Seewölfe Paket 15. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397730
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und sprangen dann ebenfalls hinein.

      Le Testu hatte Ferris einen Platz auf der vorderen Ducht angewiesen und ihm befohlen, sich einen Riemen zu nehmen und zu pullen.

      Ferris war das nur recht. Ein bißchen Bewegung konnte nie schaden, und er wollte schließlich nicht steif sein, wenn er die Flucht wagte.

      8.

      Sie hatte es als einzige geschafft, den Ring der Piraten zu durchbrechen. Ihr Atem ging keuchend, aber sie verringerte ihre Laufgeschwindigkeit nicht. Sie wußte, daß sie schnell sein mußte, wenn sie ihrem Dorf helfen wollte.

      Sie hatte sich in einer kleinen Hütte außerhalb des Dorfes aufgehalten und gerade ihre Ziege gemolken, als die wüst aussehenden Kerle an ihrer Hütte vorbei ins Dorf eingedrungen waren. Sie hatte den lauten Stimmen gelauscht, und als sie vernommen hatte, daß die Piraten es auf die Boote des Dorfes abgesehen hatten, war ihr klar geworden, daß sie Hilfe brauchten. Sie war aus ihrer Hütte geschlichen, als ob der Teufel hinter ihr her sei.

      Sie wußte, daß sie mindestens zwei Stunden brauchte, bis sie das nächste Dorf erreichte, aber darüber dachte sie nicht nach. Tränen liefen ihr aus den Augen. Immer wieder mußte sie an die beiden Schüsse denken, die gefallen waren. Sicher waren sie von den Piraten abgegeben worden und hatten einen aus ihrem Dorf getroffen.

      Ihr Atem wurde immer keuchender, als sie die Männer sah, die in einer langen Reihe auf sie zumarschierten. Sie hätte schreien können vor Freude, aber sie brachte keinen Ton hervor.

      Taumelnd lief sie auf die Männer zu, und als sie sie fast erreicht hatte, brach sie schluchzend in die Knie. Sie sah ein von Wind und Wetter gebräuntes, freundliches Gesicht vor sich und stieß hervor: „Monsieur, Sie müssen meinem Dorf helfen!“

      Der Seewolf, der das Mädchen schon von weitem gesehen hatte, zog es an den Schultern auf die Beine.

      „Piraten?“ fragte er nur.

      Es dauerte eine Weile, bis sie nickte. Sie hatte an seinem Akzent gehört, daß er kein Franzose war, und nun musterte sie die Männer, die sie um Hilfe gebeten hatte, genauer.

      Ihre Freude war aus ihrem Gesicht verschwunden, aber sie wußte, daß nur diese Männer ihrem Dorf noch helfen konnten.

      „Sie haben unser Dorf überfallen und wollten unsere Boote stehlen“, sagte sie leise. „Ich bin davongelaufen, um Hilfe zu holen, denn gegen die Waffen der Piraten können unsere Männer nicht kämpfen.“

      „Wie weit ist Ihr Dorf entfernt?“ fragte Hasard.

      „Ich bin fast eine Stunde gelaufen“, erwiderte sie keuchend. Sie rang immer noch nach Atem. „Als ich davonlief, hörte ich zwei Schüsse. Mein Gott, wenn sie nur niemanden getötet haben!“

      Sie hielten sich nicht lange auf. Hasard versprach dem Mädchen, ihr Dorf gegen die Piraten zu verteidigen, wenn sie es noch rechtzeitig erreichten. Er wußte, welche Bedeutung die Boote für die Fischer hatten. Einen anderen Broterwerb als den Fischfang gab es für sie nicht.

      Das Mädchen hatte ihm der Himmel geschickt. Seit der alten Fischerhütte hatten sie nichts mehr von den Spuren der Piraten entdecken können. Jetzt aber wußten sie, wo die Kerle steckten, die Ferris Tucker in ihrer Gewalt hatten.

      Das Mädchen hatte nichts von einem Gefangenen gesehen, aber das brauchte nichts zu bedeuten. Ein bißchen stutzig wurde Hasard, als das Mädchen während ihres Schnellmarsches zum Dorf zurück berichtete, wie schwer die einzelnen Piraten bewaffnet waren. Sie hatten sogar einen Esel bei sich gehabt, dessen Rücken mit Musketen vollgeladen gewesen war.

      Hasards Gedanken gingen zu der alten Fischerhütte zurück, und ein Licht ging ihm auf. Er wußte nun, daß ihn sein Gefühl wieder einmal nicht getrogen hatte. Wahrscheinlich hätten sie ein Waffenlager der Piraten entdeckt, wenn sie etwas genauer nachgeschaut hätten. Hasard wunderte sich nur, daß die Piraten ihr Versteck so weit von der Küste entfernt angelegt hatten.

