Operation Mörderischer Auftrag: 7 Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179938
Скачать книгу
sind drei Wohnungen in diesem Geschoss. Mit welcher fangen wir an?"

      "Mit der letzten", bestimmte Milo.

      "Wieso das?"

      "Weil ich annehme, dass Kerim nicht viel Zeit hatte. Außerdem scheint er mir verletzt zu sein. Im Aufzug waren Blutflecken. Und auf dem Weg vom Lift zur Tür der dritten Wohnung ebenfalls."

      Carter hatte etwas Ähnliches angedeutet.

      Wir gingen durch den Flur.

      Die Wohnung, die Milo meinte, gehörte einem gewissen Lloyd McAndrews. Jedenfalls stand dieser Name an der Tür. Das Schild war schon etwas älter. Das erste L von Lloyd war kaum noch zu lesen. Die Klingel war defekt.

      Ich klopfte an.

      "Mr. Kerim?", rief ich.

      Keine Antwort.

      "Scheint, als hätte sein Drang, mit dem FBI reden zu wollen, etwas nachgelassen", stellte Milo kühl fest.

      Ich versuchte es noch einmal.

      "Walid Kerim! Hier spricht der FBI, wir wissen, dass Sie dort drin sind! Öffnen Sie die Tür und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus..."

      Kein Laut.

      "Vielleicht denkt er, dass das eine Falle von Carinis Leuten ist", meinte Milo.

      "Woher sollten die wissen, dass er mit dem FBI reden will?"

      Ich nahm das Handy heraus. Sekunden später hatte ich unseren Kollegen Max Carter am Apparat.

      "Max, habt ihr die Wohnung von Lloyd McAndrews angerufen?"

      "Haben wir. Da meldet sich niemand."

      "Versucht es nochmal. Wir sind uns ziemlich sicher, das Kerim dort ist. Er soll mit erhobenen Händen hinauskommen."

      "Wir werden es versuchen, Jesse..."

      Augenblicke verstrichen. Wir hörten, wie im Inneren der Wohnung ein Telefon schrillte. Eine Bewegung war zu vernehmen. Ein Geräusch, das sich wie ein Rutschen oder schleppende Schritte anhörte. Der Hörer wurde nicht abgenommen. Das Klingeln hörte schließlich auf.

      "Es hilft nichts, wir müssen da hinein", meinte ich.

      Und mein Instinkt sagte mir, dass Walid Kerim uns auf irgendeine Weise reinzulegen versuchte...

      *

      Mit einem wuchtigen Tritt sprengte ich die Tür auf. Sie flog zur Seite. Mit beiden Händen hielt ich die P226 im Anschlag.

      Blitzschnell nahm ich die Situation wahr.

      Ich sah einen Mann im Unterhemd, dessen Augen vor Entsetzen geweitet waren. Um seinen Hals hatte sich ein Arm gelegt...

      Kerim war hinter ihm, hielt ihn wie einen lebenden Schutzschild vor sich.

      Neben der Schulter des Mannes im Unterhemd ragte etwas Dunkles hervor.

      Der Schalldämpfer einer Pistole. Rot züngelte das Mündungsfeuer daraus hervor. Der dumpfe, charakteristische Laut entstand, den man schon im Nebenraum nicht mehr hören konnte. Selbst dann nicht, wenn die Wände ziemlich dünn waren.

      Blitzschnell tauchte ich zurück in die Deckung und presste mich neben der Tür gegen die Wand.

      Ich hatte nicht zurückschießen können.

      Das Risiko für die Geisel, die Kerim sich genommen hatte war zu groß.

      "Geben Sie auf, Kerim! Wir sind vom FBI, sie wollten mit uns reden..."

      "Ich möchte, dass Sie einen Arzt kommen lassen!"

      "Sie bekommen einen Arzt. Aber erst, wenn Sie sich ergeben!"

      "Ich habe hier verdammt nochmal einen Mann in meiner Gewalt!" Kerim ächzte.

