Atemlose Stille begleitete ihn, als er zur Tabula zurückkehrte.
Dr. Mittlers Augen waren wie zwei verengte stechende Knöpfe.
„Negativ, meine Damen und Herren“, sagte er, und seine Stimme gewann den gewohnten Schwung zurück. „Dann wollen wir ein Meisterstück chirurgischer Kunst liefern.“
„Wie immer. Amen“, sagte Dr. Mittler respektlos.
Befreites Gelächter klang durch den OP.
Sie nähten über eine Stunde.
Die Operation hatte insgesamt fast drei Stunden gedauert.
Dr. Mittler führte als letzte Handlung den Blasenkatheter ein und befestigte den Urinbeutel. Dr. Winter hatte schon die Infusionskanüle in die Armvene geschoben und den Tropf angeschlossen.
Sie blickten sich an.
Sie waren stolz. Noch mehr aber zufrieden.
Sie hatten wieder einmal gesiegt.
Da bedurfte es keiner Worte.
„Sprechen Sie mit dem Ehemann, Sie platonischer Liebhaber“, scherzte Dr. Winter. „Sie werden die richtigen Worte finden.“
25
Grelles Licht stach ihr in die Augen. Eine nervenpeinigende Stimme rief immer wieder: „Frau Becker, Sie müssen jetzt aufwachen. Können Sie mich hören? Sagen Sie etwas!“
Sie war so matt und müde. Sie wollte in Ruhe gelassen werden.
Aber da hörte sie schon wieder die peinigende Stimme: „Frau Becker, aufwachen.“
Nach langer Zeit gelang es ihr, zwei verschwommene Gestalten zu erkennen. Keine Schwestern. Eine sah aus wie Hermann – und die andere wie Walter.
Sie hatte wahnsinnigen Durst und einen ausgetrockneten Mund. Mühsam machte sie Schluckbewegungen.
„Frau Becker ...“
Im Hintergrund sagte Dr. Mittler zu Walter: „Sie ist die beste Sirene der Klinik. Hat noch jeden Patienten aus dem Narkoseschlaf geholt. So, jetzt aber raus mit dir. Ich habe dich nur ausnahmsweise in den Wachraum gelassen. Üblich ist das nicht.“
Eva-Maria hörte undeutlich eine Tür klappen.
Irgendwann spürte sie, dass sie gefahren wurde, dass man sie umbettete. Dann schlief sie ein.
Als sie wieder die Augen aufschlug, war der Durst zur rasenden Pein geworden. Der Arm schmerzte, der Bauch auch.
Eine Hand berührte sie. Langsam schaute sie höher.
Über der Hand ein Gesicht. Walters Gesicht.
„Es ist alles gut, mein Schatz. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Es war alles gutartig.“
Sie nickte und schloss die Augen.
Ein unendlich befreiendes Gefühl zog in ihr Herz ein.
Voller Zärtlichkeit glitt seine Hand über ihr Gesicht.
„Schlaf jetzt. Es ist alles überstanden. Du musst ganz schnell gesund werden. Wir haben so viel nachzuholen.“
Ein winziges Lächeln legte sich um ihre Mundwinkel.
ENDE
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