Seewölfe - Piraten der Weltmeere 553. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399604
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war der Seewolf auf der Suche nach einem neuen, bisher nicht erkundeten Weg. Vom Golf ging es durch das Zweistromland Mesopotamien nach Norden – und irgendwo, noch weiter nördlich als Erzurum, sollte ein Meer sein, von dem aus eine Verbindung zum Mittelmeer existierte.

      Das ging aus den Karten hervor, die die Zwillinge gefunden hatten. Der Wunsch, eine neue Route zu entdecken, war geweckt, aber ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.

      Weit war der Weg nach Norden. Irgendwo war das Meer ohne Ende, doch es würde noch Wochen oder Monate dauern, bis sie endlich dort eintrafen und wieder Planken unter den Füßen spürten.

      Hasard ergriff das Wort. „Wir werden ein neues Schiff haben, Ed. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf.“

      „Aber über irgendwas muß man sich den Kopf zerbrechen“, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn. „Ich zum Beispiel würde gern wissen, wie wir mit den wenigen Kamelen nach Erzurum – oder wie dieses Nest heißt – gelangen sollen.“

      „Den Rest der Last sollst du dir auf die Schultern laden“, sagte Matt Davies grinsend.

      Der Alte warf im einen vernichtenden Blick zu. „Ha, ha! Warum tragen wir nicht gleich die Kamele?“

      „Gute Idee“, sagte Blacky. „Dann bleiben sie immer frisch und brauchen nicht zu rasten.“

      „He, habt ihr keine besseren Witze auf Lager?“ fragte Ferris Tucker.

      „Wir werden noch ein paar Tiere kaufen“, sagte der Seewolf. „Der Verkauf der Gewürze hat uns genug eingebracht. Wir brauchen also nicht geizig zu sein.“

      Ben Brighton drückte den Zeigefinger gegen die Lippen. „Nicht so laut. Es könnte sein, daß die Wände Ohren haben.“

      „Hier versteht doch keiner unsere Sprache“, sagte Smoky.

      „Wir wissen es nicht“, sagte Hasard. „Ben, du hast recht. Es ist besser, wenn wir etwas leiser reden und über unsere Gelder nichts verlauten lassen.“

      „Was mag hier so ein Kamel kosten?“ brummte der Profos.

      „Keine Ahnung“, erwiderte Hasard. „Aber einen Silberling bestimmt.“

      „Kamele sind die dümmsten Viecher der Welt“, sagte Mac Pellew. „Sie haben nur ein Büschel Kabelgarn statt des Hirns im Kopf.“

      „Hast du schon mal reingeschaut?“ fragte Higgy.

      „Nein, wieso?“

      „Dann frage ich mich, wie du sicher sein kannst, daß sie mit dir verwandt sind“, erwiderte der Ire mit fröhlicher Miene.

      Mac fletschte die Zähne und griff nach einem abgenagten Knochen. „Wie soll ich denn das verstehen, Mister?“

      „Nicht ganz so wörtlich“, sagte Higgy einlenkend.

      „In Ordnung.“ Mac schnitt eine Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte. „Aber was die Kamele betrifft – ich finde, die sind höchstens ein paar Kupfermünzen wert.“ Um seine Verachtung zu unterstreichen, blickte er zu den Kamelen und stieß einen spöttischen, geringschätzigen Laut aus.

      Die Höckertiere glotzten aus trüben Augen zu den Mannen, ihre Kiefer bewegten sich unablässig. Sie schienen auch im Schlaf noch zu kauen.

      Die Männer lachten.

      Hasard sah auf und bemerkte, daß einer der beiden Wachen, die er am Tor postiert hatte – Jeff Bowie und Stenmark –, zu ihm kam. Stenmark, der Schwede.

      „Sir“, sagte er. „Wir haben Besuch.“

      „Vom Kalifen?“ fragte Don Juan de Alcazar.

      „In Siirt gibt’s keinen Kalifen“, sagte der Seewolf. „Höchstens einen Sultan. Der wird sich kaum herablassen, uns mit seinem Besuch zu beehren.“

      „Es ist ein Junge“, erklärte Stenmark. „Knapp zehn Jahre alt, schätze ich.“

      „Und was will er?“ fragte Hasard.

