Seewölfe Paket 16. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397747
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auch hier rumkrebsen.“

      Es war wirklich eine gelungene Überraschung, fanden sie alle, hier auf einen Landsmann zu treffen, dem sie jetzt langsam auf segelten.

      Vielleicht wollten die Gentlemen von der Royal Navy ein kleines Schwätzchen halten und hatten deshalb die Wende gefahren.

      Das war durchaus üblich, wenn sich zwei Landsleute in fremden Gewässern begegneten. Man fragte nach dem Woher, Wohin, was es an Neuigkeiten gab, wurde ausgetauscht, und hin und wieder handelte man auch ein wenig mit frischem Proviant oder mit Informationen und guten Tips.

      Ein wenig sauer hatten die Arwenacks die Royal Navy ja noch im Gedächtnis durch den Schnösel Marquess Henry of Battingham, der sich unbedingt als Kommandant auf der „Isabella“ hatte sehen wollen. Aber der Marquess war eine unrühmliche Ausnahme und mittlerweile zum Stallausmisten auf die Güter seines Vaters abberufen worden.

      Immer mehr Einzelheiten wurden erkennbar. Auf dem Achterdeck der Galeone standen Uniformierte. Kapitän und Offiziere ließen sich bereits deutlich unterscheiden, und auch der Name am Heck wurde jetzt lesbar.

      „Goliath“ hieß das Schiff der Royal Navy.

      „Sieht ja nicht schlecht aus, der Eimer“, meinte Ben Brighton nachdenklich. „Aber ich hätte nicht die geringste Lust, auf einer Kriegsgaleone Dienst zu tun. Dieser ganze militärische Kram und die Knechtschaft, das widert mich an.“

      Hasard warf ebenfalls einen Blick auf das jetzt dicht vor ihnen segelnde Schiff. Er ließ Vorbram- und Großbramsegel um zwei Drittel verkürzen, damit die „Goliath“ nicht hoffnungslos zurückblieb.

      Dann waren sie fast auf Rufweite heran, und drüben hoben auf der Kuhl ein paar Kerle matt die Arme zu einer lahmen Begrüßung.

      Na ja, viel ist das ja nicht, dachte Hasard, aber immerhin mehr als vom Achterdeck, denn da waren ziemlich gleichgültige und ausdruckslose Gesichter zu sehen.

      Daß diese Burschen jedoch einen mehr als rüden Umgangston mit einem Landsmann in fremden Gewässern pflegten, wurde dem Seewolf erst klar, als drüben die Stückpforten hochflogen. Eins der bronzenen Ungeheuer schob seine bullige Schnauze hervor, spie röhrend und schnaubend einen gewaltigen Blitz in die See und ließ eine riesige Eisenkugel folgen.

      Sie donnerte fünfzig Yards vor der „Isabella“ in die See und warf eine gewaltige Säule aus Wasser hoch.

      Der Donner des Abschusses rollte noch lange grollend und grummelnd über die See.

      Das ist doch wohl die Höhe, dachte Hasard. Die feinen Gentlemen von der Navy forderten ihn mit diesem Schuß vor den Bug zu etwas auf, was sicher nicht gerade angenehm war.

      Während er noch überrascht und ärgerlich zugleich auf das Achterdeck der „Goliath“ blickte und die Arwenacks vor Verblüffung wie erstarrt dastanden, ertönte von drüben eine nicht zu überhörende Stimme: „Bleiben Sie auf Kurs und nehmen Sie Segel weg! Der Kapitän der Galeone hat sich zwecks Entgegennahme eines Befehls an Bord der ‚Goliath‘ einzufinden!“

      „Habe ich mich eben verhört?“ fragte Hasard mit kantigem Gesicht. „Was bilden sich diese Navy-Kerle eigentlich ein!“

      „Soll ich sie mal fragen, Sir?“ erkundigte sich der Profos wild.

      „Nein, das führt zu nichts. Die verstehen keine Späße. Außerdem sind alle Kanonen auf uns gerichtet, und wir sind nicht einmal feuerbereit.“

      „Aber wir haben noch die Luvposition, Sir“, meinte Dan.

      „Die hilft uns auch nicht weiter. Damit hat ja keiner gerechnet. Trotzdem lasse ich mir das nicht so einfach gefallen.“

      Hasards Empörung war echt. Diese bornierten Stiesel da drüben glaubten wohl, sie könnten tun und lassen, was ihnen gerade beliebte.

      Er trat näher an das Schanzkleid heran und blickte aus kalten Augen zu der „Goliath“ hinüber. Dabei sah er direkt in ein arrogantes hageres Gesicht, das ihn kühl und flüchtig musterte.

      „Was sind das für verdammte Manieren?“ brüllte Hasard zurück. „Ist es neuerdings üblich, friedlich segelnden Landsleuten grundlos einen Schuß vor den Bug zu setzen! Die Höflichkeit erfordert wohl zumindest, daß Sie Ihren Namen nennen. Und ich werde ihn mir gut merken.“

      Neben dem Kommandanten stand ein anderer uniformierter Mann, der jetzt etwas bestätigte und daraufhin ans Schanzkleid trat, wobei er beide Hände an den Mund legte.

      „Ihrer Majestät Kriegsgaleone ‚Goliath‘“, klang es klar und deutlich herüber, „unter dem Kommando von Kapitän Sir Andrew Clifford, Earl of Cumberland, versehen mit königlichem Kaperbrief und ausgestattet mit geheimer königlicher Order.“

      „O Gott“, sagte Hasard entsagungsvoll, „doch nicht schon wieder so ein Adliger. Der letzte reicht mir noch, dieser stupsnäsige Henry.“

      „Was sollen wir tun, Sir?“ fragte Ben ratlos. „Wir können doch nicht auf die Kerle feuern.“

      Statt einer Antwort brüllte Hasard in gleicher Lautstärke zurück: „Sir Philip Hasard Killigrew, ebenfalls mit königlichem Kaperbrief versehen und mit geheimer königlicher Order unterwegs! Das kann ich auch mit Papieren belegen!“

      Wenn jemand glaubte, das würde auch nur den geringsten Eindruck bei den Navy-Leuten hervorrufen, dann sah er sich getäuscht.

      Der Earl of Cumberland war zwar kein Marquess Henry, aber seine Arroganz war nicht zu übersehen. Außerdem war da ein menschenverachtender Zug in seinem Gesicht, der Hasard gar nicht gefiel. Der Earl tat bestenfalls so, als hätten die Worte ihn beleidigt oder ein schäbiger Bettler hätte es gewagt, ihn anzusprechen.

      „Wenn Sie dem Befehl nicht Folge leisten, Kapitän Killigrew“, brüllte es wieder herüber, „dann sehen wir uns gezwungen, eine Breitseite in Ihre Wasserlinie abzufeuern!“

      „Verdammtes Lausepack“, schimpfte der Seewolf leise. „Diese bornierten Affen würden nichts lieber tun, ich sehe das schon an den Gesichtern. Die behandeln uns wie den letzten Dreck.“

      Der Seewolf kochte zwar vor Zorn, aber er mußte sich vorerst der Gewalt und dem Befehl beugen. Drüben waren die Kanonen ausgerannt, und daß die Kerle sie einsetzen würden, bezweifelte er keinen Augenblick. Auf der „Isabella“ waren nur zwei Drehbassen einsatzbereit, und damit konnten sie nichts anfangen. Bevor die ihren Eisenhagel ausspien, ging die „Isabella“ längst auf Tiefe.

      „Das Schiff will der Kerl bestimmt nicht“, sagte Dan besänftigend. „Ich glaube es jedenfalls nicht“, schränkte er ein. „Vermutlich kriegen wir nur den Befehl, einen Hafen anzulaufen und dort etwas auszurichten, was diese Trottel vergessen haben.“

      „Dein Wort in Gottes Ohr“, meinte Hasard. „Ich befürchte Schlimmeres, sonst hätte man uns das auch ganz anders mitteilen können.“

      Er wandte sich an Ben, warf noch einen Blick auf das neben ihnen segelnde Schiff und hob in hilflosem Ärger die Schultern.

      „Laß in den Wind drehen, Ben, und das kleine Boot abfieren. Und unternimm vorläufig nichts auf eigene Faust. Und sage Bill, er soll mir die Geheimorder und den Kaperbrief an Deck bringen.“

      „Aye, Sir“, murmelte Ben, dem das alles ebenfalls nicht paßte, hauptsächlich dieser befehlende Ton der Navy-Leute nicht. „Und wer soll dich hinüberpullen?“

      „Mir egal“, antwortete Hasard unwirsch. „Du wirst ja wohl noch zwei Mann auftreiben können.“

      Hasard nahm die Papiere entgegen, die Bill brachte, und enterte ab zur Kuhl, wo die Manöver begannen. Er ließ sich Zeit und trieb die Arwenacks auch nicht an. Sollten die Kerle da drüben doch warten. Aus den Augenwinkeln sah er, daß die Kanonen alle besetzt und feuerbereit waren. Seesoldaten und Kanoniere standen mit glimmenden Luntenstöcken bereit.

      Wahnsinn, sich jetzt auf ein Abenteuer einzulassen, überlegte er. Die Mehrheit seiner Männer hätte das garantiert nicht überlebt, und das Leben seiner Männer betrachtete er stets als