Schöpferisches Schlesien von A bis Z. Suzanna Wycisk-Müller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Suzanna Wycisk-Müller
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783957446541
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und lehrte an mehreren ostpreußischen Gymnasien. Seine künstlerische und kunstpädagogische Entwicklung liegt in Ostpreußen, weit weg von seiner oberschlesischen Heimat.

      Nach seiner Flucht aus Königsberg kam Dolezich nach Recklinghausen. Hier wirkte er am Gymnasium Petrinum zunächst als Kunsterzieher, dann als Studiendirektor und Fachleiter am Staatlichen Studienseminar und betätigte sich künstlerisch und schriftstellerisch.

      Seine Werke aus der Königsberger Zeit sind verlorengegangen.

      Nach dem Krieg schuf Dolezich Aquarelle und Radierungen, in denen er Motive aus Ostpreußen und Oberschlesien schildert, wie die Schrotholzkirche im Stadtpark Beuthen OS (1950).

      Seine bekanntesten Werke sind die Erinnerungen an seine Zeit in Oberschlesien, die Autobiographie „Ich kam aus Orzegów" (1975) und „Johannes Standorfer. Ein Künstlerleben" (1986).

      „Das Rad" (1982)

      Ehrungen für sein künstlerisches und schriftstellerisches Schaffen:

       1940 Kunstpreis des Kunstvereins Königsberg

       1944 Kunstpreis der Provinz Oberschlesien

       1977 Eichendorff-Literaturpreis

       1979 Bundesverdienstkreuz

       1985 Lovis-Corinth-Preis29 der Künstlergilde Esslingen

       1996 pro-arte Medaille „für seine besonderen Verdienste um die Weiterentwicklung der Bildenden Kunst und Literatur aus den historischen deutschen Kulturlandschaften des europäischen Ostens"30

      An meinen Freund hb 31

      Keiner weiß den Ort,

       wo du im Morgenlicht

       begraben liegst.

      Regen tränkt Schollen

       und Weiten der Ebene.

       Längst wär' ich dort,

       wüßt' ich den Weg.

      Mein Suchen und Sinnen,

       was aber brächte es

       im weltfremden Land?

       Das, was millionenmal gilt:

      Unter dem Staub und Schädelrest

       und rostig zerfallenes,

       tödlich gelenktes Metall.

      Das große Geschenk,

       unverdient mir gewährt:

       dich auf geradem Weg

       durch Not und Trug zu begleiten.

      Der Lumpensammler flötet,

       und vor dem Wagen gehen

       echolos Bitten und Fragen

       die leeren Mauern hinauf.

      So zieht durch die jahre

       Mein Gedenken, begnadeter Freund,

       dir in das niemals

       Erreichbare nach.

      28 heute Stadtteil von Ruda/Ruda Śląska

      29 Der Lovis-Corinth-Preis ist ein deutscher Kunstpreis für Bildende Kunst, der von der Künstlergilde Esslingen seit 1974 vergeben wird.

      31Abdruck des Gedichtes entnommen aus: „Im Strom, Aus Tag- und Nachtbüchern" mit freundlicher Genehmigung, Künstlergilde Esslingen e. V.

      Dzierzon, Dr. Johannes / Jan Dzierżoń

      * 16. Januar 1811 in Lowkowitz/Łowkowice

       † 26. Oktober 1906 in Lowkowitz

       Priester

       Schlesischer Bienenvater

       Entdecker der Grundlagen für rationelle Bienenzucht berühmtester

       Bienenzüchter der Welt

      Seine Eltern waren Bauern. Nach dem Besuch des katholischen St. MatthiasGymnasiums in Breslau studierte er Mathematik an der Friedrich-WilhelmsUniversität zu Breslau, wechselte aber zur katholischen Theologie. 1834 wurde er zum Priester geweiht.

      Nach dem Theologiestudium war Dzierzon 1834 Kaplan in Schalkowitz/Siołkowice und wurde 1835 als Pfarrer nach Karlsmarkt bei Brieg/Karłowice bei Brzeg berufen. Hier war er Pfarrer, Landwirt und Bienenzüchter. Er studierte Bienenvölker und stellte die berühmte Theorie von der „Parthenogenesis" (Jungfrauengeburt) auf. Mit bloßem Auge gelang ihm die Entdeckung der Parthenogenesis bei den Bienen, indem er die Samenbehälter befruchteter und unbefruchteter Königinnen gegen das Licht hielt und Aussehen und Inhalt miteinander verglich. Dzierzon erfand auch den Bienenstock mit beweglichen Waben. Man nannte ihn schnell „Schlesischer Bienenvater".

      1853 führte Dzierzon die italienische Biene nach Deutschland ein. 1854 war er Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „Der Bienenfreund aus Schlesien", die 1856 eingestellt wurde.

      In Karlsmarkt lebte Dzierzon 49 Jahre. Als ihm Vernachlässigung seiner priesterlichen Pflichten – wegen seiner Vorliebe für die Bienen – vorgeworfen wurde, trat Dzierzon aus der katholischen Kirche aus, verzichtete 1869 auf das Amt des Pfarrers und trat 1873 zum Altkatholizismus über. 1884 kehrte Dzierzon nach Lowkowitz zurück. Kurz vor seinem Tode versöhnte er sich mit der katholischen Kirche (1905).

      Welcher Nation gehörte Dzierzon an? Folgendes sagte Dzierzon selbst:

       „Meine Nationalität betreffend bin ich allerdings, was mein Name andeutet, ein Pole von Geburt, da in Oberschlesien polnisch gesprochen wird. Da ich aber mit 10 Jahren nach Breslau kam, und dort meine Studien durchmachte, so bin ich von Erziehung ein Deutscher. Doch die Wissenschaft kennt keine Grenzen, keine Nationalität.- Katowice 29/9 1872.- Joh. Dzierzon Dr."

      Dzierzons wichtigste Veröffentlichungen: „Theorie und Praxis" (1848), „Rationelle Bienenzucht" (1861), „Rationelle Bienenzucht und Theorie und Praxis des schlesischen Bienenfreundes" (1878).

      Am Dzierzons Wohnhaus wurde 1931 eine Gedenktafel von Peter Lipp32 angebracht mit der Inschrift:

      Wahrheit, Wahrheit über alles in der Welt.

       Pfarrer Dr. Johannes Dzierzon, der größte Bienenzüchter

       und Bienenforscher

       aller Zeiten und Völker, starb in diesem Hause am 26. Oktober 1906.

       Er wurde am 16. Januar 1811 in Lowkowitz, Kr. Kreuzburg geboren.

       Der oberschlesische Imkerbund

       Der deutsche Imkerbund33 1966 wurde am Grab von Johannes Dzierzon eine Grabplatte mit polnischer Inschrift hinzugefügt.

      Seine hervorragenden Verdienste um die Bienenkunde begleiteten zahlreiche Anerkennungen und Ehrungen, darunter:

       1872 Ehrendoktorwürde, Dr. phil. h.c der Münchener Universität

       Ludwigsorden (Hessen), Franz-Josefs-Orden (Österreich)

       Kronenorden 4. Klasse (Preußen), St. Annen-Orden (Russland)

       Bayerischer Verdienstorden vom Hl. Michael (München), Wasaorden (Schweden)

       1860 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher