Seewölfe - Piraten der Weltmeere 100. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394241
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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-424-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      „Tötet den Seewolf!“

      Chumash, der Serrano-Indianer, raunte es seinen beiden Verbündeten mit haßverzerrtem Gesicht zu. Er war durch den düsteren Vordecksraum zu ihnen gekrochen und kauerte zwischen den Lagern, die sie sich auf den rohen Eichenholzplanken eingerichtet hatten. Mit entschlossener Geste drückte er ihnen die beiden Hartholzmesser in die Hände und wiederholte es.

      „Bringt diesen verfluchten Hund um. Tötet ihn! Wir reißen das Schiff an uns.“

      Die Hartholzmesser wurden in den Händen der Rothäute zu Waffen, die mit den Eisenklingen der Weißen auf gleicher Ebene einzustufen waren. An Schneidefähigkeit standen die ebenso scharf wie spitz zugefeilten, unglaublich widerstandsfähigen Instrumente in nichts den Palometa-Messern nach, die die Indianerstämme der Karibik in der tropischen Dschungelhölle aus Knochen und Zähnen der Piranhas fertigten.

      Chumash und seine Freunde hatten auch die Waffen des weißen Mannes besessen, weil ihr Häuptling Hidduk sich mit dem Spanier Sabreras verbündet hatte. Aber diese Flinten, Pistolen, Säbel, Degen und Messer waren ihnen auf San Cristóbal vom Seewolf abgenommen worden, nachdem er sie besiegt hatte.

      Chumash aber hatte die Hartholzmesser vom Schamanen des Stammes zugespielt erhalten, und er hatte sie unter seinem Lendenschurz verbergen können, als sie an Bord der Galeone mit den langen Masten und den erstaunlich flachen Aufbauten gegangen waren.

      Hidduk hatte ihn, Chumash, als seinen Stellvertreter und engsten Vertrauten zusammen mit fünf anderen Männern ausgewählt, diesen Philip Hasard Killigrew zu begleiten. Die Reise der „Isabella VIII.“ und des unheimlichen schwarzen Schiffes mit den dunklen Segeln an den vier Masten führte nach Neu-Granada. Dort wollte der Seewolf Sabreras stellen.

      Aber Chumash hatte sich schon auf San Cristóbal innerlich von Hidduk abgewandt und völlig andere Pläne, als mit diesem Lobo del Mar zu paktieren. Chumash fühlte sich noch immer als echter indianischer Seeräuber. Er wollte beide Schiffe, die „Isabella“ und den schwarzen Segler – und der Handstreich sollte schon jetzt, in der ersten Nacht nach dem Aufbruch von den Galapagos, geführt werden.

      Yalic, der eine Mitverschwörer von Chumash, fuhr prüfend mit dem Finger über die Schneide seines Messers. „Ja. Wir überlisten den Seewolf, stechen ihn nieder und treten ihn wie einen räudigen Hund. Danach schlägt auch Hidduks Stunde. Er ist die längste Zeit Häuptling der Serranos gewesen. Sein Platz gebührt dir, Chumash.“

      Tezoura, der dritte Mann im Bund, blickte zu den drei Stammesbrüdern, die hinter ihm im Dunkel des Vordecksraumes ruhten. Er konnte sie mehr ahnen, als wirklich sehen, denn das schale Mondlicht stahl sich nur durch ein paar Ritzen in der Beplankung der „Isabella“ herein und reichte nicht aus, die Gestalten der drei zu beleuchten.

