Seewölfe - Piraten der Weltmeere 510. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399185
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war allerdings etwas länger gehalten als die andere.

      Hasard blickte stirnrunzelnd darauf. Dann wanderte sein Blick langsam weiter nach oben auf den linken Rand des Blattes. Hier war kunstvoll eine Kompaßrose eingezeichnet.

      Dann stutzte der Seewolf, als sich sein Blick auf die rechte obere Seite konzentrierte.

      „Eine Zahlenreihe“, sagte er. „Aber keine weiteren Angaben. Im Augenblick werde ich daraus noch nicht schlau. Sehen wir uns einmal die weiteren Seiten an.“

      Er blätterte um und stellte fest, daß sich die gleiche Anordnung auch auf der nächsten Seite befand. Wieder befand sich links oben die Kompaßrose, während rechts oben die rätselhafte Zahlenreihe stand.

      „Das sind wieder andere Zahlen“, sagte Dan O’Flynn. Er blickte auf die Zeichnung darunter. Es war wieder ein Ort mit einem Kreuz, drei gestrichelten Linien und einem Anfangspunkt, der die gestrichelten Linien markierte.

      Die Neugier der Seewölfe wurde immer größer. Hasard war so dicht umlagert, daß er sich kaum noch bewegen konnte.

      „Hier bedeuten die Anfangspunkte ein Inselchen vor der Küstenlinie“, sagte der Kutscher. „Das ist klar zu erkennen. Dann befindet sich eine Kerbe zwischen zwei Felsen, und hier hat der Korse eine Kokospalme aufgezeichnet. Das ist ganz eindeutig.“

      „Das sind Peilungen, die er mit großer Akribie durchgeführt und aufgezeichnet hat“, meinte Hasard. „Leider geben sie uns noch keinen genaueren Aufschluß. Die Insel kann sich an jeder beliebigen Stelle der Karibik befinden.“

      Der Kutscher nickte bekräftigend.

      „Wir werden das schon noch herausfinden“, murmelte er. „Wie sieht es denn auf den anderen Seiten aus?“

      Der Seewolf blätterte weiter und zählte leise mit.

      Das in Schweinsleder gebundene Buch hatte achtundzwanzig beschriebene Seiten. Die Seiten dahinter waren leer, und würden von nun auch leer bleiben. Dabei stellte sich heraus, daß alle weiteren Positionen nach dem gleichen Schema abgefaßt waren. Zeichnung, Kompaßrose und rätselhafte Zahlenreihe. Jede der Zeichnungen war mit sehr großer Sorgfalt ausgeführt worden. Der Korse war ein Meister darin und mußte sehr viel Zeit und Geduld aufgebracht haben.

      „Auf jeder dieser Zeichnungen befindet sich eine Truhe mit Perlen“, sagte Hasard in die entstandene Stille. „Das können wir als sicher voraussetzen. Aber dieser Korse ist auch ein ganz gerissener und durchtriebener Hundesohn. Er hat die Zeichnungen bewußt so angelegt, daß niemand etwas damit anfangen kann – auch wir nicht jedenfalls vorerst nicht. Die Zeichnungen taugen einfach nichts, solange wir nicht wissen, um welche Küste es sich handelt.“

      Die gespannten Gesichter wurden länger. Einige blickten enttäuscht auf das Buch.

      „Soll dann das ganze Unternehmen umsonst gewesen sein?“ fragte Ferris Tucker. „Wir können ja schlecht sämtliche Küsten absegeln und sie mit den Karten vergleichen. Viele ähneln sich ja auch und sind kaum zu unterscheiden. Palmen und Felsspitzen finden wir ebenfalls auf den meisten Inseln.“

      „Umsonst war das Unternehmen nicht“, meinte Hasard nachdenklich. „Wir müssen nur versuchen, die Systematik zu durchschauen. Der Korse hat das so aufgezeichnet, daß es ihm selbst keine Mühe bereitet, die Stellen wiederzufinden, sonst hätte er sich die ganze Zeichnerei ersparen können. Folglich muß es einen Hinweis geben, wie die Zeichnungen zu enträtseln sind.“

      Unbewußt blieb sein Blick wieder an der Zahlenreihe hängen, doch er brachte sie vorerst in keinen Zusammenhang mit den Zeichnungen, weil sie einfach keinen Sinn ergaben.

