Seewölfe - Piraten der Weltmeere 376. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397846
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eingebrannt zu lesen war:

      „Empress of Sea“. Das war Old O’Flynns liebstes Erinnerungsstück aus alten Zeiten. Jetzt war er außerdem stolzer Besitzer der kleinen dreimastigen Karavelle „Empress of Sea II.“.

      Hinter der ersten Theke war Smokys Weib beschäftigt, die Mary O’Flynn, Donegals rothaariger Mary Snugglemouse, zur Hand ging.

      Hinter der anderen Theke waren Hasard und Philip bei der Arbeit. Sie spülten Gläser und Geschirr. Hasard hatte sie „freigestellt“, damit sie Old O’Flynn zur Hand gingen, und das taten sie mit einer wahren Hingabe und Feuereifer.

      Beide Kavernen waren brechend voll. Von allen Schiffen in der Bucht waren die Männer erschienen. Nur die Leute von der „Wappen von Kolberg“ fehlten. Das Schiff versah den turnusmäßigen Patrouillendienst zum Schutz der Schlangen-Insel und von Coral Island.

      Ribault war da, die Rote Korsarin saß mit Karl von Hutten und dem Seewolf zusammen! Big Old Shane hockte ganz hinten in einer Ecke und wurde ständig vom alten O’Flynn bedient, der mit dem gewaltigen Durst des Graubartes kaum Schritt halten konnte.

      Aber er mußte seine verlorene Wette einlösen und Shane vierzehn lange Tage kostenlos verproviantieren und einschenken, soviel der wollte. Und Shane wollte verdammt viel, was den Alten fast zur Verzweiflung brachte.

      Der Wikinger saß mit Gotlinde, dem Stör und Arne an einem Nischenplatz. Sein Helm funkelte im Schein der Fackeln, und er schob gerade eine riesige Kumme von sich, die jetzt restlos geleert war. Danach tönte er laut herum, das sei das beste gewesen, was er jemals gegessen habe, und jetzt müsse Bier her.

      Die vier ließen sich an dem einzigen freien Tisch nieder. Der Kutscher sog begierig den Duft von Calaloo in die Nase. Auch Mac Pellew schnupperte bereits ganz aufgeregt.

      Dann erschien Mary O’Flynn, eine resolute, etwas herbe Frau um die Vierzig, mit feuerroten langen Haaren. Sie hatte die wilden Kerle gut im Griff und verstand sich mit ihnen prächtig.

      Alle vier bestellten Calaloo, kaltes Bier und ein Gläschen Rum. Das „Gläschen“ war ein Humpen, der dem Bierhumpen kaum nachstand.

      Am Nebentisch hockten Leute von Jean Ribault und lobten das Calaloo über den grünen Klee. Auch das kalte Bier lobten sie, und erst recht den spanischen Rotwein.

      Old O’Flynn war zufrieden und rieb sich immer wieder die Hände, weil die Pinte so brechend voll war und so gut ging.

      „Ich habe Martin Correa angeheuert“, verkündete er, „den Spanier, der als Zweiter Steuermann auf der ‚San Nicolas‘ fuhr, und den die Dons auf der Insel ausgesetzt hatten. Er ist ein ehrlicher und prächtiger Kerl, und er versteht sein Handwerk. Er fährt jetzt bei mir als Steuermann und zusätzlich als Bootsmann. Die Schaluppe ist jetzt immer seeklar und perfekt in Ordnung. Er hat sich verdammt gefreut, als ich ihm das anbot.“

      „Der Mann ist wirklich in Ordnung“, sagte Ed, „auf den kannst du dich voll und ganz verlassen, Donegal.“

      „Vielleicht geht er auch auf deine Mucken ein“, sagte Ferris grinsend.

      „Meine Mucken? Ich hab’ keine einzige! In einer von meinen Mucken hockt ihr jetzt, und die andere habt ihr auch schon bewundert. Und meine dritte Mucke kocht gerade die Suppe für euch. Ich bin der einzig vernünftige Kerl hier. Ohne mich würdet ihr jetzt nicht in der Kneipe hocken und saufen. Das hab ich alles aus dem Boden gestampft.“

      Dagegen ließ sich schlecht etwas sagen, denn Old O’Flynns „Mucken“ hatten alle Gestalt angenommen. Also widersprach diesmal auch keiner, was den Alten sichtlich freute.

      Fünfzehn Minuten später, so lange wurde das Gericht gekocht, brachte Mary vier große Kummen, denen ein lieblicher Duft entstieg. Der Profos verdrehte entzückt die Augen, bedankte sich höflich und griff nach dem Löffel. Dann mampfte er selbstvergessen los und stöhnte vor Wonne.