      „Still“, zischte Tezoura. „Mir war so, als hätte sich einer von ihnen bewegt.“

      „Warum bringen wir sie nicht gleich um?“ fragte Yalic mühsam beherrscht. „Sie stehen auf Hidduks Seite. Wir haben uns fast verraten, als wir versuchten, sie für uns zu gewinnen. Warum besorgen wir es ihnen also nicht?“

      Chumash schüttelte den Kopf, aber auch das war nur als schemenhafte Bewegung zu erkennen. „Wenn das Blut von Lobo del Mar und Hidduk, diesem Verräter, erst die Planken des Schiffes tränkt, werden sich die drei Hunde dort sehr wohl überlegen, auf wessen Seite sie sich zu schlagen haben. Sie werden sich zum Stärkeren bekennen – zu mir. Darauf kommt es mir an. Noch brauche ich sie. Später rechne ich auch mit ihnen ab.“

      Tezoura war inzwischen zu den drei Stammesgenossen gekrochen, um sich zu vergewissern, ob sie auch wirklich schliefen. Hatten sie etwa mitgehört, was die Verschwörer in ihrer hart akzentuierten, kehligen Muttersprache beredeten?

      Tezoura beugte sich über den ersten, tastete nach seinem Gesicht und schob prüfend das eine Augenlid hoch. Trotz der Finsternis konnte er das Weiße der Pupille schimmern sehen. Er nahm die gleiche Probe auch bei den beiden anderen vor – mit demselben Ergebnis. Erst jetzt gab er einen beruhigten Laut von sich.

      Er kehrte zu Chumash und Yalic zurück. Sie stimmten tuschelnd weitere Einzelheiten ihres Vorhabens miteinander ab.

      Am Ende flüsterte Chumash: „Schwört, daß ihr bis zum letzten geht, wenn es nötig ist.“

      „Bis in den Tod“, erwiderte Yalic.

      „Wir schwören es“, raunte Tezoura.

      Sie verließen den Vordecksraum. Auf dem Gang, der ihre Unterkunft vom Mannschaftslogis trennte, wandte sich Chumash nach achtern, also zur Kuhl, während seine beiden Helfer den entgegengesetzten Weg einschlugen.

      Yalic und Tezoura pirschten zum vorderen Schott des Vorkastells. Die Tür zum Logis stand offen, sie konnten das Schnarchen mehrerer Männer und die gemurmelten Flüche eines weiteren vernehmen, der sich im Traum über „verdammte Spottdrosseln“ beschwerte.

      Sie wußten nicht, daß es der Kutscher war, der auf Espanola seine liebe Not mit den freundlichen und manchmal etwas zu aufdringlichen Tieren des Galápagos-Paradieses gehabt hatte. Sie verstanden nicht einmal seine Worte, denn sie waren der englischen Sprache nicht mächtig.

      Yalic und Tezoura ließen sich auf alle viere nieder und krochen lautlos auf den Finger- und Zehenspitzen. Es war eine Technik, die die Indianer in Vollkommenheit beherrschten. Raubkatzen gleich schoben sie sich auf das Schott zu, richteten sich wieder auf und öffneten den Auslaß, ohne dabei auch nur das geringste Geräusch zu verursachen.

      Im selben Augenblick drückte Chumash das Schott zur Kuhl auf und schlüpfte durch den Spalt ins Freie. Im Gegensatz zu den beiden Komplicen gab er sich keine Mühe, leise vorzugehen. Im Gegenteil, er wollte ja auffallen.

      Lauer Nachtwind umfächelte sein Gesicht. Er fiel von schräg achtern ein, also raumschots, und die „Isabella VIII.“ lag bei rascher Fahrt nach Backbord über. Chumash balancierte auf dem leicht abschüssigen Hauptdeck entlang. Er wandte sich nach achtern. Seine nackten Fußsohlen tappten dumpf auf den Planken.

      Wie kristallene Punkte schimmerten seine Augen in dem harten, maskenhaften Gesicht. Er blickte zum schwarzen Schiff, das schräg versetzt Backbord querab von der Dreimastgaleone segelte. Von dort drohte keine Gefahr. Niemand würde von dort drüben aus Yalic und Tezoura sichten, auch nicht der beste Ausguck der Welt.

      Durch Beobachtungen hatte der schlaue Chumash herausgefunden, wer um diese Stunde die Deckswache innehatte. Da war der Mann, der statt der rechten Hand einen eisernen Haken hatte. Wie riefen die Seewölfe ihn doch gleich?