Seewölfe - Piraten der Weltmeere 194. Burt Frederick. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Burt Frederick
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395309
Скачать книгу

      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-530-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

      1.

      Die Küste dieses unbekannten Landes war wie eine grüne Wand, ebenmäßig, flach und dicht – undurchdringlich, wie es schien. Nirgendwo eine Erhöhung, ein Berg oder nur ein Hügel. Und über allem die gleißende Sonne, die offenbar den letzten Dunst aus diesem Land herauskochen wollte. Der mäßige Nordwest erwies sich als brauchbar für den Kurs der „Isabella VIII.“. Doch Abkühlung brachte er den Männern an Bord seit den frühen Morgenstunden nicht mehr.

      „Platt wie ein Brett“, bemerkte Edwin Carberry grollend. „Platt wie ein gottverdammtes wurmstichiges Brett!“ Der Klang seiner Reibeisenstimme verklarte auch dem letzten der Crew, daß diese Küste wahrhaftig nichts Aufregendes barg.

      Und wenn der Profos eine solche Feststellung traf, dann konnten sich die anderen getrost darauf verlassen und sich die Mühe schenken, auch nur den Kopf zu heben. Das bißchen, was sie noch auf dem Leib trugen, klebte an ihrer Haut, und jeder Quadratinch des harten Holzes, aus dem die schlanke Galeone gebaut war, fühlte sich glitschig an, wie mit einem feuchten Belag überzogen.

      Philip Hasard Killigrew lächelte. Von seinem gewohnten Platz an der Schmuckbalustrade des Quarterdecks überblickte er das gesamte Schiff und alles, was sich an Deck abspielte. Letzteres war derzeit praktisch nichts. Verständlich, denn das feuchtwarme Klima in diesen Breiten glich für Europäer einem Hammerschlag. Zwar hatten die Männer schon das Ungewöhnlichste überstanden, was es überhaupt geben konnte – vom klirrenden Frost der Nordlande bis zur Gluthitze der Südseeinseln. Aber dennoch gewannen sie hier eine neue Erfahrung. Die Intensität der Sonne und die Luftfeuchtigkeit steigerten sich vor dieser fremden Küste in einem solchen Maße, daß auch der widerstandsfähigste Mann unweigerlich ermattete.

      Die „Isabella“ rauschte unter Vollzeug über Backbordbug auf Südkurs. Die Kraft des Nordwestwindes reichte aus, das Tuch prall stehen zu lassen. Der leise Singsang der heißen Luft in Wanten und Pardunen wurde begleitet vom fast rhythmischen Knarren des laufenden und stehenden Gutes. Ein gleichfalls zuverlässiger Begleiter war die Küstenlinie, deren Verlauf sich seit Stunden in monotoner Parallelität dem Kurs der Galeone anpaßte.

      Edwin Carberry, der sich soeben zum Gebrauch seiner Stimme hatte aufraffen können, hockte auf einer Taurolle, mit dem Rücken an den Fuß des Großmastes gelehnt. Er brauchte sich nicht aufzurichten, um über das Steuerbordschanzkleid zu spähen. Die anderen Männer lagen lang ausgestreckt auf den Decksplanken. Ausnahmslos trugen sie nur noch ihre derben Seemannshosen. Es gab nichts zu tun, der Nordwest ermöglichte es ihnen mit seiner Stetigkeit.

      Nur wenige der Crew hielten sich unter Deck auf, in der vagen Hoffnung, dort Schutz vor der unbarmherzigen Sonne zu finden. Aber die unteren Decksräume hatten sich längst in einen Brutkasten verwandelt.

      Hasards Söhne, die Zwillinge, saßen bei den Männern auf dem Vorkastell. Zwischen den beiden Jungen kauerte Arwenack, der Schimpanse, und knabberte gelangweilt an einer Brotfrucht. Der Ara-Papagei Sir John hielt sich indessen auf Distanz. Hoch oben auf dem Fockmars ließ er sich den Wind durch das aufgeplusterte Gefieder wehen.

      Der Seewolf wandte sich zu seinem ersten Offizier um. Ben Brighton ließ das Spektiv sinken, mit dem er immer wieder die Küste beobachtete.

      „Tropischer Regenwald, Sir. Wenn wir da an Land gehen, brauchen wir eine Stunde, um eine Meile zurückzulegen.“

      „Ich weiß.“ Hasard nickte. „Es wäre sinnlose Zeit- und Kraftverschwendung.“

      „Ich denke, es gibt vorläufig keinen Grund zur Eile. Unser Trinkwasser reicht noch für drei oder vier Tage und sogar länger, wenn wir rationieren.“

      „Solange werden wir nicht suchen müssen. Der Dschungel kann nicht endlos sein. Im übrigen denke ich auch an unsere Proviantvorräte. Ein wenig Frischfleisch täte uns allen gut. Wenn mich nicht alles täuscht, wächst die Brotfrucht den Männern langsam zum Hals heraus.“

      Ben Brighton grinste. Er deutete mit einer knappen Handbewegung zur Küste.

      „Zumindest daran werden wir keinen Mangel haben. Wie ich gesehen habe, gibt es auch hier jede Menge Brotfruchtbäume.“

      Der Seewolf mußte ebenfalls lächeln.

      „Wenn irgend möglich, behalten wir das Zeug als eiserne Reserve. Dieses Land scheint größer zu sein als alle Südseeinseln, die hinter uns liegen. Also können wir hoffen, daß es hier eine reichhaltigere Tierwelt gibt.“

      „Ein paar gebratene Tauben wären schon ein Hochgenuß“, entgegnete Ben mit einem leisen Seufzer.

      In der Tat hatten sie sich in den letzten Wochen mehr und mehr zu Vegetariern entwickelt. Appetitliche jagdbare Landtiere hatten sie auf den Südseeinseln praktisch überhaupt nicht entdeckt, und selbst frischer Fisch war nichts für jeden Tag. Blieb nur noch das Pökelfleisch, und das war den Männern seit jeher ein Greuel.

      „Diese Küste gibt mir Rätsel auf“, sagte Hasard nachdenklich. „Zwölf Tage ist es jetzt her, daß wir das große Riff hinter uns gelassen haben. Seit genau elf Tagen haben wir Land in Sicht, immer in Nord-Süd-Richtung. Wenn es eine Insel ist, dann muß sie mächtig groß und langgestreckt sein.“

      Ben Brighton zuckte mit den Schultern.

      „Ein Teil von Südostasien kann es jedenfalls nicht sein. Dann würden sämtliche Seekarten, die die Flotte der königlichen Lissy verwendet, nicht stimmen.“

      „Das ist kein guter Grundsatz, Ben.“ Hasard schüttelte den Kopf. „Wie oft haben wir schon festgestellt, daß das kartographische Material mehr der Phantasie der Zeichner als der Wirklichkeit entspringt!“

      „Ja, das mag daran liegen, daß wir uns häufiger in unbekannte Breiten vorgewagt haben als die meisten anderen Gentlemen.“

      „Eben drum. Deswegen können wir nicht mit Sicherheit behaupten, dies sei auf keinen Fall ein Teil von Südostasien. Natürlich sind alle anderen Mutmaßungen genauso gerechtfertigt.“

      Ben Brighton nickte, und mit einer bezeichnenden Kopfbewegung deutete er zum Poopdeck hinauf, wo Old Donegal Daniel O’Flynn am Backbordschanzkleid saß und mit geschlossenen Augen döste. Den Halbschatten, den er dort anfangs noch gefunden hatte, gab es nicht mehr, denn mittlerweile stand die Sonne senkrecht über ihnen am Himmel.

      „Wenigstens gibt es einen