Seewölfe Paket 11. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395002
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er noch einmal davonkam, aber die Aussichten wurden immer geringer, und das hatten sie auf der Galeone längst mit Entsetzen registriert.

      Ein gewaltiger Knall ließ die Seewölfe zusammenzucken. Tausend Arme, in Rauch und Feuer gehüllt, griffen aus dem Meer, jagten wie gigantische Fackeln über das Wasser und brachten Schwefel und starken dichten Qualm an die Oberfläche.

      Das Blubbern der Riesenblasen war meilenweit zu hören, auch das Brodeln, Fauchen und Zischen.

      Die Eruptionen rückten näher und liefen dem Spanier nach, der sein einziges Heil in einem erneuten Kurswechsel sah. Aber auch das vermochte ihn nicht mehr zu retten, es zögerte seine Vernichtung nur um ein paar Minuten hinaus.

      „O Gott!“ stöhnte Big Old Shane. „Da hilft nichts mehr. Gott sei ihren armen Seelen gnädig.“

      Gequält schloß der graubärtige Schmied von Arwenack Castle die Augen, um das Drama nicht mit ansehen zu müssen, wie eine Handvoll Spanier sich abmühte, den tobenden Elementen zu entrinnen.

      Hasard ordnete mit zusammengebissenen Zähnen einen neuen Kurswechsel an, denn er hatte beobachtet, daß sich die Eruptionen fast gradlinig über die See fortpflanzten und sie früher oder später noch einmal in die Ausläufer geraten würden, wenn nicht noch ein Wunder geschah.

      Die „Isabella“ ging in den Wind und luvte an. Die Seewölfe hingen an den Brassen und holten die Rahen herum. Es geschah lautlos, ohne daß der Profos fluchte. Jeder gab sein Bestes, denn davon hing das Leben jedes einzelnen ab.

      Unwahrscheinlich schnell waren die Handgriffe ausgeführt, und nun segelte die „Isabella“ auf Gegenkurs nach Süden.

      Damit wurde auch das Ende der spanischen Galeone eingeleitet, von der niemand den Namen oder den Heimathafen wußte.

      Als die Seewölfe sich noch darüber wunderten, daß in ihrer unmittelbaren Nähe das Meer immer noch relativ ruhig blieb, stieg ein paar Meilen weiter der Schmiedehammer des Teufels aus dem Meer.

      Er schlug in der Form einer ohrenbetäubenden Eruption erbarmungslos und unbarmherzig zu.

      Die Galeone schwebte plötzlich in der Luft, spielerisch emporgetragen von den ausgeschleuderten Massen von Magma, Dreck, Schlamm und Wasser.

      Fast gleichmäßig wurde sie angehoben, dann sahen die Seewölfe etwas, das ihnen die Haare zu Berge stehen ließ.

      Gewaltige Urkräfte wirbelten das schwere Schiff noch höher hinauf. Eine neu aufsteigende Gas- und Wassersäule donnerte mit ungeheurer Wucht von unten gegen den Kiel der Galeone. Sekundenlang war klar und deutlich die gewaltige Masse an Bewuchs – Tang und Muscheln – an dem Schiff zu sehen. Dann drehte es sich in der Luft um und fiel aus einer Höhe von fast dreißig Yards schwerfällig aufs Wasser zurück.

      Noch in der Luft flog alles von Bord, was nicht festgezurrt war.

      Ein Mast machte sich selbständig und wirbelte davon, Segelfetzen mit sich reißend.

      Der Anblick ging den Seewölfen durch Mark und Bein.

      5.

      Der Aufprall auf das Wasser zerschmetterte die Galeone mit einem gewaltigen Donnerschlag.

      Neu aufsteigende Säulen von gewaltiger Kraft zerstörten das Schiff innerhalb weniger Sekunden und verwandelten es in einen Trümmerhaufen aus treibenden Planken, gebrochenen Masten und Verbänden.

      Wie ein Spielzeug in der Hand eines Riesen wurde alles zerquetscht, zermalmt und zertrümmert.

      Die Trümmer wurden emporgewirbelt und verschwanden in dem schwarzen Schleier aus Qualm und Rauch. Dann war selbst mit dem Spektiv nur noch hier und da eine Planke zu sehen oder ein treibendes Faß, das durch das Meer hüpfte und zum Spielball der Naturgewalten wurde.

      „Glaubst du, den Aufprall hat einer überlebt?“ fragte Smoky den Profos schaudernd.

