Seewölfe - Piraten der Weltmeere 504. Burt Frederick. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Burt Frederick
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399123
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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-912-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Eine Trutzburg

       Sie kapitulierten nicht – denn sie kannten diese Galgenvögel

       In Havanna war der Teufel los. Die Stadt hatte Pech mit ihren Gouverneuren. Der eine war nach Spanien abberufen worden, dort aber nie eingetroffen, weil ihn der Bund der Korsaren vereinnahmt hatte, der nächste war ein Schurke und saß im Stadtgefängnis, und der dritte war selbst ein Opfer seiner Jagd auf den Seewolf geworden. Die Gunst der Stunde nutzten die Ratten von Havanna, bei denen sich am schnellsten herumgesprochen hatte, daß der Gouverneurssessel verwaist wäre. Miliz und Stadtgarde waren machtlos, nachdem es dem Hafengesindel gelungen war, das Waffenarsenal zu plündern und sich bis an die Zähne zu bewaffnen. Die Bürger flohen in die Residenz – einer verteidigte sich: Arne von Manteuffel. Aber hatte er noch eine Chance?

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Alonzo de Escobedo – der „verhinderte“ Gouverneur paktiert mit dem Lumpenpack vom Hafen.

      José Cámpora – der Gefängnisdirektor von Havanna denkt gar nicht daran, die Flagge zu streichen.

      Jussuf – der „Taubenvater“ des Bundes der Korsaren spielt den Späher.

      Arne von Manteuffel – der deutsche Handelsherr hält die Stellung, muß aber mit dem Schlimmsten rechnen.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Das Haus erbebte unter den Stößen.

      Wie Donner dröhnten die berstenden Schläge aus dem Erdgeschoß durch alle Räume. Bei jedem Rammstoß ächzte das Holz der Türen und der Fensterläden bedrohlich. Von draußen war das Johlen der wilden Horde zu hören. Vereinzelte Schüsse krachten, wenn die Kerle aus purer Wut oder aus verfrühtem Triumph ihre Pistolen in die Luft abfeuerten. Hafendirnen, die die marodierenden Meuten stets begleiteten, schleuderten ihre schrillen Verwünschungen gegen das wuchtige Bürgerhaus.

      Längst waren die Fensterscheiben im oberen Stockwerk von Pistolenkugeln und Steinen zertrümmert worden.

      Felipe Herrera wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Das Gesicht des stattlich gebauten Mannes war von Schweiß und Schwarzpulver verschmiert. Die rußigen Striemen ließen nicht mehr unterscheiden, was Vollbart und was Haut war. Der schwache, züngelnde Lichtschein, der in das Zimmer im Obergeschoß fiel, stammte von den Fackeln, die die Galgenstricke unten auf der Straße angezündet hatten.

      Wieder und wieder donnerten die Rammstöße durch das Haus.

      Herrera richtete sich blitzschnell am Fenster auf. Im selben Moment hatte er die soeben nachgeladene Muskete im Anschlag. Der Schuß krachte ohrenbetäubend. Pulverrauch wölkte fett und schwarz in den Raum und legte sich beißend auf die Atemwege der fünf Menschen, die hier ausharrten.

      Ein gellender Schrei auf der Straße war der Beweis für Herreras Zielsicherheit. Er wich vom Fenster zurück. Wütendes Gebrüll ertönte. Pistolenschüsse krachten in rascher Folge, die Kugeln prasselten in das Mauerwerk rings um das Fenster, an dem der Handelsmann eben noch gestanden hatte.

      „Einen von den Strolchen habe ich erledigt“, sagte er triumphierend und reichte die Muskete mit dem noch warmen Lauf den beiden jungen Frauen, die im hinteren Winkel des Raumes mit Pulverflaschen, Schußpflastern, Kugeln und Ladestöcken hantierten.

      Ricarda und Amata waren Hausgehilfinnen der Familie Herrera, und sie hatten sich freiwillig bereit erklärt, bei ihrem Dienstherrn zu bleiben – ebenso wie Ernesto und Ugo, die beiden Diener.

      Mit geschickten Händen arbeiteten Richarda und Amata in nahezu völliger Dunkelheit. Kerzen- oder Lampenlicht war im Umgang mit Pulver zu gefährlich. In den möglichen Wirren des Geschehens konnte man sich allzu leicht selbst in die Luft jagen.

      Ein erneuter Rammstoß erschütterte das Haus. Diesmal blieb es nicht beim Dröhnen und Erbeben des Mauerwerks. Holz splitterte. Ein kurzes Klirren von Scherben war zu hören. Die Kerle waren im Begriff, einen der Fensterläden und die dahinter befindliche Bohlensicherung zu zerstören.

      Entsetzt verharrten die fünf Menschen im Obergeschoß. Dies konnte das beginnende Ende sein und bedeuten, daß das Warten auf Hilfe vergeblich war. Ricarda und Amata bekreuzigten sich, alle dachten an die Frau und die Kinder des Handelsherrn.

      Señora Herrera hatte sich an der Verteidigung des Hauses beteiligen wollen, aber ihr Ehemann hatte sie überzeugen können, daß sie die Kinder beaufsichtigen mußte, mit denen sie sich hoch oben – in der Dachkammer – halbwegs in Sicherheit befand.

      Felipe Herrera gab sich einen Ruck. Der nächste Rammstoß würde in wenigen Sekunden erfolgen. Es mußte etwas geschehen.

      „Ernesto“, sagte er rauh, „wir müssen unten nach dem Rechten sehen. Bist du bereit?“

      „Si, Señor“, erwiderte der Diener sofort, ein untersetzter Mann mit rundem Gesicht, das ebenso pulververschmiert war wie das seines Dienstherrn.

      „Beeilen wir uns!“ rief Herrera. „Ugo, du versuchst, die Kerle mit der Muskete zurückzuhalten!“

      Der zweite Diener, ein sehniger Mann, hatte sich bereits mit einer Langwaffe versorgt und näherte sich geduckt dem Fenster, von dem aus Felipe Herrera gefeuert hatte.

      Der Hausherr nahm unterdessen eine Pistole vom Tisch und eilte voran. Ernesto schob zwei Kurzwaffen unter den Hosenbund und folgte dem Inhaber des Handelshauses. Im Erdgeschoß befanden sich ausschließlich die Kontore der Compañia Herrera y Castillo.

      Herrera hatte die Mehrheit des Geschäftskapitals, sein Teilhaber Castillo fungierte als eingeschränkt weisungsberechtigter Geschäftsführer. Das Nachbarhaus, in dem er mit seiner Familie gewohnt hatte, war längst ausgeplündert worden. Nach Ausbruch der Unruhen hatte sich Castillo der Mehrheit der Bürger angeschlossen und sich in die Residenz evakuieren lassen.

      Herreras Haus war wie eine Insel im Meer von Gewalt. Er gehörte zu den wenigen, die sich dem Aufruhr des Pöbels widersetzten. Lediglich von dem deutschen Handelsherrn Arne von Manteuffel wußte er, daß dieser ebenfalls noch den Angriffen trotzte. Von den restlichen Widerstandsnestern im Stadtgebiet hatte Herrera in dieser Nacht auf den 9. Juli Anno 1595 schon seit Stunden nichts mehr gehört.

      Es