Seewölfe - Piraten der Weltmeere 553. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399604
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sagte der Seewolf lächelnd. „Nun, wir lassen uns von dir gern zu deinem Vater führen. Aber das hat Zeit bis morgen früh. Setz dich zu uns. Möchtest du ein Stück Fleisch?“

      Achmed sah voll Heißhunger auf den Braten. „Ich – weiß nicht, ob ich das annehmen darf.“

      „Keine falsche Bescheidenheit“, sagte Philip junior. „Das ist unser Vater – Philip Hasard Killigrew, der Kapitän unserer Mannschaft.“

      „Also ist er ein Sultan?“

      „Etwas Ähnliches“, antwortete der Sohn des Seewolfs.

      Achmed fiel in den Staub und verneigte sich so tief, daß sein Gesicht den Boden berührte. „Ich bitte um Verzeihung für meine lose, voreilige Zunge, hoher Sultan“, murmelte er. „Ich bin dein ergebener Diener. Allah lobe und belohne dich, verlängere dein Leben um tausend Jahre. Befehle, was ich zu tun habe, ich werde es tun.“

      „Das genügt“, sagte Hasard. „Er soll sich setzen.“

      Nachdem die Zwillinge dies Achmed mit Nachdruck auseinandergesetzt hatten, hockte sich der Junge auf seinen Hosenboden. Ehrfürchtig blickte er den Seewolf an. Hasard bedachte seine Söhne mit einem zurechtweisenden Blick.

      „Ihr übertreibt wieder mal“, sagte er.

      Der Kutscher reichte dem Jungen ein Stück Fleisch. Achmed biß hinein und ließ es sich schmecken. Die Männer staunten, wie schnell er den Brocken verputzte. Rasch reichte ihm der Kutscher noch ein zweites Stück.

      „Das mit den Preisen hört sich gut an“, sagte Ben Brighton. „Besser als erwartet. Siirt scheint kein sehr teures Pflaster zu sein.“

      „Um so besser“, sagte Hasard.

      Carberry stieß einen grunzenden Laut der Mißbilligung aus. Achmed starrte ihn entsetzt an. Der Kutscher nickte dem Jungen jedoch aufmunternd zu, und Achmed futterte weiter.

      „Wir sind die reinsten Krämerseelen geworden“, sagte der Profos. „Schlimmer als die Holländer.“

      „Das gehört dazu“, erwiderte der Seewolf grinsend. „Wir sind schließlich im Orient. Hier wird gefeilscht, was das Zeug hält.“

      „Na, meinetwegen. Aber ich fühle mich allmählich wie ein alter Schotte.“

      „Ein alter Schotte ist immer noch besser als ein Ire mittleren Alters“, sagte Mac Pellew mit einem Blick zu Higgy. Dann stieß Mac einen Laut aus, der wie das Meckern einer Ziege klang.

      Achmed spähte zu Mac Pellew – dann zu Batuti und noch einmal zu Carberry. Sollte er lachen oder sich fürchten? Er wußte es nicht.

      Hasard beschloß, den Jungen zu beruhigen.

      „Wundere dich nicht über meine Männer“, sagte er. „Sie haben das Herz auf dem rechten Fleck.“

      Jung Philip übersetzte.

      Achmed lächelte. „Das habe ich auch nicht bezweifelt. Nur – ich habe eben nie zuvor Englischmänner gesehen.“

      „Engländer“, korrigierte Jung Hasard.

      „Ach, ja, Engländer.“ Achmed hatte sein Mahl beendet und deutete wieder eine Verbeugung an. „Wann darf mein Vater euch in seiner armseligen Hütte als Gäste willkommen heißen? Wann darf ich euch hier morgen früh abholen?“

      „Um acht Uhr“, erwiderte der Seewolf.

      „Ich werde pünktlich sein“, versprach Achmed. Er erhob sich, verabschiedete sich wortreich und umständlich – und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.

      „Netter Bursche“, urteilte Big Old Shane. „Wenn die Kamele seines Vaters so gut sind, wie er behauptet, kommen wir wohl mit ihm ins Geschäft.“

      „Das schätze ich“, sagte der Seewolf. „Aber ich kann mir auch vorstellen, daß wir noch mehr Angebote dieser Art erhalten. Die Nachricht von unserer Ankunft in Siirt scheint sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten.“

      In der Tat. Jeff Bowie erschien.

