Seewölfe Paket 18. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397761
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bereuen.“

      Oka Mama schwieg. Was sollte sie sonst auch tun? Es gab nichts mehr zu retten, nichts mehr mit den Zähnen zu verteidigen. Sie hüllte sich in einen Mantel aus Haß und Verachtung und wehrte sich nicht, als sie geknebelt und ganz nach hinten in die Höhle geschleppt wurde.

      Mardengo wurde ebenfalls gefesselt und geknebelt, dann beratschlagte Hasard von neuem mit seinen Männern.

      „Wir wissen jetzt, wo die Spanier sind“, sagte er. „Die ‚Isabella‘ ankert in der Flußmündung. Wahrscheinlich sind nur wenige Ankerwachen zurückgelassen worden. Das ist unsere Chance.“

      Das Gebrüll der Spanier war verstummt. Sie hatten die Fallen bewältigt, suchten den Urwald ab und gelangten in das Lager, wo sie die vier gefesselten und geknebelten Piraten fanden. Es kostete sie einige Zeit, die Insel zu erforschen – eine bessere Chance gab es für die Seewölfe nicht.

      Hasard beschloß, sofort zu handeln.

       12.

      Wieder setzte sich der lange Zug in Bewegung. Im Schutz der Nacht schleppten die Seewölfe die Schatztruhen und den Proviant in den Dschungel hinunter. Das Wagnis war groß, aber Hasard sah keine andere Möglichkeit, sein Schiff zurückzuerobern.

      Auch Ilaria und die fünf Mädchen, Tamao, Asiaga und Little Ross hatten sich bereit erklärt, bis zum bitteren Ende zu kämpfen, falls sie mit den Spaniern zusammenstießen. Selbst die beiden schwarzen Sklaven fürchteten sich nicht mehr. Ihnen war alles recht, wenn sie nur endlich Pirates’ Cove verlassen durften, das für sie zu einem Alptraum des Schreckens geworden war.

      Der erste Teil des Unternehmens verlief wider Erwarten problemlos. Unbehelligt erreichten sie die Mündung des Flusses und verharrten im Dickicht. Hasard kroch ein Stück weiter, teilte behutsam die Zweige und Blätter mit den Händen und spähte zu den Schiffen, die vor Anker lagen.

      „Viele Wachen sind tatsächlich nicht an Bord“, raunte er Ben zu, der sich neben ihn schob. „Wir können es schaffen. Sag Ferris, Shane, Dan, Smoky, Roger und Blacky Bescheid.“

      Kurze Zeit später war das Kommando bereit, die Männer hatten sich bis auf ihre Hosen entkleidet. Sie glitten ins Wasser und schwammen lautlos zur „Isabella“. Wieder entdeckte man sie nicht. Hasard, Ben, Ferris, Shane, Smoky und Dan enterten am Ruder und an der Ankertrosse auf, Roger und Blacky schwammen zu der „Santa Veronica“ und der anderen Galeone hinüber. Auch sie hatten ihre Aufgabe.

      Hasard enterte als erster das Achterdeck der „Isabella“ und schlug einen Posten nieder. Ein zweiter Spanier fuhr zu ihm herum, doch Ben war zur Stelle und schleuderte ihm einen Belegnagel an den Kopf. Auch dieser Mann brach bewußtlos zusammen.

      Die anderen Seewölfe waren ebenfalls an Deck und überwältigten die dritte und vierte Wache – weitere Spanier befanden sich nicht an Bord.

      „He, was ist bei euch los?“ rief ein Soldat von der Back der „Santa Veronica“ herüber.

      „Alles in Ordnung!“ antwortete Hasard. „Hier lief nur der Affe herum, wir haben ihn einfangen müssen.“

      Der Spanier lachte. „Wirf ihn doch ins Wasser.“ Er wandte sich seinen Kameraden zu. „Die Engländer haben einen Affen, wie findet ihr das?“

      Sie lachten schallend. Wenige Augenblicke später verstummten sie. Die „Santa Veronica“ und die zweite Galeone trieben mit der Strömung auf die See hinaus. Roger und Blacky hatten die Ankertrossen gekappt.

      Die Spanier schrien und fluchten, aber sie handelten nicht schnell genug. Ehe sie die Segel setzen und manövrieren konnten, befanden sich die Schiffe bereits in bedrohlicher Nähe des Riffs, und sie hatten alle Hände voll zu tun, sie vor dem Auflaufen zu bewahren.

      Hasard hatte seinen Männern an Land inzwischen das verabredete Zeichen gegeben. Sie verstauten die Truhen und Kisten und den Proviant in den Booten, die die Spanier benutzt hatten, um an Land zu gelangen. Sie schoben sie ins Wasser, sprangen hinein und begannen wie die Besessenen zu pullen.

