Seewölfe - Piraten der Weltmeere 546. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399536
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verstört zusammenzuckte und ebenfalls abwehrend den Arm hob. Gerade wieder hatte sich ein Riesenfisch auf eine kurze Flugreise begeben und war dabei so hoch gesprungen, daß er Carberry nur um Haaresbreite verfehlte.

      Smoky grinste süffisant.

      „Eben warst du der Zuckerer“, erklärte er. „Hör doch mit dieser dämlichen Zuckerei auf, davon wird man ja ganz verrückt.“

      Die anderen, die dem hochintelligenten Dialog lauschten, grinsten ausnahmslos.

      „War nicht so gemeint“, sagte Carberry einlenkend. „Aber das Biest tauchte ganz überraschend auf, und da kriegt man einen Schreck.“

      „Eben“, sagte Smoky, „eben, eben. Mich plagt da aber ein ganz anderer Gedanke, als ich die Knechte sah. Die könnte man doch zur Abwechslung in die Pfanne hauen. Es sind prächtige fette Burschen.“

      „Hm, da hast du nicht ganz unrecht.“ Carberry überlegte und kratzte sich über seinen Dreitagebart. „Hm, wirklich prächtige und fette Burschen oder Knechte, wie du das nennst. Aber ich kenne die Fische nicht. Vielleicht sind sie giftig.“

      „Dann muß der Kutscher her“, entschied Smoky, „der kennt alles.“

      „Fast alles“, schränkte Carberry ein. „Er ist zwar ein belesener Mann, aber das heißt noch lange nicht, daß er diese Fische kennt, zumal er meines Wissens noch nie in dieser Ecke der Welt war.“

      Als der Kutscher endlich an Deck war, zog er ein entsagungsvolles Gesicht und seufzte verhalten.

      „Geht es wieder um eine dämliche Wette oder irgendwelche hirnrissigen Sprüche?“ erkundigte er sich.

      „Diesmal nicht“, sagte Carberry. „Hier tummeln sich ein paar kapitale Burschen im Fluß, aber keiner kennt sie. Smoky meint, sie gäben eine prächtige Mahlzeit ab.“

      „Zackenbarsche sind es jedenfalls nicht“, meinte Smoky, „aber sie sind fast genauso groß.“

      Der Kutscher drehte sich um und blickte in den Fluß. Es dauerte keine halbe Minute, da sprang der nächste Fisch schlängelnd hoch und verschwand mit einem lauten Aufklatschen.

      „Das sind Lachse“, erklärte der Kutscher mit der größten Selbstverständlichkeit. „Sie wandern die Flüsse hoch. Diese Sorte hier ist der sogenannte Tigrislachs, eine Delikatesse übrigens. In den nordeuropäischen Meeren gibt es ebenfalls Lachse und Salme. Sie schwimmen jetzt zu ihren Laichplätzen und überspringen dabei mühelos Hindernisse bis zu mehr als drei Yards.“

      „Woher weißt du das denn schon wieder?“ fragte der Profos argwöhnisch.

      „Man liest viel, kommt viel herum, und man überlegt gewissenhaft und macht sich Gedanken. Ich kaufe mir an manchen Orten eben entsprechende Lektüre, und daraus kann man viel lernen.“

      „Eines Tages wirst du noch mal wegen fortgesetzter Lektüre eingesperrt“, sagte Carberry grinsend. „Du behauptest also, diese Lachse seien Delikatessen.“

      „Das ist eine Tatsache, sie schmecken vorzüglich.“

      „Bald haben wir eine Menge von den Dingern an Bord“, versicherte Carberry. „Ich werde sie mit den Blinkdingern fangen, mit denen die Zwillinge geangelt haben – was bei Smoky die Glatze zur Folge hatte. Ganze Berge voll werde ich herausziehen.“

      „Ich wette, du fängst mit den Blinkdingern keinen einzigen“, sagte der Kutscher so beiläufig.

      „Die Wette halte ich“, versicherte Carberry eilig. „Um was geht es?“

      „Nicht schon wieder um ’ne Glatze!“ rief Smoky.

      „Nein, nein!“ Der Kutscher wehrte lächelnd ab. „Ed muß alle Lachse ausnehmen und säubern, die auf dem Tigris gefangen werden. Einverstanden, Ed?“

      Der Profos grinste listig und schlug ein.

