Seewölfe - Piraten der Weltmeere 291. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954396887
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Haar untergebuddelt hätten und dann aufgefischt haben?“

      „Auch das war eine große Tat, Thorfin“, entgegnete Hasard. „Aus Gründen der Sauberkeit wäre es vielleicht sogar ganz gut gewesen, wenn du sie kurz untergetaucht hättest. Geschadet hätte es ihnen nicht.“

      Er erntete dafür eine Lachsalve, und selbst die Männer der „Fidelity“ stießen sich untereinander an und grinsten. Einen wilderen, bunteren Haufen hatten sie noch nicht gesehen, und sie hörten nicht auf, die Wikinger mit ihrer Fellkleidung und den Helmen gebührend zu bestaunen.

      „Woher kommt ihr überhaupt?“ fragte Jerry Reeves Arne.

      „Aus der Karibik.“

      „Was?“ Baxter war verblüfft. „Aber ihr seht doch eher wie Nordmänner aus.“

      „Das sind wir auch“, sagte Eike lächelnd. „Du hättest fragen müssen, wo unsere Wiege gestanden hat. In unserer Heimat sind wir schon als Wickelkinder an Bord der Knarrs und Langboote gefahren, und jede Art von Angst ist uns fremd.“

      „Und in der Karibik ist es so kalt, daß ihr Felle tragen müßt?“

      „Quatsch“, brummte Olig und musterte den Profos der „Fidelity“ fast mißbilligend. „Aber auch bei Wärme ist das das richtige Zeug für uns, dann ist es nämlich schön kühl darin. Oder sollen wir vielleicht nackt rumlaufen?“

      „Um Himmels willen, nein“, sagte Baxter.

      Reeves grinste amüsiert dazu, er fand, daß es ein einzigartiger Dialog war.

      „Warum fragst du dann so blöd?“ zischte der Stör, der sich jetzt dazwischengeschoben hatte.

      Baxter erwiderte nichts darauf, er kratzte sich nur am Kinn. Irgendwie mußte man sich auf diese wüsten Kerle einstellen, sie hatten eine seltsame Art der Logik an sich.

      „He, Hasard!“ brüllte Thorfin Njal nachdem er sein zweites Glas Bier geleert hatte. „Und wie findest du es daß wir dieses Mal Jean Ribault und drei seiner Himmelhunde dabeihaben?“

      „Umwerfend“, antwortete Hasard und drehte sich zu Jean, Jan, Piet und Nils um. „Aber wie das alles zusammenhängt und was auf der Schlangen-Insel vorgefallen ist, müßt ihr mir noch erzählen.“

      „Gut“, sagte Jean und entblößte seine weißen Zähne. „Es ist eine recht lange Geschichte, aber selbstverständlich können wir alles erklären.“

      „Hölle, Jean, du alter Galgenstrick!“ stieß Carberry aus. „Bin ich froh, dir mal wieder die Hand schütteln zu können! Und gut gebrauchen können wir dich auch, das schwöre ich dir, du triefäugige Kanalratte!“

      „Weil ihr mit dieser Bande von Schnapphähnen nicht allein fertig werdet?“ erkundigte sich Ribault lächelnd.

      „Ach wo, die sind doch nur Nebensache.“ Carberry winkte ab. „Was mir viel wichtiger ist: Wir müssen Französisch lernen. Zum Henker, ich stolpere immer wieder über diese verdammte Sprache.“

      „O Gott, ja“, stöhnte der Kutscher. „Es ist grauenvoll, was er da von sich gibt.“

      „Was sagst du da, Kutscher?“ Der Profos fuhr zornig zu ihm herum.

      „Mister Carberry“, entgegnete der Kutscher und räusperte sich. „Ich bemerkte nur, daß du die Sprüche, die dir Lucille an den Kopf geworfen hat, gern in der Übersetzung kennenlernen würdest.“

      „Wie? Was? Ach so, ja – richtig.“ Carberry blickte wieder zu Jean Ribault und grinste. „Das wäre mir wirklich was wert, Jean. Die Lady hat nämlich Flüche auf Lager, von denen ich noch was lernen kann, schätze ich.“

      Jean nickte, wurde jetzt aber abgelenkt, denn er blickte an Carberrys mächtiger Schulter vorbei und entdeckte Mac Pellew.

      „Träume ich?“ rief er. „Oder ist das wirklich Mac Pellew, der alte Kesselschwenker?“

      „Ich bin’s“, erwiderte Mac Pellew stolz. „Ich bin jetzt wieder dabei. Hasard hat mich in Plymouth aus dem Schuldturm geholt, und das werde ich ihm nie vergessen.“ Ausnahmsweise zeigte er mal keine sauertöpfische Miene, sondern kicherte wie ein Kind und rieb sich die Hände.