      Auch die anderen langten kräftig zu, und da war so manches „Ah“ und „Oh“ zu hören.

      Der Kutscher war restlos begeistert. Mac Pellews Leidensmiene erhellte sich zusehends, und er blickte verzückt zur Decke.

      „Donnerwetter“, sagte er anerkennend. „Jetzt verstehe ich die Kerle.“

      „Ich auch“, sagte der Kutscher mampfend, „und ich verzeihe ihnen ebenfalls. Das ist ein Geschenk der Götter.“

      „Hat mein Schnuckelchen aus Tortuga mitgebracht“, sagte Old O’Flynn stolz. „Und einen Durst gibt das. Schön scharf, was?“

      „Du bist ein gerissener Bursche“, erwiderte Ferris, „du weißt wenigstens, wie man seinen Umsatz vergrößert. Erst scharf essen, und dann gibt es mächtig Durst. Und dann wird getrunken.“

      „Und dann stimmt die Kasse“, sagte Old O’Flynn kichernd. „Aber früher habt ihr mich ausgelacht und als Spinner bezeichnet.“

      „Das mußt du nicht so eng sehen“, meinte Ed. „Mann, war das gut. Ich werde mir noch eine Portion bestellen.“

      „Noch eine?“ fragte Old O’Flynn fassungslos. „Aber das war ja schon eine doppelte Portion. Muß dir ja mächtig schmecken.“

      Der Profos geriet vor Verzückung fast ins Schwärmen.

      „Dieser zarte Duft von Knoblauch, das Brennen der Chilis, die herben Wurzeln mit der lieblichen Kokosmilch – ah – das läßt einem das Herz aufgehen. Ich werde deinem Schnuckelchen dafür einen Kuß geben.“

      „Wirst du nicht“, sagte Old O’Flynn, „bei mir wird mit Silber oder Gold bezahlt, aber nicht mit unrasierten Profosküssen. Du läßt gefälligst deine Flossen auf dem Tisch, sonst gehst du durch die Rutsche.“

      Ferris lachte dröhnend, die anderen stimmten ein.

      „Er ist genauso eifersüchtig wie der Wikinger, wenn der Stör nach Gotlinde schielt. Dann geht er auch gleich in die Luft.“

      Das Schnuckelchen erschien etwas später und sah den Profos bedauernd an. Dann zuckte sie mit den Schultern.

      „Es ist nicht mehr viel da“, sagte sie mit ihrer rauchigen Reibeisenstimme. „Krebs und Fisch gehen zur Neige, und wenn das fehlt, ist es kein Calaloo mehr. Eine halbe Portion noch, ja?“

      „Schade“, sagte Ed, „also eine halbe.“

      Dabei schielte er verlangend auf Mac Pellews Kumme, die erst zur Hälfte geleert war. Aber Mac zog die Kumme vorsorglich näher zu sich heran, denn er kannte den Profos. Der war fast so schlimm wie Paddy Rogers oder Big Old Shane. Wenn es denen einmal schmeckte, hörten sie so schnell nicht wieder auf.

      Am Nebentisch saßen auch noch hungrige Kerle. Sie hatten schon einmal heute abend Calaloo gegessen, und jetzt verspürten sie wieder Hunger.

      Mary mußte die Suppe rationieren, denn jeder wollte Calaloo.

      Die drei Männer aus der Crew Ribaults, Grand Couteau, was soviel wie Großes Messer hieß, Mel Ferrow und Roger Lutz fragten an, ob sie sich zu den Seewölfen setzen dürften. Klar, sie durften, und sie brachten ihre Humpen gleich mit.

      „Schade, daß das Calaloo alle ist“, sagte Mel Ferrow. „An dem Zeug kann man sich zu Tode fressen. Aber wenn nur Krebse und Fisch fehlen, kann man dem abhelfen. Wir fangen welche. Roger kennt eine Insel, wo es Krebse in Massen gibt. Die sind da fast gestapelt. Davon holen wir ein ganzes Boot voll.“

      „Klar“, sagte Ed begeistert, „bei den hungrigen Kerlen treten nach einer Weile Versorgungsprobleme auf. Aber wenn ihr eine Insel kennt, wo es so viel Krebse gibt, dann zischt doch ab und holt welche.“

      „Das müßte ich mit Jean besprechen“, erwiderte Roger Lutz. „Aber der erlaubt das ganz sicher.“

      Inzwischen kriegte der Profos seine letzte Kumme, die Mary noch großzügig gefüllt hatte. Der Kutscher und Mac waren restlos begeistert und griffen jetzt zum Bier, um den Durst zu löschen, den die scharfe Suppe mit sich brachte.

      „Das hört man richtig zischen“, sagte Mac.