Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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Männer, grobschlächtige Kerle, schienen außer sich vor Freude zu sein. Sie umarmten sich, schlugen sich auf die Schultern und winkten herüber, dabei riefen sie gleichzeitig um Hilfe.

      „Was ist passiert?“ rief Hasard auf Englisch.

      Auf Englisch mit dem harten holländischen Akzent wurde ihm auch geantwortet. Als die „Isabella“ noch etwas dichter an dem Holländer vorbeiglitt, sah er die Gesichter der drei deutlicher, und er sah auch, daß an Deck viele Verwundete lagen und einige sogar tot zu sein schienen.

      Er fragte sich allerdings mit gesundem Mißtrauen, warum man die Toten nicht über Bord gegeben hatte, wie das üblich war.

      „Bitte, helfen Sie uns, Mijnheer!“ schrie der größte der drei Kerle zurück. „Segeln Sie nicht vorbei, ich bin der Kapitän dieses Schiffes, und wir leiden bittere Not.“

      Einige der Gesichter waren blutverkrustet, wie Hasard deutlich sah. Selbst der Kapitän hatte einen gehörigen Teil abgekriegt, das sah man an seinen verschrammten Wangen und dem dunkel angelaufenen rechten Auge.

      „Was denkt ihr darüber?“ fragte Hasard.

      „Sieht wirklich ernst aus“, meinte Dan O’Flynn. „Ich würde ihnen Hilfe geben, unter der nötigen Vorsicht allerdings.“

      „Selbstverständlich würde ich auch helfen“, sagte der ehemalige Schmied von Arwenack Castle. „Aber ich würde nicht an Bord anlegen, sondern ein Boot schicken.“

      Das Ganze sah verblüffend echt aus, denn die Verwundeten dort drüben erhoben und bewegten sich. Manche von ihnen sanken ermattet wieder an das zersplitterte Schanzkleid.

      „Hören wir erst einmal weiter, was sie zu sagen haben.“

      Hasard wandte sich wieder dem Holländer zu.

      „Wir werden Ihnen helfen“, sagte er. „Was ist passiert?“

      Kruger lehnte sich ans Schanzkleid der Kuhl, legte seine Hände auf den teilweise zerschmetterten Handlauf und sagte, während die „Isabella“ ganz langsam vorbeitrieb: „Ich bin ein holländischer Kaufmann, Mijnheer. Vor fast drei Tagen haben uns die Türken aufgebracht und ausgeplündert, wir hatten gegen die Übermacht keine Chance. Ich möchte Sie bitten, wenigstens die am schlimmsten verletzten Männer zu versorgen, falls das möglich ist. Unseren Feldscher haben die Kerle umgebracht. Und dann, wenn es nicht zu unverschämt ist, bitten wir um ein klein wenig Proviant, Sir. Wir haben nichts mehr an Bord, nur noch ein paar Fässer Trinkwasser.“

      „Wann haben euch die Türken überfallen?“ wollte der Seewolf wissen. „Heute morgen?“

      „Schon vor drei Tagen, Sir. Seitdem treiben wir dahin und haben Hunger. Wir wissen wirklich nicht mehr weiter, und ihr seid die einzigen, die uns noch helfen können. Wir sind nicht einmal in der Lage, das Schiff zu steuern, denn fast alle sind schwer verwundet.“

      „Habt ihr auch Tote an Bord?“

      Beinahe hätte Kruger sich verraten, denn er nickte schnell, hob dann aber beide Hände in die Höhe. Er fiel auf die harmlos gestellte Frage nicht herein, denn auch er sagte sich, daß man Tote nicht drei Tage lang an Deck liegen lassen würde.

      „Wir haben sie über Bord gegeben, Sir, wie sich das für einen Christenmenschen gehört, aber es sterben immer noch einige, weil wir keinen Feldscher haben.“

      Da die „Isabella“ immer noch langsam weitertrieb, humpelte der Holländer den Niedergang hinauf zum Achterdeck, damit die Verständigung besser klappte.

      Die Kerle kriechen auf den Leim, dachte er zufrieden, die werden mir die Hilfe nicht verweigern.

      Die beiden anderen, van Hall und Zandkuyl, gingen mit. Sie sahen dreckig und verlottert aus, und auch einer der Verletzten erhob sich und schrie um Hilfe.

