Seewölfe Paket 19. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397785
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lächelte nachsichtig. „Ich fürchte, da mußt du noch ein paar Monate warten. Außerdem steht noch nicht fest, ob wir einen Jungen haben werden. Es könnte auch eine Tochter werden.“

      Thorfin Njal erhob sich mit den anderen. „Wenn’s ein Junge wird, nenne ich ihn vielleicht Thor“, brummelte er. „Wenn’s eine Tochter wird, Thora. Mal sehen.“

      „Da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden“, sagte Gotlinde, als die Versammlung sich auflöste.

      „Tausend Wörtchen“, sagte der Wikinger.

      Aber er hatte sich doch beruhigt. Was blieb ihm anderes übrig? Er mußte sich den Dingen fügen. Nur eins war sicher: Sollte während der Abwesenheit von Hasard und Ribault irgend jemand versuchen, die Schlangen-Insel zu erobern, dann würde er sich höllisch die Finger verbrennen – am frisch gewetzten Messerchen von Thorfin Njal.

      Der Abschied fiel kurz aus. Hasard, Ribault und Arne sowie die Crews begaben sich an Bord der „Isabella IX.“, der „Le Vengeur III.“ und der „Wappen von Kolberg“. Die Beiboote wurden hochgehievt und binnenbords geschwenkt, auf den Decks festgezurrt und mit gewachstem Segeltuch abgedeckt. Die Männer eilten auf ihre Manöverposten, enterten in den Wanten auf und setzten die Segel, während andere das Spill besetzten und den Anker hievten.

      Kurz darauf segelte die „Isabella IX.“ als erste mit dem Mahlstrom aus der Bucht. Die „Le Vengeur III.“ lag in ihrem Kielwasser und folgte dichtauf. Als letztes Schiff verließ die „Wappen von Kolberg“ die Bucht.

      Vor der Schlangen-Insel trennten sich die drei Galeonen. Arne von Manteuffel nahm Kurs auf Tortuga. Hasards und Jean Ribaults Kurs lag etwas südwestlich versetzt, sie liefen Punta Gorda an. Ein neues Abenteuer begann, und keiner wußte, wie es enden würde.

       3.

      Siri-Tong, Arkana, Araua, Gotlinde und die Schlangen-Kriegerinnen winkten den davonziehenden Schiffen noch eine Weile nach, dann gesellten sie sich zu den Männern, die sich um Thorfin Njal, Jerry Reeves und George Baxter scharten und die jüngsten Ereignisse von Tortuga eifrig diskutierten. Die Rote Korsarin hörte eine Weile zu, dann aber sonderte sie sich ab und schritt zur Werft, wo sie sich mit Hesekiel Ramsgate verabredet hatte.

      Auch Thorfin Njal erfuhr schon wenig später, über was die beiden sprachen – und daß weder von einem „Komplott“ noch von einem „Geheimnis“ die Rede sein konnte. Siri-Tong wollte lediglich auf der Schlangen-Insel bleiben, um mit dem alten Ramsgate beraten zu können, was schon seit einiger Zeit ihre Gedanken bewegte. Seit dem Verlust ihres Viermasters „Roter Drache“ sehnte sie sich nach einem neuen Schiff.

      „Ich habe daran auch schon gedacht“, sagte der alte Ramsgate und lächelte. „Immerhin können Sie, Madam, nicht immer als zweiter Mann auf einem anderen Schiff fahren – beziehungsweise, als zweiter Kapitän, meine ich natürlich.“

      „Ein neues Schiff ist mein Traum“, sagte sie und ließ ihren Blick über die Werft wandern. „Aber ich muß noch einen genauen Plan entwerfen.“

      „Wir könnten zusammen eine Zeichnung anfertigen“, sagte Ramsgate. Die Begeisterung hatte ihn bereits gepackt. Der Bau eines Segelschiffes war eine Schöpfung, eine Verbindung von solidem Handwerk und genialem Entwurf und die Vollendung menschlichen Könnens. Ramsgate hätte sich keine schönere Aufgabe vorstellen können. Sein Herz schlug für den Schiffbau, und er versah seine Arbeit mit dem Feuereifer eines echten Liebhabers.

      „Ich habe an einen schnellen, wendigen Dreimaster gedacht“, fuhr Siri-Tong fort. „Etwa im Stil der ‚Isabella‘, der ‚Tortuga‘ und der ‚Le Vengeur‘. Aber ich hätte einige Sonderwünsche, von denen ich hoffe, daß sie sich verwirklichen lassen.“

      Wieder lächelte der Alte. „Das hängt davon ab, um welche Art von Wünschen es sich handelt, Madam.“

      „Ich erinnere mich beispielsweise an die spanische Kriegsgaleone ‚Aguila‘, die wir vor Tortuga versenkt haben – und an ähnliche Schiffe, die mit Heckkanonen ausgerüstet waren.“

      „Heckkanonen lassen sich im Achterschiff durchaus unterbringen, man muß nur gewisse statische Berechnungen anstellen und die Lage der Stückpforten richtig wählen“, sagte Ramsgate.