      „Ich glaube, ihr habt uns auch so allerlei zu erzählen“, sagte Thorfin Njal.

      So ging es weiter. Es wurde gelacht und gefrotzelt, Berichte über die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit wurden ausgetauscht, und Thorfin und seine Leute „begutachteten“ entsprechend die „Neuen“, die wie Mac Pellew zur Crew der Seewölfe gestoßen waren: Jack Finnegan, Paddy Rogers und Roger Brighton.

      Der Wikinger zerquetschte ein paar Tränen, als er die Zwillinge plötzlich vor sich sah. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen und schnaufte so heftig, daß es einem angst und bange werden konnte.

      „Seid ihr Burschen aber groß geworden“, sagte er. „Das ist ja kaum zu fassen.

      „Wir sind immer gut begossen worden“, sagte Philip junior.

      „Und schließlich eifern wir ja Dad nach“, fügte Hasard junior hinzu.

      Der Wikinger brummelte etwas Unverständliches und blickte zum Seewolf. Ja, der war weit über sechs Fuß groß und hatte immer noch so gewaltig breite Schultern wie früher, und auch in seinen eisblauen Augen tanzten die tausend Teufel, die von Kühnheit und Wagemut sprachen. So kannte der Wikinger Hasard, so sollte er bleiben, und so sollten auch die Zwillinge geraten – Aussichten wie diese waren so recht nach Thorfins Geschmack.

      Gustave Le Testu, der zusammen mit Montbars, dem Korsen, von der „Fidelity“ auf die „Hornet“ herübergekommen war, hatte jetzt Gelegenheit, mit Jean Ribault zu sprechen. Er hatte durch Hasard bereits viel über Jean vernommen, aber niemals damit gerechnet, daß sie sich so bald kennenlernen würden.

      Hugenotten unter sich – die Verständigung war perfekt, und das nicht nur, weil sie sich derselben Sprache bedienten. Jean vernahm mit großem Interesse, was derzeit in Frankreich geschah, wie hart beispielsweise die Bourbonen, die von Spanien unterstützt wurden, gegen die Hugenotten kämpften.

      Le Testu war sehr aufgeregt, denn Jean Ribault war in seiner Heimat so etwas wie eine legendäre Gestalt geworden. Es war eine Ehre, ihm gegenüberzustehen. Selbst Montbars war auffallend gesprächig, was sonst gar nicht seiner Art entsprach.

      Le Testu versäumte nicht, zu erzählen, was in Quimper vorgefallen war. Die Ereignisse im Hafen und dann in dem Kellergewölbe der Burgruine stellten sozusagen den Schlüssel zum Einstieg in die ganze Geschichte dar. Jetzt begriff Jean, was gespielt wurde, und er stieß unwillkürlich einen leisen Pfiff aus.

      Er übersetzte für seine Kameraden vom Schwarzen Segler, was Le Testu und Montbars ihm mitteilten, und Thorfin Njal wandte sich daraufhin an den Seewolf. „Ihr seid also in geheimer Mission hier in Frankreich?“

      „Ja“, erwiderte Hasard. „Die Königin schickt uns. Ihr Sonderbeauftragter Lord Gerald Cliveden hat die ‚Hornet‘ und die ‚Fidelity‘ in Plymouth meinem Kommando unterstellt.“

      „Die Dons spinnen ihre Intrigen hier in der Bretagne?“ fragte der Boston-Mann. „Das ist wirklich ein starkes Stück!“

      Jetzt wurde kräftig auf die Spanier und auf die Portugiesen geschimpft. Thorfin Njal wäre am liebsten zu den Gefangenen hinuntergestiegen, die im Kabelgatt der „Hornett“ hockten, um ihnen ein paar kräftige Ohrfeigen zu verpassen. Doch der Seewolf hielt ihn zurück und sagte : „Laß nur, Thorfin, mit denen befassen wir uns später.“

      Auf Mordelles waren Hasard und seine Mitstreiter für kurze Zeit die Gefangenen von Yves Grammont und dessen Bande gewesen. Sie hatten nicht nur den Hohn der Freibeuter, sondern auch Lucio do Velhos ganzen Haß über sich ergehen lassen müssen. Der Portugiese befand sich mit seinen vier Begleitern selbst auf der Insel. Er war der Mann im Hintergrund, er war von Philipp II. als Provokateur und Spion in die Bretagne entsandt worden und hatte hier bereits erfolgreich die Stimmung gegen England angeheizt.

      Jetzt