      „Segeln Sie nicht vorbei, Sir!“ flehte der Kapitän. „Haben Sie ein Herz, lassen Sie uns nicht verhungern. Sehen Sie uns an, sehen Sie das Schiff an, wir sind am Ende.“

      Hasard musterte noch einmal die abgerissenen, verlotterten und unrasierten Gestalten. Nein, ihnen Hilfe verweigern, das konnte er vor sich selbst nicht verantworten, das ging gegen seine Natur. Er hatte sogar den Spaniern geholfen, als sie geschlagen und total entwürdigt zurück in ihre Heimat segelten.

      „Gut, wir lassen ein Boot zu Wasser!“ rief er hinüber. „Wir werden euch Proviant und unseren Feldscher mitbringen. Wie steht es mit den Wasservorräten?“

      „Vielen Dank, Sir!“ brüllte Kruger und umarmte mit gespielter Herzlichkeit den neben ihm stehenden Schlagetot van Hall, der krampfhaft bemüht war, ein dankbares Grinsen auf seine Visage zu zaubern.

      „Wasser haben wir noch genug, Sir, das hatten die verdammten Türken selbst, es reicht noch eine Weile.“

      Die „Isabella“ war jetzt am Heck des Holländers vorbeigeglitten und dümpelte ganz schwach in der See. Der Wind hatte ebenfalls abgeflaut, aber dadurch, daß auf dem Holländer noch ein paar Fetzen an den Rahen hingen, holte das Schiff unmerklich wieder auf.

      Der Seewolf achtete jedoch genau darauf, daß die „Isabella“ immer den nötigen Abstand hielt.

      „Laßt das kleine Boot zu Wasser“, sagte Hasard. „Der Kutscher geht mit hinüber, er soll auch den Proviant aussuchen und zusammenstellen und seinen Zauberkasten mitnehmen. Zuerst sehen wir uns das Schiff aus der Nähe an, danach holen wir den Proviant, es sind ja nur ein paar Yards.“

      „Und wer geht mit?“ fragte Ben.

      Der Seewolf überlegte nicht lange. Alle seine Männer waren gut, aber er wählte bewußt die aus, die notfalls am härtesten zuschlagen konnten, und das waren Shane, Carberry natürlich, Smoky, der Decksälteste, der seine Fäuste und Schlagkraft immer wieder unter Beweis gestellt hatte, und Batuti.

      Natürlich fehlten noch einige, die genauso hart waren, so Ferris Tukker, aber den wollte er an Bord zurücklassen, falls die Kanonen besetzt werden mußten. Schließlich nahm er auch noch Matt Davies mit, den grauhaarigen harten Kämpfer mit der Hakenprothese, und Blacky.

      Einschließlich Hasard und dem Kutscher, der sich um die Verwundeten kümmern sollte, waren es acht Mann, mehr als ein Drittel der Besatzung.

      Der Kutscher hatte schon seine Kiste mit Arzneien, Kräutern, Mixturen und Essenzen bereit, ebenso ein paar unerläßliche „Werkzeuge“, deren bloßer Anblick für sich schauerlich genug war, die aber nicht fehlen durften.

      Den Proviant schleppten die Zwillinge herbei und Luke Morgan, das lebende Schießpulver an Bord, der explosionsartig hochgehende und überaus jähzornige Mann, der es nicht scheute, sich hin und wieder auch mit dem Seewolf anzulegen.

      An Proviant nahmen sie nur das allernötigste mit, damit der erste Hunger gestillt wurde, dann sollte der Nachschub folgen.

      Aber sie gingen nicht unbewaffnet, um nicht vielleicht doch ahnungslos in eine Falle zu laufen.

      „Denkt immer dran, ihr Rübenschweine“, sagte der Profos. „Auch wenn alles noch so klar ist, kann immer einer in die Brühe gespuckt haben, das haben wir oft genug erlebt. Und Mißtrauen ist – äh – na ja, eben immer angebracht.“

      Das Nötigste wurde in das kleine abgefierte Beiboot geladen, dann nahmen die Männer Platz, stießen sich kräftig von der Bordwand ab und trieben hinüber. Ein paar Riemenschläge genügten, dann befanden sie sich am malträtierten Rumpf des Holländers.

      Dort hingen schon zwei Jakobsleitern, hilfreiche Hände streckten sich nach unten und packten zuerst den schmächtigen Kutscher, den Kruger mühelos nach oben hievte.

      „Wir danken euch“, sagte Kruger. „Ihr seid anständige Christenmenschen, und wir werden euch das nie vergessen. Aber haltet immer die Augen offen, denn die Türken krebsen hier oft herum, und ihr sollt nicht das gleiche Schicksal erleiden wir wir.“

      Er gab Hasard die Hand und grinste dankbar.

      „Tromp!“ stellte er sich vor. „Aber nicht der große Tromp, eher ein ängstlicher