3. Ebenso hat er auch jenen Hexameter: „Allen gemein ist der Kriegsgott, der oft auch den Tötenden tötet“,3763 4. etwas verändert und in folgender Form vorgebracht: „Ich will es tun; Denn in der Tat ist Ares allen Menschen gleich.“3764
5. Ferner ist es klar, daß er auch jenen Vers: „Siegesentscheidung verleiht den Menschen der Ratschluß der Götter“3765
6. in dem folgenden Vers umgedichtet hat: „Mache Mut dem jungen Kriegsvolk! Doch den Sieg verleiht nur Gott.“3766
7.
1. Nachdem wieder Homeros gesagt hatte: „Auf der Erde sie liegen mit ungewaschenen Füßen“,3767
2. schreibt Euripides im „Erechtheus“: „Sie schlafen auf der Erde ohne Bett, Und ihre Füße netzen sie mit Wasser nicht.“3768
3. Ebenso nachdem Archilochos gesagt hatte: „Doch macht dem einen dies, dem andern jenes Freud’ “,3769
4. in Anlehnung an den Vers des Homeros: „Denn es ergötzt sich der eine an diesem, der andre an jenem“,3770
5. sagt Euripides im „Oineus“: „Doch diesen freut mehr diese, jenen andre Art.“3771
6. Und ich hörte den Aischylos sagen: „Daheim soll bleiben jeder, der dort glücklich ist -, Und wenn es schlecht geht, auch ein solcher bleib daheim!“3772
7. und den Euripides das gleiche auf der Bühne ausrufen: „Zu preisen ist, wer glücklich ist und bleibt daheim“3773
8. und auch den Menandros in einem Lustspiel so sagen: „Daheim soll bleiben und so sein ein freier Mann, Wer edles Glück besetzet, oder nicht mehr sein.“3774
8.
1. Während wieder Theognis sagt: „Keinerlei Freund noch treuen Gefährten hat der Verbannte“,3775
2. hat Euripides gedichtet: „Wenn einer arm wird, weicht ihm jeder Freund schnell aus.“3776
3. Und nachdem Epicharmos gesagt hatte: „Dein Schicksal, meine Tochter, ist beklagenswert; Denn jung ist noch dein Gatte, und du selbst bist alt“ und dann hinzufügte: „Denn er nimmt sich gewiß ein andres, jüngres Weib, Sie aber sucht sich sicher einen andren Mann“,3777
4. schreibt Euripides: „Schlimm ist’s, wenn einen jungen freit ein altes Weib; Denn er begehrt nach einem andern Ehebett; Sie aber sinnt auf Böses, wenn er sie verläßt.“3778
5. Nachdem ferner Euripides in der „Medeia“ gesagt hatte: „Denn eines schlechten Manns Geschenk hat keinen Wert“,3779
6. sagt Sophokles in dem Stück „Der die Geißel tragende Aias“ jenen Vers: „Feinds Gaben keine Gaben sind’s und ohne Wert.“3780
7. Und nachdem Solon gedichtet hatte: „Sattsein erzeugt Überhebung, wenn großer Reichtum zuteil wird“,3781
8. schreibt Theognis geradezu: „Sattsein erzeugt Überhebung, wenn Reichtum dem Schlechten zuteil wird.“3782
9. Davon ist auch Thukydides abhängig, wenn er in seinem Geschichtswerk sagt: „Die meisten Menschen pflegen übermütig zu werden, wenn ihnen unerwartetes Glück im höchsten Maße und in kürzester Zeit zuteil wird.“3783
10. Und Philistos ahmt in gleicher Weise die nämliche Stelle nach: „(In der Regel sind glückliche Umstände, die gemäß verständiger Berechnung eintreten, für die Menschen von sichererem Bestande als das, was wider Erwarten eintritt, und Unglück wehrt man sozusagen leichter ab, als daß man sich Glück auf die Dauer erhält.)3784Diejenigen, denen wider Erwarten und unvermutet Glück zuteil wurde, pflegen am leichtesten übermütig zu werden.“3785
9.
