Frankreich - eine Länderkunde. Henrik Uterwedde. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Henrik Uterwedde
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783847411642
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der Bruttolöhne

       Tabelle 14: Standort Frankreich: Stärken, Schwächen, Potenziale, Risiken

       Tabelle 15: Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung (2000–2012)

       Tabelle 16: Unternehmen nach Größenklassen im Vergleich (2011)

       Tabelle 17: Entwicklung der sozialen Schichten 1962–2015

       Tabelle 18: Umverteilungseffekte durch Steuern und Sozialstaat (2015)

       Tabelle 19: Beschäftigungsquoten in Frankreich, Deutschland und der EU (2015)

       Tabelle 20: Ungesicherte Arbeitsplätze 1985 und 2015

      [8]Tabelle 21: Einwanderer der ersten und zweiten Generation in Frankreich (2013)

       Tabelle 22: Soziale Merkmale der Brennpunktviertel

       Tabelle 23: Gewerkschaften im Überblick

       Tabelle 24: Massendemonstrationen in Frankreich, 1984–2016 (Auswahl)

       Tabelle 25: Überseeische Gebiete Frankreichs

      [9]Vorwort

      Das Thema Frankreich füllt ganze Bibliotheken. Und doch reichen diese nicht aus, um unser Nachbarland – das uns so nah ist und mit dem wir eng verbunden sind, das uns gleichzeitig aber auch immer wieder fremd und „anders“ erscheint – vollkommen zu verstehen. Das ist auch nicht der Anspruch des vorliegenden Buches. Es will kein umfassendes Kompendium sein, das alle Themen und Details abbilden würde, sondern einen knappen, problemorientierten Überblick bieten.

      Diese Länderkunde versucht, dem Leser die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, Entwicklungen und Probleme Frankreichs nahezubringen. Sie will unentbehrliche Grundlagen liefern, Zusammenhänge erläutern und damit einen Schlüssel zum Verständnis unseres Nachbarlandes bieten.

      Der Leser wird ein Land kennenlernen, das sich in einem vielfältigen Wandel befindet – einem Wandel, dem auch Deutschland ausgesetzt ist, der aber in Frankreich eigene Ausprägungen und Probleme mit sich bringt. Ein Land, das eine Reihe schwieriger Problemen und Herausforderungen zu bewältigen hat, aber auch voller Dynamik ist und über große Ressourcen und Potenziale verfügt. Ein Land schließlich, von dessen Erfahrungen und Lösungsansätzen die europäischen Nachbarn und auch wir in Deutschland lernen können.

      Die Darstellung versucht, Zusammenhänge, Langzeitentwicklungen und ihre Eigenlogik sichtbar zu machen. Das bedeutet wiederum, eine Auswahl zu treffen, bestimmte Problemlagen und Ursachen besonders zu betonen und auch zuzuspitzen, was zuweilen auf Kosten anderer Erklärungen geht. Einseitigkeiten sollten dabei indessen vermieden werden. Auch wenn das nicht immer gelingt, haben die hier vorgestellten Sichtweisen und Interpretationen immer eine Grundlage in der französischen Debatte selbst. Frankreich ist das Land der Sachverständigenberichte (rapports), die zu fast allen Fragen des öffentlichen Lebens ausführliche, abgewogene problemorientierte Analysen vornehmen und dabei hervorragende Einsichten in die behandelten Bereiche erlauben. Auf sie stützen sich viele Darstellungen in diesem Buch.

      Darüber hinaus wird in dieser kompakten Länderkunde eine fast unübersichtliche Vielzahl von Quellen verarbeitet, deren Einzelnachweis den Rahmen des Buches sprengen würde. Wir haben deshalb durchweg auf [10]Quellenangaben verzichtet, mit Ausnahme der längeren Zitate und der Tabellen. Am Ende der Kapitel stehen Hinweise auf weiterführende Literatur und einschlägige Internetressourcen, die die vertiefende Beschäftigung mit dem Thema erlauben. Dabei haben wir uns mit wenigen Ausnahmen auf deutschsprachige Angaben beschränkt. Bei verschiedenen Organisationen und Institutionen sind die jeweiligen Internetadressen angegeben.

      Erfahrungsgemäß veralten Daten schnell, auch wenn viele von ihnen strukturelle Kennzeichen abbilden, die sich nicht unbedingt schnell verändern. Deshalb haben Verlag und Autor einen Blog zu dieser Länderkunde eröffnet, der unter der Adresse (http://frankreich.budrich.de) aufgerufen werden kann. Dort sollen in regelmäßigen Abständen neue Ereignisse dokumentiert und auch die grundlegenden Statistiken aktualisiert werden.