      „Ich stelle mir das so vor: Es müßte eine Kammer unter dem Achterdeck ausgespart und als Geschützdeck für eine oder zwei Kanonen verwendet werden.“

      „Mit wasserdichtem Schott zu den übrigen Achterdeckskammern und Speigatten, damit überkommendes Wasser ablaufen kann“, fügte der Alte hinzu. „Ja, das halte auch ich für eine gute Idee. Achterlich ausgerichtete Siebzehn- oder Zwanzigpfünder erfüllen die gleiche Funktion wie Buggeschütze. Ich meine, sie können in einem Gefecht von großer Bedeutung sein, obwohl sie natürlich nicht so beweglich sind wie Drehbassen oder Serpentinen.“

      „Sie lassen sich meinen Vorschlag also durch den Kopf gehen, Hesekiel?“

      „Ja. Und vielleicht fertige ich auch gleich eine entsprechende Skizze dazu an.“

      „Mit anderen Worten, Sie können mir schon in den nächsten Tagen detaillierte Vorschläge unterbreiten?“

      „Ganz bestimmt“, erwiderte der Alte. „Aber sind Sie wirklich davon überzeugt, daß es ein Dreimaster sein soll – und kein Viermaster wie ‚Roter Drache‘?“

      Siri-Tong nickte. „Ich kenne die ‚Isabella‘, und ich bin lange genug an Bord der ‚Le Vengeur III.‘ gefahren. Die Schiffe faszinieren mich von der Schnelligkeit und Wendigkeit her, von ihren guten Am-Wind-Eigenschaften und der Manövrierfähigkeit – wie im übrigen auch die ‚Tortuga‘, welche die gleiche Qualität hat.“

      Diese Worte erfüllten den alten Mann mit Stolz, ja, fast mit Ergriffenheit. Schließlich war er der Konstrukteur der drei Galeonen gewesen, sie waren daheim in Plymouth auf seiner Werft vom Stapel gelaufen.

      Er murmelte etwas Unverständliches, dann streckte er der Roten Korsarin die Hand entgegen. „Na, dann also – auf ein gutes Gelingen, Madam.“

      Siri-Tong ergriff seine Hand und drückte sie fest. „Ich bin schon jetzt davon überzeugt, daß die Pläne für das neue Schiff bei Ihnen in sicheren und kundigen Händen sind. Ich bin neugierig auf Ihre Entwürfe.“

      Der Alte kicherte. „Ich selbst auch. Mal sehen, was dabei herauskommt. Haben Sie denn auch schon eine Vorstellung, wie die Galeone heißen soll? Das Kind muß schließlich einen Namen haben, das sagt sogar Thorfin Njal.“ Er hatte gehört, was der Wikinger Gotlinde während der Beratung zugerufen hatte – es war ja nicht zu überhören gewesen.

      „Ich weiß es noch nicht“, erwiderte Siri-Tong. „Das muß ich mir noch überlegen.“

      Gemeinsam schritten sie zu den anderen, und die nächsten Stunden verstrichen mit Mutmaßungen und Erwägungen, die bezüglich der Ankunft von Hasard und Ribault in Punta Gorda angestellt wurden. Hielt sich die Black Queen wirklich noch auf Hispaniola auf? Oder war sie inzwischen weitergesegelt, mit unbekanntem Ziel? Was würde geschehen, wenn die Männer der „Isabella“ und der „Le Vengeur III.“ die Bande der „Caribian Queen“ tatsächlich antrafen?

      Es würde gekämpft werden, daran bestand kein Zweifel. Wie aber ging das Gefecht aus? Gelang es dem Seewolf, die Black Queen endlich zu vernichten? Die Männer und Frauen auf der Schlangen-Insel hofften darauf, aber eine genaue Vorhersage ließ sich nicht treffen.

      Die Queen war geschwächt, aber sie hatte immer noch ein Schiff und eine Mannschaft. Sie würde sich mit allen Mitteln gegen den Feind wehren, notfalls mit Zähnen und Nägeln. Sie durfte auch jetzt nicht unterschätzt werden.

      Aber das wußten Hasard und Ribault – sie hatten aus den Erfahrungen der jüngsten Zeit gelernt. Sie gingen in keine Falle und fielen auf keinen Trick herein. Nur die offene Auseinandersetzung würde eine Entscheidung herbeiführen.

      Gilbert Sarraux und Joao Nazario waren auf Tortuga in eine Felsenhöhle in