Seewölfe Paket 20. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397792
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ist denn los gewesen?“ fragte Dan. „Das hat ja verdammt lange gedauert.“

      „Ich erzähle es euch gleich“, entgegnete der Seewolf. „Los, legt erst mal ab. Wir müssen zurück zu den Schiffen pullen und einen genauen Plan entwerfen.“

      Das Boot entfernte sich nordwärts. Juan Alentejo blickte ihm von den Fenstern der Heckgalerie aus nach und fuhr sich nachdenklich mit der Hand übers Kinn. Was sind das bloß für Männer? fragte er sich im stillen. Dann aber sagte er sich auch wieder, daß es nur richtig war, nicht zuviel zu wissen.

       8.

      Im Morgengrauen, als noch Nebelschleier über der inzwischen ruhigen See lagen, näherten sich die Jollen der „Pommern“ und der „Caribian Queen“ mit je elf Männern besetzt den Vorschiffen der beiden spanischen Galeonen. Hasard führte die erste Jolle, bei ihm waren Shane, Ferris, Smoky, Al Conroy, Gary Andrews, Pete Ballie, Sam Roskill, Renke Eggens und weitere drei Männer der „Wappen von Kolberg“-Crew. Der andere Bootsführer war Dan O’Flynn, begleitet von Carberry, Blacky, Stenmark, dem Kutscher, Matt Davies, Luke Morgan und vier Männern von der „Wappen von Kolberg“.

      Hasard steuerte auf die „San Sebastian“ zu, Dan auf die „Almeria“. Auf beiden Schiffen beobachtete man sie vom Achterdeck aus, doch kein Schuß fiel, kein Ruf wurde laut. Alentejo hatte seine Männer genau unterrichtet, und auch Rascón wußte inzwischen Bescheid. Schweigend verfolgten sie, wie sich die Jollen den Bugpartien ihrer Galeonen näherten und lautlos unter die Galions glitten.

      Dann enterten die Seewölfe und ihre Kameraden, die Kolberger, wie die Katzen die Vorkastelle der Schiffe. Noch hatten die Meuterer nichts von dem Unternehmen bemerkt. Dafür gab es Gründe: Fierros und auch Marcela Buarcos’ Bande waren arg zusammengeschrumpft. Wachtposten auf der Back wurden nicht mehr aufgestellt, zumal immer wieder die Gefahr bestand, daß sie vom Achterdeck aus durch gezielte Musketenschüsse getötet wurden, – gerade jetzt, im Heraufziehen des neuen Tages.

      Außerdem scharten sich die Kerle um ihre Anführer, auf der „San Sebastian“ um Fierro und Vitaliano, die eine hitzige Diskussion begonnen hatten, auf der „Almeria“ um Marcela, die gerade mit einem besonders großen Brandtopf beschäftigt war, mit dem sie das Achterdeck endgültig auszuräuchern gedachte.

      „Du bist ein Versager“, sagte Vitaliano zu Fierro. Er konnte nicht länger an sich halten. „Du hast alles falsch angepackt. Die von drüben, von der ‚Almeria‘, haben versucht, sich mit uns zu verbünden, damit wir wenigstens schon mal die ‚San Sebastian‘ erobern. Und was hast du getan?“

      „Nichts“, erwiderte Fierro mit finsterer Miene. „Sollte ich vielleicht ins Wasser hüpfen und Versuchen, sie rauszuziehen? Dann hätten die Haie auch mich zerrissen. Aber darauf wartest du nur, wie?“

      „Du hättest die Ankertrosse kappen können.“

      „Wir wären noch weiter von ihnen abgetrieben.“

      „Nein!“

      „Das Schiff hat nicht nur einen Bug-, sondern auch einen Heckanker!“

      „Wir müssen bei der ‚Almeria‘ längsseits gehen!“ stieß Vitaliano erregt hervor. „Das ist unsere einzige Chance! Gemeinsam mit den anderen sind wir eine Macht! Allein nicht! Wir können das Achterdeck nicht aushungern!“

      „Doch!“ brüllte Fierro. „Bald sind sie am Ende, die Hunde! Sie haben schon jetzt nichts mehr zu beißen und zu saufen!“

      „Auch der Sturm gegen das Schott war ein Fehler! Es hat zu viele Tote gegeben!“ schrie Vitaliano.

      „Zu viele Tote, jawohl“, stimmten auch zwei oder drei andere mit ein.

      „Und Rosaria ist auch tot!“ brüllte Vitaliano. „Alles deine Schuld!“

      „Du trauerst der Hure wohl noch nach, was?“ Fierro hatte genug. Seine Hände schossen hoch, er packte Vitaliano und zerrte ihn zu sich heran. Vitaliano riß sein Messer aus dem Gurt.

