Frankreich - eine Länderkunde. Henrik Uterwedde. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Henrik Uterwedde
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783847411642
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Gegner zeigten – durch. Mit der Billigung des Abkommens von Evian 1962 und der Unabhängigkeit Algeriens wurde die Entkolonisierung abgeschlossen. 1958 traten die – noch in der IV. Republik ausgehandelten – Römischen Verträge in Kraft, mit[29] denen die europäische Integration begann, zunächst als Europäische Wirtschaftsgemeinschaft mit sechs Mitgliedstaaten (heute: Europäische Union mit 28 Mitgliedstaaten). 1963 begann mit dem Elysée-Vertrag eine institutionalisierte deutsch-französische Regierungszusammenarbeit, die sich als wichtiger Wegbereiter zahlreicher Fortschritte der europäischen Integration erweisen sollte (→Kap. 10.3).

      1981 erfolgte der erste Machtwechsel in der V. Republik, als François Mitterrand, Kandidat der Linken, die Präsidentschaftswahl gewann und eine Regierung mit Sozialisten und Kommunisten bildete. Allerdings scheiterte sein Kurs einer dezidiert linken Antikrisenpolitik (Verstaatlichung von Unternehmen, ein durch Defizite finanziertes Konjunkturprogramm, ehrgeizige Industriepolitik) bereits nach kurzer Zeit. Mitterrand leitete im März 1983 eine wirtschaftspolitische Wende ein, mit der sich Frankreich stärker dem deutschen Kurs näherte.

      In den darauf folgenden Jahren bis heute bestimmten wachsende wirtschaftliche und soziale Probleme die Politik. Diese fand keine Mittel, der krisenhaften Entwicklung wirksam zu begegnen. Die Folge waren häufige politische Wechsel: Linke, konservative und Kohabitations-Regierungen (→Kap. 2.2) folgten aufeinander; unterdessen stieg der rechtsextreme Front national seit den 1980er Jahren zu einer immer stärkeren politischen Kraft auf (→Kap. 3.2). Nach dem Start der Wirtschafts- und Währungsunion geriet die Wirtschaft in neue Turbulenzen; die Frage der Reform- und Anpassungsfähigkeit stellte sich immer dringlicher, wurde aber sehr kontrovers diskutiert, ebenso wie die Stabilitätsregeln der Währungsunion. Die terroristischen Anschläge ab 2015 haben ihrerseits politische Spannungen verschärft und neue Kontroversen über innere Sicherheit, Einwanderung und die Bedrohung durch islamistische Gewalt entfacht.

      Weiterführende Literatur

      – Etienne François (Hrsg.): Geschichtspolitik in Europa seit 1989: Deutschland, Frankreich und Polen im internationalen Vergleich, Göttingen: Wallstein 2013

      – Frankreichs Geschichte: vom (politischen) Nutzen der Vergangenheit, Dossier in: Deutsch-Französisches Institut (Hrsg.): Frankreich-Jahrbuch 2010, Wiesbaden: VS 2011, S. 11–173

      – Hartmann, Peter C.: Geschichte Frankreichs: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München: C. H. Beck, 5. Aufl. 2015, 128 S.

      – Josef Jurt: Frankreichs engagierte Intellektuelle: von Zola bis Bourdieu, Göttingen: Wallstein 2012, 288 S.

      – Josef Jurt: Sprache, Literatur und nationale Identität: die Debatten über das Universelle und das Partikulare in Frankreich und Deutschland, Berlin: de Gruyter 2014, 306 S.

      – [30]Kulturnation Frankreich? Die kulturelle Dimension des gesellschaftlichen Wandels. Themenschwerpunkt in: Deutsch-Französisches Institut (Hrsg.): Frankreich-Jahrbuch 2011, Wiesbaden: Springer VS 2012, S. 11–156

      – Wilfried Loth: Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert, Frankfurt/M.: Fischer 1992, 304 S.

      – Pierre Nora (Hrsg.): Erinnerungsorte Frankreichs, München: C. H. Beck 2005, 667 S.