      „Diesmal hast du dich selbst übertölpelt vor lauter Eifer, Kutscherlein. Erst wettest du, daß ich keine fange, und dann soll ich sie auch noch putzen. Was hältst du dagegen? Ich meine, weil das doch absolut unlogisch ist.“

      „Wenn du meinst. Gut, ich gebe dir drei Buddeln von dem selbstgebrannten Dattelschnaps aus meinen Beständen. Er ist gerade fertig geworden und schmeckt prächtig.“

      Der Profos grinste bis an die Ohren. Gleich darauf flitzte er los, um sich bei den Zwillingen das Angelzeug zu holen. Philip und Hasard brachten es ihm und standen neugierig daneben.

      Der Kutscher lehnte wie gelangweilt am Mast und schaute zu. Auch die anderen umstanden Carberry, der jetzt zu angeln begann. Sie alle wußten um die Wirksamkeit der kupfernen Blinker. Die Zwillinge hatten es demonstriert und bewiesen, wie und daß es funktionierte. Bestes Beispiel für das Funktionieren war immer noch Smokys Glatze.

      Der Profos warf die Angel aus. Im Sonnenlicht waren in dem klaren Wasser deutlich die Reflexe des Blinkers zu sehen, die sich wie eine vergoldete Spur durch das Wasser zogen.

      Da schnellte wieder ein Lachs dicht neben dem Blinker hoch.

      „Ha, der beißt gleich an!“ prophezeite Carberry.

      Aber der Edelfisch dachte nicht daran, auf das Talmi hereinzufallen. Er schenkte dem blitzenden Zeug überhaupt keine Beachtung.

      „Na, er wird gerade satt sein“, meinte der Profos. „Da ist man schon ein wenig verwöhnt, wenn nichts Kringeliges dranhängt.“

      Eine halbe Stunde lang stand er sich die Beine in den Bauch. Sein Gesicht mit dem wilden Amboßkinn und den vielen Narben färbte sich allmählich knallrot, zumal der Kutscher wie gelangweilt am Mast herumlümmelte und dazu süffisant grinste.

      Auf dem Achterdeck der „Santa Barbara“ grinste auch einer, und der verstand von Fischen mehr als alle anderen zusammen, denn er hatte den Beruf des Fischers schon als kleiner Bengel gelernt. Ben Brighton war es, der sich über den eifrigen Profos amüsierte.

      „Wir sollten den guten Ed auf den Planken festnageln“, sagte er, „damit er nicht umfällt. Er wird in einer Woche immer noch so dastehen und keinen einzigen Lachs fangen.“

      „Laß ihn doch, er weiß ja immer alles besser“, sagte Dan. „Aber ohne ihn hätten wir nur halb soviel Abwechslung an Bord.“

      Das bestätigte auch Don Juan, der interessiert zusah, wie der Profos immer wieder die Blinkerschnur aus dem Wasser holte und erneut auswarf. Schon jetzt war ihm anzusehen, daß er sich mächtig ärgerte, denn die Lachse scherten sich den Teufel um seinen blinkenden Köder.

      Mac Pellew war mittlerweile auch aus dem Kombüsenschott getreten und schaute so melancholisch drein wie ein erfolgloser Leichenbestatter, dem alle potentiellen Kunden abgeschworen hatten.

      „Wie lange dauert das denn noch, bis du den ersten Hering endlich an Bord hast?“ erkundigte er sich bei Ed, der gerade schwungvoll die Angel kreisen ließ.

      „Ich fange keine Heringe, sondern Lachse“, belehrte ihn der Profos. „Weil sich Heringe zu fein sind, um in orientalischen Gewässern herumzuschwimmen.“

      „Soso, Lachse fängst du“, sagte Mac gähnend. „Bisher sieht man aber nicht einen einzigen.“

      „Du wirst noch genug davon kriegen. Das dauert eben ein bißchen.“

      Der Profos hatte die Worte aus dem Mundwinkel heraus gezischt, denn gerade als Mac zu nörgeln anfing, schwamm ein riesiger Brocken direkt hinter dem Blinker her. Er war auch jetzt noch dran.

      Der Profos kniff die Lippen zusammen, kriegte schmale Augen und bewegte den Blinker auf und nieder.

      „Hierher, Bürschchen“, lockte er, „schau mal, was wir hier für eine feine Sache haben. Beiß endlich an, du Krüppel!“ schrie er dann wutentbrannt, als dem Lachs das Blinkern zuviel wurde. Er schwamm an dem Blinker vorbei und verschwand.

      „Die Fische hier sind genauso hochnäsig wie die lausigen Kamele“, fluchte Carberry. „Na schön, wenn sie die Glitzerdinger nicht wollen,