      Dieses Buch ist die Frucht einer langjährigen Auseinandersetzung mit unserem wichtigsten Partnerland Frankreich. Eigene Projekte und Veröffentlichungen, aber auch unzählige persönliche Erfahrungen und Begegnungen, Gespräche und Diskussionen mit Wissenschaftlerkollegen, Journalisten und engagierten Menschen beider Länder sind in die Darstellung eingeflossen.

      Besonderen Dank schulde ich meinen Kolleginnen und Kollegen am Deutsch-Französischen Institut. Das dfi ist ein ausgesprochen produktiver und dabei angenehmer Ort des gemeinsamen Denkens und Arbeitens, der immer wieder neue Ideen und Anregungen hervorbringt. Das sind ideale Voraussetzungen zur Erfüllung seiner Aufgabe, einen Beitrag zur deutsch-französischen Verständigung auf allen Ebenen des geistigen und gesellschaftlichen Lebens zu leisten und dabei auch Schlüssel zum Verständnis des Nachbarn zu liefern. Davon hat auch diesem Buch profitiert. Wertvolle Anregungen verdanke ich Frank Baasner, Dominik Grillmayer, Eileen Keller und Stefan Seidendorf, die – wie auch Werner Zettelmeier aus unserem Partnerinstitut CIRAC in Cergy-Pontoise – Teile des Manuskripts gelesen und mit mir diskutiert haben und mit denen mich zahllose gemeinsame Diskussionen und Projekte verbinden. Stellvertretend für die Frankreich-Bibliothek des dfi, deren Bestände und Recherchemöglichkeiten mir offenstanden, danke ich Xavier Froidevaux für vielfältige Hilfestellungen und nützliche Hinweise bei der Suche nach Quellen, Daten und Fakten. Dem Institutsdirektor Frank Baasner, wie schon seinem 2008 verstorbenen Vorgänger Robert Picht, habe ich großzügige Arbeitsbedingungen und mannigfaltige intellektuelle Anstöße zu verdanken.

      Seit langem teilt meine Frau Jutta Häring-Uterwedde meine Leidenschaft für unser Nachbarland Frankreich. Ihr widme ich dieses Buch, an dessen Zustandekommen sie einen großen Anteil hat.

       Henrik Uterwedde Ludwigsburg, im Mai 2017

      [11]Einleitung: Frankreich im Aufbruch – wohin?

      Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist unermesslich. […] Sie

      erfordert eine neue Moral im öffentlichen Leben; die

      Verteidigung unserer lebendigen Demokratie; die Stärkung

      unserer Wirtschaft; neue Absicherungen in der Welt, die

      uns umgibt; einen Platz für jeden durch die Schule, die

      Arbeit und die Kultur; die Erneuerung unseres Europas; die

      Gewährleistung der Sicherheit für alle Franzosen.

      (Emmanuel Macron, 7.5.2017)

      Emmanuel Macron ist der neue Präsident Frankreichs. Er setzte sich in der Stichwahl vom 7. Mai 2017 mit 66% der Stimmen gegen seine rechtsextremistische Konkurrentin Marine Le Pen durch – nach einem außerordentlich harten, verbissenen Wahlkampf, der den krisenhaften Zustand und die innere Zerrissenheit unseres Nachbarlandes in aller Klarheit offengelegt hat. Macron ist wie kein anderer für eine grundlegende Erneuerung Frankreichs und ein starkes, handlungsfähiges Europa eingetreten. Kann er das Land aus seinen Erstarrungen und Verkrampfungen lösen und aus der Krise führen?

      Ein krisengeschütteltes Land

      Seit längerem ist Frankreich von Krisen und Erschütterungen gezeichnet. Die Wirtschaft hat an Wachstumsdynamik und Wettbewerbsfähigkeit verloren (→Kap. 6.2). Dies hat auch die Krise in der Gesellschaft genährt, die sich in einer hohen Arbeitslosigkeit (besonders gravierend bei Jugendlichen), der Ausbreitung sozialer Brennpunkte in den Vorstädten und in prekären Lebenssituationen ausdrückt (→Kap. 7.3, 7.4, 8.2). Die terroristischen Anschläge der vergangenen zwei Jahre belasten die Stimmung zusätzlich und beflügeln Debatten und Polemiken über innere Sicherheit, Einwanderung und Islamismus. Dabei zeigen die nachfolgenden Kapitel dieses Buches, dass die Situation trotz aller Probleme nicht so schlecht ist, wie sie wahrgenommen wird. Aber die Franzosen sind, wie internationale Umfragen zeigen, Weltmeister im Pessimismus und neigen zur Schwarzmalerei, was zur teils depressiven, teils durch Wut und Verdrossenheit gekennzeichneten Stimmung im Lande zusätzlich