Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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zu viel schwätzte, aber das konnte auch an der geradezu befreienden Situation liegen. Hasard sah jedoch in den Gesichtern der Männer Dankbarkeit, und sie bissen auch gierig in den angebotenen Zwieback.

      Noch während er kaute, zeigte der angebliche Tromp auf die Verletzten, die apathisch an Deck lagen. Er lockte den Kutscher etwas weiter weg, um die Männer möglichst weit auseinander zu haben, dann zeigte er Hasard die Beschädigungen.

      „Diese Türken haben mir alles kaputtgeschlagen“, jammerte er. „Der Überfall hat mich etliche Männer gekostet, die gesamte Ladung, den Proviant und noch das halbe Schiff dazu. Und ausgerechnet unseren Zimmermann haben sie als einen der ersten ermordet.“

      Ja, es sah wüst aus, fand auch Hasard, und er sah aus den Augenwinkel, wie ein bulliger Kerl gerade dem Profos freundschaftlich die Hand hinstreckte.

      Eines mißfiel dem Seewolf allerdings, und sogleich meldete sich das angeborene Mißtrauen wieder.

      An Deck gab es kaum Blut! Und es sah ganz und gar nicht danach aus, als hätten sie das Deck gewaschen, denn es gab Dreck in Fugen und Ritzen, und bei der angeblichen Schlacht, die hier getobt hatte, mußte zumindest eingetrocknetes Blut auf den Planken zu sehen sein, das war Hasards nüchterne Überlegung.

      Er ging noch ein Stückchen weiter mit Tromp. Auf den Planken lag ein Säbel, ein schweres Ding, und Tromp schob es mit dem Fuß achtlos beiseite. Dann bückte er sich wie zufällig danach, peilte noch einmal kurz die Lage und sah, daß alle seine Kerle auf der Lauer lagen und nur auf seinen Befehl warteten.

      Der erfolgte umgehend.

      „Auf sie!“ brüllte Kruger.

      Dann hieb er mit aller Kraft mit dem schweren Säbel auf Hasard ein.

      7.

      Schlagartig erhoben sich brüllend und kreischend die „Toten“ und Verwundeten. Auf dem Deck wurde es quicklebendig, und dann begann ein Tänzchen, an das etliche noch lange denken würden.

      Das Mißtrauen war nicht eingeschlafen, und so achtete jeder von ihnen auf die kleine Bewegung. Als die ersten Hingestreckten aber blitzartig in die Höhe schnellten, war die Lage augenblicklich klar, und die Seewölfe sprangen zurück.

      Krugers Schlag ging ins Leere, und er war darüber so verwundert, daß Hasard Zeit hatte, seinen Degen zu ziehen und in die linke Hand sein Entermesser zu nehmen.

      Kruger brüllte und sprang ihn erneut an, aber jetzt geriet der Holländer an einen erstklassigen Kämpfer, an einen reißenden wilden Wolf, der den zweiten Hieb blitzschnell parierte.

      Der Kampf entbrannte an allen Stellen zugleich, und Hasard zeigte sich dem Holländer von seiner härtesten Seite.

      Er parierte den dritten und vierten Schlag, und auf seinem Gesicht lag dabei ein gefährliches Lächeln, während die Augen eiskalt blickten.

      Kruger schlug mit beiden Händen zu. Der Seewolf fing den Schlag ab, mit gekreuzten Klingen, indem er Degen und Entermesser über Kreuz hielt. Kaum war der Hieb abgeblockt, schlug Hasard mit dem Degen zu, narrte seinen Gegner und stach mit der linken Hand zu. Das Entermesser verfehlte Kruger nur ganz knapp, der jetzt entsetzt zurückwich und sich fragte, mit was für ausgekochten Teufeln er es wohl zu tun hatte.

      Obwohl er ein guter, schneller, wendiger, aber auch brutaler Kämpfer war, fühlte er sich nach den ersten Hieben hilflos wie ein Kind, denn der Seewolf spielte ihm jetzt auf, wütend darüber, von den Kerlen hereingelegt worden zu sein.

      Die Klinge zuckte vor, Kruger sprang fluchend zurück, hielt den Säbel abwehrbereit, um sich zu verteidigen, sah dann das Entermesser dicht vor seinem Gesicht und wich aus. Da erwischte ihn der Degen, schlitzte ihm das Hemd auf, zog ihm eine lange feurige Spur über die Brust.

      Hasard trieb ihn immer weiter, dann zuckte seine Rechte von unten nach oben vor. Er tat so, als schleuderte er links das Messer und wartete, bis dieser Schnapphahn darauf hereinfiel.