      "Diese Nummer haben Sie einmal mit uns durchgezogen. Nochmal werden wir uns auf dieses Spiel nicht einlassen..."

      "Mein Schalldämpfer zeigt in diesem Moment auf die Schläfe dieses Mannes..."

      "In dem Fall ist Ihnen die Giftspritze ziemlich sicher, Mr. Kerim", erwiderte ich kühl. "Sie haben keine Chance zu entkommen. Das Haus ist umstellt. Und außerdem sind da noch Ihre Verfolger, die auf Sie warten..."

      "Ich möchte Garantien!"

      "Sie überschätzen Ihre Postion, Kerim. Sie haben nur noch die Wahl zwischen Leben und Tod. Ergeben Sie sich, lassen Sie Ihre Wunde behandeln und packen Sie aus! Und zwar möglichst bald!"

      Wie zur Bekräftigung meiner Worte waren von draußen Polizeisirenen zu hören. Vielleicht war das die angekündigte Verstärkung.

      Einige quälend lange Augenblicke sagte er gar nichts.

      Dann endlich kam ein keuchendes: "Okay!"

      *

      Walid Kerim ließ sich widerstandslos festnehmen. Um die Wunde an seinem Bein kümmerte sich der Notarzt.

      "Es sind Carinis Leute, die hinter mir her waren", keuchte er. "Sie müssen Carini festnehmen."

      "War er der Drahtzieher hinter dem Überfall auf den Druckplatten-Transport?", fragte ich.

      "Ja."

      "Im Blackwood-Hotel war ein Mann bei Ihnen..."

      "Er hieß Harry Jespers, ein Virtuose auf dem Computer..."

      "Hieß?", echote ich. "Sie sprechen von ihm in der Vergangenheit..."

      Er nickte. "Sie haben ihn umgebracht..."

      "Wer?"

      "Carinis Leute! Wir wollten, dass Carini uns hilft, das Land zu verlassen. Aber dieser Hund hat versucht, uns einfach auszuschalten, damit wir ihn belasten können, falls wir ihm in die Hände geraten sollten..."

      Schweiß stand auf Kerims Stirn. Er stöhnte auf, während der Arzt sich um die Wunde kümmerte.

      "Hören Sie, Sir, dieser Mann muss dringend in ein Krankenhaus! Die Kugel steckt noch drin und wenn sich erst ein Entzündungsherd bildet, sieht es böse aus."

      "Dann bringen Sie ihn in die Gefängnisklinik von Rikers Island", meinte ich. "Er muss rund um die Uhr bewacht werden..."

      Ich beugte mich zu Kerim nieder.

      "Wir brauchen Namen, Mr. Kerim. Namen von den Leuten, die an dem Überfall beteiligt waren."

      "Darauf werden Sie warten müssen, bis Mr. Kerim operiert ist", erklärte indessen der Arzt.

      *

      Carinis Residenz in East Harlem wurde von ein paar unserer Agenten beobachtet. Mr. McKee ordnete das an, um zu verhindern, dass der Buchmacher sich plötzlich aus dem Staub machte. Wir mussten jederzeit darüber Bescheid wissen, wo er sich befand.

      Wir erwogen, auf Grund von Kerims Aussage sofort zuzuschlagen. Ein Durchsuchungsbefehl lag bereits vor und wartete nur noch darauf, dass er ausgeführt wurde.

      Aber die Gefahr war groß, dass nichts dabei herauskam.

      Im Grunde hatten wir nichts Beweiskräftiges gegen Carini in der Hand.

      Da war nur die Aussage von Kerim, von der wir selbst noch nicht wussten, wie wir sie bewerten sollten. Dazu die Anschuldigungen eines Diskothekenbesitzers, der seine ganz eigenen Motive dafür hatte und aller Wahrscheinlichkeit nach auch zu feige sein würde, diese Vorwürfe vor Gericht zu wiederholen.

      Und dann war da noch der Mann ohne Identität.

      Der