Teppiche. Clemens von Alexandria. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Clemens von Alexandria
Издательство: Bookwire
Серия: Die Schriften der Kirchenväter
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849660277
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das, was noch heiliger ist als jenes, denen offenbarte, die in echter und nicht gefälschter Weise Erben der von dem Herrn gewährten Kindschaft sind.

      2. So wagen wir es denn, zu behaupten (es handelt sich nämlich hier um den gnostischen Glauben), daß aller Dinge kundig und im Besitz eines nicht wankenden Verständnisses auch für die uns unverständlichen Dinge alles zu erfassen fähig sei der wahre Gnostiker von der Art, wie es Jakobus, Petrus, Johannes, Paulus und die übrigen Apostel waren.

      3. Denn voll von Erkenntnis ist die Weissagung, da sie vom Herrn gegeben und wieder durch den Herrn den Aposteln klar ausgelegt worden ist. Und vielleicht ist die Erkenntnis die Wesensart einer vernünftigen Seele, die sich durch Übung dazu vorbereitet, daß sie durch die Erkenntnis in den Stand der Unsterblichkeit aufgenommen werde. Denn beides sind Kräfte der Seele, das Erkennen und das Wollen.

      69.

      1. Das Wollen erweist sich aber als eine Bewegung, der eine Zustimmung zu einer Annahme vorausgeht.4077 Denn bei jedem, der eine Handlung beginnen will, ist zuerst die Kenntnis der Handlung vorhanden, und dann erst kommt das Wollen.

      2. Wir müssen auch hierbei noch an folgendem festhalten: Da nämlich das Erlernen dem Handeln zeitlich vorangeht (denn von Natur erlernt der Handelnde zuerst das, was er tun will) und die Kenntnis aus dem Lernen, das Tun aus dem Wollen entsteht und auf das Wissen das Wollen folgt, das dem Tun vorangeht, so dürfte die Kenntnis Anfang und Ursache jeder vernünftigen Handlung sein, so daß sie allein mit Recht als das kennzeichnende Wesen jeder vernünftigen Seele bezeichnet werden kann.

      3. Denn in der Tat ist das Wollen gewissermaßen eine Erkenntnis, die sich mit Rücksicht auf die vorhandenen Umstände bewegt, die Erkenntnis dagegen gerade dies, nämlich die Eigenschaft der Seele, eines oder mehreres von dem Vorhandenen zu sehen, wenn sie aber zur Vollkommenheit gelangt ist, alles Vorhandene zu sehen.

      70.

      1. Freilich sagen manche, der Weise sei überzeugt, daß manches unbegreiflich sei; das hat zur Folge, daß er auch davon einen klaren Begriff hat, nämlich den, daß das Unbegreifliche unbegreiflich sei.

      2. Das ist aber ein Gedanke, der keinen besonderen Wert hat und sich bei solchen findet, die nur einen geringen Scharfblick haben; denn solche Leute bezeichnen es als sicher, daß einiges unbegreiflich sei. Jener Gnostiker aber, von dem ich spreche, begreift selbst das, was den übrigen unbegreiflich zu sein scheint, weil er glaubt, daß dem Sohne Gottes nichts unbegreiflich ist und daher auch nicht von seiner Lehre ausgeschlossen bleibt. Denn derjenige, der aus Liebe zu uns litt, dürfte uns doch nichts von dem vorenthalten, was zur Lehre der Erkenntnis gehört.

      3. Dieser Glaube wird also zu einem unerschütterlichen Beweis, da von dem durch Gott Überlieferten die Wahrheit nicht zu trennen ist.

      4. „Wenn aber jemand auch nach reicher Lebenserfahrung Verlangen trägt“, so ist es der Schüler der Weisheit, der „das Vergangene kennt und das Zukünftige zu erschließen weiß; er versteht sich auf künstlich geformte Aussprüche und auf die Lösung von Rätseln; Zeichen und Wunder erkennt er im voraus, und er weiß, was das Ende von kurzen und langen Zeiträumen sein wird.“4078

      IX. Kapitel

      71.

      1. Denn das Wesen des Gnostikers ist von der Art, daß er nur von den Regungen abhängig ist, die zur Erhaltung des Körpers nötig sind, wie von Hunger und Durst und ähnlichen Regungen.

      2. Aber von dem Herrn zu behaupten,4079 daß sein Körper als Körper zu seiner Erhaltung die nötigen Dienstleistungen verlangt habe, wäre lächerlich; denn er aß nicht wegen seines Körpers, der von einer heiligen Kraft erhalten wurde, sondern nur, damit es seiner Umgebung nicht einfalle, verkehrt über ihn zu denken, wie ja später einige meinten, seine Offenbarung sei nur Schein gewesen.4080 Er selbst war aber ausnahmslos frei von Trieben, so daß keinerlei triebhafte Bewegung, weder Lust noch Schmerz, irgendeinen Zugang bei ihm finden konnte.

