So! – Wenn de dir so jeschämt hast, Mächen, warum haste’s denn aber anjezeigt?
DIE PIPERKARCKA.
Weil mich meine Wirtin und ooch Frau Kielbacke, wo mich hinjeführt hat, mich partout nich Ruhe jejeben.
FRAU JOHN.
So! – Denn wissen se’t also uff’t Standesamt?
DIE PIPERKARCKA.
Na ja, det mussen se wissen, Frau John.
FRAU JOHN. …
Aber ha ick dir dat nich einjeschärft …? …
DIE PIPERKARCKA.
Det muß man melden! Soll ick denn abjeführt Untersuchung und Plötzensee gesteckt?
FRAU JOHN.
Ick ha doch jesacht: ick jeh’ et anmelden.
[64]DIE PIPERKARCKA.
Habe jleich bei Standesbeamte jefracht. Is keene jekommen, hat anjemeld’t.
FRAU JOHN.
Un wat haste nu also anjejeben?
DIE PIPERKARCKA.
Daß Aloisius Theophil heißen soll un daß bei Sie, Frau John, in Pflege is.
FRAU JOHN.
Un morjen will eener nachsehn komm?
DIE PIPERKARCKA.
Det is een Herr von de Vormundschaft. Was is denn weiter? Nun sin doch ruhig un sin vernünftig! Haben mich wirklich vorher Schrecken in alle Jlieder jejagt.
FRAU JOHN
(abwesend). Nu freilich: det is nu nich mehr zu ändern. Det is ja nu ooch in Jottes Namen nu jroß weiter nischt.
DIE PIPERKARCKA.
Gelt, un kann nu mein Kindchen auch sehn, Frau John?
FRAU JOHN.
Heute nich! Morjen, morjen, Pauline.
DIE PIPERKARCKA.
Warum nich heut?
FRAU JOHN.
Weil det det Beschreien nich jut dut, Pauline! Also morjen, um Uhre fünfen nachmittag?
DIE PIPERKARCKA.
Steht jeschrieben, sagt mir Wirtin, daß Herr von die Stadt Uhren fünfen morjen nachsehn kommt.
FRAU JOHN
(indem sie die Piperkarcka hinausschiebt und selbst mit hinausgeht, im Tone der Abwesenheit). Jut so. Laß er man kommen, Mächen.
(Frau John ist einen Augenblick auf den Flur hinausgetreten und kommt ohne die Piperkarcka wieder herein. Sie ist seltsam verändert und geistesabwesend. Sie tut einige hastige Schritte gegen die Verschlagstür, steht jedoch plötzlich wieder still mit einem Gesichtsausdruck vergeblichen Nachsinnens. Dieses Grübeln unterbricht sie, heftig [65]gegen das Fenster zu eilend. Hier wendet sie sich, und wieder erscheint der hilflose Ausdruck schwerer Bewußtlosigkeit. Langsam, wie eine Nachtwandlerin, tritt sie an den Tisch und läßt sich daran nieder, das Kinn in die Hand stützend. Nun erscheint Selma Knobbe in der Tür.)
SELMA.
Mutter schläft, Frau John. Ick ha solchen Hunger. Kann ick’n Happen Brot kriejen? (Frau John erhebt sich mechanisch und schneidet ein Stück von einem Laib Brot, wie unter dem Einfluß einer Suggestion. Selma, der die Verfassung der Frau auffällt.) Ick bin’s! – Wat is denn? – Schneiden sich man bloß nich etwa mit Brotmesser.
FRAU JOHN
(mit trockenem Röcheln, das sie mehr und mehr überwältigt, indem sie Brot und Brotmesser willenlos auf den Tisch gleiten läßt). Angst! – Sorje! – Da wißt ihr nischt von! (Sie zittert und sucht einen Halt, um nicht umzusinken.)
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