      „Laß mich los!“ schrie er.

      Genau in diesem Augenblick tauchte der Seewolf auf. Er hatte sich von der Galionsplattform angeschlichen, war im Gang stehengeblieben und hatte eine Weile gelauscht. Himmel, dachte er, die zerfleischen sich gegenseitig. In der Zwischenzeit waren auch Shane, Ferris, Renke Eggens, Smoky und die anderen hinter ihm eingetroffen.

      Jetzt war Hasard mit einem Satz mitten unter den Meuterern und rammte Fierro die Faust gegen die Brust. Fierro taumelte zurück. Vitaliano stieß einen Fluch aus und wandte sich gegen Hasard, aber Shane wuchs wie ein Schemen hinter ihm hoch und fällte ihn mit einem gewaltigen Hieb.

      „Verrat!“ brüllte Fierro.

      „Säbelt sie nieder!“ schrie einer seiner Kumpane.

      Aber die Seewölfe hatten das Überraschungsmoment voll ausgenutzt. Bevor die Kerle sich recht versahen, war der Raum mit Gestalten gefüllt, und es hagelte Hiebe.

      „Raus!“ schrie Fierro. „Nichts wie weg hier!“

      Aber es war zu spät. Fierro versuchte zwar noch, sich mit einem Schiffshauer, den er rasch an sich brachte, einen Weg zu bahnen, aber er hatte nicht mit dem Seewolf gerechnet. Hasard blockte ihn mit dem Degen ab. Zwei, drei Streiche, geschickt und mit Wucht geführt, genügten, und Fierros Säbel klirrte zu Boden.

      „Wer seid ihr?“ brüllte der Kerl verzweifelt. „Was wollt ihr hier?“

      „Wir klaren ein bißchen auf!“ rief Hasard – dann wirbelten seine Fäuste, und Fierro wurde erneut zurückgeworfen.

      Fierros Verzweiflung schlug in unbändigen Zorn um.

      Doch Hasard war auf der Hut. Reaktionsschnell trat er zur Seite, entging dem ersten Hieb seines Gegners und duckte sich, als Fierro erneut zuschlug. Die Faust prallte an seiner rechten Schulter ab. Hasard unterlief Fierros Arme, riß ihn mit sich um, und sie landeten hart auf den Planken. Hier wälzten sie sich, und jeder versuchte, dem anderen so viele Hiebe wie möglich beizubringen.

      Ferris, Smoky, Al, Gary und die anderen hatten sich gleichfalls mit Feuereifer ins Gefecht begeben. Gleich dem ersten Kerl, der sich ihm entgegenstellte, trat Ferris die Axt aus der Hand. Sie polterte zu Boden. Zwei Schläge genügten, und auch dieser Kerl brach zusammen. Er blieb neben Vitaliano liegen.

      Die Tatsache, daß Vitaliano bereits an Deck lag, war für die meisten Kerle ein entmutigendes Zeichen. Innerlich hatten sich die meisten bei dem Disput bereits auf Vitalianos Seite gestellt. Und jetzt dies! War Vitaliano doch nicht der geeignete Mann gewesen, schlauer und gerissener als Fierro? Fierro war noch bei vollem Bewußtsein und kämpfte wie ein Besessener mit dem großen schwarzhaarigen Mann, der der Anführer der Angreifer zu sein schien. Wäre es nicht doch ein Fehler gewesen, Fierro auszubooten, wie Vitaliano vorgehabt hatte?

      Was war richtig, was falsch? Verwirrung herrschte, hinzu kam, daß die Meuterer der „San Sebastian“ nicht die geringste Ahnung hatten, mit wem sie es zu tun hatten. Wer waren diese Fremden, die so plötzlich aufgetaucht waren und wie die Teufel angriffen?

      Fierro selbst hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Hasard brachte ihm einen Seitenhieb bei, der ihm den Atem raubte und ihn für einen kurzen Augenblick lähmte. Schon folgte der nächste Schlag, diesmal auf das Kinn von Fierro abgezielt. Fierro schwanden die Sinne, seine Arme sanken zur Seite, und er streckte die Beine weit von sich.

      Nur noch drei, vier Kerle kämpften gegen die Überzahl der Angreifer. Alle anderen waren außer Gefecht gesetzt. Wer der Sieger war, stand bereits fest.

      Kein Schuß war gefallen, nur die Hieb- und Stichwaffen waren zum Teil eingesetzt worden – und das Schreien und Fluchen der Meuterer begleitete das erbitterte Handgemenge im Logis der „San Sebastian“.

      Marcela Buarcos hatte den Kopf gehoben.

      „Schreit da nicht jemand?“ fragte sie. „Das scheint auf der ‚San Sebastian‘ zu sein. Seht doch mal nach, was da los