„Heißt das, daß du mit Don Gonzale ein – ein …“ Roviro suchte stammelnd nach dem richtigen Wort.
„Ein Verhältnis?“ Juana blies die Luft durch die Nase und schüttelte verständnislos den Kopf. „Komische Ausdrücke hast du. Das hört sich an, als ob dein eigener Großvater aus dir spricht. Für dein Alter bist du ganz schön trocken. Sag mal“, sie unterbrach sich und musterte sein Gesicht, „wie alt bist du eigentlich?“
„Achtzehn“, gestand er und senkte den Kopf.
„Hab ich’s mir doch gedacht! Dieses Gestrüpp hast du dir nur wachsen lassen, um wie ein toller Mann auszusehen.“ Sie zupfte erneut an seinem Bart. „Dabei bist du wahrscheinlich noch grün hinter den Ohren.“ Kichernd nahm sie sein Gesicht in beide Hände. „Ich werde das bei unserem Beisammensein berücksichtigen. Nun sag schon: Was hast du dir gedacht? Wieviel willst du spendieren, damit ich ein bißchen nett zu dir bin?“
Roviro glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Einen Atemzug lang hatte er das Gefühl, vor seinen Augen drehe sich alles. Juana, dieses liebreizende und sanftmütige Mädchen, sollte nicht besser sein als die käuflichen Damen in den Hafenstädten? Er sah ihr zauberhaftes Lächeln und konnte nicht begreifen, was er soeben aus ihrem Mund gehört hatte.
„Das kann nicht dein Ernst sein“, flüsterte er. „Du kannst doch nicht von mir verlangen, daß ich dir Geld gebe. Ich meine – ich habe gedacht …“ Er konnte seine Gedanken nicht mehr in geordnete Bahnen lenken.
Juanas Lächeln schwand.
„Bist du noch bei Trost? Was ich kann, und was ich nicht kann, mußt du schon mir überlassen. Im übrigen laß dir gesagt sein, daß man als Schauspielerin nicht besonders gut verdient. Da ist es nicht mehr als recht billig, daß man sich ein paar Nebeneinnahmen verschafft. Also, willst du nun etwas ausgeben oder nicht?“
Als Roviro sie nur anstarrte und keinen Ton hervorbrachte, rappelte sie sich abrupt auf. Sie stieß einen verächtlichen Laut aus, würdigte ihn keines Blickes mehr und rauschte hinaus.
Roviro Lloberas hatte das Gefühl, die Welt müsse aufhören zu existieren. Dieser Tag, der mit der schönsten Hoffnung seines Lebens begonnen hatte, endete mit der größten Enttäuschung seines Lebens.
Eine kleine, schwache Stimme in seinem Inneren wehrte sich noch immer dagegen, daß Juana wirklich so kalt und berechnend sein sollte, wie sie sich gab.
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