      „Nein, bestimmt nicht. Ich glaube es jedenfalls nicht. Aber ich bin sicher, daß Hasard später noch alles absuchen lassen wird, wenn der Ausbruch sich gemäßigt hat.“

      Weitere Erschütterungen kündigten sich an. Wellen liefen auf die „Isabella“ zu und rüttelten sie hart. Die achtern ringförmig auflaufenden Wogen wurden immer größer, und der Rahsegler reckte seinen Achtersteven mal steil nach oben, wenn er unterlaufen wurde, und fiel dann wieder hart aufklatschend in die See zurück. Dann rollte schon die nächste Woge brausend heran, und das Meer begann sich wie toll zu gebärden.

      Jetzt fehlte der Wind, der sie schneller von der Stätte des Unheils fortgetragen hätte, denn was da wehte, war nicht viel mehr als eine laue Brise.

      Wieder lief achtern eine große Welle auf. Sie war abrupt aus der See entstanden und suchte sich nun mit Donnergetöse ihren Weg durch das Meer.

      Selbst der Profos schluckte, als er das Ungetüm anrollen sah. Die Welle hatte keine Schaumkrone, die begann sich erst zu bilden, als sie sich immer höher aufrichtete. Aus dem anfänglichen Brausen wurde ein Donnern und Grollen.

      Jeder der Seewölfe klammerte sich dort fest, wo er gerade stand, und erwartete den starken Anprall.

      Doch der erfolgte nicht, denn vor der großen Welle hatte sich eine kleine, walzenförmige gebildet, und die nahm die „Isabella“ erst einmal auf ihren Buckel und eilte mit ihr davon. Die Riesenwelle lief hinterher mit gierig ausgestreckten Wasserarmen, blieb aber mehr als fünfzig Yards zurück.

      Der Profos sah erleichtert nach achtern und spie grinsend über das Schanzkleid. Himmel, dachte er, jetzt hatten sie die richtige Musik drauf. Die „Isabella“ segelte so beängstigend rasch, als würde der Teufel sie schieben.

      Aber immer noch stand als drohendes Gespenst dicht hinter ihnen der grollende Wasserberg, der vorerst vergeblich versuchte, sie einzuholen.

      Minutenlang ging das so, und es war ein unbeschreibliches Gefühl, so dahinzusegeln, bedroht von einer gewaltigen Wassermenge, die nun wild aufzuschäumen begann.

      Vom Achterkastell aus sah es noch bedrohlicher aus, und der Seewolf hatte das Gefühl, als würde die Welle jeden Augenblick donnernd und brüllend über das Schiff rennen.

      Immer weiter entfernten sie sich von der Unglücksstelle und liefen auf ihren alten Kurs zurück. Hinter ihnen blieben die spärlichen Trümmer der spanischen Galeone in der See liegen, und diese Reste verschwanden gleich darauf in einem Trichter aus brodelndem Wasser, der sie mit kräftigem Sog in die Tiefe zog.

      Hasard drehte sich um. Er hatte sich an der Nagelbank festgeklammert, jetzt aber losgelassen, denn es drohte keine unmittelbare Gefahr. Er konnte nichts anderes tun, als abzuwarten, was geschah, denn das Schiff ließ sich nicht steuern, es gehorchte dem Gesetz der großen Welle, die es vor sich her schob.

      Eine Unterhaltung auf dem Achterdeck war so gut wie unmöglich.

      In der Luft lagen orkanartiges Pfeifen und Heulen, untermalt von einem dumpfen Brausen, das immer noch anschwoll.

      Ben Brighton grinste schwach zurück. Seine Gesichtsfarbe hatte gewechselt, aber in seinen Augen erkannte der Seewolf auch die grenzenlose Erleichterung, daß bisher alles noch ganz gut verlaufen war.

      Etwas später staunten sie über ein neues Phänomen. Das hohle Pfeifen und Brausen mäßigte sich etwas. Die urweltlichen Geräusche verklangen spürbar, und die Kraft der Riesenwelle ließ nach.

      Immer mehr sank der gewaltige Wasserberg in sich zusammen, wurde kleiner, nahm ab und rollte schließlich nur noch als hohe, langgezogene Dünung weiter.

      Gleichzeitig ging auch die Fahrt aus dem Schiff. Die „Isabella“ bewegte sich ruckartig wie ein großer Schwan durch das Meer. Noch eine knappe Meile wurde sie weitergetragen, dann blieb sie fast im Wasser stehen. Ein letzter Stoß, und die Reste der Welle unterliefen sie sanft.

      Damit war alles vorbei oder fast vorbei, denn ein paar Meilen weiter lag immer noch Rauch über dem Wasser, dampfte und kochte es und gab es eine unnatürlich wirkende Erhebung im Meer.

      Aber