Seewölfe - Piraten der Weltmeere 546. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399536
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den Augen der erwartungsvoll blickenden Arwenacks, die alle diese prächtigen Lachse immer wieder springen sahen, versuchte der Profos es jetzt mit Speckwürfeln. Er wollte auch noch ein paar Zaubersprüche aufsagen und Beschwörungsformeln murmeln, wie er das einmal bei Fischern in der Südsee gesehen hatte, aber dann lachten sich die Rabauken vermutlich krank. Also begnügte er sich mit lautlosen Sprüchen, die ja auch manchmal wirkten.

      Eine Stunde lang badete er den Speck, zog ihn hoch, beäugte ihn mißtrauisch, schnupperte daran und warf ihn erneut aus.

      „Wie lange gilt denn unsere Wette?“ wollte der Kutscher wissen. „Bis heute abend, morgen mittag oder bis zum Sankt Nimmerleinstag?“

      „Eine halbe Stunde noch“, knurrte der Profos. „Dann habe ich zwar die Wette vielleicht verloren, aber ich brauche auch keine Fische zu putzen, was mir sowieso ganz besonders stinkt.“

      Der Kutscher gab keine Antwort. Als die halbe Stunde abgelaufen war, verschränkte er die Arme vor der Brust und grinste dünn.

      „Kein Lachs, kein Schnaps“, sagte er trocken. „Manchmal geht das eben ins Auge.“

      „Das verstehe ich nicht, zum Teufel!“ brummte der Profos. Er war von einem heiligen Zorn über die „hochnäsigen“ Fische erfüllt. „Bei den Zwillingen klappte das doch, sogar auf Anhieb.“

      „Die fingen ja auch keine Lachse.“

      „Was hat das damit zu tun? Fisch ist Fisch“, wetterte Carberry.

      „Eben nicht. Lachse nehmen bei ihrer Wanderung flußaufwärts keinerlei Nahrung zu sich, auch wenn die leckersten Krebschen vor ihren Nasen herumscharwenzeln. Folglich nehmen sie dann auch keine Köder an. Jedenfalls halte ich das für logisch.“

      Der Profos stemmte die Fäuste in die Hüften und blies seinen gewaltigen Brustkorb zur Größe einer Tonne auf. Seine Augen blitzten den Kutscher drohend an.

      „Und das hast du gewußt?“ brüllte er fassungslos.

      Der Kutscher blieb die Ruhe in Person.

      „Natürlich war mir das bekannt. Ich weiß das schon lange.“

      „Und warum hast du nichts davon gesagt, verdammt? Ich stehe mir die Beine in den Bauch, und du grinst wie ein Vollmond. Ich – ich stehe da wie ein – äh – wie …“

      „Wie ein lotrecht geriggter Prielwurm“, half der Kutscher aus. „Oder so ähnlich jedenfalls. Du wolltest doch ganze Berge von Lachsen an Bord hieven. Oder hast du das nicht gesagt?“

      Carberry schmiß dem Kutscher die Angel vor die Füße.

      „Na schön“, grollte er, „dann habe ich eben die Wette verloren. Du kannst mir jetzt ja die Fische zum Ausnehmen und Putzen geben. War ein prächtiger Witz.“

      Der Kutscher bestätigte das ernst und gemessen.

      „Später, Ed. Du wirst noch genug kriegen. Unser Kapitän hat bereits beschlossen, etwas weiter voraus vor Anker zu gehen. Da gibt es Untiefen im Wasser, und da springen die Lachse fröhlich darüber hinweg.“

      Carberry fiel von einem Extrem ins andere. Er sah, daß ein paar grinsende Arwenacks bereits Fallen und Schoten lösten und die ersten Segel schlackernd im lauen Wind hingen.

      Auf der anderen Seite aber war eine Stelle, wo es von Lachsen nur so wimmelte. Sie sprangen wie irrsinnig über eine steinerne Barriere, die ein halbes Yard aus dem Wasser ragte.

      „Blöde Viecher!“ schimpfte er. „Statt den leichten Weg zu wählen, suchen sie sich den umständlichsten aus.“

      „Das ist nicht nur bei Lachsen so“, meinte der Kutscher, „in gewisser Hinsicht bestehen deutlich erkennbare Parallelen zu gewissen Zweibeinern. Manche gehen extrem umständlich vor, obwohl alles doch so einfach ist.“

      Dem guten Carberry verschlug es erst einmal die Sprache.

       2.