      Das Mädchen wurde von Carberry und Shane halb getragen, als sie endlich das Dorf erreichten. Schon von weitem hatte das Mädchen leise aufgeschrien, denn sie hatte gesehen, daß die sieben Boote nicht mehr am Strand lagen. Auch die kleine Bucht war leer.

      Die Piraten mußten also schon kurz nach der Flucht des Mädchens die Boote an sich gebracht haben und losgefahren sein.

      Das Dorf wirkte wie ein Ameisenhaufen, in den man einen Stock gebohrt hat. Alle Menschen waren auf dem kleinen Platz versammelt und diskutierten in Gruppen, was nun geschehen solle.

      Als sie die Gruppe Männer sahen, verstummten ihre Gespräche. Ein paar Fischer verschwanden in ihren Häusern und kehrten mit Waffen in den Händen zurück.

      „Sie wollen uns gegen die Piraten helfen!“ rief das Mädchen und lief auf die Fischer zu. „Sie haben einen von ihren Männern entführt. Habt ihr gesehen, wohin sie gefahren sind?“

      Einer der Männer trat vor. Er hielt eine Pistole in der Hand, und der Seewolf sah, daß der Hahn gespannt war.

      „Sie haben draußen in der Bucht Segel gesetzt und sind nach Osten verschwunden“, sagte er grimmig zu dem Mädchen. „Deine Freunde können uns auch nicht mehr helfen. Die Boote sehen wir niemals wieder.“

      Hasard sagte nichts. Er wollte den Leuten nicht etwas versprechen, was er nicht halten konnte.

      Easton Terry dagegen schien seine Stunde nahen zu sehen.

      „Sie scheinen immer ein bißchen spät dranzusein, Mister Killigrew“, sagte er höhnisch. „Sie sollten sich überlegen, was zu tun ist, um die Piraten mal zur Abwechslung in die Falle laufen zu lassen.“

      „Haben Sie einen Vorschlag?“ fragte Hasard kalt.

      „Bin ich der Verantwortliche dieses Kommandos?“ fragte Terry süffisant zurück. „Wenn ich es wäre, dürften Sie sich jedenfalls darauf verlassen, daß alles wie am Schnürchen klappt.“

      „Hau ihm doch was auf sein großes Maul“, knurrte Carberry böse. Diesmal hatte er sich keine Mühe gegeben, leise zu sprechen, und ein kalter Blick aus Terrys grauen Augen durchbohrte ihn.

      Carberry berührte das nicht.

      „Schon wieder etwas, über das sich Lord Cliveden wundern dürfte“, fuhr Terry fort. „Er sprach so nett von Ihnen, Mister Killigrew, daß ich annehmen mußte, man hätte mir ein Musterbeispiel von einem Helden an die Seite gestellt.“

      „Sie täuschen sich, Terry“, erwiderte der Seewolf. „Man hat mich nicht an Ihre Seite gestellt, sondern Sie sind mir als Gehilfe und Untergebener zugeteilt worden.“

      Das saß. Easton Terry kriegte zartrosa Wangen, was ihm ausgezeichnet stand, wie Carberry meinte. Er schien noch einiges Gift bereit zu haben, um es zu verspritzen, aber er hielt den Mund, ohne daß Carberry ihn mit der Faust stopfen mußte.

      „Es tut uns leid, daß wir zu spät erschienen sind“, sagte Hasard zu dem Fischer. „Wenn wir die Piraten irgendwo erwischen sollten, werde ich eurem Dorf Bescheid geben lassen, wo ihr eure Boote abholen könnt.“

      Der Fischer nickte, aber Hasard sah ihm an, daß er ihm nicht glaubte. Wahrscheinlich hielt er sie selbst auch für Piraten, die gegen eine konkurrierende Bande kämpften.

      Sie verließen das Dorf in östlicher Richtung.

      Hasard hielt das schnelle Tempo bei. Er ahnte, was die Piraten mit den Booten vorhatten. Und er konnte sich ausrechnen, daß sie mit den Fischerbooten wesentlich schneller waren als sie selbst an Land.

      Der Seewolf fluchte unterdrückt. Er hörte die Stimme Carberrys, der ihn fragte, warum er das verrückte Tempo denn beibehielte, aber er antwortete nicht. Er dachte an Ben Brighton und hoffte, daß dieser aufmerksam genug war, sich nicht von den Piraten überrumpeln zu lassen.

      Ferris Tucker hatte sich entschlossen, daß er lange genug gepullt hatte. Er blickte zu dem schlaffen Segel hoch, das sie aus der Bucht gebracht hatte, doch jetzt nutzte es ihnen nichts mehr, denn der