5 Eugen Ritter von Schobert, 1941 als Generaloberst OB AOK 11 im Verband der HGr. Süd, im Sept. 1941 gefallen; Hürter: Hitlers Heerführer, S. 526ff., 662f.; vgl. Marcel Stein: Die 11. Armee und die „Endlösung“ 1941/42. Eine Dokumentensammlung mit Kommentaren, Bissendorf 2006.
6 Mit der Rückeroberung der Nordbukowina, die an die UdSSR nach deren Ultimatum Ende Juni 1940 abgetreten werden mußte, war eines der Hauptkriegsziele Rumäniens erreicht worden. Im Tenor der EM-Berichterstattung kommt die häufig auftretende antirumänische Konnotation zum Ausdruck, die subversiv die mögliche Revision dieses politischen Fakts intendierte. Immerhin handelte es sich bei der Bukowina um früheres österreichisches Kronland; vgl. Dinu Giurescu: Romania in the Second World War, New York 2000, S. 20–34, 137 ff.; Sebastian Balta: Rumänien und die Großmächte in der ära Antonescu(1940–1944), Stuttgart2005, S.71ff.,197ff.
7 Die Exekutionen wurden vom Teilkdo. Lipps des SK 10b durchgeführt; vgl. Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 159f.
8 Zum „Einwirken“ der EG D auf rumänische Instanzen u. deren von den Deutschen abweichenden Präferenzen in der „Volkstumsfrage“: ebd., S. 225 ff.; Jean Ancel: The Romanian Way of Solving the „Jewish Problem“ in: Bessarabia and Bukovina, June–July 1941, in: YVS 19(1988), S. 187–232.
Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD | Berlin, den 15. Juli 1941 |
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. | [Stempel: Geheime Reichssache!] |
[Stempel: Lagezimmer] |
32 Ausfertigungen, 21. Ausfertigung
Ereignismeldung UdSSR Nr. 23
I) Politische Übersicht:
a) Im Reich:
Mit Ausnahme eines starken englischen Fliegerangriffes auf Hannover (siehe Sondermeldung) ist nichts Wesentliches zu berichten.
b) Im Generalgouvernement:
Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD berichtet das Auffinden zahlreicher Phosphorteilchen in unmittelbarer Nähe der Julius Schreck-Kaserne und des Distriktsgebäudes. Es handelt sich zweifellos um Sabotageabsichten. Die erforderlichen Ermittlungen sofort eingeleitet.
c) Im Protektorat:
Stapoleitstelle Prag berichtetam 14.7.41 überdie Aushebungeines TeilesderFingerring-Gruppe in Laun, welche Phosphorbrandsätze in Watte gebettet hergestellt und an andere tschechische Widerstandsgruppen verteilt hat. Beim Hersteller wurden über 70 solcher Brandsätze mit umfangreichem Material aufgefunden. Die Brandsätze sollten vor allem in einigen Wochen zur Vernichtung der Ernte Anwendung finden.
d) Übrige besetzte Gebiete:
BdS den Haag berichtet am 13.7.41 über die Beschädigung eines von der Wehrmacht im östlichen Gelderland gelegten starken F-Kabels. Sofort aufgenommene Ermittlungen (auch mit Spürhund) bisher erfolglos. Dieser erneute Sabotageakt ist in dieser Gegend innerhalb kurzer Zeit bereits der vierte. Entsprechende Maßnahmen in Vorbereitung. Jugoslawien: Einsatzgruppe Belgrad berichtet über einen Anschlag auf die Eisenbahnstrecke bei Jrenak mittels einer Dynamit-Patrone in der Nacht zum 12.7.41. An gleicher Stelle wurden durch zwei explodierende Bomben Telefonlinien zerstört. Ebenfalls in der gleichen Nacht wurde auf die Eisenbahnbrücke bei Katinia-Lukka eine Bombe gelegt, die jedoch nicht explodierte. Alle Maßnahmen zur Ergreifung der Täter eingeleitet.
II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:
Einsatzgruppe A: Meldungen nicht eingegangen.