      Wieder klappte alles. Sie erreichten die „Isabella“, gingen längsseits und legten Taue um die Kisten und Truhen, die von Hasard und den anderen abgefiert wurden.

      Roger und Blacky waren mittlerweile auch wieder eingetroffen und halfen mit, den Schatz und den Proviant an Bord zu befördern. Alles lief in größter Eile ab. Dann enterten alle auf. Die Jolle der „Isabella“ wurde hochgehievt, die anderen Boote blieben im Wasser zurück. Die kleine Jolle befand sich nach wie vor an Bord, sie war ja ziemlich stark beschädigt und vorerst nicht zu verwenden.

      Hasard ließ den Anker lichten, die Männer begaben sich auf ihre Stationen. Das Großsegel wurde gesetzt, das Schiff glitt mit der Strömung und am Westwind segelnd aus der Mündung. Immer noch tönte vom Riff das Geschrei der Spanier herüber, aber sie konnten nicht sehen, wie die „Isabella“ Pirates’ Cove verließ. Es war zu dunkel.

      Die „Isabella“ glitt am Riff vorbei, ging auf Kurs Nordosten und segelte in die offene See hinaus. Wenig später war sie in der Nacht verschwunden.

      Es sollte noch einige Zeit dauern, bis Don Augusto und Don Lope über diesen Vorfall unterrichtet wurden. Als sie davon vernahmen und zu toben begannen, war es zu spät, die Engländer zu verfolgen, von denen man erst jetzt erfuhr, daß sie sich auf der Pirateninsel befunden hatten. Kein Mensch wußte, in welche Richtung sie sich gewandt hatten, die Nacht war ihr Verbündeter.

      Hasard hielt zu diesem Zeitpunkt an Bord der „Isabella“ Inspektion. Der Schatz von Pirates’ Cove befand sich noch auf dem Hauptdeck, er würde aber bald nach unten geschafft werden, sobald die schlimmsten Gefechtsschäden ausgebessert worden waren.

      Trotz der Löcher in den Decks und im Schanzkleid und all der Schäden, die durch das Gefecht Mardengos gegen die Spanier neu entstanden waren, war die „Isabella“ – und das war fast ein Wunder – noch voll seetüchtig und manövrierfähig. Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, alles zu reparieren, aber die Hauptsache war zunächst, daß die „Lady“ segelte und kein Wasser zog.

      Daß sie keine bedeutenden Lecks hatte, stellte Hasard fest, als er die unteren Räume inspizierte. Hier registrierte er auch, daß der Schatz von St. Augustine immer noch an Bord war. Keine Kiste fehlte. Die Spanier hatten den Schatz an Bord der „Isabella“ belassen, denn sie hatten vorgehabt, sie als Prise nach Fort St. Augustine zu überführen. In diesem Punkt waren sich Don Augusto und Don Lope einig gewesen, aber sie sollten noch begreifen, welchen Fehler sie begangen hatten.

      Plötzlich ertönte ein Lachen aus dem Stauraum. Ben und Dan eilten nach unten und blieben überrascht bei Hasard stehen, der fast Tränen in den Augen hatte.

      „Was ist denn los?“ fragte Ben besorgt. Selten hatte er seinen Kapitän so lachen sehen.

      „Hier“, sagte Hasard und wies auf einen großen, massiven Gegenstand, den man trotz der Dunkelheit nicht übersehen konnte.

      „Ein Anker“, sagte Dan verblüfft. „Hol’s der Henker, der gehört doch gar nicht uns.“

      „Die Spanier haben ihn uns geschenkt“, sagte Hasard. „Sie müssen das Fehlen unseres Bugankers bemerkt haben, da haben sie von einem ihrer Schiffe einen Ersatzanker an Bord gebracht. Ist das nicht phantastisch?“

      Sie lachten jetzt alle drei. In der Tat war es Don Augustos Bestreben gewesen, ein intaktes, vollständig ausgerüstetes Schiff als Prise nach St. Augustine zu überführen – und den Ersatzanker hatte er vorsorglich gleich von der „Santa Veronica“ auf die „Isabella“ schaffen lassen.

      Hasard, Ben und Dan kehrten auf das Achterdeck zurück. Hasard ließ die Crew antreten, seine erste Frage galt Carberry.

      „Wie geht es deiner Schulter, Ed?“

      „Sie ist noch dran“, erwiderte der Profos. „In ein paar Tagen bin ich wieder voll auf dem Damm.“

      „Kutscher, stimmt das?“

      „Aye, Sir!