob das Blut bereits am zweiten Tag der Infektion oder erst 20 Tage nach Genesung von einer Lungenentzündung getestet wurde, die Ergebnisse waren immer die gleichen … Mehrere örtliche Ärzte testeten auch das Blut ihrer Patienten, und obwohl unsere Aufzeichnungen zu diesem Zeitpunkt aus erklärlichen Gründen unvollständig sind, haben wir noch keinen Bericht über einen Fall erhalten, bei dem die Zeit für den Gerinnungsprozess nicht verlängert war.“
Das ist mit einem Virus, der die Atemwege befällt, nicht vereinbar – aber mit dem, was über Elektrizität bekannt ist, seit Gerhard 1779 das erste Experiment mit menschlichem Blut durchführte. Es stimmt mit dem überein, was über die Auswirkungen von Radiowellen auf die Blutgerinnung bekannt ist.13 Erskine und Knight retteten ihre Patienten nicht durch die Bekämpfung einer Infektion, sondern durch die Verabreichung von hochdosiertem Calciumlactat, um die Blutgerinnung zu fördern.
Es gibt noch eine andere verblüffende Tatsache, die keinen Sinn ergibt, wenn diese Pandemie ansteckend war, die aber Sinn macht, wenn sie durch Radiowellen verursacht wurde: Anstatt nämlich alte und gebrechliche Menschen zu töten, wie das bei den meisten Krankheiten der Fall ist, starben hier hauptsächlich gesunde, kräftige junge Menschen zwischen 18 und 40 Jahren. Genau das spielte sich auch in der vorherigen Pandemie im Jahr 1889 ab – wenn auch weniger vehement. Wie wir in Kapitel 5 gesehen haben, entspricht dies der vorherrschenden Altersspanne bei Neurasthenie, der chronischen Form der elektrischen Erkrankung. Zwei Drittel aller Influenza-Todesfälle lagen in dieser Altersgruppe.14 Ältere Patienten waren selten.15 Ein Arzt in der Schweiz schrieb, dass er „weder einen schweren Fall bei Säuglingen noch bei Personen über 50 gesehen hatte“, aber dass „eine rüstige Person, die erste Symptome um 16 Uhr zeigte, vor 10 Uhr am nächsten Morgen starb“.16 Ein Reporter in Paris ging so weit zu sagen, dass „nur Personen zwischen 15 und 40 Jahren betroffen sind“.17
Bei schlechter körperlicher Verfassung war die Prognose besser. Wenn eine Person unterernährt, körperlich behindert, anämisch oder tuberkulös war, war es viel weniger wahrscheinlich, dass sie an der Grippe erkrankte, und selbst wenn sie erkrankte, war es viel unwahrscheinlicher, dass sie daran starb.18 Dies war eine so häufige Beobachtung, dass Dr. D. B. Armstrong einen provokanten Artikel im Boston Medical and Surgical Journal darüber schrieb, mit dem Titel „Influenza: Ist es ein Hindernis, gesund zu sein?“ Die Ärzte diskutierten ernsthaft darüber, ob sie ihre Patienten tatsächlich zum Tode verurteilen würden, wenn sie ihnen rieten, sich fit zu halten!
Es wurde berichtet, dass die Grippe bei schwangeren Frauen noch öfter tödlich verlief.
Eine weitere Besonderheit, der die Ärzte ratlos gegenüberstanden, war, dass in den meisten Fällen, nachdem sich die Temperatur bei den Patienten wieder normalisiert hatte, ihre Pulsfrequenz unter 60 fiel und einige Tage bei diesem Wert blieb. In schwereren Fällen fiel die Pulsfrequenz sogar auf 36 bis 48, ein Hinweis auf einen Herzblock.19 Auch dies ist im Fall eines Atemwegsvirus unerklärlich, wird aber Sinn machen, sobald wir mehr über die Radiowellenkrankheit erfahren haben.
Zwei bis drei Monate nach Genesung von der Grippe verloren Patienten regelmäßig einen Teil ihrer Haare. Laut Samuel Ayres, Dermatologe am Massachusetts General Hospital in Boston, war dies fast täglich der Fall, wobei die meisten dieser Patienten junge Frauen waren. Auch diese Nachwirkung ist bei Atemwegsviren nicht zu erwarten; aber es wurde schon häufig über Haarausfall aufgrund der Exposition gegenüber Radiowellen berichtet.20
Eine weitere unerklärliche Beobachtung war, dass Patienten im Jahr 1918 selten über Halsschmerzen, laufende Nasen oder andere anfängliche Atemwegsbeschwerden klagten.21 Neurologische Symptome dagegen waren, genau wie bei der Pandemie von 1889, selbst in milden Fällen weit verbreitet. Sie reichten von Schlaflosigkeit, Stupor, abgestumpfter oder ungewöhnlich erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit,