Seewölfe Paket 20. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397792
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geleistet.

      Der Deutsche Renke Eggens, der jetzt auf dem Zweidecker bei Dan fuhr, hatte vorgeschlagen die „Santa Clara“ in „Pommern“ umzutaufen, womit auch alle einverstanden waren. Ramsgate hatte die weibliche Galionsfigur entfernt und an ihrer Stelle einen Greif placiert, der in roter Farbe angemalt war. Dieser rote Greif war das Wappentier von Pommern. Schon allein diese Änderung ließ den Dreimaster völlig anders erscheinen. Aber damit nicht genug. Er war auch schwarz gepönt worden, total schwarz, und verfügte über zwanzig Culverinen und acht Drehbassen. Weitere Drehbassen konnten zusätzlich in die Halterungen montiert werden, die Hesekiel ebenfalls angebracht hatte.

      Die Mannschaften fuhren immer wieder neu gemischt. Kolberger und Arwenacks sollten noch vertrauter miteinander werden, damit jeder Handgriff saß. Daher befand sich Renke zur Zeit bei Dan, der den Zweidecker führte.

      Hasard blickte nach der „Caribian Queen“. Dort hatte man die Verfolger ebenfalls bemerkt. Dan O’Flynn hatte sie schon ohne Spektiv gesehen, noch bevor der Mann aus dem Ausguck Wahrschauen konnte.

      Dan O’Flynn ließ ein zusätzliches Segel setzen und schloß augenblicklich zur „Pommern“ auf, bis beide Schiffe auf Rufweite nebeneinander segelten. Hasard und Dan konnten sich mühelos verständigen.

      Inzwischen waren die Mastspitzen der Verfolger etwas deutlicher zu erkennen. Sie holten langsam auf.

      „Zwei Karavellen, eine Galeone, Sir!“ rief Dan. „Was schlägst du vor? Stellen wir uns oder laufen wir ab?“

      Einfach ablaufen war zwar nicht nach Hasards Geschmack, andererseits mochte er auch kein unnötiges Risiko eingehen. Ein Kampf bei diesem Verhältnis barg aber ein gewisses Risiko. Die Dons konnten weitere Unterstützung aus Santiago de Cuba erhalten.

      „Ich schlage vor, wir laufen nach Süden ab, Dan“, erwiderte der Seewolf, „und zwar aus taktischen Erwägungen. Wir müssen jeden Verdacht vermeiden, daß wir weiter im Osten einen Schlupfwinkel haben.“

      „So sehe ich das auch, Sir“, sagte Dan. „Was aber, wenn sie uns weiterhin hartnäckig folgen?“

      „Wir warten ab, ob sie aufholen.“

      „Sie holen jetzt schon langsam auf“, wandte Dan ein. Renke Eggens nickte dazu bekräftigend.

      „Wir haben längst nicht alles Zeug an den Rahen“, sagte Hasard. „Wenn wir jetzt unter vollem Preß segeln, wird sich der Abstand sicher wieder vergrößern, zumindest für die Galeone. Ich glaube nicht, daß die beiden schnelleren Karavellen allein den Kampf gegen uns aufnehmen. Wir segeln in Dwarslinie weiter, um uns nicht gegenseitig zu behindern, setzen alles Tuch und laufen nach Süden ab. Sollten die Kerle trotzdem hartnäckig bleiben und aufholen, dann besprechen wir unser weiteres Vorgehen später noch einmal.“

      „Einverstanden, Sir“, sagte Dan. „Ich bin jetzt schon sicher, daß sie dran bleiben werden. Vielleicht ist sogar der Capitán mit an Bord, um seine Scharte auszuwetzen.“

      Gelächter erklang, als sie im Geist den „bematschten“ spanischen Capitán vor sich sahen, der mit Abfällen bekleckert war.

      Unterdessen waren die Schiffe achteraus noch größer geworden und hatten weiter aufgeholt. Es gab nicht den geringsten Zweifel an dem, was sie vorhatten. Sie wollten die Kerle stellen, die der Schaluppe so übel mitgespielt hatten.

      „Setzt alles an Tuch, was die Masten tragen“, sagte Hasard. „Jeden Fetzen.“

      Dan O’Flynn ließ ebenfalls noch weitere Segel setzen, gerade so viel, daß beide Schiffe fast die gleiche Geschwindigkeit halten konnten. Danach blieb Dan schräg versetzt achteraus in Dwarslinie, damit ihm die „Pommern“ nicht den Wind wegnahm.

      Der Nordost blies weiterhin stetig. Die Sonne brannte heiß herab. Sie stand wie ein dämonisches Riesenauge am Himmel. Starrte man in sie hinein, dann war man so geblendet, daß man nur noch rote Ringe und schwarze Schlieren sah. Sekundenlang erging es Hasard so, als er an dem Großmarsflögel vorbeiblickte. Die Strahlen bissen so grell, daß er für längere Augenblicke nichts als rotschwarze Flecken sah.