      – Robert Picht, Frankreich in der Identitätskrise. Nation, Staat und Politik in der internationalen Verflechtung, in: Länderprofile. Politische Kulturen im In- und Ausland, Stuttgart 1993, S. 42–55

      – Jörg Requate: Frankreich seit 1945, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2011, 254 S.

      – Pierre Rosanvallon: Die gute Regierung, Hamburg: Hamburger Edition 2016, 384 S.

      Im Internet

      – http://www.histoire-pour-tous.fr/histoire-de-france.html

1944Befreiung Frankreichs. De Gaulle wird Chef der provisorischen Regierung.
1945Erste Verordnungen, mit denen die Sozialversicherung (Sécurité sociale) errichtet wird.
1946Die Verfassung der IV. Republik wird durch Volksentscheid gebilligt. Kolonialkrieg in Indochina 1946–1954
1947Wiederaufbauplan für die Wirtschaft (Plan Monnet, 1947–1952)
1950Schuman-Plan zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (1952)
1954Algerienkrieg (1954–1962)
1957Römische Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
1958Die Verfassung der V. Republik wird durch Volksentscheid gebilligt. De Gaulle Staatspräsident (bis 1969). Währungsreform; Sanierungsplan für die Wirtschaft
1962Abkommen von Evian: Unabhängigkeit Algeriens, Ende der Kolonialzeit
1965Erste direkte Präsidentschaftswahl: De Gaulle siegt im 2. Wahlgang gegen F. Mitterrand
[31]1968Mai 1968: schwere soziale Krise. Abkommen mit den Gewerkschaften beendet den Generalstreik. Auflösung des Parlaments, überwältigende Mehrheit für die gaullistische Partei bei den Neuwahlen
1969Rücktritt de Gaulles nach einem gescheiterten Referendum. Georges Pompidou wird zum Präsidenten gewählt (bis 1974). Abwertung des Franc.
1974Tod Pompidous; mit dem Liberalkonservativen Giscard d’Estaing wird erstmals ein „Nicht-Gaullist“ Präsident (bis 1981). Programm zum massiven Ausbau der Kernenergie.
1978Premierminister Raymond Barre scheitert mit dem Versuch einer umfassenden Liberalisierung der Wirtschaft (bis 1981)
1981Erster Machtwechsel der V. Republik: Der Sozialist François Mitterrand wird Präsident. Linksregierung unter Einschluss der Kommunisten. Verstaatlichung großer Industriekonzerne, Gesetz über sozialen Dialog in Unternehmen. Franc-Abwertungen 1981–1983
1982Dezentralisierungsreform
1983Beginn der wirtschaftspolitischen Wende: Stabilitätspolitik, Liberalisierung der Wirtschaft
1986Wahlsieg der Konservativen: Kohabitationsregierung, Privatisierungen
1988Mitterrand wird wiedergewählt.
1992Der Vertrag von Maastricht zur Schaffung der europäischen Währungsunion wird mit hauchdünner Mehrheit (51 %) angenommen.
1995Jacques Chirac wird zum Präsidenten gewählt.
1997Bei vorgezogenen Parlamentswahlen gewinnt die Linke. Premierminister Lionel Jospin (bis 2002): Einführung der 35 Stunden Woche
1999Start der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
2002Präsidentschaftswahl: Jospin scheitert schon im ersten Wahlgang, Jacques Chirac gewinnt gegen Jean-Marie Le Pen
2005Scheitern des Referendums über eine europäische Verfassung
2007Präsidentschaftswahl: Nicolas Sarkozy schlägt die Sozialistin Ségolène Royal. Erste Strukturreformen
2012Präsidentschaftswahl: Sarkozy wird abgewählt, François Hollande neuer Präsident (bis 2017). Zögernde Hinwendung zur Reformpolitik.
2015Terroristische Anschläge im Januar und im November. Verkündigung des Ausnahmezustands
2017Präsidentschaftswahl: Emmanuel Macron wird neuer Staatspräsident.

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