Es gibt Theorien, dass der Kult und die Gestalt des Seth Wesen und Benennung des hebräischen und später christlichen Satan beeinflusst haben. Dies ist aufgrund der Einflüsse denkbar, die in der Zeit, als die Hebräer in Ägypten ansässig waren, in die hebräische Überlieferung eingesickert sein könnten, sowie dadurch, dass sie, vermutlich um 1250 v.u. Z., von einem ägyptischen Priester namens Mesy – Moses – aus Ägypten geführt wurden. Das ägyptische Wort Msy, das „Sohn“ bedeutet, ist beispielsweise auch in Re-Msy oder Ramses, „Sohn des Re“, zu finden.62
Während der Name Seth wahrscheinlich keine etymologische Verbindung zum semitischen śtn (hebr. śātān, arab. šaytān) aufweist, wurden die Namen in früher Zeit von den Hebräern jedoch zweifellos miteinander assoziiert. In der synkretistischen Welt des Hellenismus, wie sie in den Griechisch-Ägyptischen Magischen Papyri widergespiegelt wird, scheint Seth-Typhon nicht nur mit Eigenschaften Satans verbunden worden zu sein, sondern ebenso mit Aspekten des „Einen Gottes“ der Hebräer, Jahwe. Dies rührt daher, dass die Verfasser der Papyri sich für Jahwe (in römischen Buchstaben zu YHVH transkribiert; gr. Iao) als Ausdruck roher kosmischer Gewalt auf physischer Ebene interessierten und nicht so sehr für die theologische Rolle, die er in der orthodoxen hebräischen Überlieferung spielt. Iao war „Schöpfer dieser Welt“ – und damit kann sein Name weitere magische Transformationen in dieser bewirken. Die Neigung von menschlichen Gemeinschaften, die Götter ihrer Nachbarn zu „diabolisieren“, scheint sich als Grundhaltung durch die ganze Geschichte zu ziehen und die Ursache für fortwährende Schwierigkeiten bei religionsgeschichtlichen Untersuchungen zu sein.
Natürlich lassen sich nur schwer umfängliche Aussagen darüber treffen, inwiefern die antiken Sethianer sich den wesentlichen Fragen des linkshändigen Pfades angenähert haben. Die Forschung dazu ist in den letzten Jahren weit vorangekommen, nicht zuletzt auch durch die Arbeit moderner Sethianer wie Don Webb und seiner Schüler. Angesichts der allgemeinen Merkmale des Gottes selbst erscheint es wahrscheinlich, dass das, was die alten Sethianer praktiziert haben, dem, was wir heute als den linkshändigen Pfad bezeichnen, eng verwandt ist. Einer der Gründe, warum die Sekte so verfolgt wurde, war vermutlich, dass sie einen Weg aufzeigte, mit dem nicht allein die Pharaonen einen gottgleichen Status erreichen konnten.
Abb. 3.5. Seth als Initiator auf den linkshändigen Pfad befreit den Initianten von den Fesseln der Sklaverei
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