Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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Blick erkannte er die Lage.

      „Vier tot, zwei entflohen“, murmelte er bestürzt.

      Dann fuhr er zu seinen Dienern herum.

      „Ihr Hunde!“ brüllte er sie an. „Das ist eure Schuld! Ich habe mehr als sechzig Piaster verloren, für nichts und wieder nichts! Dafür peitsche ich euch aus, bis ihr Allah um Vergebung anfleht!“

      Dalida, Jella und die Türkinnen nutzten das allgemeine Durcheinander im Hafen aus, um in das Beiboot der Schebecke zu steigen und zur „Cruel Jane“ zu pullen. Während Lord Henry, Selim, Marciaux und die anderen Piraten in ihren Booten noch an der Unglücksstelle verharrten und hilflos und voll ohnmächtigem Zorn zusehen mußten, wie die „Grinta“ endgültig unterging und auf den Grund der Reede sank, erreichten die Frauen die Galeone des Engländers und enterten über eine Jakobsleiter an Bord.

      „He!“ rief einer der Männer der Deckswache ihnen zu, als er sie auf dem Hauptdeck erscheinen sah. „Was wollt ihr denn hier?“

      Dalida stand zwischen den Türkinnen, der Mann konnte sie im Dunkeln unmöglich erkennen. Die anderen Männer der Wache hatten sich auf der Back versammelt und blickten zu dem Platz, an dem die Schebecke eben noch geankert hatte.

      Jella hob in einer verzweifelten Gebärde die Arme. „Wir waren an Land, aber zur ‚Grinta‘ können wir ja nicht mehr zurück. Wohin sollen wir denn wohl sonst als zu euch?“

      „Ja, wir müssen euch wohl aufnehmen“, brummte er. „Wartet auf Henry, er wird euch sagen, was mit euch wird.“

      Die Frauen blieben vor dem Achterkastell stehen. Dalida gelang es, unbemerkt durch das Schott ins Innere zu schlüpfen und sich in einer der Kammern zu verstecken.

      Die Boote der Piraten näherten sich der „Jane“ und der „Sans Pareil“. Marciaux war mit zu Henry in die Jolle gestiegen und saß neben ihm auf der Heckducht.

      „Glaubst du wirklich, daß es das Werk des Seewolfs war?“ fragte er.

      „Ich bin davon überzeugt!“ stieß Henry voll Wut hervor. „Wir müssen sofort auslaufen und ihn fassen, bevor er wieder flieht. Dieser gemeine, feige Bastard!“

      „Was wird aus Selim und dessen Leuten?“

      „Wir nehmen sie an Bord der ‚Jane‘. Und was wirst du tun, Marciaux?“

      „Ich begleite dich“, erwiderte der Franzose. „Meine Galeone ist gut bestückt, es wäre doch gelacht, wenn wir den Seewolf nicht gemeinsam schlagen würden.“

      Lord Henry hatte zwar erkannt, wer der Urheber des Attentats auf die Schebecke war, doch in einem Punkt irrte er sich: Der Seewolf floh nicht vor ihm. Zwei Meilen von Paphos entfernt lag die „Isabella“ jetzt mit aufgegeiten Segeln beigedreht in der See und wartete auf den Gegner – und diesmal hatte Hasard die Hecklaterne anzünden lassen, damit Henry und Selim ihn auch sofort fanden.

      Es war eine offene Herausforderung zum Kampf, und der Gegner nahm sie an. Um sechs Glasen vor Mitternacht erkannte Gary Andrews, der nach wie vor im Großmars der „Isabella“ stand, daß sich von Nordosten zwei Galeonen näherten und Kurs auf sie nahmen.

      Gefechtsbereit war die „Isabella“ nach wie vor. Hasard ließ zunächst das Großsegel, die Fock und die Blinde setzen und lief mit langsamer Fahrt, über Steuerbordbug segelnd, auf den Feind zu.

      Er enterte mit Ben Brighton die Back und blieb neben Smoky stehen, der sich an den vorderen Drehbassen postiert hatte.

      Shane war mit Pfeil und Bogen im Hauptmars verschwunden, Batuti hatte den Vormars geentert. Old O’Flynn hatte wieder die achteren Drehbassen übernommen, sein Sohn war auf die Kuhl hinuntergestiegen, um den Männern an den Culverinen zu helfen. Carberry rief seine letzten Anweisungen. Bill und die Zwillinge standen als Ladenummern an den Culverinen bereit, sie würden von einer Station zur anderen laufen, wenn die ersten Schüsse abgegeben waren und nachgeladen werden mußte.