      „Sir“, sagte er. „Da sind schon wieder Leute. Erhalten wir jetzt laufend Besuch?“

      „Es sieht so aus“, entgegnete Hasard. „Sag ihnen, sie sollen morgen wiederkommen.“ Er gab seinem Sohn Philip einen Wink. „Philip, erkläre ihnen das. Erzähl ihnen, daß wir eine lange, beschwerliche Reise hinter uns haben und Ruhe brauchen.“

      Jeff und Jung Philip schritten zum Tor. Stenmark hatte sich in drohender Pose aufbauen müssen. Er versperrte den Leuten den Eintritt – anderenfalls hätten sie sicherlich versucht, das Tor zu öffnen.

      Jeff und Jung Philip öffneten das Tor einen Spaltbreit und schlüpften ins Freie. Philip junior setzte den Menschen, die sich versammelt hatten, auseinander, was sein Vater gesagt hatte.

      Es waren mehr als ein Dutzend Männer. Sie gestikulierten und schwatzten durcheinander. Einer – ein Kerl mit pechschwarzen Haaren – fiel Jung Philip besonders unangenehm auf. Der Kerl wirkte glatt und gefährlich. Philip verglich ihn im stillen mit einer Ratte.

      „Laßt uns rein!“ riefen die Kerle. „Achmed habt ihr auch eingelassen! Wir haben das gleiche Recht!“

      „Jeder Mann, der uns seine Ware anbieten möchte, wird von uns angehört“, erwiderte Jung Philip. „Aber erst morgen früh. Unser Kapitän will sich jetzt zur Ruhe legen.“

      Der Pechschwarze – Gruso – drängte sich vor und legte Philip junior grinsend die Hand auf den Unterarm.

      „Hör nicht auf diese Narren“, raunte er. „Alles, was ihr begehrt, habe ich. Kamele und Waffen, Datteln und Weiber. Zu guten Preisen. Was wollt ihr haben?“

      Philip betrachtete den Kerl aus schmalen Augen. „Was kosten die Kamele?“

      „Pro Kamel zwei Silberlinge“, flüsterte Gruso.

      „Wir erhalten sie weitaus billiger“, entgegnete Jung Philip. „Ich glaube nicht, daß wir uns einig werden.“

      Die Araber zogen sich murrend zurück. Der Armenier duckte sich etwas wie ein Tier, das sich auf einen Angriff vorbereitet. Stenmark und Jeff Bowie sahen den Kerl drohend an. Das genügte. Auch Gruso zog es vor, sich zu entfernen.

      „Was ist denn das für ein krummer Hund?“ fragte Jeff.

      „Der gefällt mir nicht“, sagte Philip junior.

      „Ich halte ihn für einen Galgenstrick“, sagte Stenmark. „Vielleicht sehen wir ihn noch mal wieder.“

      „Das Gefühl habe ich auch“, erwiderte Philip junior. „Der Mann führt nichts Gutes im Schilde.“

      Gruso folgte auf leisen Sohlen Achmed, dem Jungen. Aber Achmed war auf der Hut. Er registrierte, daß sich eine Gestalt hinter seinem Rücken bewegte, und beschleunigte seine Schritte.

      Schließlich rannte er. Aber weit gelangte er nicht. Aus einer Gasse traten zwei Kerle – Brodz und Derkhan. Sie bauten sich vor Achmed auf.

      „Wohin so eilig?“ fragte Brodz mit höhnischem Grinsen.

      „Hast wohl die Hosen voll, was?“ brummte Derkhan.

      Gruso langte bei den dreien an und packte Achmed. Er stieß ihn gegen die Mauer.

      „Was hattest du bei den Giaurs zu suchen, du Kröte?“ zischte er.

      Achmed nahm seinen ganzen Mut zusammen.

      „Was geht euch das an?“ stieß er hervor. „Und wer seid ihr überhaupt?“

      „Das werden wir dir gerade auf die Nase binden“, entgegnete Gruso und zog sein Messer. „Hör zu, was hältst du davon, wenn ich dich ein wenig kitzele?“

      „Ich schreie“, sagte Achmed.

      Brodz stellte sich neben den Jungen und preßte ihm die Hand auf den Mund.

      „Los, Gruso“, raunte