      „So’n Scheiß“, sagte der Profos enttäuscht. „Da klaut man diesem Rübenschwein das Buch, und dann können wir nichts damit anfangen, weil dieser Kerl alles verschlüsselt hat.“

      „Schatzkarten sind überhaupt so ’ne Sache“, nörgelte Mac Pellew herum. „Da zerbricht man sich den Schädel, jagt einem Phantom nach und findet doch nichts. Ich habe überhaupt nichts dafür übrig, wenn man sie nicht gleich enträtseln kann.“

      „Klar, dir muß ja immer alles gleich in den Schoß fallen“, sagte Carberry, „weil du zu faul zum Denken bist. Für dich ist so eine Schatzkarte nur etwas wert, wenn alles haarklein verzeichnet ist und genau drinsteht, daß unter Palme elf von links eine Truhe vergraben ist, die Perlen oder Goldstücke enthält. Und selbst dabei würdest du dich noch verzählen.“

      „Dann grübel du doch darüber nach“, sagte Mac sauer. „Aber bei deinen paar trockenen Bröseln da oben kommt erst recht nichts raus.“

      Der Profos sah den Zweitkoch der „Isabella“ gallig an.

      „Bei dir schwimmen die Brösel doch in Essigbrühe, du aufgedockter und achtmal kalfaterter Plattfisch. So ein quergebraßter Seesack wie du kann mich doch gar nicht beleidigen.“

      „Gebt mal Ruhe, ihr beiden!“ rief Ben Brighton. „Euren Disput könnt ihr später unter Deck fortsetzen.“

      „Das hat man nun davon“, knurrte Mac, „kaum ist so’ne Mistkarte an Bord, schon gibt es Ärger.“

      Hasard und Dan O’Flynn störten sich nicht an dem Stunk zwischen dem Profos und Mac Pellew. Der Kutscher winkte nur ärgerlich ab und beugte sich wieder über die Seiten des Buches.

      „Das sind alles Perlenverstecke“, betonte er noch einmal nachdrücklich. „Darauf verwette ich meinen Kopf. Ihr habt doch selbst einmal beobachtet, wie der Korse so ein Versteck ausgrub, mit Perlentruhe und Totenschädel. Kann es nicht sein, daß wir anhand dieser Beobachtung Klarheit in eine der Zeichnungen kriegen?“

      „Du meinst, er hat das Versteck ebenfalls eingezeichnet, so daß wir jetzt Rückschlüsse ziehen können?“

      „Genau das meine ich, Sir. Dazu bedarf es natürlich eines sehr sorgfältigen Studiums der einzelnen Karten. Immerhin sind achtundzwanzig Verstecke eingezeichnet.“

      „Eine gute Idee“, lobte Hasard. „Doch das wird uns auch nicht viel weiterbringen.“

      Er sah, daß Dan O’Flynn plötzlich grinste, als hätte er einen Sieg errungen.

      „Hast du etwas herausgefunden?“ wollte Hasard wissen.

      „Ja, und ich glaube, ich bin mir meiner Sache ziemlich sicher. Ein Teil des Schleiers ist bereits gelüftet.“

      „Und der wäre?“

      Dan O’Flynn deutete auf eine der Zahlenreihen.

      „Hier liegt das Geheimnis“, sagte er sehr bestimmt. „Es befindet sich in den Zahlenreihen.“

      „Sehr schön, und was sagen die aus?“ fragte Ben Brighton. Er hatte die Arme in die Hüften gestemmt und blickte auf die Karte.

      „Die Zahlenreihe gibt uns die betreffende Küste an“, sagte Dan O’Flynn. „Der Korse hat einen verschlüsselten Text gebraucht, bei dem er anstelle der Buchstaben Zahlen eingesetzt hat. So gesehen ist das doch ganz einfach.“

      „So gesehen, ja“, gab Hasard überrascht zu. „Aber sehr viel weiter sind wir deshalb immer noch nicht.“

      „Man muß nur die Zahlen entschlüsseln, dann haben wir die entsprechenden Buchstaben. Zugegeben, da ist noch eine kleine Nuß zu knacken, aber das sollte zu schaffen sein.“

      „Dann sieh mal zu, wie du diese Nuß knackst“, lautete Hasards bissiger Kommentar. „Die Nuß mag zwar klein sein, dafür ist sie aber auch steinhart. Vielleicht schaffst du es ja, sie zu knacken, aber nach Möglichkeit noch in diesem Jahr.“

      „Hm.“ Dan O’Flynn kratzte sich grinsend den Schädel. „Wir werden unser Bestes versuchen. Was meinst du, Kutscher? Du hast doch schon Erfahrung im Entziffern von Schatzkarten.“

      „Zusammen sollten wir es schaffen“, versicherte der Kutscher. „Aber es wird nicht einfach sein.“

      „Sollen wir nicht gleich damit anfangen?“ fragte Hasard junior begeistert. „Philip