Einsatzgruppe B:
Einsatzgruppe B meldet am 12.7.41 über folgende Feststellungen der Methoden des russischen Partisanenkrieges1: Befragt wurden ein russischer Generalstabskapitän, der als Gewährsmann bisher zutreffende Nachrichten überbrachte, ein aufgegriffener Kolchosbauer, der auf der Wanderung nach seinem Heimatort Dörfer durchquert hatte, die in Verdacht stehen, Partisanen zu beherbergen, und zwei Kolchosbauern aus der näheren Umgebung Minsk. 1) Anweisungen für den Partisanenkrieg: Laut Angabe des Generalstabskapitäns der 17. Division, M. Pugatslow, sind vor Ausbruch des Krieges im Heere keinerlei Anweisungen über den Partisanenkrieg ausgegeben worden. Das erstemal ist diese Anweisung während des Krieges gekommen. Befragt, ob er nicht auch den Eindruck habe, dass Anweisungen dieser Art vorhanden sein müssen, gibt er zu, dass er auf diesem Gebiete Vermutungen hegt. Er spricht von der Möglichkeit, dass der Partisanenkrieg vom NKWD vorbereitet sein könnte, sagt aber, dass er keine Beweise ausser der Wahrscheinlichkeit für diese Vermutung habe. Dass das Heer vor Ausbruch der Feindseligkeiten keine Partisanenkriegsanweisungen ausgegeben hat, erklärt sich daraus, dass im russischen Heer kein Mensch mit der Einkesselung so grosser regulärer Truppenmassen gerechnet hat. Daher war die Meinung vorherrschend, dass das Heer als reguläre Kampftruppe mehr zum Siege beitragen könne. Bildung irregulärer Freischaren hätte nur mit Hilfe der Landbevölkerung erfolgreich sein können. Im russischen Heere sei man sich aber über die Ablehnung der Sowjets durch die Landbevölkerung klar gewesen und habe mit der Unterstützung der Bauern nicht gerechnet. 2) Der Befehl zum Partisanenkrieg: Kapitän P. schildert, wie er den Befehl zum Partisanenkrieg erhalten habe. Er sei mit dem XI. mechanisierten Armeekorps zusammen von Grodno auf dem Rückzug gewesen. Bei Welko/Walja sei die Njemenbrücke gesprengt gewesen. Die hergerichteten Notübergänge seien so schwach gewesen, dass die schweren Waffen und Wagen außer Pkw zurückgelassen werden mussten. Nach dem Übergang versammelte der Korpskommandeur des XI. Korps, Mostawenko, die Glieder des Stabes, Kommandeure und ausgesuchte Züge der Stabskompagnie im Walde, ließ MG und Handwaffen verteilen und erklärte: „Das Armeekorps sei abgeschnitten. Für die Versammelten gelte die Parole, lebend nicht in die Hände des Feindes zu fallen. Daher müssen folgende Ziele angestrebt werden: 1) Der Durchbruch durch die deutschen Linien (bei Borissow). 2) Wenn Durchbruch nicht gelingt, müsse rücksichtsloser Partisanenkrieg entfesselt werden.“ Nähere Anweisung über die Durchführung des Partisanenkrieges gab der Kommandeur nicht, erklärte nur, dass die Verpflegung der Dorfbevölkerung abgenommen werden müsste, um möglichst lange den Bandenkrieg und Partisanenkrieg führen zu können. Wie P. weiter mitteilt, ist der grösste Teil der Kommandeure gegen den Partisanenkrieg gewesen. Der kleinere Teil und die politischen Kommissare waren dafür. Feste Aktionspläne wurden nicht auf gestellt, doch sollte es sich um Hinterhalte und Überfälle auf deutsche Truppen handeln. Über die Durchführung konnte P. nichts berichten, da er bald die Gelegenheit zum Überlaufen benutzte. Sonstige Nachrichten über den Partisanenkrieg: Die Befragung des Peter Gason aus Mogilew sowie zwei anderer Kolchosbauern rundeten das Bild der Aussage des P. ab und brachten zum Teil die Bestätigungen. Alle Befragten klagten darüber, dass die Bandenkämpfer einen rücksichtslosen Terror auf die Bevölkerung entlegener Kolchosen ausüben, rücksichtslos das letzte Vieh schlachten, Nahrungsmittel wegnehmen und zum Teil auch Bekleidung von der Zivilbevölkerung raubten. Die Einmärsche auf die Dörfer erfolgen nur nachts, tagsüber halten sich die Partisanen in den Wäldern verborgen. Alle drei Befragten machten einen Unterschied zwischen den Waldkämpfern und den russischen Deserteuren, die tagsüber ohne Waffen sich in den Dörfern sammeln, um Nahrungsmittel betteln und dann die erste Gelegenheit benützen, um sich zu ergeben. Es herrscht der Eindruck, dass die Landbevölkerung unter einem grossen Terror der Partisanen steht, wobei dahingestellt werden muss, ob sich unter dem patriotischen Motto nicht nur russische Raub-und Zerstörungsinstinkte verbergen. Es festigte sich der Eindruck, dass die Banden der Waldkämpfer Nachrichtenagenten unter der Bevölkerung haben. Die Brandstiftung wird beim Partisanenkrieg systematisch angewandt. Daher war die Äusserung zwei Befragter, die in anderem Zusammenhang über die Brandstiftungen befragt, unabhängig voneinander die Vermutung aussprachen, dass ein Teil der Brände auf das Konto der Partisanen und ihrer Helfershelfer zu setzen sei. Aus den angestellten Ermittelungen sind folgende Eindrücke entstanden: 1) Aus den abgeschnittenen Heeresteilen haben sich aktive Elemente zu Partisanenbanden zusammengefunden. 2) Es besteht der starke Verdacht, dass von der GPU und deren Agentennetz gleichfalls Partisanentrupps gebildet