      „Noch einen Strich weiter Backbord, Pete!“ rief Ben Brighton Pete Ballie zu.

      „Aye, Sir! Ein Strich Backbord!“

      Hasard blickte zu den heransegelnden Galeonen, die jetzt für jedermann mit dem bloßen Auge zu erkennen waren.

      „Na prächtig“, sagte er. „Henry hat mit dem Franzosen offenbar ein Bündnis geschlossen. Sie rücken beide an, um uns den Garaus zu bereiten. Bestimmt hat Henry bei seinem neuen Freund den Appetit angeregt und ihm erzählt, bei uns gebe es immense Schätze zu holen, bei deren Anblick jedem die Augen übergehen.“

      „Der Franzose ist gut armiert, Sir!“ rief Gary Andrews. „Er hat mindestens zwölf Stücke auf jeder Seite.“

      „Fein“, sagte der Seewolf mit einem kühlen Lächeln. „Wir führen die Hundesöhne ein wenig an der Nase herum. Erst sollen sie glauben, daß wir mitten zwischen ihnen hindurchsegeln wollen. Dann tun wir so, als wollten wir weiter anluven, um die überragende Position im Kampf zu gewinnen.“

      „Das sollte doch auch unser Bestreben sein“, sagte Ben Brighton.

      „Ich habe eine andere Taktik.“

      „Du willst vor den Wind gehen?“

      „Ja. Sag Ferris, daß wir die Höllenflaschen erst im allerletzten Moment einsetzen. Diesmal feuern wir zuerst unsere Kanonen ab.“

      „Aye, Sir.“ Ben verließ die Back und kehrte zu Old O’Flynn, Ferris Tucker und Pete Ballie auf das Achterdeck zurück.

      Hasard verweilte noch auf der Back.

      „Der Abstand schrumpft schnell zusammen“, sagte er zu Smoky. „Uns trennen jetzt nur noch höchstens zweitausend Yards von Henry, Selim und dem Franzosen.“

      „Glaubst du, daß Selim an Bord der ‚Jane‘ ist?“

      „Mit seiner ganzen Mannschaft. Ich nehme an, er glüht vor Haß und Vergeltungssucht.“

      „Achtung!“ schrie Gary. „Es tut sich was!“

      Und da blitzte es auf der Back der „Cruel Jane“ auch schon hellrot auf. Eine Drehbassenkugel raste heran und schlug vor der „Isabella“ ins Wasser – gut und gern fünfzig Yards entfernt.

      „Die Kriegserklärung“, sagte der Seewolf. Er drehte sich um und rief seinen Männern zu: „Kurs halten! Marssegel und Besan setzen!“

      Die Männer wiederholten die Befehle, dann wurden die Geitaue des Großmars-, des Vormars- und des Besansegels gelöst. Straff spannte sich das Tuch, die „Isabella“ beschleunigte und rauschte mit steiler Bugwelle auf den Gegner zu.

      „Anbrassen und höher an den Wind!“ schrie Hasard. „Zwei Strich Backbord!“

      „Braßt an, ihr müden Barsche!“ brüllte der Profos. „Los, zeigen wir diesen Bastarden, wie wendig wir sind!“

      Es krachte wieder, diesmal an Bord des Franzosen. Die zweite Kugel heulte auf die „Isabella“ zu und verschwand dicht vor ihrem Vorsteven mit einem hallenden Klatscher in den Fluten.

      „Soll ich darauf antworten?“ fragte Smoky.

      „Nein. Warte ab. Sieh mal, sie gehen auf unser Manöver ein“, erwiderte der Seewolf. „Sie luven an und gehen auf Kurs Westnordwest, um uns den Weg abzuschneiden. Darauf habe ich nur gewartet.“ Wieder wandte er sich der Kuhl zu und rief: „Abfallen jetzt und auf Kurs Ostnordost! Neun Strich Steuerbord!“

      Pete legte Hartruder Steuerbord, die Crew stürzte an die Brassen und Schoten, um die Stellung der Rahen zu ändern. Die „Isabella“ fiel außerordentlich schnell vom Wind ab und lief, noch schneller werdend, in Lee auf den Franzosen zu, der, auf gleicher Höhe mit der „Jane“ segelnd, jetzt fast heran war.

      Plötzlich hatte Hasard ihn genau vor den Mündungen der Backbord-Culverinen.

      „Die vorderen vier Kanonen – Feuer!“ schrie er.

      Fernand Marciaux erkannte genau wie Lord Henry und Selim das