      „Wir verstehen kein Wort von dem, was er sagt.“

      „Laß ihn eintreten“, sagte der Seewolf.

      Der Schwede rückte wieder ab, und im nächsten Augenblick stand ein vergnügt grinsendes Kerlchen zwischen den Arwenacks. Er verbeugte sich tief, richtete sich wieder auf und sagte etwas.

      „Könnt ihr das verstehen?“ fragte der Seewolf seine Söhne.

      „Ungefähr“, erwiderte Jung Philip. „Aber warte mal.“ Er wandte sich an den Jungen und erkundigte sich auf Türkisch: „Ist das dein Name?“

      Das Kerlchen wiederholte, was er soeben gesagt hatte. „Achmed Farek Osman Ben Nahid Jussuf Delem – ja, Herr, das bin ich. Allahs treuer Diener. Euer Freund.“

      „Was willst du?“ fragte Hasard junior.

      „Euch helfen. Ihr braucht bestimmt Hilfe. Jeder, der nach Siirt kommt, hat Hilfe und Beistand nötig“, erklärte Achmed redselig.

      Die Mannen schauten sich untereinander teils ratlos, teils verdutzt an. Durfte man dem Kerlchen trauen – oder wollte er sie unter einem Vorwand ein bißchen beklauen?

      2.

      „Hör mal“, sagte Philip junior. „Können wir nicht Achmed zu dir sagen? Das ist einfacher.“

      „Natürlich, bitte.“

      „Ich habe eben Jussuf verstanden“, sagte Shane. „Fragt ihn doch mal, ob er mit unserem Jussuf in Havanna entfernt verwandt ist.“

      „Shane, hast du eine Ahnung, wie viele Jussufs es im Orient gibt?“ fragte Old O’Flynn.

      „Nein, du vielleicht?“

      „Ich auch nicht, aber es sind bestimmt einige Zehntausend“, erwiderte der Alte.

      „Na, soll mir auch recht sein, Sir“, sagte Shane. „Danke für den Hinweis, Sir.“

      Die Zwillinge musterten den Jungen von oben bis unten. Jung Hasard fragte: „Welche Art von Hilfe hast du uns denn anzubieten? Meinst du, wir befinden uns in Gefahr?“

      „Ich stehe euch mit Rat und Tat zur Seite. Seid ihr Spanier?“

      „Nein, Engländer.“

      Achmed blickte zu Batuti. Der Gambiamann entblößte seine perlweißen Zähne. Achmed schluckte, dann sagte er: „Ich bin noch nie in meinem Leben Engländern begegnet. Hocherfreut, euch kennenzulernen.“

      „Du bist aus Siirt?“ erkundigte sich Philip junior.

      „Hier geboren.“

      „Und was machst du?“ wollte Hasard junior wissen.

      „Dies und jenes. Ich kann lesen und schreiben.“ Stolz war in Achmeds Miene zu lesen, als er dies verkündete. „Wollt ihr nach dem Norden? Nach Erzurum?“

      „Ist das wichtig für dich?“ fragte Jung Philip.

      Achmed lächelte. „Ihr braucht nicht mißtrauisch zu sein. Ich will euch nicht hintergehen oder bestehlen. Ich dachte nur – na, ihr habt schon Proviant eingekauft.“

      „Das spricht sich schnell herum“, sagte Jung Hasard grinsend.

      „Ja. Vielleicht braucht ihr auch Tiere, habe ich mir gedacht.“

      „Das könnte sein“, sagte der Seewolf, nachdem er sich von den Zwillingen hatte übersetzen lassen, was Achmed erklärte. „Hat irgend jemand in diesem Ort Kamele zu verkaufen?“

      Achmed nickte eifrig. „Ja, ja. Gute Tiere, nicht so teuer.“

      „Wie teuer?“ fragte der Seewolf.

      „Zwei kupferne Münzen pro Stück“, erwiderte Achmed.

      „Wenn wir mehr Kamele kaufen, wollen wir handeln“,