      Hasard hatte auf Anraten Ben Brightons beschlossen, für ein oder zwei Stunden vor Anker zu gehen, um Lachse zu fangen. Das stellte eine Bereicherung des Speisezettels dar und war eine Köstlichkeit, die sie sich keinesfalls entgehen lassen wollten.

      Es kam auf ein paar Stunden nicht an. Sie hatten Zeit genug, und in Ländern wie diesen hatte man es schon gar nicht eilig, sonst fiel man nur unangenehm auf.

      Ein paar große und weitmaschige Kescher wurden mitgenommen, und schon seilten sich die ersten ab. Sie stiegen einfach auf die Rüste, ließen sich ins Wasser fallen und mit der Strömung zu der Untiefe treiben. Die Fluten des Tigris waren frisch und kühl. Das Wasser selbst war fast kristallklar. Deutlich war der feine Sand unter der Wasseroberfläche zu erkennen.

      An der steinernen Barriere blieben sie erst einmal staunend stehen. Das Wasser schäumte und brodelte, und aus den zischenden Fluten lösten sich alle Augenblicke dicke Leiber, die elegant über die Hindernisse schnellten.

      „Und alles mit dem Ruderblatt“, sagte Carberry. „Die bewegen nur ein bißchen ihren Achterquirl und schon sind sie drüben. Weshalb schwimmen die nicht durch das tiefe Wasser?“

      „Weiß ich auch nicht“, sagte der Kutscher. „Einige schwimmen ganz sicher durch tiefes Wasser, andere eben nicht. Da mußt du schon Gottvater persönlich nach dem Grund fragen.“

      „Den sehe ich heute sowieso nicht mehr“, brummte Ed. Der Profos war immer noch ein wenig angesäuert, daß er sich so blamiert hatte. Aber immerhin war es ja seine eigene Schuld gewesen, was, wie?

      Die Zwillinge waren dabei, der Kutscher, Ferris Tucker, Matt Davies, Al Conroy und Batuti. Der schwarze Riese hatte ein riesiges Netz zum Abtransport der Beute dabei.

      Es erstaunte sie, daß die Lachse absolut keine Notiz von ihnen nahmen. Ganz dicht vor ihnen schnellten sie kraftvoll aus dem Wasser und schwangen sich über die Barriere aus Steinen und Fels.

      Matt Davies war einer der eifrigsten Fischer. Er hatte keinen Kescher und probierte es mit seiner Hakenprothese. Als dicht vor ihm ein riesiger Lachs aus dem Wasser schoß und gerade wieder eintauchen wollte, hieb Matt schwungvoll zu. Einen Lidschlag später zappelte der Lachs wie wild an seinem Haken. Nach einem kurzen Schlenker mit der Hakenprothese landete er im Netz von Batuti.

      „Der erste“, sagte der Kutscher. „Sieht so aus, als würdest du eine Menge Arbeit kriegen, Ed.“

      Der Profos gab keine Antwort. Er holte nur tief Luft und blickte verblüfft auf die vielen zappelnden Leiber. Einer sprang mit solcher Wucht in Jung Hasards Kescher, daß der Junior alle Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben. Im Nu hatten sie ein halbes Dutzend Lachse gefangen, die Batuti im großen Netz zur Galeone hinüberbrachte.

      „Man kann sie übrigens auch räuchern“, erläuterte der Kutscher. „Geräucherter Lachs ist was für vornehme Leute. Doc Freemont hatte sich immer welchen bringen lassen.“

      „Hast du ihm hin und wieder mal ein Stück geklaut“, fragte der Profos anzüglich, „weil du so gut darüber Bescheid weißt?“

      „Ich war in die Köstlichkeiten der Küche bestens eingeweiht und hatte es nicht nötig, zu klauen.“

      Der Profos sah zähneknirschend eine Menge Arbeit auf sich zukommen. Und als Matt Davies ihn dann noch fragte, ob er sich nicht auch freundlicherweise am Fischfang beteiligen wolle, da griff der Profos zu, denn das wollte er sich denn doch nicht entgehen lassen.

      Batuti trat die zweite Reise über den Fluß an. Seine zappelnde Beute wurde an Bord gehievt.

      Der Profos stöhnte verhalten, als er das sah. Da würde er Fische, ausnehmen und putzen können, bis ihm ein yardlanger Bart wuchs.

      Sie hörten mit dem Lachsfang auf, als von „oben“ zwei Guffas sichtbar wurden, die den Tigris hinuntertrieben.

      Diese Guffas hatten sie schon oft gesehen, aber die Gerüstrundboote mit der Fellbespannung