      Ein zweiter Streich riß dem Kerl den Säbel aus der Hand. Er beugte sich über das Schanzkleid, riß die Augen auf und erwartete den Todesstoß, als Hasard ihm die Degenspitze an den Hals setzte.

      „Verdammt“, flüsterte er, tödlich erschrocken.

      „Gib mir ganz vorsichtig den Belegnagel an deiner linken Seite“, befahl der Seewolf. „Ganz vorsichtig, sonst scheint die Sonne durch deine verdammte Gurgel!“

      Krugers Hand streckte sich aus, bis er den Belegnagel faßte und ihn mit spitzen Fingern herübergab.

      „Dreh dich um, du verlauster Mistkerl!“

      Krugers Gesicht war in Schweiß gebadet. Mit verkniffenem Mund drehte er sich gehorsam um.

      Dann schien ein ganzes Faß Schießpulver in seinem Schädel zu explodieren, und er fiel wie ein nasser Sack auf die Planken.

      Gerade rechtzeitig, denn als Hasard herumfuhr, griff ihn ein fauchender, brüllender Kerl an, der eine umgedrehte Muskete in den Händen schwang und sie wie einen Dreschflegel handhabte.

      Hasard wich zurück, duckte sich, wich dem Schlag aus und zog dem Kerl in gebückter Haltung den Degen quer über die Beine. Der brüllte noch lauter, schrie wie am Spieß und hüpfte durch die Kuhl.

      Den Rest besorgte eine knallhart geschlagene Rechte, die den Angreifer hochhob und dann zurücktrieb. Noch im Fallen spie er ein paar Zähne aus.

      Der Seewolf suchte seinen nächsten Gegner und fand ihn. Aber der bezahlte seinen Kampf mit dem Leben, und damit hatten sie den ersten echten Toten an Bord, denn jetzt gab es kein Halten mehr.

      Carberry ging in Deckung, aber nicht, weil ein dunkelblonder Kerl auf ihn eindrang, sondern weil er sah, daß Ferris Tucker von der „Isabella“ aus eine seiner berüchtigten Höllenflaschen in Richtung Vorkastell schleuderte, wohin sich ein paar Holländer zurückgezogen hatten.

      Die Explosion riß das Vorkastell zu einem Stück auf. In dem gezackten Loch gingen drei oder vier Mann sang- und klanglos, als hätte sich die Erde geöffnet, unter und verschwanden in den tiefer gelegenen Räumen.

      Carberry kämpfte mit Zantkuyl, zwei andere hatte er in seiner harten trokkenen Art bereits wie junge Bäume geknickt, und jetzt war der herkulisch gebaute Holländer an der Reihe.

      Für den Profos bedeutete diese Keilerei eine hochgeschätzte Abwechslung, er liebte es geradezu, sich wieder einmal austoben zu können. Seine Faustschläge würzte er mit deftigen Flüchen, und so hörte der schon halb zusammengeschlagene Zantkuyl schon zum dritten Mal Carberrys Lieblingssprüche. Er wußte jetzt, daß er eine verlauste Sieben-Provinzen-Kakerlake war, und daß ihm gleich die Haut in Streifen von seinem verdammten Affenarsch abgezogen würde.

      Jeder Schlag den Ed in ihn hineinhämmerte, bereicherte den Wortschatz des Holländers, nur war er nicht mehr in der Lage, die üblen Wörter auch zu behalten, denn der Profos prügelte sie ihm gleich wieder aus dem Schädel.

      Als „aufgebraßtes Bilgenschwein“ ging er schließlich zu Boden, und das war vorerst das letzte Wort, das er für lange Zeit hörte, denn der Profos brachte schon wieder dem nächsten Englisch bei.

      Neunzehn Mann hatten sie an Deck gezählt, drei weitere waren noch aus einem Niedergang erschienen, und einer war aus seinem Versteck gesprungen. Das waren dreiundzwanzig gegen acht, und sonst hatte das den Holländern immer gereicht.

      Diesmal reichte es ihnen nicht, denn von den dreiundzwanzig waren nur noch elf auf den Beinen, und die wurden von Batuti, Smoky, Matt Davies und den anderen erbarmungslos zusammengedroschen.

      Dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. Nicht nur, daß Big Shane hämmerte, als stünde er an seinem Riesenamboß auf der Feste Arwenack und schmiede Eisen. Die Überraschung erfolgte in anderer Gestalt.

      Old O’Flynn, dem vor Wut und Ärger fast der Gaul durchging, weil er hilflos mit ansehen mußte, wie die Holländer über die Seewölfe herfielen, hatte seinen einsamen Entschluß gefaßt.

      Er,