1. Nachdem wieder Euripides gedichtet hatte: „Von Vater und Mutter, die sich abgemüht In rauhem Leben, stammt das kräftigste Geschlecht“,3786
2. schreibt Kritias: „Ich beginne mit der Entstehung des Menschen: Auf welche Weise wird er wohl mit dem gesündesten und kräftigsten Körper auf die Welt kommen? Wenn sein Erzeuger Leibesübungen treibt und sich kräftig nährt und seinen Körper abhärtet und wenn die Mutter des Kindes, das auf die Welt kommen soll, einen kräftigen Körper hat und ihn übt.“3787
3. Und als wieder Homeros von dem Schild, den Hephaistos herstellte, gesagt hatte: „Bildeten drinnen die Erde, den Himmel und drinnen die Meerflut, Bildete auch die große Gewalt des Okeanosstromes“,3788
4. sagt Pherekydes von Syros: „Zeus macht ein großes und schönes Gewand und stellt auf ihm in bunten Farben die Erde und den Ogenos und die Behausung des Ogenos dar.“3789
5. Und nachdem Homeros gesagt hatte: „Scham ist’s, welche die Menschen am meisten schädigt und fördert“,3790
6. schreibt Euripides im „Erechtheus“: „Was von der Scham man sagen soll, das weiß ich nicht; Man braucht sie; doch ein großes Übel ist sie auch.“3791
10.
1. Man kann aber auch aus den Schriftstellern, die gleichzeitig berühmt waren und in solchen Gedanken miteinander wetteiferten, die Beweisstellen für den Diebstahl zum Vergleich nebeneinander setzen:
2. aus dem „Orestes“ des Euripides: „O Schlummer, süßer Zauber, der die Krankheit heilt“,3792
3. und aus der „Eriphyle“ des Sophokles: „Geh fort! Du störst den Schlummer, der die Krankheit heilt“,3793
4. und aus der „Antigone“ des Euripides: „Ein schimpflich Wort ist ‘Bastard’; die Natur ist gleich“,3794
5. und aus dem „Aleaden“ des Sophokles: „Die Guten haben alle gleiche Wesensart“,3795
6. wieder aus dem „Temenos“ des Euripides: „Wer selbst sich müht, dem steht auch Gottes Hilfe bei“,3796
7. und im „Minos“ des Sophokles: „Wer selbst nichts tut, des Hilfe ist auch nie das Glück“,3797
8. ferner aus dem „Alexandros“ des Euripides: „Die Zeit wird zeigen, wie du bist; ihr Zeugnis hilft, Daß ich erkenne, ob du gut bist oder schlecht“,3798
9. und aus dem „Hipponus“ des Sophokles: „Darum verbirg nichts! Denn die Zeit, die alles sieht Und alles hört, deckt alles, was geheim war auf.“3799
11.
1. Wir wollen aber auch folgende Stellen in gleicher Weise behandeln: Nachdem nämlich Eumelos gedichtet hatte: „Mnemosynes und des Zeus des Olympiers dreimal drei Töchter“,3800
2. beginnt Solon seine Elegie mit folgenden Worten: „Mnemosynes und des Zeus Olympiers liebliche Kinder.“3801
3. Wiederum umschreibt Euripides den Vers des Homeros: „Wer und wes Volkes bist du? Wo die Heimat? Wer der Erzeuger?“,3802
4. wenn er im „Aigeus“ folgende Verse verwendet: „Laß wissen, welches Land du wohl verlassen hast, Um Gast bei uns zu sein! Wo ist dein Vaterland? Wer ist dein Vater? Wessen Sohn bist du genannt?“3803
5. Nachdem ferner Theognis gesagt hatte: „Wein getrunken im Übermaße, ist schädlich; doch wenn ihn Jemand verständig genießt, ist er nicht schlimm, sondern gut“,3804
6. schreibt Panyassis: