Seewölfe Paket 10. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394999
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winkte lässig ab.

      „Wir haben uns sogar mit den Inuits, den Nordmännern, und auch mit Kopfjägern verständigt. Die Sprache bildet da nicht unbedingt die einzige Schwierigkeit.“

      Er wollte die Rote Korsarin fragen, ob ihr der Weg nicht vielleicht doch zu beschwerlich wäre, aber er ließ es lieber. Was war Siri-Tong schon beschwerlich? Er wußte nichts.

      Die Zwillinge erschienen und wollten auch mit. Aber das war ausgeschlossen, es ging nicht. Wer wußte, was Hasard und Philip unterwegs alles wieder anstellten.

      „Noch eine Frage, Sir“, sagte Pete Ballie. „Angenommen, ihr seid irgendwo da oben in den Bergen, und dieser verdammte Don Alfredo oder ein anderer Spanier kreuzt hier plötzlich auf – was dann?“

      Hasard lächelte, daß seine weißen Zähne blitzten.

      „Erstens hat Ben das Kommando und entscheidet, was zu tun ist. Zweitens werden wir das Schiff eher sehen als ihr. Drittens werdet ihr Don Alfredo die ‚Isabella‘ ausliefern und euch alle kampflos ergeben. Ist sonst noch etwas, Pete?“

      „Nein, Sir“, sagte der Rudergänger und grinste.

      „Nach dem Frühstück brechen wir auf. Ed wird uns an Land bringen“, sagte der Seewolf.

      Das Frühstück war schon fertig, und sie alle verzichteten darauf, es im Aufenthaltsraum einzunehmen. Das Deck war bei diesem herrlichen Wetter genau der richtige Platz dafür.

      Der Kutscher brachte Pfannen voller Speck und gebackener Tomaten. Dazu gab es heißes Brot, Mus und wilden Honig. Danach folgte mit Kandiszucker gesüßter kalter Tee, den sie immer noch aus dem Land des Großen Chan massenweise mit sich führten. Eine andere Pfanne enthielt in Fett geröstete Maiskolben.

      Die hungrige Meute langte kräftig zu wie immer, und die Zwillinge hieben wie die Bären in den Honig rein.

      Anschließend schleppte Carberry die beiden zu einer Pütz voll Seewasser.

      „Da steckt ihr jetzt erst einmal eure Griffel rein“, sagte er, „sonst klebt ihr an Deck an und bleibt für alle Zeiten auf den Planken stehen.“

      Es stimmte. Die beiden klebten und pappten, und der Honig troff von ihren Fingern und aus den Gesichtern.

      Anschließend brachen der Seewolf, Siri-Tong und Dan O’Flynn auf.

      Sie nahmen nichts mit, nur ein paar Messer und einen Ballen bunter Seidenstoffe, die ebenfalls noch aus China stammten und deren Farbe das Herz jedes Insulaners höher schlagen ließ.

      Lebensmittel brauchten sie nicht, Wasser ebenfalls nicht. Die Insel hatte der liebe Gott in einer ausgesprochen guten Laune erschaffen, und sie bot alles an, was es an Früchten gab. Auch Trinkwasser war reichlich vorhanden.

      Am Strand verabschiedete sich der Profos mit Leichenbittermiene. „Soll ich euch ein Stück begleiten, oder schafft ihr das allein?“

      „Ja“, sagte Hasard.

      „Fein, dann gehe ich mit“, sagte Ed strahlend.

      „Das bezog sich auf das letztere, Ed. Wir schaffen es allein, ich glaube nicht, daß du uns tragen mußt.“

      Er klopfte dem Profos noch einmal auf die Schulter und suchte nach einem günstigen Aufstieg in die allmählich anwachsenden Berge.

      Es fand sich auch bald ein fast verborgener Pfad, den Dan sofort entdeckte. Er hatte schon gestern durch das Spektiv einen kleinen Bachlauf gesehen.

      Es wurde wärmer, die Sonne stieg höher.

      Über den Inselbergen begann es wieder zu dampfen, am Horizont tauchte eine Wand aus Watte auf, die aber nicht weiterwanderte.

      Einmal kreischte ein Papagei, der sich in seiner Ruhe gestört fühlte. Er kreischte lauter, stieg dann auf und flatterte protestierend davon. Er war kleiner als Sir John, der auf der „Isabella“ auf den Rahnock hockte, aber dafür war er bunter.

      Mitunter hörte der Pfad abrupt auf und ging in dichtbewachsene Wildnis über. Aber sie orientierten sich an dem leisen Murmeln des kleinen Baches, der aus den Bergen floß.

      Nach einer knappen Stunde Marsch lag die „Isabella“ tief unter ihnen wie das Spielzeug eines Kindes. Das Schiff sah aus dieser Höhe schlank und zerbrechlich aus, die Masten wirkten wie Zahnstocher.

      Siri-Tong war nichts anzumerken. Sie atmete nicht heftiger als sonst, und für Hasard und Dan war es nicht viel mehr als ein größerer Spaziergang.

      „Ein herrlicher Ausblick“, schwärmte Dan und blieb stehen. Sie konnten jetzt einen großen Teil der Insel überblicken und bis hinüber nach Mooréa schauen.

      Vor ihnen lag ein landschaftliches Paradies von einmaliger Schönheit, ein Geschenk der Natur.

      Als Dan sich wieder umdrehte, stieß Siri-Tong einen leisen Schrei aus und ging zwei Schritte zurück.

      Hasard griff zu einem der Messer, die sie den Insulanern schenken wollten, aber er sah niemanden.

      „Dort“, sagte Siri-Tong und wies auf eine dichte Buschgruppe, zwischen der sich eine kleine Lichtung auftat.

      Im ersten Augenblick zuckte auch der Seewolf zusammen, und Dan stieß leise die Luft aus.

      „Ho, ist das ein höllischer Bursche“, sagte er.

      Aus dem Boden wuchs ein hölzerner Pfahl bis zu zwei Yards Höhe auf.

      Der untere Sockel war mit roter Farbe verschmiert, die wie Blut aussah. Dann folgten übergangslos zwei Arme und ein gedrungener Hals. Der Schädel war schrecklich anzusehen, jedenfalls auf den ersten Blick, wenn man mit dem Anblick nicht rechnete.

      Eine geschnitzte, diabolisch verzerrte, grinsende Fratze blickte sie an. Aus dem klaffenden Maul schauten Reißzähne, von denen das. Blut troff, die Zunge war weit herausgestreckt, und die Augen schienen von Leben erfüllt zu sein. Sobald das Sonnenlicht auf sie fiel, begannen sie bösartig zu funkeln.

      Vor der Statue stand eine Schale Wasser, daneben lagen ein paar Kokosnüsse und eine besonders große Frucht. Sie war von gelblicher Farbe und so groß wie der Kopf eines Kindes. Sie mochte etwa vier Pfund wiegen, vielleicht etwas mehr, wie Hasard schätzte.

      Hasard wollte sie erst neugierig in die Hand nehmen, doch er unterließ es. Vielleicht wurden sie beobachtet und verletzten ein Tabu. Dann würde hier der Teufel los sein, denn darin verstanden die Eingeborenen keinen Spaß. Manche sahen darin den größten Frevel, den es nur gab.

      „Ob das die Brotfrucht ist?“ fragte er leise, mehr zu sich selbst. „Ich habe sie jedenfalls noch nicht gesehen.“

      „Schon möglich“, sagte Siri-Tong. „Die Früchte sind der Gottheit hier geopfert worden. Aber die Maske sieht schrecklich aus. Sie wirkt so echt, als würde der Kopf leben.“

      „Vermutlich steht der Götze hier, um Fremde zu warnen“, meinte Hasard. „Es kann auch heißen, bis hierher und keinen Schritt weiter. Aber das wissen wir nicht genau. Ebensogut kann etwas ganz anderes dahinterstecken.“

      „Wir gehen weiter, oder?“ fragte Dan.

      „Natürlich, wir wissen ja nicht um die Bedeutung. Es kann auch ein Götze sein, der Dämonen fernhalten soll, das läßt sich nicht so ohne weiteres beurteilen.“

      Sie warfen einen letzten Blick auf das gräßliche Standbild, und noch einmal schien es, als lebten die Augen und wollten sie eindringlich vor etwas warnen.

      Der Seewolf ließ sich jedoch nicht beirren, auch Siri-Tong ging schließlich schulterzuckend weiter, gefolgt von Dan, der der Statue noch einen letzten Blick zuwarf.

      Sie waren jetzt schon sehr hoch, aber es ging immer noch weiter.

      Links von ihnen dehnte sich eine riesige Schlucht, die in das eigentliche Gebirgsmassiv weiterführte.

      Hasard fragte sich besorgt, wie sie hier jemals die geflüchteten Insulaner finden sollten. Hier boten sich Tausende von Verstecken an, hier konnten ganze