      Er nickte unmerklich, als hätte er einen Plan gefaßt, aber Shane kam wieder nicht dahinter, was jetzt hinter der Stirn des Seewolfs vorging.

      Der neue Kurs wurde angelegt in Richtung Süden. Sie klüsten jetzt fast in das wabernde Riesenauge hinein. Über der See lag ein greller, blendender Glanz, während es ein paar Yards über dem Meeresspiegel flimmerte, als würden dort Hitzewellen tanzen.

      Jetzt ging es raumschots über Steuerbordbug nach Süden. Auf diesem Kurs lief auch die „Pommern“ schnell und konnte mit der in Dwarslinie segelnden „Caribian Queen“ mühelos mithalten. Allerdings hatte Dan O’Flynn den Zweidecker noch nicht ganz ausgereizt. Ein Segel hing immer noch im Gei.

      Hasard drehte sich erneut um und blickte nach achtern.

      „Sie klüsen auch südwärts“, sagte Shane. „Das sind sture, verbissene Böcke, die nicht aufgeben.“

      „Wir gehen gefechtsbereit, Shane, für alle Fälle. Sag Al Conroy Bescheid, damit alles überprüft wird. Die Kanonen sollen aber noch nicht ausgerannt werden.“

      „Aye, aye, Sir. Ich werde mich gleichzeitig um meinen Langbogen kümmern und Brand- und Pulverpfeile bereit halten. Damit werden wir den Kerlen einheizen, noch bevor sie den ersten Schuß abgefeuert haben.“

      Hasard nickte. Shane mit seinem Langbogen und den Brandpfeilen war ein gefährlicher Gegner, genau wie Batuti. Beide Männer waren Spezialisten im Bogenschießen. Batuti war allerdings nicht an Bord.

      „Den Braten habe ich schon gerochen, als der Kutscher dem Kerl den Kübel zeigte“, behauptete der Waffen- und Stückmeister Al Conroy, als Shane bei ihm erschien. Er zog das linke Augenlid etwas nach oben und grinste.

      „Immer auf Station, Shane, wenn ich nur die kubanische Küste rieche, hagelt’s mir schon in die Graupen. Alle Geschütze sind geladen, das kannst du dem Kapitän ausrichten. Ich weiß doch, was ich den Dons schuldig bin. Sollen wir ausrennen?“

      „Noch nicht“, sagte Shane. „Zuerst klüsen wir weiter, was das Zeug hält. Vielleicht hängen wir sie auch ab.“

      „Kaum anzunehmen“, erklärte Al, „die Kriegs-Galeone vielleicht schon, nicht aber die Karavellen. Eine bleibt zumindest als Fühlungshalter dran.“

      „Mag sein“, sagte Shane bedächtig. Dann ging er zur Waffenkammer, nahm einen seiner Langbogen, prüfte ihn und spannte ihn mit mächtiger Kraft. Er überprüfte auch noch einen anderen, entschied sich schließlich für den ersten, und nahm ihn und etliche Pfeile mit an Deck. Dort kontrollierte er alles noch einmal sehr sorgfältig.

      Philip junior, der die Bogen bewunderte, schnappte sich das schwere Ding. Er bewunderte Shane und Batuti, die damit so treffsicher umgehen konnten. Der graubärtige Ex-Schmied führte ihm lässig vor, wie weit er den Bogen spannen konnte.

      Philip versuchte es ebenfalls, bis Shane anerkennend nickte.

      „Schon ganz gut, Söhnchen“, sagte er lobend, „du bringst ihn schon bis zur Hälfte. Das macht dir in deinem Alter so schnell keiner nach.“

      Philip gab erst dann auf, als seine Arme zu zittern begannen. Aber er war stolz auf Shanes Lob. Der Graubart hatte ihn schon oft im Bogenschießen unterrichtet, und Philip konnte damit genauso gut umgehen wie sein Bruder Hasard.

      Achteraus blieben die Verfolger dran. Sie segelten etwa gleiche Geschwindigkeit, schafften es aber nicht, sichtbar aufzuholen.

      Auf der „Caribian Queen“, war ebenfalls Gefechtsbereitschaft angeordnet worden.

      Ferris Tucker und der Profos waren dabei, mittschiffs das Abschußgestell für die Flaschenbomben aufzubauen und festzuzurren. Ferris hatte die Apparatur von der „Isabella“ mitgenommen.

      Der Profos rieb sich schon wieder mal die Hände und verkündete, daß die triefäugigen Kakerlaken noch die Hölle auf Erden erleben würden, sie sollten nur brav weiter aufsegeln.

      Die