„Und dann?“
„Dann ist alles vorbei.“
„Und Maude Freese?“
„Sie kann in ihren Store zurückgehen.“
„Sie wird dem Sheriff sagen, wo sie war, und wie sie daher kommen konnte, nicht wahr?“
„Der Sheriff wird tun, was ich ihm sage. Er wird lernen, solche Späße zu verstehen. Wenn Troger nicht mehr ist, liegt die Existenz der Stadt ganz allein in meiner Hand. Riley ist ein Mann, der die Lage realistisch einschätzt.“
„Mag sein. Aber wenn sich das Mädchen nun nicht damit einverstanden erklärt? In Fort Sisseton gibt es einen Richter. Ich nehme an, die Lebensfähigkeit der Stadt interessiert ihn erst in zweiter Linie.“
Garett grinste Wister auf eine Art an, die dem einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
In diesem Moment wusste Matt genau, dass zwischen Garett und Troger nicht der geringste Unterschied bestand. Beide waren von harter, unduldsamer Art. Beide rangen um das gleiche erklärte Ziel, um die Herrschaft hier am Big Sioux River. Und beide waren in der Wahl ihrer Mittel erbarmungslos.
Ric hatte mit dem Mädchen den Fuß der Hügelkette erreicht und kam nun durch das Büffelgras schnell näher. Er hielt die Zügel des zweiten Pferdes in der Hand. Seine Zurufe waren bis zu der Ranch zu hören.
„Vielleicht hast du Recht“, sagte Garett. „Vielleicht sollte man das Risiko gar nicht erst eingehen. Darüber kann man später reden. Vielleicht lasse ich sie auch eine Erklärung unterschreiben.“
„Das nennt man Erpressung“, sagte Matt.
„Hast du etwas dagegen?“
Matt Wister bemerkte den lauernden Blick. Er wusste, dass er seinem Ziel keinen Schritt näher kommen würde, wenn er jetzt etwas dagegen hatte. Er schüttelte langsam den Kopf.
„Nein. Du bist der Boss.“
Garett atmete auf.
„Es ist gut, dass du dich so entschlossen hast“, brummte er. „Sicher weißt du auch, dass es nun kein Zurück mehr gibt!“
„Natürlich.“
Ric hielt im Hof. Er grinste breit und ließ die Zügel des Handpferdes fallen.
„Wie haben wir das gemacht?“, fragte er.
„Gut“, sagte Garett und stemmte sich von der Fence. „Nimm ihr den Knebel aus dem Mund, Ric. Hier kann sie niemanden rufen.“
„Ich fürchte, der Sheriff wird kommen“, sagte Ric. „Vielleicht ist es besser …“
„Gut. Bringe sie in den Raum, den wir vorbereitet haben. – Es tut mir leid, Miss Freese, dass ich Ihnen im Moment keinen Salon anbieten kann. Aber das kommt noch, wenn sich die Schnüffler verzogen haben.“
Maude Freese blickte über den Rancher hinweg. Es schien, als habe sie kein Wort verstanden. Als sie Matt ansah, war ihr Blick bitter und ohne Hoffnung. Es stand keine Regung von Zorn darin – nichts. Sie blickte gleich wieder in die andere Richtung.
„Los, Männer!“, knurrte der Rancher.
Ein paar der Männer standen vom Brunnenrand auf. Ein Messer blitzte im Sonnenlicht; zerschnittene Fesseln landeten im Sand.
„Räumt das weg“, sagte Garett. „Bringt sie hinein.“
Matt blickte den Männern nach, die das Mädchen ins Haus führten.
Ric schaffte die Pferde in den Corral, sattelte sie ab und hing die Fence wieder ein. Als er sich umwandte, grinste er Matt an.
„Gestern hast du ihr geholfen“, sagte er. „Heute sieht alles anders aus. Das wird ihr seltsam vorkommen.“
„Kann sein.“
„So ändert sich alles“, meinte Ric, ging zum Bunkhaus und verschwand darin.
25
Sheriff Jim Riley kam genau zwanzig Minuten später vom Hügel herunter. Er saß aufrecht im Sattel. Seine Blicke wanderten flink umher.
Garett lehnte auf der Brüstung der Veranda. Er hatte sich eben eine neue Zigarre angesteckt.
Riley hielt neben der Tränke.
Aus dem Bunkhaus kamen die Männer und lehnten sich an die Wand. Matt, der auf der Fence saß, fand, dass jeder einzelne sich gut zu verstellen gelernt hatte. Aber vielleicht konnten sie das alle schon, als sie in dieses Land kamen.
„Guten Tag, Sheriff“, sagte der Rancher leutselig, ohne die Zigarre aus dem Munde zu nehmen. Er grinste dazu auf eine aufreizend und zugleich irgendwie gefährlich wirkende Art.
Sheriff Riley drehte die Zügel zwischen den Fingern zusammen.
Matt bemerkte, dass Riley sehr unsicher war. Er sah entschlossen aus, wusste aber offenbar nicht, wo er anfangen sollte. Daraus schloss Matt, dass es die schurkischen Cowboys geschickt gemacht hatten. Riley ahnte alles, aber er wusste nichts. Er hatte keinen Beweis, so wie er, Matt, gegen Troger keinen Beweis hatte.
„Sie wissen, was ich will, Garett“, knurrte der Sheriff.
„Nein, Sheriff. Sie müssen es schon sagen“, meinte der Rancher.
„Ich suche das Mädel.“
Garett zog die Brauen hoch.
„Welches Mädel?“
„Sie wissen verteufelt genau, welches Mädel ich meine!“
„He, Riley, schreien Sie hier nicht so herum. Sie wissen doch, wo Sie sind?“
Zwei Cowboys lachten leise. Doch als Garetts kalter Blick sie traf, schwiegen sie.
„Garett, ich warne Sie!“, schnaufte der Sheriff. „Ich habe mich nie darum gekümmert, was hier draußen gespielt wird. Aber das mit dem Mädchen geht zu weit!“
„Ich weiß immer noch nicht, von wem Sie reden, Sheriff“, erwiderte Garett kühl.
„Von Miss Freese!“
„Miss Freese?“ Garett zog die Augenbrauen in die Höhe.
„Ja, Miss Freese ist entführt worden!“
Garett pfiff durch die Zähne. „Was Sie nicht sagen! – Entführt? Welcher Schuft hat das getan?“
Matt sah, wie Sheriff Riley die Lippen fest zusammenpresste.
„Hal Spears hat einen von Trogers Leuten zusammengeschlagen!“
„Ach!“
„Ja!“
„Welchen denn?“
„Kirk Horne!“
Garett grinste wieder.
„Dann ist er sicher frech geworden, Sheriff. Und was hat das mit dem Mädchen zu tun?“
„Kirk Horne wurde hinter dem Store niedergeschlagen. Miss Freese verschwand zur gleichen Zeit. Verstehen Sie jetzt, was ich meine?“
„Nein.“
„Noch deutlicher kann ich nicht werden.“ Riley glitt aus dem Sattel.
Matt fand, dass der Sheriff plötzlich eine Menge Mut bewies.
„Ich will mir Ihr Haus ansehen“, sagte er entschlossen. „Haben Sie etwas dagegen?“
Garett kam zur Treppe und lehnte sich dort gegen die Vordachstütze.
„Natürlich habe ich etwas dagegen“, sagte er leise. „Es ist mein Haus. Wenn Sie darin etwas suchen wollen, müssen Sie eine Vollmacht vom Bezirksrichter in Fort Sisseton mitbringen. Meines Wissens nach ist das der legale Weg.“
„Sie haben