Seewölfe Paket 9. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394982
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den Korken herunter, so daß sie auch nach dem Eintauchen ins Wasser noch weiterglomm.

      So hatte die Detonation unter Wasser stattgefunden, und sie war stark genug gewesen, um die Jolle ein paar Yards in die Höhe zu katapultieren und die Dons hinauszuschleudern.

      Nein, eigentlich hatte Ferris nicht vorgehabt, seine Handgranaten ohne den ausdrücklichen Befehl des Seewolfs einzusetzen. Als er aber Pete Ballie im Ruderhaus unter dem Musketenschuß hatte zusammenbrechen sehen, da hatte ihn nichts mehr gehalten. In seiner Wut hätte er den Spaniern das Höllenei am liebsten zwischen die Beine gesetzt, aber zumindest in diesem Punkt hatte er sich bremsen können. Keine Toten sollte es geben. Die Spanier sollten nur erschreckt werden, wie Hasard gesagt hatte.

      Ferris stürmte jetzt mit Ben Brighton, Shane und Smoky auf das Ruderhaus zu. Von vorn nahten Carberry, die beiden O’Flynns und einige andere Männer, aber der Seewolf war am schnellsten von allen gewesen. Er hatte den armen Pete bereits erreicht.

      Zu seiner großen Erleichterung hatte Pete sich schon wieder halb aufgerichtet – und er grinste, das war am meisten wert!

      „Sir“, sagte Pete Ballie. „Ich bitte, das zu entschuldigen. Ich hab wohl nur einen kleinen Kratzer abgekriegt, aber – Mann, es hat mich glatt umgehauen.“

      „Zeig mal her“, sagte Hasard rauh. „Wo sitzt das Ding denn? In der Schulter?“

      „Nee, hier im linken Arm. Ich – au, verdammt noch mal!“

      Hasard griff zu und half Pete behutsam auf die Beine. Er sah, daß viel Blut aus dem linken Arm seines Rudergängers lief, und plötzlich verfluchte er den Augenblick, in dem er sich entschlossen hatte, den Spaniern auf den Zahn zu fühlen und sich um die Frau, die den Schrei ausgestoßen hatte, zu kümmern.

      Ben Brighton trat ein und übernahm sofort das Ruder, damit die „Isabella“ nicht aus dem Kurs lief.

      „Wo steckt der Kutscher?“ stieß der Seewolf ziemlich unwirsch aus. „Warum, zum Teufel, hat keiner den Kutscher verständigt?“

      „Hier bin ich.“ Der Kutscher befand sich in diesem Augenblick bereits hinter dem Rücken seines Kapitäns. Er hatte beim Sprint quer über die Kuhl die O’Flynns überholt und war ein wenig außer Atem geraten. Er warf nur einen Blick auf Petes Arm und sagte: „Sir, bringen wir ihn erst mal ’raus an Deck. Die Gefahr ist ja vorbei, die Dons schießen nicht mehr. Ich muß mir die Wunde richtig besehen, hier ist es mir zu dunkel dazu.“

      Hasard wollte Pete stützen, aber der lehnte mit einer Geste ab, grinste wieder und meinte: „Danke, aber ich kann noch ganz gut allein laufen. He, Leute, was glotzt ihr mich so dämlich an? Ich trage doch schließlich meinen Kopf noch nicht unterm Arm, oder?“

      Er ging etwas schwerfällig an den Männern, die sich inzwischen um das Ruderhaus versammelt hatten, vorbei zum Backbordschanzkleid des Achterdecks. Kurz vorm Schanzkleid wurde ihm schwindlig. Fast brach er zusammen, konnte sich dann aber mit dem unversehrten Arm abstützen.

      Er setzte sich auf seinen Hosenboden, streckte die Beine von sich und sagte: „Sir, ich schwöre, daß ich keine Schmerzen habe. Ist nur eine Kleinigkeit, wirklich.“

      Blacky hatte sich vorgedrängt und blickte auf den verwundeten Mann nieder.

      „Pete, nun rede doch keinen Mist“, sagte er. „Wem willst du eigentlich was vorerzählen? Wir wissen doch alle, wie einen eine solche Blessur piesacken kann – ich am besten. Dich lacht bestimmt keiner aus, wenn du mal so richtig stöhnst.“

      Der Kutscher hatte Petes Hemdsärmel aufgetrennt und nestelte an der blutenden Wunde im linken Oberarm herum. Pete preßte die Lippen zusammen, verdrehte ein wenig die Augen, wurde aber nicht ohnmächtig. Als der Kutscher die Blessur mit einer seiner säubernden und desinfizierenden Mixturen zu bearbeiten begann, entfuhr dem Rudergänger dann wirklich ein tiefes Stöhnen.

      „Wie war das, Blacky?“ fragte er.