      3. Die Apostel aber konnten infolge ihrer Unterweisung durch den Herrn in wahrhaft gnostischer Weise Zorn und Furcht und Begierde beherrschen und ließen auch nicht einmal diejenigen leidenschaftlichen Regungen, die als gut gelten, wie Mut, Eifer, Freude, Frohsinn,4081 bei sich mächtig werden, indem sie sich in einer Art von unerschütterlichem Gemütszustand auch nicht im allergeringsten veränderten, sondern immer in der Haltung der Selbstbeherrschung unverändert blieben, wenigstens nach der Auferstehung des Herrn.

      4. Denn wenn man auch die vorgenannten Regungen, soweit sie mit Vernunft verbunden sind, als gut auffaßt, so darf man sie bei dem Vollkommenen doch nicht zulassen. Denn er hat keine Veranlassung, mutig zu sein; denn er gerät in keine Gefahren, da er nichts von dem, was ihm im Leben begegnen kann, für gefährlich hält und da ihn auch ohne den Mut nichts von der Liebe zu Gott abtrünnig machen kann;4082 er hat aber auch keinen Frohsinn nötig; denn er verfällt auch nicht in Trauer, da er ja überzeugt ist, daß alles zum Besten gehe; und er wird auch nicht zornig; denn es gibt nichts, was ihn zum Zorn reizen könnte, da er immer Gott liebt und ihm allein ganz zugewandt ist und deshalb auch keinen Haß gegen irgendeines der Geschöpfe Gottes hegt.

      5. Er kennt aber auch kein leidenschaftliches Streben; denn es fehlt ihm nichts dazu, daß er dem Guten und Schönen ähnlich wird; und er liebt füglich auch niemand mit dieser allgemeinen Liebe, sondern liebt den Schöpfer durch die Geschöpfe.

      72.

      1. Er unterliegt also weder der Begierde oder irgendeinem Verlangen, noch entbehrt er irgend etwas von dem übrigen, wenigstens soweit es auf die Seele ankommt, da er durch die Liebe bereits mit dem Geliebten vereinigt ist, mit dem er schon verbunden ist, weil er sich für ihn entschieden hat, und da er sich ihm infolge seiner selbstbeherrschten Haltung immer unmittelbarer nähert, glückselig wegen des Reichtums an Gütern, so daß er sich, soweit es wenigstens auf sie ankommt, bemüht, dem Meister in der Freiheit von Trieben ähnlich zu werden.

      2. Denn geistig ist das Wort Gottes, und dementsprechend zeigt sich das Abbild des Geistes allein im Menschen, so wie der gute Mensch seiner Seele nach gottgleich und gottähnlich ist und andererseits Gott menschenähnlich. Denn die Eigenart eines jeden ist der Geist, und durch ihn erhalten wir das uns kennzeichnende Wesen. Dementsprechend sind auch diejenigen, die sich an einem Menschen versündigen, frevelhaft und gottlos.

      3. Denn es ist auch ein Geschwätz, wenn man sagt, man dürfe den Gnostiker und den Vollkommenen nicht des Zornes und des Mutes berauben, da er ohne diese Eigenschaften die Unglücksfälle nicht überstehen und die Gefahren nicht ertragen würde.

      73.

      1. Vielmehr werde er, wenn wir ihn auch des Frohsinns beraubten, ganz und gar von den Widerwärtigkeiten überwältigt werden und deswegen auf das traurigste aus dem Leben abscheiden. Und wenn er kein leidenschaftliches Streben hätte,4083 so würde er, wie manche meinen, nicht von dem Verlangen nach dem, was dem Schönen und Guten gleich ist, ergriffen werden.4084

      2. Wenn wenigstens jede Annäherung an das Schöne ohne solches Streben unmöglich ist, wie kann da, so sagen sie, leidenschaftslos der bleiben, der nach dem Schönen strebt?

      3. Aber wer so spricht, der kennt, wie es scheint, die göttliche Art der Liebe nicht; denn die Liebe ist nicht mehr ein Streben des Liebenden, sondern eine liebevolle Annäherung, die den Gnostiker „in die Einheit des Glaubens“4085 versetzt, ohne daß er Zeit und Raum dazu bedürfte.

      4. Er gelangt aber durch Liebe bereits dorthin, wo er einmal sein wird, indem er durch die Erkenntnis das Erhoffte vorweggenommen hat; deshalb begehrt er nach nichts mehr, da er, soweit es möglich ist, das Begehrenswerte selbst bereits besitzt.

      5. Mit Recht bleibt er also, da er in gnostischer Weise liebt, in der einen, unwandelbaren Haltung; und er wird auch nicht leidenschaftlich darnach streben, dem Schönen ähnlich zu werden, da