      „Nicht schlecht, probier’s noch mal.“

      Und Pete stöhnte noch einmal.

      „Was ist, soll ich eine Lampe holen?“ fragte Dan O’Flynn. „Kutscher, vielleicht ist das besser.“

      „Nein, danke, nicht nötig. Ich kriege das auch so hin. Außerdem würde das Licht den Spaniern verraten, wie unsere jetzige Position ist.“

      „Wir tragen Pete am besten unter Deck, in eine der Kammern des Achterkastells“, sagte der Seewolf. „Dort können wir soviel Licht machen, wie wir wollen, es dringt nicht nach draußen.“

      „Sir“, erwiderte der Kutscher. „Das ist wirklich nicht erforderlich. Ich will dir auch sagen, warum. Ich habe soeben festgestellt, daß die Kugel nicht in Petes Arm steckt. Sie muß zur anderen Seite wieder ’rausgeflogen sein, nachdem er getroffen worden war, und das ist ein riesengroßes Glück. Ich muß den Arm jetzt nur abbinden, um den Blutfluß zum Stillstand zu bringen. Dann kriegt Pete einen Verband von mir verpaßt, vielleicht noch einen Schluck Whisky, das ist alles.“

      Pete fixierte den Kutscher aus schmalen Augen. „Hör zu, Kutscher, mich kannst du nicht verschaukeln. Nun gib’s schon zu, du mußt den Arm amputieren. Mann, ich kann die Wahrheit doch verkraften.“

      „Du hast sie wohl nicht mehr alle“, fauchte der Kutscher. „Leidest du jetzt plötzlich unter Einbildungen? Ich kann dir ja ein Ohr oder sonst was amputieren, wenn du so großen Wert darauf legst – aber den Arm lassen wir hübsch dran.“

      Die Männer lachten leise. Hasard nickte seinem Rudergänger beruhigend zu und sagte: „Du kannst wirklich ganz unbesorgt sein, Pete, der Kutscher hat dir schon die Wahrheit gesagt. Und deinem Kapitän glaubst du doch wohl, oder?“

      „Ja, Sir.“ Pete zeigte jetzt wieder ein verkniffenes Gesicht. „Übrigens will ich auch nicht an den Fähigkeiten des Kutschers gezweifelt haben.“

      „Ich hab’s auch gar nicht falsch aufgefaßt“, erwiderte der Kutscher während er fortfuhr, Petes Arm nach allen Regeln seiner Feldscherkunst zu verarzten.

      Hasard drehte sich zu Philip Junior um, der mit seinem Bruder Hasard auf dem Achterdeck erschienen war „Hol mal die Whiskyflasche aus der Kombüse. Aber nur die Whiskyflasche, nichts anderes, verstanden. Und paß mir ja auf, daß weder A@wenack noch Sir John dir folgen.“

      „Aye, aye, Sir“, sagte Philip brav. Er drehte sich um, rannte los umkehrte binnen kürzester Zeit mit der randvollen Flasche zurück.

      Der Seewolf hatte aufgescha@ „Ferris“, sagte er. „Die Spanier in der Jolle haben drei Schüsse auf uns abgegeben, die letzten beiden mit Tromblons, wenn ich mich nicht irr@ Haben diese Tromblon-Ladungen am Heck irgendwelchen Schaden angerichtet?“

      „Nur das Glas der Laterne haben sie zerschlagen“, erwiderte der Schiffszimmermann. „Sonst ist alles in bestem Zustand. Ich werde unsrer Hecklaterne ein neues Fens@ verpassen, das ist weiter kein Problem. Aber da wäre noch was – mein eigenmächtiges Verhalten, die Sache mit der Höllenflasche! Ich hoffe, daß du mich deswegen nicht verdonnerst.“

      „Das war schon in Ordnung so, Ferris. Ich hätte dir ohnehin den Befehl dazu erteilt.“

      „Danke, Sir.“

      „Hier, nimm mal die Buddel und entkorke sie“, sagte der Seewolf. „Pete steht natürlich der erste Schluck zu und dann noch ein Extraschluck. Anschließend könnt ihr die Flasche kreisen lassen.“

      Ferris Tucker nahm die Flasche aus der Hand des kleinen Philip entgegen und entstöpselte sie mit den Zähnen. Er spuckte den Korken über Bord und reichte die „Buddel“ mit breitem, aufforderndem Grinsen Pete Ballie, der auch sofort dankbar zugriff.

      „Wo ist das Mädchen abgeblieben?“ erkundigte sich der Seewolf. „Dan, hast du auf sie aufgepaßt?“

      Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Ich konnte es nicht. Vergiß nicht, daß wir nur gesehen haben, wie sich die Dons aus der Jolle zu ihr ins Wasser beugten, das war alles. Ich habe sie gar nicht richtig zu Gesicht gekriegt.“

      Hasard